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Griechischer Ortschaften, und der Ausweisung König Kon stantin», verwendet wurden. Der Protest richtet sich auch gegen die Rechtswidrigkeit der Verwendung russischer Truppen für einen solchen Zweck, ohne daß hiervon die russische Regierung vorher unterrichtet worden wäre. Kerenski wurde von dem russischen Gesandten Dietetich in Saloniki ersucht, eine Persönlichkeit aus Ruhland nach k Saloniki zu entsenden, um die russischen Truppen über die k Ereignisse in Ruhland zu unterrichten. k Russische Mißernte. Stockholm, 26. Juni. Nach der „Utro Rossij" steht in den nördlichen an der Wolga gelegenen Teilen des Gouvernements Astrachan eine Mißemt« bevor. Der vor aussichtliche diesjährige Ertrag auf den Hektar beträgt 34 gegen sonst durchschnittlich 120 Pud Getreide. Infolge de» niedrigen Wasserstandes in den Flüssen Wjatka und Lialaja entstand in Mittelruhland eine alleemeine Stockung der auf den Wasserweg angewiesenen Getreidrtransporte. x Trübe ErnShrungsaussichten für England. London, 27. Juni. (Indirekt.) Die Versuche, das Publikum zur freiwilligen Einschränkung des Brotoerbrauches zu veranlassen, sind vollständig mißglückt. Für die neue Getreideernte sind die Aussichten lehr wenig günstig. Aus L Kanada lauten die Berichte ebenfalls sehr wenig günstig. Dortige Sachverständige bezeichnen die Lrnteaue sichten al» trüb infolge de» anhaltenden Regen» und der Kälte. In der Provinz Ontario gingen solche Regenmengen nieder, daß d« Getreide auf dem Halm ve» fault« und die Farmer auf weite Strecken alles unlerpflügen muhten. Auch aus ein« Versorgung England» aus den Bereinigten Staaten darf nicht viel gerechnet werden. Bewaffneter Widerstand gegen das amerikanische Wehrpflichtgesetz. London, 27. Juni. (Indirekt) In Virginien sanden Zusammenstöhe zwischen der Gebirgsbevölkerung, die sich bewaffnet hatte und sich der Militärpflicht nicht unter werfen will, und der Naliinalgarde statt, die zur Durch führung des Gesetzes herangezogen wurde. Das Justiz- Ministerium sandte einen besonderen Untersuchungsausschuß L ' an den Schauplatz der Ereignisse. Antioenizelistlsche Kundgebungen in Athen. k Haag, 27. Juni. Reuter meldet aus Athen: Lin Teil der griechischen Presse sucht aus einer antivenizelistischen Demonstration, die dieser Tage organisiert wurde, politisches ' Kapital zu schlagen. Nach Reuter nahmen an dieser De- monstralion lediglich betrunkene Reservisten und Matrosen l teil, di« durch bekannte Aufwiegler aus dem Lager de» Gunart» ausgrsührt worden seien. Chamberlain bereitet auf eine Niederlage vorl Der Schweizer Allgemeine Pressedienst meldet aus Kopenhagen: Der Leiter des englischen Zioildienste», > Chamberlain, hat erklärt, die russische Revolution habe da» Gute, dah sie den Verbündeten die Verantwortung für ein Fehlschlägen des Krieges abnehme. Der Friede könne ntwt mehr als eine Niederlage der Verbündeten und als «in aus eig«ner Kraft gewonnener Sieg der Mittelmächte angesehen werden. Da» englische Volk wird also aus «inen erfolglosen Ausgang des Kriege« bereits vorbereitet. Weitere amerikanische Preßhetze gegen die Neutralen. New York, 27. Juni. Die „New York Time»" führt ihren Feldzug für ein bedingungslose» Verbot aller Lebens- Mittelverfrachtungen an die Neutralen unermüdlich fort. Man solle nicht vor der Möglichkeit zurückschrecken, dah «ine solche Maßnahme vielleicht zu vermehrter Ausfuhr holländischen Fletsche» führen werde. llnabhangigkeitserklarung weiterer 5 chinesischer Provinzen. Kopenhagen, 27. Juni. Wie die Petersburger Tele- graphen-Agrntur aus Peking meldet, verschlimmert sich die Lage in China immer mehr. Der neu ernannte Minister- Präsident ist wieder zurückgetreten. Der Rücktritt hatte zur Folg«, daß sich die Provinzen Hupek, Hinan, Schantung, Schansi und Mukoen für unabhängig erklärt haben. Die kriegslustigen Rooseoelte. Amsterdam, 27. Juni. Major Theodore Roosevelt und Kapitän Archibald Roosevelt, die Söhne des Erpräsi- drnten Roosevelt, sind nach Frankreich abgereist, um sich den amerikanischen Streitkräften anzuschliehen. Venizelos mit der Kabinettsbildung betraut. Pari», 25. Juni. Agence Havas läßt sich aus Athen melden: Ministerpräsident Zaimis gab dem König den Wunsch zu erkennen, ihm da» Entlassungsgesuch de» Kabi netts zu überreichen. In der gestrigen Unterredung mit Jonnart erklärte der König sein Einverständnis, Venizelos die Sorge für die Bildung eine» neuen Ministeriums anzuvertrauen. M Den Bergeltern. Das ist das Schaurig-Große dieser Tage: Wir lernen lachen, wo wir uns entsetzen, am Irrsinn der Zerstörung uns ergötzen, wird sie dem Feind nur zum Bernichtungsschlage! So jubeln wir der grimmen Hochseeplage, die ausröumt mit des Briten Macht und Schützen, entrinnend den Granaten wie den Netzen — so jubeln wir erneuter Wikingsage! Ihr Wilden, die ihr durch die Wogen zischt und schlottern lehrt, die uns erdrosseln wollten, und ihren Hohn ersäuft Im Gurgel gischt, weh dem, der euch, ihr Schrecklichen, begegnet! So ward noch nie »erdamnilich Ziel vergolten — ihr jungen Wiking«, seid uns gesegnet! Walter Bloem. / Mali««: «ftrlach ftO»E«gNche» SuWMtLW» ! In dem Spionageprozeß gegen den deutWÄ jPrälaten Monsignore Gerlach hat die deutschfeindi-i liche Hetze ihr Ziel erreicht. Der dramatische Schrift steller Archita Valenti wurde zu lebenslänglichem Zuchthaus, Francesca Nicolussi Raspegliesi zu fünf, Witaliano Garcea und Giuseppe Ämprogettt zu ft drei Jahren Zuchthaus verurteilt, der füihäe Berliner Korrespondent der „Vittoria", Mario Parnrrrrict, in voutuimnoiLm zum Tode, der deutsche Prälat Mow-, sigiwre v. Gerlach gleichfalls in ooutumaeiLw zu le-j benSlänglichem Zuchthaus. Der Prozeß, der 56 Tage dauerte, hät bei Ger lach die völlige Haltlosigkeit der gegen ihn wegen! seiner angeblichen Beteiligung an der Zerstörung italienischer Kriegsschiffe erhobenen Beschul digungeri ergeben. Der Hauptbelastungszeuge, der be-j rüchtigte Expriester Bruno Tedeschi, hat sich während der Verhandlungen in derartige Widersprüche ver wickelt, daß er von der Anklagebehörde fallen gen lassen wurde und nunmehr der Eröffnung eines! Strafverfahrens wegen falscher Anschuldigung entgeh gensieht. Der ganze Prozeß und die barbarischen! Urteile zeigen nur, wie tief die Rechtsprechung iw der Siedehitze des Krieges sinken kann. > ! — Kleine Kricgsuächrichteu. « Die internationale sozialistische Konferenz wird auf Wunsch der französischen Genossen, die mcht rechtzeitig ankommen können, aufgeschoben. Die Schwindlerin Kupfer vor: Gericht. — Berlin, 26. Juni, j Vor einem Berliner Schwurgericht begann mn> Dienstag bei großem Andrang Neugieriger die aus ruht Tage Rechnete Verhandlung, in der die viel erör terten Massenschwindelgeschäfte der Frau Kupfer dem Urteil der Geschworenen unterworfen werden sollen. Angeklagt ist Frau Martha Kupfer, geb. Heinemann, 1875 geboren. Sie wird beschuldigt der Urkunden-i fälschung, des Betruges und des Konkursvergehens. ' ' Auf die Frage des Vorsitzenden erklärt dre Ange klagte daß sie sich imvollenUmsang der Anklage Mr ickuldia erkläre. Die Angeklagte Hat in Leipzig eine höhere Töch terschule bis zur 2. Klasse besucht, später hat sie eine weitere Ausbildung in einem Pensionat in Wiesbaden genossen. Im Jahre 1893 hat sie sich mit dem Rauche Warenhändler Robert Kupfer verheiratet, der in guten Verhältnissen lebte. Sie ist Mutter zweier Kinder, der seinerzeit auch verhaftet gewesenen Tochter Gertrud und eines im Felde stehenden Sohnes. Nach sechs jähriger Ehe starb ihr Mann infolge eines Unfalles! auf der Jagd. Da sie bei der Liquidation des Ge schäfts ihres Ehemannes Geld nicht herausbekam, be stritt ihr Vater bis zu seinem Tode die Kosten des Lebensunterhaltes für sie und ihre Kinder. Im Fe bruar 1915, als sie schon in Leipzig in pekuniäre Schwierigkeiten.geraten war, siedelte sie nach Berlin über; ihr ganzer Besitz war die Summe von 130! Mark, die sie sich! geliehen hatte. Hier wohnte sie zunächst im Hotel Kronprinzenhof in der Dorotheen- straße und sah sich' nach einer Erwerbsgelegenheit um. Ihr erster Versuch, Geld durch den Vertrieb von Brottartentaschen und alkoholfreien Getränken zu ver dienen, war von besonderem Erfolge nicht gekrönt. Dann gelang es ihr, den Vertrieb der von der Frei-! herrlich von Friesenschen Gartenbaudirektion in Rötha bei Leipzig hergestellten Marmeladen zu erhalten. Sie bezog diese waggonweise und nahm von den ver-! schiedensten Personen Darlehen auf kurze Zeit'auf, die ihr auch gegeben wurden, da sie ihre ihr zufließen den Verdienst« in dengrellstenFarben schilderte und den Darlehnsgebern große Gewinne in kurzer Zeit versprach. Diese Gewinnanteile konnte sie nur dadurch auszahlen, daß sie von den Mitteln nahm, Ae chr neue Geldgeber als Einlage gaben. Im Wf^tl 1915 kam ihre Tochter Gertrud nach Berlin, mit dieser siedelte sie nach dem Kaiserdamm 14 über, wo sie eine möblierte Vierzimmerwvhnung mie-/ tew. Dann ließ sie ihre Firma in das Handelsregister! eintraaen, und zwar auf den Namen ihrer Tochter! Gertrud, well ihr sonst einige Gläubiger, Vie sie in'! Leipzig zurückgelassen hatte, vielleicht unbequem wer-» Den konnten, und dann begann der ins Unermetz« Übergehende Schwindel-Geschäftsbetrieb« der ihr Hunderttaufende von allen Seiten zufiihrte und sie nun auf die Anklagebank gebracht hat. > . ErALMngsfragen 1S17-18. H Keine Gerste -der Kartoffel« aus der «euer» Ernt«» zu FütteruuEvecke«. L Vielfach wird die Beobachtung gemacht, daß die Landwirte zurzeit Schweine im Gewichte von meh« als 159 Pflind im Stalle stehen haben, die in der Hoffnung weiter gefiittert werden, daß nach der Ernte» wiederum Gerste und Kartoffeln zur Verfügung stehen werden, um die Tiere auf die bei den Hausschlachtun gen in Friedenszeiten gewohnten hohen Gewichte von weit über zwei Zentnern zu mästen. Demgegenüber sei darauf aufmerksam gemacht, daß bei der Not-- Wendigkeit, unsere Gerste restlos für die Brotversor gung heranzuziehen und auch die Kartoffeln aus schließlich für die menschliche Ernährung zu verwend den, von einer Erfüllung dieser Hoffnung keine Reda sein kann. Es ist jedenfalls wirtschaftlicher, diese, schlachtreifen Schweine jetzt abzugeben. > * * * Lie Herstellung von Früh-Weißkohl-Sauerkraut. ' Die Kriegsgesellschaft für Sauerkraut hat mit Ge nehmigung des Bevollmächtigten des Reichskanzlers bestimmt, daß Früh-Weißkohl auch in diesem Jahre zu Sauerkraut verarbeitet werden darf, da dieses Er^ zeugnis vielfach dem Frischgemüse vorgezogen wird, das Früh-Weißkohl-Sauerkraut kann bei seiner nur beschränkten Haltbarkeit nicht rationiert werden. Auch einen einheitlichen Höchstpreis dafür festzusetzen, ist nicht möglich, weil die Preise für den Früh-Weißkohl innerhalb des Deutschen Reiches sehr verschieden sind und mit dem Fortschreiten der Ernte ständig sinken. Nach einer im Reichs-Anzeiger veröffentlichten Be kanntmachung wird vielmehr der Preis, den die Her steller beim Absatz von Sauerkraut höchstens in An rechnung bringen dürfen, von der Kriegsgesellschaft für Sauerkraut stets für den Einzelfall unter Berück sichtigung der Gestehungskosten nach den von dem Be vollmächtigten des Reichskanzlers gegebenen grund sätzlichen Anweisungen endgültig bestrmmt werden. Da mit eine wirksame Kontrolle stattfinden kann, dürfen die Hersteller das Kraut nur gegen einen von der Kriegsgesellschaft für Sauerkraut ausgefertigten Be zugsschein liefern. Die Fabriken werden außerdem von einem bei der Reichsstelle für Gemüse und Obst eingerichteten, mit fachmännisch vorgebtldeten Kräf ten besetzten Revisionsbureau ständig überwacht wer den. Bei dieser Bindung der Herstellerpreise werden die Groß- und Kleinhandelspreise sich im freien Ver kehre in den angemessenen Grenzen halten. Denn es stehen gleichzeitig billige Frisch gemüse in großem Umfange zur Verfügung, und andererseits muß das Kraut innerhalb kurzer Zeit abgesetzt werden. Diese Regelung gilt nur für das vor dem 1. September 1917 eingeschnittene Kraut und nur bis zum 15. September 1917. Von diesem Tage ab wird das gesamte Sauerkraut wie im vergangenen Winter und Frühjahr planmäßig an die Bundesstaaten verteilt werden, die ihrerseits die ihnen überwiesenen Men gen den Kommunalverbänden zur Abgabe an die Ver braucher zuleiten werden. Die Preise für das ratio nierte Sauerkraut werden noch festgesetzt werden. * * * Lie Herstellung von Pflaumenmus, Obst- und Apfelkraut verboten. Mit Zustimmung des Bevollmächtigten des Reichs kanzlers wird jede Art der Herstellung von Pflau menmus zum Zwecke des Absatzes (also nicht der private Hausverbrauch) sowie jeder Abschluß von Verträgen über Herstellung und Lieferung von Obst kraut, insbesondere Apfelkraut, ohne Genehmigung der Kriegsgesellschaft für Obstkonserven und Marmeladen m. b. H. untersagt.