Die Ouvertüre zu dem romantischen Schauspiel „Rosamunde", die FRANZ SCHUBERT im Jahre 1820 komponiert hatte, war ursprünglich zu dem Melodram „Die Zauberharfe'’ geschrieben und 1820 dazu erstmalig auf geführt worden. Später hat sie Schubert dem Schauspiel „Rosamunde", das von Helmine von Chezy stammt, die die Textverfasserin von Webers „Euryanthe" ist, vorangesetzt und die ursprünglich dafür gedachte Ouvertüre einer späte ren Oper „Alfonso und Estrella" beigegeben. Schu bert hat also die Ouvertüren zu den drei Werken aus bestimmten Gründen ausgetauscht. Das konnte er deshalb gut, weil die Stoffe aller drei Werke, die sich leider von der Handlung her gesehen nicht als lebensfähig erwiesen, im Grunde romantisch waren. Mit heftigen Schlägen beginnt die umfangreiche Ein leitung, die darauf eine echt Schubertsche Melodie entwickelt, die, nach heftigen Akzenten, zur eigent lichen Ouvertüre überleitet, die den Aufbau eines ersten Sinfoniesatzes hat. Das erste Thema ist von liebenswürdiger Einfachheit, das zweite Thema (Klarinette und Fagott) von einer klaren Schönheit, wie sie Schubert zu Gebote stand. In der Durchfüh rung zeigt er uns seine dramatische Begabung, er greift Bestandteile beider Melodien auf und ver arbeitet sie, indem er sie auf einen Konflikt hin führt. Er wiederholt die beiden Themen und schließt mit einer nochmaligen dramatischen Steigerung ab. 1822 komponierte FRANZ SCHUBERT als Achte Sinfonie in der Reihe seiner zehn Sinfonien die in h-moll stehende. Seltsam ist, daß er dieses Werk, das er auf der Höhe seiner Meisterschaft, im Vollbesitz seines überragenden Könnens niederschrieb, nicht fertig komponierte, sondern daß er nach dem zweiten Satze damit auf hörte. Sie heißt nun die „Unvollendete" — und wenn irgendwo nur dieses Wort fällt, dann weiß jeder, daß damit dieses Werk Franz Schuberts gemeint ist. Sie ist freilich trotz ihres Unvollendetseins ein voll endetes Meisterwerk. Es gibt kaum einen Menschen, der sich ihrer tiefen Wirkung entziehen könnte. Um so rätselhafter ist, warum Schubert aufhörte, an die-