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Ästasien den Japsen? Entente-Sorgen über Japans Treiben. . Mr. Wilson hat dieser Tage die Monroe-Lehre lr die ganze Welt empfohlen. Alle Völker, Bölk- sen und Völkersplitter, die sich für selbständig halten, ollen über ihr Schicksal völlig selbständig zu ent- cheiden haben. „Amerika den Amerikanern!" sagte ll vor hundert Jahren der damalige Präsident der gereinigten Staaten, Mr. Monroe. Der zwangsweise Anschluß" der westindischen Inseln an Amerika, die öegnahme der ostasiatischen Philippinen von Spa ten, die Festsetzung auf den Sandwichsinseln im Drohen Ozean widersprechen dem zwar, aber Wilson leht jetzt nur noch Splitter im Auge des Feindes und rnn den Balken im eigenen nicht mehr erkennen, l Japan richtet sich danach. Warum soll es diese schöne Lehre nicht benutzen, m die Europäer aus Asien zu vertreiben? Kit aller Macht ist die gelbe Gesellschaft an der Ar- eit, um die Riescnvorteile dieses Krieges gut anzu- !gen. So scharf sind die Herrschaften an der Arbeit, aß man im Dutzendverbandslager sehr unruhig wird, tesonders die italienische Presse befaßt sich in jüngster leit auffällig mit Japan und seinem wirtschaftlichen lufschwunge. In der „Noma" vom 2. Juni 1917 rmmk Enrico de Mariais, nachdem er vielbedeutender- >eise erklärt hat, daß er sein Thema mit Rücksicht uf die Japaner nur unvollständig behandeln Inne, zu folgenden Feststellungen: „Auf den amerikanischen und asiatischen Märk en ist es (Japan) in wenigen Monaten an die Stelle er anderen kriegführenden Staaten getreten. Im itdamerikanischen Handel nimmt es jetzt die Stelle on England, Deutschland, Frankreich und Italien ein nd tritt schon in Wettbewerb mit dem dort an erster Kelle stehenden Nordamerika. Kaufleute, die jüngst us Südamerika nach Europa kamen, erzählen von er fieberhaften Tätigkeit der Japaner, die nach Art er Deutschen langfristige Handelsverträge abschließen, iine ähnliche Tätigkeit entwickeln sie in Britisch- und » Holländisch-Jndien, in Indochina, in Australien nd auf den Philippinen, indem sie neue Industrien Haffen und so die verschiedensten europäischen Aus- »hrartikel durch ähnliche japanische ersehen, wie lpielzeuge, Biersorten, Woll- und Baumwollgewebe, Äutschukpneumatiks, Geschirr usw. . . . Japan erwar- ete den europäischen Krieg, um aus ihm Nutzen ü ziehen, und sein Glück vergrößerte sich noch durch >ie russische Revolution, die mit ihrem Berzichtpro- Mtnm ganz zum Nutzen Japans ausschlügt, indem sie irn Japanern neue asiatische Besitzungen verschafft." Noch genauer in der Nachrechnung, die ganz zif- Krnmäßig vorgenvmmen wird, ist „Nauticus" in der Preparazione" vom 1. Juni: „Japan, heißt es dort, s vor dem Kriege Schuldner Europas war, ist jetzt / nächst Amerika ver größte Bankier geworden. :s hat seine Goldreserve von 330 Millionen Den uf 850 Millionen Uen gebracht, hat Rußland 150 Killionen Lire, England 500 Millionen Lire geliehen, at eine innere Anleihe von 40 Millionen Uen aus- egeben, 50 Millionen Den in chinesischen Bahnen mgelegt. 1916 hatte es einen Exportüberschuß von 750 Millionen Uen." ' Hinsichtlich der japanischen Auswanderung und der wirtschaftlichen Entwicklung, die ihr unmittel- har nachfolgt, stellt „Nauticus" in der „Prepara- zione" fest: „Bei Kriegsausbruch gab es in Asien 134 498 japanische Auswanderer, in Amerika 117122, in Ozeanien 106 165, in Europa 1231. Die englischen Kolonien und Nordamerika haben deutlich zu ver stehen gegeben, daß sie der japanischen Einwan derung einen Riegel vorschieben werden. Um so mehr betrachten die Japaner China «nd Südamerika als Ziel ihrer Auswanderung. Hauptmittcl dazu ist die großartige Entwicklung ihrer Handelsflotte. Während noch im Jahrs 1914 27 500 Tonnen in Japan gebaut und 177 298 Tonnen im Aus land gekauft wurden, ist im Jahre 1915 die Si tuation vollkommen umgekehrt: 28 081 kamen ans dem Auslande und 78 918 wurden in Japan gebaut. 1916 Wurden sogar 300 000 Tonnen gebaut. Nach dem Kriege wird, aller Voraussicht nach, Japan über 2 Millionen Tonnen Schiffsraum verfügen, bei einem jährlichen Stapellauf vou einer halben Million Ton nen. Diesen wachsenden Schiffsraum hat Japan zu nächst dazu benutzt, den englischen Handel aus China zu verdrängen. In Südamerika ist das gleiche den nordamerikanischen Erzeugnissen gegenüber im Werke. In Peru und Brasilien hat sich die Zahl der Japaner bereits verdoppelt und steigt noch fortwährend. Mit Kroßer Aufmerksamkeit, um nicht zu sagen, mit Sor- »e n, muß man die stille Arbeit dieses Out siders (dabei ist Japan doch Bundesgenosse!!), ver folgen, der für alle gefährlich wird." > Diktator Veniselos beschützt »mV cittgcführt mit Entente-Gewalt. Ganz so harmlos, wie die Franzosen sich die Einführung ihres Soldknechtes Veniselos in die Macht dachten, ist's nicht gewesen. Sie müssen Griechen lands neue NeLierung gegen das griechische Volk schützen: Die Mitarbeiter Veniselos' sind au Bord eines griechischen Schiffes, das von einem französischen Tor- Ipedobootszekstökcr begleitet war, im Piräus ange- kommen und haben sich nach Athen begeben, wo sie im Königspalast den Eid ablegte». Französische Truppen und kretische Gendarmen hielten den Verfassungsplatz und die Straße zum Königspalast besetzt. Die Haupt plätze waren ebenfalls besetzt worden. Nach einem Amsterdamer Blatte meldet die „Times" aus Athen, daß die (d. h. die französischen Truppen alle Zugänge zu der Stadt besetzt haben. Auf den Mauern der Akropolis stehen Wachtposten find im Parthenon lagern kleine Abteilungen. Veniselos Kriegstreibereten werden in Italien sehr skeptisch beurteilt. Eines der wichtigsten italienischen Blätter, die „Perseveranza" in Mailand, meint zurückhaltend: „Das griechische Volk habe deutlich genug seinen festen Willen zur Neutra lität geoffenbart. Frankreich und England seien daher im Irrtum, wenn sie glaubten, durch Veniselos die Kriegslust Griechenlands für die Sache der Entente wecken zu können. Den König zu entthronen, sei leichter als das Volk in den Kri.g zu stürzen." Am Drjestr Artilleriekampf. Wien, 28. Juni. Amtlich wird verlautbart: Oeftlicher Kriegsschauplatz. In, galizischen Frontabschnitt nördlich des Dnjestr war die feindliche Artillerie anhaltend lebhaft tätig. Aufklärungsabteilungen des Gegners versuchten an mehreren Stellen vergeblich vorzugehen. Einige er folgreiche Luftkämpfe. Italienischer Kriegsschauplatz. Außer den gemeldeten Gefangenen wurden bei der Wiedereroberung des Monte Ortigara 32 Maschi nengewehre, 2 Minenwerfer, 7 Geschütze und 2000 Gewehre erbeutet. Hauptmann Heyrowsky hat am 26. Juni über dem Wippachtal zwei Flieger abgefchossen. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Unverändert. - - Der Chef des Generalstabes. Schwindler oder Beschwindelte« Der Speck-Konzern. Bureauches Lenssen erzählt, daß auf Veranlas sung des Bücherrevisors Buihmanu ein aus Geschüfts- kollegen gebildeter Konzern, zu dem er selbst ge hörte, sich an dem Kupferschen Unternehmen mit gro ßen Summen beteiligte. Lenssen berichtet unter an derem von einem Speckgeschäft, das Frau Kupfer angeblich für Anfang Januar vorhatte. Dieses Speck geschäft übte eine mächtige Anziehungskraft aus. Der Konzern zahlte noch am 2. Januar 1917: 350 000 Mark ein, die am 17. Januar ausgezahlt werden sollten. Die Summe ist glatt verloren. . . Eine große Nolle spielt in diesem Falle der Bücherrevisor Buißmann. Er hat nach den Behauptungen der Kupfer, die man allerdings nur zu einem 'Viertel zu glauben braucht, zirka 450 000 Mark bei der Kupfer an Provisionen „verdient". Die Jengen in der AngeNagten-Pose. — Berlin, 28. Juni. Die Verteidigung der Oberschwindlerin Martha Kupfer geht mit den Zeugen recht scharf vor, und wenn über der ganzen Tragikomödie nicht ein dicker Schutzmantel grandiosester Einfalt und gewissenlosester Dummheit läge, dann könnte man nur wünschen, daß diese Zeugen-Wäsche vom Staatsanwalt selber in die Hand genommen würde. Kupfersche Schlepper-Provisionen. Auch diesem Schwindelgenie gingen die Dummen nicht so ohne weiteres ins Garn, sie brauchte ihre „Schlepper", und das mußten natürlich repräsentable Personen sein. Nun — lassen wir den Sitzungsbericht ! sprechen: Der Zeuge Baron Carl von Zech hat eine Anzahl 1 Bekannte und Verwandte (!!), darunter seinen Bruder (!!), den Rittmeister von Z., zu Beteili gungen an den Kupferschen Geschäften und teilweise bedeutenden Einzahlungen veranlaßt. Er hat dafür nach seinen Angaben etwa 25—30 000 Mark als Pro vision verdient (!!), während die Angeklagte diese auf 44 000 Mark beziffert und zum Beweise dessen auf Quittungen darüber verweist. Vergeßliche Zeugen. Kaufmann Leopold Mendel-Charlottenburg will 150 000 Mark an Waren und 200 000 Mark bar einge- 1 legt haben. Nach der Behauptung der Frau Kupfer sollen die ihm geleisteten Auszahlungen bedeutend Höhe r gewesen sein als die Einzahlungen. Der Zeuge erklärt, nicht sagen zu können, wieviel er „verdient" hat. Diese Angabe wird von der Verteidigung an gezweifelt. Nach Ausweis der bei den Konkursakten befindlichen Quittungen stellte sich die Sache so, daß dem Zeugen ein Reingewinn von 193000 Mark erwachsen ist. Der in Feldgrau erscheinende Zeuge Kaufmann Rödiger erklärt, 46 000 Mark eingezahlt nnd mehr heransbekommen zu haben, doch wisse er abso lut nicht, wie hoch dieses Mehr gewesen; er er klärt dies damit, daß er lange Zeit im Lazarett gelegen und sehr nervös sei. Konkursverwalter Schmidt: Nach den Akten hat die Gesamteinzahlung des Zeugen, aufgerechnet aus den Gewinnanteilen, 387 000 Mark betragen, während er 559 000 Mark zuriicksrhalten hat, so daß ihm ein „G ewin n" von etwa 170000Mark verblieben ist. Er habe sich mit diesem Verdienste nicht begnügt, son dern noch zwei Klagen in Höhe von 219000 Mark angestrengt, bei denen gegen Frau Kupfer das Ver säumnisurteil ergangen ist. — Der Zeuge gibt schließ lich die Möglichkeit zu, über 100 000 Mark verdient zn haben. Aus aller Wett. ** Z« kleine Kartoffeln. Nachdem in letzter Zeit neue Kartoffeln in Hamburg ziemlich reichlich ange- boten wären, allerdings zu Preisen von 1 Mark und mehr für das Pfund, sind sie plötzlich völlig von der Bildfläche verschwunden. Die Bauern hatten infolge ! der hohen Preise zu kleine Kartoffeln auf den Markt gebracht, weshalb das Generalkommando des 10. Ar- § meekorvs in Hannover das Ausnehmen der Kartof- I . sein vor dem 1. WM verboten hat. Dies trifft ! nun gerade die Gegenden besonders, die nach Ham burg zu liefern Pflegen. Die Regierung der Provinz Schleswig-Holstein hat ein Ausfuhrverbot erlassen. — Das wird bald anders werden, da vom 1. Juli ab Höchstpreise auf neue Kartoffeln festgesetzt sind, nach denen das Pfund im Kleinverkauf nur 15-20 Pfg. kosten dürfte. ** Wieder Trichinen. Jn.Hohenlinde (Kreis Beu- then) sind in den letzten Tagen drei Personen — zwei Frauen und ein Mann — an Trichinose gestorben. ** Gefahren des Alleivbadems. Aus Schweidnitz ist einer der geachtetsten Bürger der Stadt, Buch- druckereibesttzer Schreyer, dessen Name wett in Schle sien auch als eifriger Pfleger des deutschen Männer gesanges wohlbekannt ist, spurlos verschwunden. Er entfernte sich in der Mitte der vergangenen Woch ezu einer Partie in das Schlesiertal und ist seitdem nicht mehr gesehen worden. Man fand ihm gehörige Klei dungsstücke am Rande der Talsperre im Schlesiertal. ** Städtische Hypotheken und Mietssteigerungeu. Der Magistrat in Merseburg erläßt folgende Bekannt machung: In zahlreichen Fällen ist langjährigen Mie tern, besonders solchen mit mehreren Kindern, i gekündigt worden, weil den Hauseigentümern von an- , derer Seite mehr Miete geboten worden ist, oder weil der Hauseigentümer durch Aufnahme von Schlaf- ! burschen höhere Einnahmen erzielen wollte. Magistrat und Vorstand der städtischen Sparkasse haben daher be schlossen, daß allen Hauseigentümern, welche so ver fahren, sofort die städtischen Sparkassen- und Stif- tungshypotheken gekündigt werden. Lokales. /X Gegen überflüssiges Reisen richtet sich eine ganz energische Vermahnung des Eisenbahnministe riums: „Die Schwierigkeiten der Kohlenversorgung ist in allen kriegführenden Ländern in der Steigerung begriffen. Wir stehen auch in dieser Frage zweifellos am besten da, aber heute gilt es auch hier, sparsam zu sein. Wenn der Himmel uns nicht einen milden Winter schickt, so werden wir in dieser Beziehung manche Entbehrung zu tragen haben. Deshalb ist es unabweisliche Pflicht, mit der äußersten Zu rückhaltung beim Kohlenverbrauch vorzugehen. Unsere Eisenbahnverwaltung ist aus gewichtigen Gründen zu > einer Abdrosselung des Verkehrs, etwa durch Ein führung von Erlaubnisscheinen, nicht geschritten, aber sie ist andererseits auch uicht in der Lage, wie in früheren Jahren auf die Belebung des Verkehrs, ins besondere durch Ferienzüge mit ermäßigten Fahrprei sen usw., hinzuwirken; im Gegenteil weist sie immer erneut auf die Notwendigkeit hin, jede irgend entbehr liche Reise zu unterlassen. Die Gerüchte von angeblich großartiger Verpflegung draußen sind vielfach über trieben und stammen zur Teil noch aus früherer Zeit, werden sich aber sicher als unzutreffend erweisen, wenn sich erst wieder ein größerer Strom von Ferien- rcisenden über das Land ergossen hat. Eine wenn vielleicht auch knappe, so doch sichere Verpflegung fin det man nur zu Hauke. Volkswirtschaftliches. H Berlin, 28. Juni. Der bevorstehende Ultimo, der nach den teilweise ansehnlichen Preissteigeruygen der letzten Zeit Gewinnsicherungen in Spekulations werten veranlaßt, führte im heutigen freien Bör senverkehr zu mehrfachen Abschwächungen namentlich auf dem Gebiete der Montanwerte. H Berlin, 28. Juni. (Warenmarkt. Nichtamtlich.) Serradella 43—49, Saatwicken 40, Saatlupinen 35 Kis' 40, Saatpeluschken 35, SPörgel 68—69, Schilf rohr 3,25, Heidekraut 1,40—1,60 per 50 Kilo ab Sta tion; Wiesenheu 9,50 10,25, Kleeheu 2,25-3,00, Ti- moteeheu 10,50- 11,50, Flegelstroh 4,75 -5,25, Preß stroh 4,50, Maschinenstroh 4,00—4,25 per 50 Kilo frei Haus. H Mit der Kohlenknappheit hat sich das Rheinisch- Westfälische Kohlensyndikat soeben beschäftigt. Der Vor sitzende, Geheimrat Dr. Kirdorf, wies auf die außer ordentlichen Schwierigkeiten hin, in denen sich das Kohlensyndikat gegenüber den von allen Seiten her antretenden gewaltigen Anforderungen befin det, und richtete die dringende Mahnung an die Zechen, das äußerste aufzubieten, die Förderung zu steigern. Es ist gelungen, die Förderung im Mai und Juni etwas zu verstärken. Diese Steigerung ist zu ver zeichnen, obwohl die Ueberweisung von gelernten Berg leuten aus dem Heeresdienst bisher noch nicht in der geplanten Höhe ausgefallen ist. Im Mai ist eine erhebliche Zunahme des Versandes eingetreten, und ebenfalls im laufenden Monat. Trotzdem ist in beiden Monaten der Rückstand gegen die Anforderun gen erheblich. Alles in allein überschreiten die Anforderungen zurzeit die möglichen Leistungen ganz bedeutend. ' H Mit der Förderung der Schafzucht hat sich eine Konferenz im Preußischen Landwirtschaftsministerium befaßt. Einig war man darüber, daß die Schafzucht mit allen Mitteln gefördert werden müsse und daß die erste Voraussetzung für den weiteren Ausbau die Sicherung der dauernden Rentabilität der Schaf haltung sei; nur dann sei eine Zunahme der Schaf haltung zu erwarten. Voraussetzung sei also die Sicherung eines angemessenen Wollpreises für län gere Zeitdauer. Eine Vereinheitlichung der Zuchtziele wurde ebenfalls allgemein als sehr erwünscht be zeichnet. Hierbei sei jedoch unter Schonung bestehender bewährter Zuchtrichtnngen vorzugehen. Man war im allgemeinen der Ansicht, daß die Grundlage für di2 Landesschafzucht in den schon bestehenden Nassen ge geben sei.