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Aus aller Welt. :: Einberufungen von Arbeitsverwendungsfähigen. Nach einer in Berlin ausgegebenen amtlichen Mittei lung ist mit einer Einziehung der bei der letzten D.-U.-Musterung als a. v. Heimat befundenen Wehr pflichtigen zu rechnen. Es scheint deshalb unbedingt erforderlich, daß auch diejenigen Mannschaften mit vor bezeichneter Verwendungsfähigkeit, die wegen häusli cher und wirtschaftlicher Verhältnisse sich für unab kömmlich halten, oder für Arbeiten in. der Kriegsin dustrie und für die Erhaltung der Landwirtschaft zur- , Ait unentbehrlich sind, Zurückstellungsanträge einrei chen oder von ihrem Arbeitgeber einreichen lassen. :: Preußentag der Volkspartci. Am 9. und 11. Aunt wird ein Preußentag der Fortschrittlichen Volks- > Partei in Berlin abgehalten. Reichstagsabgeordneter : Dr. Wiemer wird über „Osterbotschaft und Verfassung", - Abgeordneter Dr. PachnickHüber „Preußens Zukunfts- ! rufgaben" sprechen. ' :: Erhöhung der Anwaltsgcbiihrcn. Tie von 23 Kammervorständen besuchte Versammlung der Vereini gung der Vorstände Deutscher Anwaltskammern stellte sich auf den Standpunkt, daß durch diese Verein barung die Interessen des Standes geschädigt würden. Zur Abwendung der Notlage im Änwaltsstande und im Interesse der Rechtspflege sei die un verzügliche Erhöhung der Anwaltsgebühren im Wege des Gesetzes erforderlich. — Ter Reichsjustizverwaltung sind diese Wünsche zur? Kenntnis gebracht worden. :: Organisation in Polen. In Warschau fand die Bildung einer neuen Parteigruppe „Nationales Zentrum statt, der sich die Liga des polnischen Staatswesens, die Nationale Partei, die Demokra tische Vereinigung und die Volksvereinigung anschlos sen. Auf der Gründungsversammlung sprachen u. a. Graf Ronikier, Professor Parczewski und Lempicki. Tie Versammlung nahm eine Entschließung an, in der sie auf den durch den Akt des 5. November vorbezeichneten Grundlagen an dem weiteren Aufbau des polnischen Staates teilzunehmen erklärt mit fol gendem Programm: 1. Konstitutionelle Monarchie auf breiter demokratischer Grundlage. 2. Starke Regierung und starkes Heer als Bürgschaft einer wirklichen Unabhängigkeit. 3. Ununterbrochene Fortführung der Arbeit an der Verwirklichung des polnischen Staates ohne Rück sicht auf den Ausgang des Krieges. 4. Bekämpfung der anarchischen Ideen. In der Parteierklärung heißt es noch: Tas Na tionale Zentrum wird sich den Versuchen entgegeu- stellen, die polnische Frage von der realen Grund lage abzutrennen. Wir sind der Unterstützung der breiten Massen der Gesellschaft sicher, welche die Not wendigkeit der Ordnung und des Gleichgewichts im Streben nach dem allen gemeinsamen, durch das Blut der Legionen geheiligten Ziele erkennen. * * * Spanien beschlagnahmt ein Weiz?uschifs. ! Wie aus Madrid gemeldet wird, verfügte die spanische Regierung die Beschlagnahme einer Ladung argentinischen Weizens an Bord des Schiffes „Rosario". Die Ladung war über Cette für die Schweiz bestimmt. Das span ach: Kabinett begründet den Beschluß mit dem Recht, über Ladungen zur Deckung nationa'er Bedürfnisse zu verfügen. Betrunkene kommen ins Zuchthaus. Tie einstweilige Negierung hat Maßregeln gegen den Mißbrauch alkoholischer Getränke erlassen. Tarin wird vorgesehen anderthalb Jahre Gefängnis für.jedcn, der sich im Zustande der Trunkenheit an öffentlichen Orten zeigt oder dort nfit alkoholischen Getränken Mißbrauch treibt. Wer im Zustande der Trunkenheit Gewalttaten begeht oder andere Verbrechen verübt, wird mit 6 bis 8 Jahren Zwangsarbeit bestraft. Ter Landhunger der russischen Bauern. Am Dienstag ist in Petersburg auf dem Kon greß der Bauernabgeordneten die Landfragebesprochen worden. Nach Mitteilungen des Sekretärs des Kon gresses liegen im europäischen Rußland ohne die Wäl der ungefähr 4 Millionen Hektar Ackerland. Bei der Volkszählung im Jahre 1916 bestanden ungefähr 16 Millionen Bauernfamilien. Wenn alles Ackerland gleichmäßig verteilt würde, so würde jede Bauer n- fa milte ungefähr 26 Hektar erhalten. Tas genügt für den Unterhalt, sei aber weniger als die Hälfte von dem, was jede Familie bebauen könne. Ter Sekretär berechnet, daß jede Familie 60 bis 160 Hektar bebauen könne. Wenn alles Ackerland im europäischen Rußland in gleicher Weise verteilt würde, dann würde mehr als die Hälfte Bauern wo anders hinziehen müssen. Ter sozialistische Nahrungsmittel- kontrollcur empfahl die größte Vorsicht bet dem agra rischen Problem. Ter sozialistische Landwirtschafts minister Tschernow gab zur Erwägung, daß die Jn- tersssen des Landes die Erhaltnna der bestehenden Zutverwalteten «andgAer erfordere und daß sie unter Aufsicht der Semstwos als Musterwirtschaf,cu dienen müßten. r In Petersburg soll der Ausschuß zur Vorbereitung der verfassunggebenden Versammlung am 7. Juni seine Sitzungen bc ' - r Ueber 3000 Angestellte der Kleider- und Wäschege schäfte in Petersburg sind in den Ausstand getreten, weil die Arbeitgeber sich weigerten, eine Gehaltserhöhung von 100 o/o und eine besondere KrtegSzulage zu gewähren. ! - In den Vereinigten Staaten haben Lansing und Red- ! field beim Kongreß ein Gesetz eingebracht, das ähnlich ! den englischen Gesetzen den Handel mit dem Feind ver- > bietet. " Ter Bäckcrsoh« als ^'schof. Der neue Erzbischof i von München, Dr. Faulhaber, ist, wie aus seiner Heimat ' Unterfranken berichtet wird, der Sohn eines einfachen ' Bäckermeisters in Kloster Hcidenfeld. Während der Vater des ! Bischofs schon längere Jahre tot ist, erlebte die Mutter ! noch die Weihe ihres Sohnes zum Bischof von Speher. * * Ueberschwemmung in Frankreich. Der Pariser „Matin" meldet aus Grenoble in Südfrankreich: Die Jsere hat die Dämme bei Voreppe durchbrochen. Die ganze Ebene ist überschwemmt und die Bahnverbin dung Grenoble—Lyon bedroht. Viele Fabriken des Departements mußten infolge Strommangcls den Be trieb einstellen. Pioniere wurden zur Sicherung der Ortschaften ausgeboten. Kiuver, die Zigaretten rauchten, verursachten in Cramonsdorf bei Daher in Pommern Großfen.rr. Ein um fangreiches Besitztum ist vollständig abgebrannt, zwei klei neren Besitzern sind Scheunen und Ställe vernichtet. 14 Fa milien sind obdachlos geworden. Eine Frau, die noch im letzten Augenblick ihr Hab und Gut retten wollte, ist schwer verletzt. — In Stendal brach in einer Scheune des Landwirts Wilhelm Hartstock Feuer aus, das sich über eine große Anzahl anderer Gehöfte ausbrcitete. Im ganzen sind 18 Gehöfte mit 40 Gebäuden verbräunt. Der 70 Jahre alte Schmiedcmeister Fund und ein Molkereigehilfe von 17 Jahren sind verbrannt. Viel Vieh ist in den Flammen umgekommen. * * Schictzwaffen in Kinderhand. Der 17jährigc Sohn des Straßenwärters Schütterle in Kehl wollte auf eine Katze schießen. Tabei entlud sich das Gewehr zu früh und der Schuß drang dem Burschen in den Kopf und führte den alsbaldigen Tod herbei. * * Bou einem Bären anvefallen und tödlich verletzt wurde in Burgdorf das kaum 1Vs Jahre alte Kind eines BärenzicherS. Der Bär war von umherstehcnden Kindern geneckt worden. — Wie kommr es, daß in unserer Zeit der allerstärksten Arbeitsanspannung aller Kräfte noch immer Bärenführer faulenzen and stehlend im Lande umher rieben? * Seit Pfingstmontag wird auf dem Oetscher (Hötschaberg, Steiermark) der Seuatrpräsident des Obersten Gerichtshofes, Julius Neukirch, vermißt. Man befürchtet, daß er verunglückt ist. ' ** Empfehlenswerte Gäste. Verhaftet wurde auf dem Thorner Hauptbahnhof ein 14jähriger Schüler aus Berlin, der sich zum Landaufenthalt im Kreise Heiltgenbeil befunden hatte. Nachdem er seinen Gastgebern 100 Mark gestohlen hatte, machte er sich auf die Fahrt nach Berlin. Von dem gestohlenen Gelds hatte er noch über 70 Mark bei sich. * Tie Königstuhlsternwarte verzeichnete ein hef- ! tiges Erdbeben, dessen Herd etwa 8500 Kilometer ent fernt sein dürfte. * In Danzig wurden die beiden 26jährigen rus sisch-polnischen Wanderarbeiter Josef und Ladislaus Andrejewski, die im Oktober vorigen Jahres die Ehe frau des ersteren ermordet hatten, hingerichtet. Gegen die Wehrpflicht. Ter Washingtoner Korrespondent des „Petit Pa- risien" berichtet über die wachsende Bewegung gegen die Dienstpflicht, die jetzt in den Vereinigten Staaten in Erscheinung getreten ist. In Chikago fand, dieser : Meldung zufolge, eine regelrechte Straßenschlacht zwi schen den Pazifisten und der Polizei statt. Zahlreiche Personen wurden verletzt, ebenso wurden Massenver haftungen vorgenommen. Aehnliche Kämpfe tobten i auch in Cleveland. Sic wollen kein Kanonenfutter sei». Ter Aufruf der indischen Negierung an die Ein- geborenenbevölkcrnng zum freiwilligen Eintritt in die Armee hat nach einer Meldung der „Times" aus Simla eine schwere Enttäuschung gebracht. Bisher haben sich innerhalb von drei Monaten nur 300 Mann gemeldet, während man mit aller Bestimmtheit auf 6000 Mann gerechnet hat. Eine englische Regierungs- Kundgebung spricht der Bevölkerung das Mißfallen . über ihre „wenig patriotische Haltung" aus und for dert die Führer der öffentlichen Meinung auf, die Rekrutierung im Lande mit allen Mitteln zu unter stützen. — Tie Inder wissen also, was ihrer in Europa wartet. Kleine Kriegsnachrichten. " Tic Londoner „Daily Mail" schreibt: Die Arbei terbevölkerung sei außerordentlich erbittert, weil sie den Verdacht habe, daß die augenblicklichen unerhört hohen Lebensmittelpreise nicht durch den Mangel an Vorräten entstanden seien, sondern daß sie eine Folge von Spekulationen sind. " Ter „Nußkoje Slowo" drahtet aus Dalnh, ein japanisches Geschwader sei mit dem Ziel ver amerika nischen Küste in See gegangen. " Wie ein russisches Blatt meldet, hatten japanische Zerstörer ein Gefecht mit einem angeblichen deut schen Hilfskreuzer auf der Höhe von Colombo. Ter Hilfskreuzer ist nach Angabe des russischen Blattes beschädigt worden, entkam jedoch. Scherz und Ernst. tt «in Jubiläum v«r „Revue". In neuerer Zeit, be- ! sonders vor dem Kriege, machte sich, ausgehend vom Seine strand, auch bei uns aus der Bithne eine Kunstgattung bemerkbar, die nicht Drama, nicht Schauspiel, nicht Oper ' oder Operette tk sondern etwas von allen und doch keines von jedem — die Revue. Berlin hat sogar etn Theater, in dem nur Revuen' gespielt werden; man hat oft über die „hirnlose Muse" gespottet und mit Bedauern festgestellt, daß eine solche Geschmacksverirrung nur in unserer Zeit i Geld bringen könne. Allen denen möge der Hinweis dienen, daß die Revue uralt ist und ihre Entstehung einem italie nischen Schauspieldichter Romagnest verdankt, der ann» 1617, also vor 300 Jahren, die erste Revue unter dein Titel „Momus" herausgab. Und schon damals soll — nach zeitgenössischen Berichten — mit seinen aktuellen Anspie lungen und seiner kostbaren Ausstattung „Momus den lauten Markt unterhalten haben"; doch gilt nach Wie vo> auch der zweite Vers, daß „ein edler Sinn edlere Gestalten ' li-ebt." Lokales. 2- Eiire bessere Obst- und Gcmüsekcnntnis ist fü rlle, die sich nicht zweitklassige Sachen zu den Höchst preisen der besten Waren aufhängen lassen wollen son höchster Bedeutung. In der Bekanntmachung ve: Reichsstelle für Gemüse, Verwaltungsabteilung, betr Erzeugerpreise fitr Obst, sind die Aepfel sowie die Bir neu in je drei Gruppen eingeteilt. Jetzt hat die Reichs stelle für Gemüse und Obst eine Wandtafel Hersteller lassen, auf der naturgetreu in Farbendruck und volle: Lebensgröße 14 Arten Aepfel und 11 Arten Birnen sie zu Grupps I gehören, wiedergegeben sind; enthäl diejenigen Früchte aber nicht, die ohne weiteres unte: Nruppe II fallen. Die Wandtafel ist in der Grüß, Z6 zu 63 Zentimeter ausgeführt und mit Blechletste: »ersehen. Die Fertigstellung wird bis Ende Augus rrfolgen. ' A Tie Versorgung der Mütter und ver Säugling: hat das Kriegsernährungsamt gründlich geregelt. Fin die Ernährung werdender Mütter, Säuglinge und de: Kleinkinder kommt die Versorgung mit Milch, Brot Mehl, Nährmitteln nnd Zucker in Betracht. Schwa,v gere Frauen in den letzten drei Monaten vor der Ent bindung und stillende Mütter sind bereits nach der Bekanntmachung vom 3. Oktober 1916 vollmilchver sorgungsberechtigt, ebenso Kinder bis zum 6. Lebens jahre. Ihre Versorgung geht der anderer Grupperi von Berechtigten unter allen Umständen vor. Von: 6., spätestens vom 7. Kalendermonat der Schwanger schaft bis zu deren Beendigung sind auf Antrag Schwangerschafts Anlagen in Brot und Milch zu gewähren, und zwar an Brot mindestens 350 Gramm für die Woche, an Milch täglich bis »/i Liter, sonst, wenn möglich, Magermilch oder eine entsprechende Zulage in anderen gleichwertigen Lebensmitteln wic Teigwaren, Nährmitteln und Zucker. Gesunde Säug linge sollen neben der Milchversorauna nach den Anordnungen der Neichsstelle für Speisefette vom 4 Oktober 1916 täglich mindestens 30—50 Gramm Zucke: erhalten, wöchentlich mindestens 200 Gramm Weizen mehl gewöhnlicher Ausmahlung und monatlich min bestens 500 Gramm Hafermehl. Soweit für den Säug ling nicht volle Nahrungsmittelkarten ansgegeben Wee den, sollen den stillenden Müttern nach Möglichkeil Stillbeihilfen in Gestalt von Zulagen gewähr: werden. Kinder vom 2. Lebensjahre ab erhalten sämt liche Lebensmittel nach den für sie im Einzelnen geltenden Bestimmungen. Eine Herabsetzung des ört lichen allgemeinen Köpfsatzes bei der Mehl- und Brot versorgung zu ungunsten der Kinder ist nicht statthaft. Für kranke Kinder bis zum vollendeten 2. Lebens jahre kann die gewöhnliche Ernährung durch Verab folgung von weniger stark ausgemahlenem Weizenmehl oder durch besondere, ausschließlich für diesen Zweck bestimmte Nährmittelzubereitungen ersetzt oder ergänzt werden. An Milchzubereitungen stehen hierfür zur Ver- füguug: Eiweiß- und Buttermilch, Larosan, Plasmon und Ramogen; au Malzzuckerzubereitungeu: Soxhlets Nährzucker, Lüflunds Nährmaltose und Löfluuds Malz- suppenextrakt. Volkswirtschaftliches. H Berlin, 1. Juni 1917. (Warenmarkt.) Im Wareu- handel ermittelte nichtamtliche Preise: Serradella 33-40, Saatwicken 40—45, Saatlupinen 35—40, SaatpeluMen 3 - Rotklee 210-420, Weitzklee 160—170, Timotee 90, Rey- graS 105, Heidekraut 1,10-1,20 P. 50 K^ramm al Station, Wi-senhcu 10,00-10,50 Kleeheu 13.00-13.^0 Timoteeheu 11-12, Flegclstroh 4,7a—5,25, Maschinenstroi 4,00-4,25, Preßstroh 4,75 P. 50 Kilogramm fre, Hau-.- BerNn, 1. Juni 1917. Tiefgreifende Maßnahmen. De, - Kommandant der Festung Danzig macht bekannt, daß Er Höhungen des Mietzinses für Wohnungen aller Ar ! und für Geschäftsräume der Kleknkaufleute und Hand- Werker in Danzig während des Krieges nur nach Gc- nehmtgungder Kommandantur zulässig sind. Die Ver- ! ordnung tritt sogleich in Kraft. . H Berlin, 1. Juni 1917. Im ersten Teil der heutiger Geschäftszeit machten sich mehrfach Gcwtnnabgaben der Spe- ! kulation bemerkbar, die bet einigen führenden Werten Ab- - schwächungen und IttuSschwankungen hervorrtefen. Neue An regungen lagen nicht vor. Im Verlauf gewann wieder ein: - festere Haltung die Oberhand, wobei sich am Markte de: § Montanwerte wieder Kauflust bei teilweise erholten Preise: zeigte. 279 KriegSgellschasteu u. dergl. haben in Berlin, : einschließlich der Zweig- und Unterabteilungen, ihren Sitz in denen das wirtschaftliche Leben der Gegenwart gerege» wird. Auj wirtschaftlichem Gebiete sind 52 G. m. b. H und 11 Aktiengesellschaften ins Leben gerufen worden Die Zentral-Einkaufs-Gescllschaft m. b. H. ist mit ntch weniger als 32 Unterabteilungen tätig.