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egSanleih, , beträgj eichnungs, Juni vev lernhause chen mit Beilage W WHerltzIelwig. Nr. 137 Sonnabend den 1K. Juni 1917 abends «3. Jahrgang lll fföurschen iann als cke Mäd- n außen, ieder da, hinaus, ürt man wv man ihr durch lind, aus. Sie werden uns Haffen. Zou Hauptmann d. L. Paul Oskar Höcker. Seit dreißig Monaten genieße ich die spröde Gast- undschast der Liller. Wie jeder Deutsche, war auch darauf bedacht, den so erbitterten und gehässigen ind kennen und verstehen zu lernen. Und unsere tmütigen Landstürmer gaben sich die ehrlichste Mühe, t den Ltllern auf einen guten Fuß zu kommen. den ärmeren Stadtvierteln war die Gulasch- lone die Nährmutter vierer hungriger Kinder und üppel: die blonden Familienväter aus Göttingen, el und Stade sparten manch stattlichen Rest in »apf und Brotbeutel für die arme» Teufel auf. otzdem hat der Haß der Liller auf alles, was lisch ist, in diesen zweieinhalb Jahren nicht nachge- sen. Offene Auflehnung wagen sie ja nicht mehr, tdem die feste Hand des Gouverneurs im Frühjahr 15 mit praktischen Hausstrafen wie frühzeitigem Zu- tschicken eingegriffen hat. Aber der gottverfluchte, nutzige „Boche" ist und bleibt ihr Todfeind. Sie sen sich lieber von ihren Landsleuten und Ver- ideten das eigene Heim in Trümmer schießen, lassen l lieber von England den ganzen Norden ihres ndes abknöpfen, als daß sie auf ihre Revanche- ume verzichten. Wer in den Feldgerichten hier ers zum Richterdienst kommandiert war, der hat e Einblicke tun können; die Lüge, die Verleumdung. Meineid, jeder Betrug, jede Fälschung ist erlaubt, nn es gilt, deutsche Behörden oder Deutsche schlecht- l zu schädigen. Es ist aber nicht nur der durch die Kriegsver- tnisse geschaffene äußere egcnsatz zwischen de» Franzosen und den Deutschen er Stadt — nein, der innere Widerspruch zwi- m beiden Völkern ist zu groß. Wer deutsch fühlt d denkt, kann von einem Franzosen, selbst wenn er , die Mühe gäbe, uns kennen zu lernen, nie verstan- i werden; und den an Hysterie grenzenden Na- nalstolz und Nationalhab der Franzosen werden wir begreifen. Was hat unsere Langmut, unsere Gutmütigkeit, s hat unser ernstes Streben, gerecht zu sein, genützt? n Befehl des französischen Führers des 32. Korps : der April-Offensive haben ja wohl viele un- er Zeitungen abgedruckt; darin ist der Deutsche : „unwürdige Gegner, der unsere Frauen geschändet, sere Kinder und Greise verstümmelt hat!" Die Liller rden im nächsten und im übernächsten Jahre zwar h nicht behaupten, daß wir hier allmorgendlich nglinge zum Frühstück verzehrt haben. Aber vom hre 1920 an wird man es in Lille ebenso in der nderfibel lesen wie in Paris. Und wird es glauben, d Madame Jean-Petit aus der Rue Neuve wird bst dabei gewesen sein — und mit dramatischer Be- gtheit wird sie die Greuelszene darstellen. Weiter. Der würdigen Gräber, die wir in dem izen von uns besetzten Gebiet den gefallenen Fran- cn gegeben haben, wird man vergessen und wird alberne Mär, die sie heute nur von Mund zu r tuscheln, dann laut ausposaunen: daß wir die ichen der gefallenen Franzosen zur Fettgewin- ng ausgebeutet hätten. Im Herbst 1915 hieß es plötzlich: nun hat die tische Behörde den armen Lillern auch noch den iligsten Seelentrost geraubt — sie hat die „letzte lung" verboten. Man erschrak, denn ein gebildeter ller war es, der die Kunde brachte. Und die Er- irung? Aus hygienischen Gründen hat man den :r beliebten Trauerpomp eingeschränkt: die Ver ödung des schwarzen Tuches, mit dem die Be- äbnisinstitute ganze Häuser auszuschlagen pflegten, ld das besonders in der ThPhuszeit den Trauer- meinden Ansteckungskeime aus den Sterbezimmern rmittelte. von uns ge- gen irsl. »'n". M, stur Sie wittern immer nur Gefühlsroheit, Grausam- lt, Barbarei. Vielleicht find sie aber auch gar nicht der Lage, den Sinn hygienischer Maßregeln zu fassen. Als wir die Hand auf Lille legten, war es ein Schmnünest. ie Zustände in der Wasserversorgung, im Abfluß r Fäkalien waren bedenklich. Bis zur grundlegen- n Arbeit unserer Fachleute war Lille denn auch n ständiger Seuchenherd. Heute sind Typhusfälle er ganz vereinzelt. Gibt es dafür Dank? Ueber- >npt Verständnis für das Gemeinwohl? Wenn ir- udein an typhusverdächtigen Erscheinungen erkrank- r Liller die Möglichkeit hat, sich der Anzcigepslicht i entziehen, so nimmt er sie gewiß wahr. Polizeivorschriften für das Backwesen, fürFleisch- schau, Müllabfuhr und hundert andere Selbstver- mdlichketten für den öffentlichen Gesundheitsschutz nnte man hier nicht. Zum mindesten wurden sie icht befolgt. Die Konditortochter, die sich soeben die ase geputzt hat, zählt mit ihren ungewaschenen Fin- wn die kleinen, klebrigen Obstkuchcn ab. Pf o». Der Rarbier benutzt für sämtliche Kunden den- lben Schwamm; dem Kellner dient die Serviette im Schweißabtrncknen. Das austragende HauSmäd- cn muß husten oder niesen, und die Suppe be- mmt selbstverständlich ihr Teil ab. Das abgegriffene aptergeld, mit dem der Liller in der Straßenbahn n Schaffner bezahlen will, bewahrt er zwischen den ppen auf. Vom ABC-Schützen bis zum Mummel- cis sonckt in Lille alles, aber auch alle«: es gibt chls Unappetitlicheres. Trotzdem Ist in den Augen is Mranzosen wie der Französin (die nachmittaas as- schminrt und gepudert wle eine Haremsschöne durch Lille zieht, vormittags aber im Hause unfrisiert und schlampig herumläuft) der Deutsche der Schmutzfink. Zwischen uns Deutschen und diesem Franzosen volk klafft ein unüberbrückbarer Abgrund. Das Urteil , der eleganten Herren und Damen aus deutschen Groß- j städten, die bis zum Kriege in Paris die Saison : mitzumachen pflegten und für die dortige „Kültühr" schwärmten, ist nicht mehr maßgebend. Hunderttau sende deutscher Soldaten aus allen Schichten und Be rufen und aus jedem Lebensalter haben in diesen dritthalb Lehrjahren im besetzten Gebiet das franzö sische Volk gesehen, wie es wirklich ist. Die ebenso 1 phrasenreiche wie gedankenleere Höflichkeit täuscht uns nicht mehr. . Was wird aus Griechenland? Der Verbrecher Beniselos kehrt wieder. Nachdem sie den alten erfahrenen und charakter- i festen König Konstantin beseitigt und das schwere Herrscheramt dem ganz unerfahrenen, nachgeborenen, l nur in militärischen Fragen ausgebildeten Prinzen ; Alexander aufgebürdet haben, nimmt die Frechheit der » Vielverbändler von Stunde zu Stunde zu. Der Ministerpräsident Zaimis muß zurücktreteu, nachdem ihm der Vertreter der Entente, „Oberkom- ! missar" Jonnart, keine andere Wahl gelassen hatte. ; Gleichzeitig verbreiten di« Pariser Blätter die Nach- richt, Beniselos befinde sich auf einem Schiffe der i Entente unterwegs nach Athen, um dort die Neu- j bildung des Kabinetts im Sinne der Entente vorzu- nehmen und sich selbst an dessen Spitze zu setzen. Schamlose Heuchelei. Die der herrschenden englischen liberalen Par tei nahestehende „Westminster Gazette", Asquiths Leib blatt, beteuert, die Entente wolle wirklich Griechen lands Gebiet und Unabhängigkeit unversehrt lassen. Sie behauptet, man werde keine Schritte tun, um Griechenland in den Krieg hineinzuziehen. i * * * Den Dhronräubern inS Stammbuch. Zu der schamlosen Erpressung der Entente an Griechenland schreibt der „Nreuwe Rotterdamsche Cou rant" : „Von einem freiwilligen Entschluß kann hier keine i Rede sein. Wenn man jemandes Haus in Brand z steckt und der Besitzer es verläßt, so geschieht das nicht ' freiwillig. Die „Schutz"-Mächte sagen, daß sie i die Einheit Griechenlands wiederherstellen wollen. Es ! gibt aber keine Einheit, denn ein Teil des Volkes i hat die Partei der Entente gewählt, und die andere, i vermutlich größere Hälfte, wollte dem Könige treu bleiben. Nun stellen die Schutzmächte die Einheit auf ebenso radikale wie einfache Weise wieder her: König Konstantin muß weg. Seine Anhänger werden vom Militär, das aus dem Auslande kam, zur Ruhe gezwungen, und damit ist die Lage gerettet. Das Vorgehen der Entente ist nichts anderes als eine bru tale Anwendung des Grundsatzes: „Macht geht vor Recht" gegenüber einem kleinen Volk, und die Entente behauptet doch, daß sie gerade gegen diesen Grundsatz kämpft, dagegen nämlich, daß die Zu fügung von Unrecht gestattet sei, wenn die militärische Notwendigkeit das verlange. Die Entente schreckt vor nichts zurück. Die schwedische Zeitung „Nya Dagligt Allehanda" meint, die aufsehenerregende Nachricht zeige, daß die Entente bei der jetzigen Zuspitzung der Lage vor keinerlei Maßnahmen mehr zurückschrecke, um ihre Pläne zu fördern. König Konstantin sei jedoch der Held und die Zukunftshoffnung des größten Teiles ! des griechischen Volkes und könne Wohl mit dem Schweden Engelbrecht sagen: „E i n st werde ich wieder kommen!" Tie Weltgeschichte ist das Weltgericht. Das Stockholmer „Aftonbladet" schreibt: Die Ententepresse wird sicher die Vollendungen des grie chischen Trauerspieles als eine der bleibenden Wohl taten der Entente nicht nur an Griechenland und dessen hoffnungslos verzweifeltem Volke, sondern auch an der Menschheit und der Kultur der Welt feiern, aber die Geschichte wird ihr Schlußurteil fällen, und vor seiner Gerechtigkeit wird die Gewaltpolitik der Entente sicher den Kürzeren ziehen. Schon jetzt scheint die an Griechenland begangene Tat als einer der schwärzesten Schandflecke der Geschichte unsere» Tage. Daß Staatsmänner der Entente noch wagen, sich den Anschein zu geben, als handelten sie aus rein ideellen, moralisch hochstehenden Beweggründen, muß als eine freche Lästerung göttlicher und mensch- licker Gesetze bezeichnet werden. Die Franzosen besetzen Thessalien. Nachdem man durch die Beseitigung des Königs Konstantin den letzten Widerstand des tiefgeknechteten Griechenvolkes niedergewürgt hatte, geht man jetzt daran, Nordgriechenland zu besetzen. Man hat die Landenge von Korinth besetzt, um die auf dem Pe loponnes abgeschobene griechische Armee vom Haupt- tetle des Landes, von Athen und dem ganzen Nor den, abzuschneiden. Und jetzt geht man ganz un geniert an die Landräuberei: Aus Paris wird dem Reuterschen Bureau ge meldet, daß französische Kavallerie am 12. Juni morgens in Larissa eingerückt ist. Die Entente setzt also planmäßig die Durchfüh rung ihres griechischen Programms fort. Ihr „Pro tektorat" über Griechenland gehört auch zu den Din gen, die der Friedensschluß ausräumen muß. Welche Veränderungen jetzt auch in Griechenland noch ge troffen werden mögen, dauernd sind diese Maßnah men keinesfalls. Eine endgültige Entscheidung der griechischen Frage wird erst beim allgemeinen Frieden erfolgen. Nur Geschützkampf in Tirol. Wien, 14. Juni. Amtlich wird verlautbart: vestlicher uu» südöstlicher Kriegsschauplatz. Unverändert. Italienischer Kriegsschauplatz. Auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden gestern nur Teschützkampf. Sonst nichts zu melden. > i. Der Cbef des Generalstabes. Ein Bomben-Flug gen London. Alle Nnsrigcn ohne Bcrlustc heimgekehrt. Sie wußten es schon seit mehreren Wochen, daß sie dieser Tage einen deutschen Luftbesuch mit zer schmetternden und vernichtenden Grüßen unserer che mischen Industrie erhalten werden. Seit unsere Flie ger den englischen Küstenstädten Folkstone und Dover ihren Besuch abgestattet, war die englische Presse voll von Erörterungen über die Abwehr des diesem Dover flug-Manöver folgenden Hauptfluges. Und so hat man es sicher nicht an Abwehrmaßnahmen folgen lassen. Trotzdem „alle glücklich heimgekehrt": Berlin, 14. Juni. Am 13. Juni 1 Uhr mittags deutscher Zeit wurde die Festung London bei klarstem Wetter von einem geschlossenen Geschwader deutscher Großflugzeuge unter persönlicher Führung des Ge schwaderkommandeurs Hauptmann Brandenburg ange griffen. Die Ziele des Angriffs waren die in der Mitte der Stadt gelegenen Docks, Werften und Bahnanlagen sowie staatliche Magazine und Speicher, die sich auf beiden Ufern der Themse entlangziehen. Zahlreiche Brände brachen aus und fanden an den aufgestapel ten Vorräten reiche Nahrung. Das Geschwader hielt sich länger als eine Viertelstunde über seinem An griffsziele auf. Trotz englischer AbwchrmaßnahmeN kehrten sämt liche Flugzeuge unversehrt in ihre Heimathäfen zu rück. Ein feindliches Flugzeug wurde über der Themse im Luftkampf abgeschossen und stürzte brennend in die Tiefe. * * * Zittern nnd Zigen in der „Welthauptstavt". Mittwoch nachmittag, also einige Stunden nach der Heimsuchung, begab sich der König in die City und in das Eastend von London, um den durch die deutschen Flugzeuge verursachten Schaden zu besichtigen. Der amtliche englische Bericht sagt: Die ersten Bomben wurden etwa um HV2 Uhr vormittags in den östlichen Außenbezirken Londons abgeworfen. Zahlreiche Bomben fielen dann in- schneller Aufeinanderfolge in den verschiedenen Be zirken des Eastend nieder. Eine Bombe traf einen i Eisenbahnzug bei der Einfahrt in die Station; hier bei wurden sieben Personen getötet und 16 verwundet. Eine weitere Bombe traf eine Schule, tötete zehn und verwundete etwa 50 Kinder. Zahlreiche Speicher wur den beschädigt, hierbei entstanden Feuersbrünste. Nach bisheriger Feststellung wurden im Londoner Gebiet 41 Personen getötet und 121 Personen verwundet; diese Liste ist aber noch nicht vollständig, die end gültigen Zahlen können größer sein. Der Luftangriff über London dauerte 15 Minuten. Nach amtlicher Mitteilung ist jetzt die Liste der Opfer des Luftangriffs auf London vollständig. 25 Männer, 10 Frauen nnd 26 Kinder wurden getötet, 223 Männer, 122 Frauen und 94 Kinder verwundet. > Kein Schade an Heeres- und Marine-Einrichtungen. Seltsame Selbsttäuschung. Im Parlament teilte der Minister des Innern j Bonar Law mit: „Bisher der Absturz einer Maschine ! sicher." Das war wahr, aber nur Trost auf einige Zeit; denn inzwischen wissen die Engländer, daß es eine englische Maschine war, die abgeschvssen wurde. * * * Bei der Fahrt haben unsere Großkampfflugzeuge allein über der City von London mehrere tausend Kilogramm Bomben abgeworfen. Die deutschen Sozialisten in Stockholm. Tie Verhandlungen verlausen ganz theoretisch. Die Abordnung der sozialdemokratischen Partei und der Gewerkschaften Deutschlands verhandelte am 11. und 12. Juni mit dem holländisch-skandinavischen Ausschuß über die Fragen, die der Ausschuß der sozta- i listischen Parteien den einzelnen Ländern vorgelegt ! hat. Besonders eingehend wurde dabei die Stellung § der deutschen Sozialdemokratie zu den Elsaß-Lothringen und Bclaicn