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AMge M WchaH IrwW SS. Jahrgang Sonnabend den 28. Mai 1917 abends Rr. 120 W Wir haben es mit sehr schlauen Füchsen zu tun, Also » H ' Im Zittern und Zagen. Tas zweite Jahr des italienischen Krieges ist zu Ende gegangen. In einem Phrasengeschwollenen Ar tikel sagt der „Corriere della Sera", das eifrigste Kriegshetzerblatt, in französischem Solde stehend und jetzt von dem „Times"-Lord Northcliffe, ehemals Harmsworth geheißen, abhängig: „Wir haben dem Feind den Dolch aus der Hand gewunden, mit dem er Europa ermorden wollte. Wir haben den deutsch-österreichischen Sieg dnrch unser Ein greifen verhindert. Tas müssen wir unseren Ver bündeten immer wieder sagen und Vorhalten. Tar- auf müssen wir sehen, nicht auf das Gebiet, das wir erobert haben." Mit anderen Worten: Wir haben den Krieg durch unser Eingreifen unendlich verlängert und nichts er- ceicht. Wie der Artikel nicht verfehlt zu betonen, stehen noch größere Schwierigkeiten bevor und wer ben noch größere Opfer nötig sein. Tie meisten anderen Slätter, auch der „Secolo", scheinen angesichts des kläglichen Ergebnisses auf eine Feier des Tages zu verzichten und ziehen das Schweigen vor. Scheinheilige Heuchelei. England mit Rußlands Kriegsziele« „vollständig in Harmonie". Pstagstbitte. " Pfingsten! Fest der Lieb' und Gnade! Wieder kehrst du uns zurück. Doch! auf uns'rem Dornenpfade Weilet nicht dein heilig' Glück. Not und Jammer aller Erde» Gehen wir im Erdental, Da der Haß mit gier'gen Händen Schuf der Menschheit ditt're Qual! Latz die Völler dies erkennen Du durch Gottes heil'gen Geist, Auf daß sie ihn Führer nenen, Der den Weg zum Heile Weitz. Der der Liebe Feuer zündet, : Das mit segenvoller Kraft Dieser Tage Qual beendet, Und dem Frieden Heimstatt schafft. Möge denn es Pfingsten werden In der wahnerfüllten Welt; Frühling bringen uns auf Erden Gottes Geist vom Himmelszelt! R. Treuhorst. Gestalt eines etwa 3000 Tonnen großen Tampfers, dessen Kommandant gefangen genommen wurde. Ter Chef des Admiralstabes der Marine. vet ven einzelnen Soztalistengruppen vor und hatten auch eine Unterredung mit dem neuen Verpflegungs minister Plechanow. Lieser erklärte ihnen, daß die vorläufige Regierung in bezug auf die Wünsche des finnischen Senates ohne Nationalversammlung keine Entscheidung treffen könne- Als man ihn an das Ver sprechen für Polen erinnerte, antwortete er, daß 'S sich hierbei nur um eine „rein theoretische Er klärung" handle und „nur eine Art Autonomie mit weitgehenden Freiheiten" d runter verstanden sei. i > Was dieser Einfaltspinsel von Minister sich wohl unter einer „Autonomie mit weitgehenden Freiheiten" vorstellt. Entweder Autonomie, Selbstverwaltung und volle Freiheit, oder etwas anderes, was aus keinen Fall Freiheit genannt werden kann. Ein Mittelding gibt's da doch kaum. '„.f M Böse Wirtschaftslage in Rußland. Der Petersburger Jngenieurverband hat festge stellt, daß die Erzeugung der russischen Industrie seit der Revolution nm 25°/» gesunken ist. Der Grund hierfür sei vor allem die Verkürzung der Arbeits zeit und die allgemein herrschende Unordnung. - Die zahmen Sozialisten für den Krieg. Die allgemeine russische Konferenz der Arbeiter partei der Sozialdemokraten, der sogenannten Men schewiki, hat Entschließungen über den Krieg und über die Verbrüderungen an der Front angenommen,' deren erste besagt: „Die revolutionäre Demokratie mutz mit allen möglichen Mitteln zur Festigung der Kampffähigkeit des Heeres bettragen. Ihre Erschütterung kann keineswegs als Mittel zum Frieden dienen, sondern hat nur die Folge der Zer setzung des Leeres." - O nein! Welches der „Geist" ist, den Lord Cecil den Neutralen und wohl auch uns „begreiflich" machen will, ist einstweilen noch nicht zu erkennen. Aber daß der hinterhältige englische Schacherer-Charakter der Vater dieser Cectlschen Worte ist, ist ohne Zweifel. Man hat es hier mit demselben Minister zu tun, der noch vor einer Woche, am 16. Mai, die Frage auf werfen konnte, ob denn irgendein Engländer wünschen könne, daß die deutschen Kolonien in Afrika wieder unter die deutsche Herrschaft kommen, und dieser Mann sitzt in der Regierung der Llohd Georges, Greys und Asquiths, deren Reden über die englischen Kriegsziele die vollkommene Ohnmacht und Knechtung Teutschlands verlangten. , Ta steckt ein Advokatenknisf dahinter! f Tie Engländer können den russischen Bundesge nossen nicht fahren lassen. Deutschland und Rußland im Bunde wurden eine Macht bedeuten, wie die Welt noch keine gesehen hat, auch in wirtschaftlicher Be ziehung. Also mntz man sich die Rnssen warm haltens Tas geht aber nur, wenn mau scheinbar aus den Frieden ohne Annexionen eingeht, diesen immerhin unklaren Worten aber in richtiger Aussprache einen anderen Inhalt gibt und dann doch mit einem Strick für Deutschland naht. ° Bom N-Bootkrieg. In dem großen westfranzvsischen Hafen von Bordeaux steht der Schiffsverkehr beinahe ganz still. Es liegen dort ungefähr sechzig Dampfer, die aus Furcht vor U-Booten nicht auslaufen. Truppen transporte wurden nur über Marseille geleitet. TaS „Stavanger Astenblad" meldet, Deutschland habe eingewilligt, die Sperrzone im Nördlichen Eismeer einzufchränken, so daß die größten und besten Fischgewässer vollständig frei werden. Neue schwerste Maffenstürme der Italiener. Angriff auf Angriff zusammengebrochen. Wien, 24. Mai. Amtlich wird verlautbart: Italienischer Kriegsschauplatz» Seit gestern mittag tobt die zehnte Jsonzoschlacht neuerlich mit außergewöhnlicher Heftigkeit. Ter An prall der feindlichen Massen richtet sich nunmehr gegen die ganze 40 Kilometer breite Front von Plava bis zum Meere. An vielen Stellen erfuhren die Kämpfe auch in der Nacht keine Unterbrechung. Im Raume des Kuk-Berges bei Vodice und gegen den Monte Santo warf der Feind am Nachmittag feine Sturmkolonnen in die Schlacht. Was östlich des Kuk-Berges vordrang, wurde ein Opfer unseres Vernichtungsfeuers. Bei Vodice brachen sich die feindlichen Anstürme an der Tapferkeit der zum großen Teil aus Ostgalizien und der Bukowina ergänzten Jnfanterteregimenter Nr. 24 und 41. Beim Kloster Monte Santo vermochte der Feind unsere durch sein Trommelfeuer eingeebneten Gräben zu überschreiten. Er wurde aber von unge säumt herbeieilenden Verstärkungen gefaßt, auf seine Reserven zurückgeworfen und mit diesen zusammen durch unser Geschützfeuer den Hang hinabgetrieben. In* derselben Stunde scheiterten östlich von Görz zwei mächtige italienische Massenstürme zum Teil schon im Wirkungsfeuer unserer Artillerie, zum Teil im Nah- kampf gegen unsere brave Infanterie. Besonders er bittert und hartnäckig wurde auf den vielumstritte nen Kampfstätten der Karsthochfläche gerungen. Bei Tagesanbruch lqgen hier unsere Stellungen und ihr Hintergelände im Trommelfeuer der feindlichen Ge schütze aller Gattungen. Gegen Mittag kam bei Costan- jevitza der erste feindliche Jnfanterieangriff ins Rol len. Er wurde zurückgeschlagen. Nachmittag brach der mächtige italienische Angriff gegen die ganze Front der Karsthochfläche los. Welle auf Welle trieb der Feind zwischen dem Fajti Hrib und dem Meere gegen unsere Linien vor. Wo eine Feindkolonne zusammen gebrochen war, trat eine neue an ihre Stelle. An griff und Gegenangriff prallten aufeinander. So hält das Ringen bis zur Stunde in unverminderter Stärke an. Raumgewinn vermochte der Gegner nur in dem weit ausladenden Abschnitt von Jamiano zu erzielen, wo wir unsere Truppen um einen Kilometer zurück nehmen mußten. Ueberall sonst wurden unsere Stel lungen in ihrer ganzen Ausdehnung siegreich behaup tet. Tie ungarischen Heeresregimenter Nr. 39 und 61 und bewährte Honvedtruppen haben ihrer Geschichte neue glänzende Ruhmesblätter eingefügt. — Aus Kärn ten und Tirol nichts von Belang mitzuteilen. Ter Chef des Generalstabes. Lie elsaß-lothringische Frage soll offenbar für Deutschland einen solchen Strick be-j deuten. England ist jedes „auf Eroberung ge richtete Ziel fremd". Mit dieser Formel wM man offenbar Elsaß-Lothrtngen, die alten deutschen Landesteile, wieder für Frankreich reklamieren. Und da man weiß, daß Deutschland auf einen solchen Ver zicht sich nicht einlafsen wird, hätte man dann ja mit bester Geste eine Ablehnung des Friedens ohne gewalt same Eroberungen durch Deutschland erreicht, könnt« die Welt weiter gegen Deutschland aufhetzen und die Schuld an der Fortsetzung des Krieges auf Deutschland Pfingsten. Das Licht der Erkenntnis ist der Spender alles -egens! Sein Strahl muß eindringen in die Herzen ller Menschen, damit sie begreifen lernen, was ihnen um Heile dient. Tas, was die Menschheit bedarf, im des Friedens und des Glückes teilhaftig zu werden, j eht aus von dem Glauben an den Urauell alles ' -Uten: an Gott, den ewigen Schöpfer und Erhalter ! ller Tinge. Seine Gesetze sind die der Gerechtig- > eit und Liebe. In ihnen ist das Heil der Völler i begründet. Ohne die treue Hingabe an diese Gesetze ' lnd deren eifrige Erfüllung arbeiten die Völler ver- >eblich an ihrem Glück. Und wenn sie sich über Gott ! rheben, führt der Hochmut sie in ern Labyrinth der ! Errungen. Sie suchen in diesem Labyrinth mit Gier mch gleißenden Schätzen, die ihnen aber nur zum i Verderben werden, wie der grauenvolle Weltkrieg be- - »eist, dieser Ausfluß einer unseligen Sucht nach Herrschsucht und Besitz. Niemals haben wir so klar erkannt, niemals ist es ms so klar zum Bewußtsein gekommen, wie furcht- nr die ungezügelten Leidenschaften des Königs der Schöpfung sind, als wie jetzt, wo ivir zum dritten Kale inmitten des grauenvollsten Krieges der Welt geschichte das Fest der Pfingsten begehen. Vor un- i erem Blicke erscheint ein Bild der entsetzlichen Greuel. i Lodernde Flammen beleuchten die Westen Gebiete des krausens, und wir sehen nichts als Tod und Ver erben. An unserem geistigen Auge vorüber zieht eine unabsehbare Reihe von Männern, welche die Opfer - jcs Krieges geworden sind. Man schätzt ihre Zahl auf i ücrundzwanzig Millionen Tote und Invaliden, sieben ! Millionen Tote! Würde man diese in einem Leichen- i mge vereinigen, so würde derselbe von Paris bis g Wladiwostok reichen und den Völkern verkünden, welche , Ernte der Menschenvernichter gehalten hat. Und dazu i ine mehr als doppelt so große Zahl von Verstüm- j netten, Kranken und Siechen und eine unermeßliche > Schar von trauernden Vätern und Müttern, Witwen md Waisen! Welch' ein Schauerbild! Und das Ganz« stellt ächts dar, als wie das unbeschreibliche Opferfest des gum Allgebieter, zum Tyrannen der zivilisierten Menschheit gewordenen „Königs Mammon"! Nichts 'ann uns mehr darüber hinwegtäuschen, daß die Sucht mch Besitz und Genuß das furchtbare Elend der Völ- er verschuldete. Es hieße, sich der Wahrheit ver- chließen, wollten wir andere Gründe für die Greuel cs entsetzlichen Kampfes suchen. Tas Verderben redet , ine zu deutliche Sprache. Diese Sprache umdröhnt uns; wir müssen sie ! gören; sie muß uns bis in unser Innerstes erschüt- ern und unser Herz der Erkenntnis öffnen, daß nur Kottes Geist auf den Weg des Guten führt. Dieser ' keist allein kann das Angesicht der Erde erneuern und g )er Menschen Wirken segenvoll gestatten. Als ed am ' rsten Pfingstfeste durch den Mund der Avostel zu den i Völkerschaften sprach, die in Jerusalem versammelt ! varen, da verstanden sie ihn, obgleich sie in ver- ! chiedenen Zungen redeten. Dieses Wunder wird sich ' viederholen, wenn die Herzen bereit sind, den heiligen i i^'ist mit seinen Gaben in sich aufMnehmen. Er kann ' n ihnen das Feuer der Liebe entzünden und sie be- ! reien von' der unseligen Selbstsucht, die zerstört und - rernichtct, was zum Gedeihen des Völkerwohles dient. § Möge der Pfingstgeist dann im Sturmesbrausen Keser jammervollen Zeit Einkehr halten in alle Her- ! ;en, damit er sie eint in der Erkenntnis des Guten g md ihnen die Kraft und Stärke verleiht zum Wol- en und Vollbringen dessen, was der Welt zum Frie- § wn gereicht! V- > Der Krieg zur See. Weitere N-Boots-Ersolge. Berlin, 23. Mai. Neue U-Boots-Ertalae im Atlantischen Ozean: 22 5>00 BruttvregisterwE Un ter den versenkten Schiffen befanden sich « « drei «vß» bewaffnete Dampfer und eine K-Rootskalle in den Engländern. Man konnte sich darüber nicht im Unklaren sein, daß sie auf das Bekenntnis der neuesten W g russischen Regierung zu einem , , M Aus dem russischen Chaos. Lie kleinen Nationen rühren sich. In Petersburg ist ein Kongreß von Abgeordneten der Offiziere aus ganz Estland mit einer Teilnehmer- zahl von über 600 zusammengetreten. Ter in Moskau tagende Kongreß der Abgeord neten der Mohammedaner aus ganz Rußland hat sich mit 446 gegen 271 für die Einrichtung einer Bundesrepublik in Rußland ausgesprochen. Laut finnischen Zeitungen waren vier finnische Landtagsabgeordnete in Petersburg, um dort den Standpunkt Ibra» VoNH darzuleaen. Sie sprachen Frieden ohne Annexionen die richtige Formel schnell finden würden. Und rich tig hat denn schon Lord Cecil im englischen Unter hause mit allem Nachdruck erklärt, „daß Englands Ziele in diesem Kriege mit bene» der russischen Bundesgenossen übereinstimmen. Er habe vor allem betont, daß Englands Ziele und Wünsche nur einen Frieden bezwecken, wel-^ cher auf nationale Freiheit und internationale Freundschaft sich begründet, daß aNe ans Ge walt und Eroberung gerichteten Ziele England! fremd seien. Er habe mit nicht minder großem Nachdruck betont, daß die jüngsten Erklärungen der provisorischen Regierung Rußlands mit der englischen Politik sich vollständig in Harmonia befinde. Auf eine Zwischenfraae aus dem Un- terhause erklärte Lord Cecil weiter, es sei schwie rig, den Neutralen und Bundesgenossen genau' den Geist der englischen Erklärungen begreif lich zu machen, es sollten aber alle möglichen Schritte getan werden, um Mißverständnissen zuvorzukommen, besonders in einer Frage von so großer Bedeutung wie diese." i England für einen Frieden ohne Annexionen? !