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i Oütekksiklnqrd^tüqe Mk S) - Nachdruck verboten. Jetzt ließ Surcouf Raketen aus der Pulverkammer kommen; ihr aufsteigendes Licht und ein einziger ge löster Kanonenschuß sollten den „Falken" benachrich tigen, daß der „Adler" sich in den Händen der Sieger befinde. Diese Zeichen wurden bemerkt, und nach einer Stimme. „Was Ihr zu Pflegen beliebt, das ist hiep vollständig gleichgültig; jetzt gilt nur das, was mW beliebt! Ich ersuche Euch, Robert Surcouf nicht M Ker KaperkMWW S Bon Karl May. HeraüSgegsben von Dr. E. Schmid. einen Mann zu halten, mit dem man Komödie spielen darf. Ich nehme an, daß es Euch nicht an Einsicht mangelt, Eure gegenwärtige Lage vollständig zu be greifen. Werdet Ihr mir sagen, wo sich der Missions- prießer befindet, oder nicht?" „Einem Surcouf antwortet Kapitän Shooter nicht!" „Nun Wohl, Ihr seid mein Gefangener. Da Ihr Euch weigert, so wird man Euch den Mund öffnen müssen. Leutnant Ervillard, ein Tauende! Dieser Mann erhält dreißig Hiebe auf den bloßen Rücken!" Bei diesem Befehl trat Shooter hastig einen Schritt vor. „Was sagt Ihr da?" rief er, vor Grimm erbebend. „Schlagen wollt Ihr mich lassen! Mich/ einen Offizier! Den Kapitän des „Eagle", vor dem noch jeder Feind erzitterte!?" . ' S Surcouf zuckte die Achseln und entgegnete: „Hof-, fentlich zählt Ihr mich und meine braven Jungen nicht zu den Leuten, von denen Ihr gefürchtet worden seM Ja, ich werde Euch den Mund mit guten Hieben öffnen lassen!" 'S Shooter antwortete zunächst nur mit einem heise ren Schrei, dann rief er: „Mensch, das wagt Ihr nicht! Noch gibt es ein Völkerrecht! Ich bin kein Seeräubers sondern ein Privateer, der mit vollgültigen Kapers briefen versehen ist. Und wenn diese nicht geachtet werden, so ist Kapitän Shooter der Mann, ihnen.AM tung und sich selbst Genugtuung zu verschaffen. Zitters vor meiner Rache! Ihr habt mein Schiff genommen^ nun wohl, ich kann nichts dagegen tun, obgleich meinL Schlafmützen dies fürchterlich büßen sollen. Aber Jh^s müßt mich am nächsten Hafen abliefern, und dann, A dann werde ich Euch zeigen, was es heißt, einem Mann, wie mir, mit dem Tauende zu drohen!" '"'S „Ich sehe, daß der Zorn Euren Anstand auf eine sehr ungünstige-Weise beeinflußt," antwortete Sur couf. „Eigentlich habe ich hier keinem einzigen Men schen gegenüber meine Befehle und Handlungen mit Gründen zu belegen, aber in Rücksicht aus Euer krank haftes Denkvermögen will ich mich doch zu einer Erklä rung herbeilassen. Ja, es gibt ein Völkerrecht, aber eben dieses Völkerrecht verbietet einem Kaper, ein Pirat zu sein; jedem ehrlichen Kapitän aber gebietet es, einen Piraten auch als Piraten, das heißt, als Seeräuber, zu behandeln. Ob Ihr mit Kaperbriefen versehen seid, ist mir durchaus gleichgültig; ich habe die Beweise, daß Ihr wehrlose Ansiedler überfallen und friedliche Seefahrer getötet habt, obwohl diese sich ohne Widerstand ergaben; daß Ihr sogar einen Krieg, einen Vernichtungskrieg gegen fromme Priester führt, die keine anderen Waffen besitzen, al- Worte der Liebe oder der Ermahnung. Eure Kaperbriefe kann ich also nicht achten, denn Ihr seid kein Pri-, vateer, sondern ein Seeräuber. Auch Genugtuung mW ich Euch versagen, da ein Mensch wie Ihr außerhalb des Ehrenkodex steht. Eure Rache fürchte ich nicht. Und endlich will ich noch bemerken, daß ich keinse- halben Stunde, während der Surcouf eine eingehende .Besichtigung des „Eagle" vornahm, kam der Schooner Herbei und warf neben dem Engländer den Hauptanker. Nun wurden auch die drei zurückgelassenen Boot« herbeigeholt, und das Unternehmen gegen den „Adler" war glücklich beendet. Jetzt galt es nur noch, den entführten Missionär ausfindig zu machen. Kein einziger Mann der Schiffs desatzung hatte Auskunft über ihn gegeben; alle hat ten vielmehr jeder Bitte und jeder Drohung ein hals- .starriges Stillschweigen entgegengesetzt. Nun wurde der .Leutnant vernommen; auch dieser schwieg. Darum ischickte Surcouf nach dem Kapitän, der noch immer ge- 'fesselt in seiner Kajüte lag, und empfing ihn an Deck, von sänrtlichen Leuten des „Falken" umgeben. Mehrere jetzt an den Masten aufgehängte Laternen verbreiteten ein genügendes Licht, um den berüchtigten Mann genau in Augenschein nehmen zu können. Er Hatte eine lange, hagere, vornüber gebeugte Gestalt und 'ein Gesicht, dessen Ausdruck nichts weniger als ver trauenerweckend war. Man hatte ihm den Knebel ab genommen und die Füße entfesselt; die Hände aber blieben gebunden. Er schien von dem, was ihn betroffen hatte, und dessen Tragweite er noch gar nicht kannte, keineswegs niedergeschlagen zu sein, sondern sein Auge blitzte, und /sein Gesicht war gerötet vor Zorn, als er, in den Kreis tretend, mit barscher Stimme fragte: „Was geht hier Hör? Wer ist es, der es wagt, sich auf meinem Schiff als Herr zu gebärden?" „Auf Eurem Schiffe, Mr. Shooter?" antwortete Surcouf. „Ich denke, daß es das meinige ist!" tz „Ah, welche Frechheit! Wer seid Ihr denn?" „Ich bin v-.obert Surcouf, Untertan der französi schen Republik, und das Schiff, dessen Licht Ihr hier über Steuerbord seht, ist der „Falke", dessen Bekannt schaft Ihr so gern machen wolltet. Ich erspare Euch, wie Ihr seht, die Mühe, noch längere Zeit erfolglos nach mir zu suchen!" Als der Kapitän diesen Namen hörte, erbleichte er; doch war dies das einzige Zeichen seines Schreckens, denn er antwortete in stolzem Tone: „Robert Sur couf? Hm! Ja, ich erinnere mich, diesen Namen irgendwo einmal gehört zu haben. Aber was habt. Ihr an Bord des „Eagle" zu suchen?" -s „Ich suche Kapitän Shooter !" —ch „Nun wohl, der bin ich. Was weiter?" „Ferner suche ich einen Missionspriester, den Ihr vor einigen Tagen von Java entführt habt. Ihr werdet dis Güte haben, mir seinen Aufenthalt zu nennen!" „Ich werde diese Güte nicht haben, Herr! Ich pflege —" .. „Pah!" unterbrach ihn Surcouf mit barscher