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z« Stell« geschafft war, mutzten sie die ihnen zur Last gelegten verbrechen zugeben. Döbel«. Wege« Kindesuntersch!eb«ng ist eine hiesige Ariegenfkau feslgenommen worden, dir angeblich im Januar d. I in einer Klinik in Dresden tat geboren hatte. Mit thr gleichzeitig hat ein« Kriegersfrau au« Roßwein lebend-eboren. Letztere klagte der Freundin ihr Leid, daß dar Kind nicht von ihrem Manne sei und er auch nicht« von dem Kinde wissen solle. Darauf hat sich die hiesige Kriegersfrau erboten, das Kind gegen eine angemessene Entschädigung anzunehmen. Si« hat dann den Namen de« Kind« selbst in ihr Familienltammbuch ringeiragen und den Eintragungsoermerk mit einer Dresdner Siegel' morike beglaubigt. Al» das Kind vor einigen Tagen starb, wurde die Beurkundung des Sterbefalies beanstandet und nunmehr kam der Betrug an den Tag. vberfrohna. Dir Uebrrnahme d« von der hiesigen Vas-Aktiengesellschaft für 300000 Mark erworbenen Gaswerkes in die Gemeindeverwaltung erfolgt am l. Juli diese« Jahres. Ane. In den umliegenden ausgedehnten Waldungen ist durchgehend» die Blüte der Heidelbeeren in diesem Jahre eine sehr reiche. Bautze«. Die Kriegswirtschaftsstelle für unsere Stadt hatte an die Schule« einen Aufruf erlassen zur freiwilligen Beteiligung an der Bekämpfung des Unkrautes in den seligen Gärtnereien und aus den Feldern de« Stadtkreises Lavtzen. Darauf haben sich über 500 Schüler und Schülerinnen aus den Bolks- und höheren Schulen ge meldet. Letzte Nachrichten. Niedermetzelung englischer und japanischer Ofsiziere in Rußland. Karlsruhe, 25. Mai. Bon besonderer russischer Seite in der Schweiz wird der „Neuen Zürcher Zeitung" mit- geteilt, daß in den neuesten in der Schweiz eintreffenden Berlchien au« Ruhland die Erbitterung de» Bölkes gegen die Engländer und Amerikaner, teilweise auch gegen die Japaner, den Siedepunkt erreicht hat. In der letzten Zeit hätten an der russischen Front zahlreiche Nleder- mrtzelungen englischer und japanischer Ossiziere stattge funden. Amerikas schlechteste Ernte seit 3 Jahren. Stockholm, 25. Mai. Der amerikanische Mitarbeiter ovn „Stockholm« Dagblad" bezeichnet auf Grund der amtlichen Berichte des Landwirtschaft»-Departement« in Washington die diesjährigen amer kanischen Ernteaussichten als die schlechtesten der bisherigen Kriegsjahre Die Ernte- meng«, die im April noch mit 11,7 Millionen Tonnen veranschlagt war, wird am 1. Mai nur noch aus 10 Millionen bezisfert. Maßnahmen gegen den Mißbrauch feindlicher Lazarettschiffe. Berlin, 25. Mai. Die deutsche Reichsregierung hat wl der Beweise für die Benutzung feindlicher Lazarett schiff« zu militärischen Zwecken erhalten. Infolgedessen kündigt sie in einer Denkschrift weitere Maßnahmen gegen den Mißbrauch feindlicher Lazarettschiffe an. Engliiche Erwägungen über den Friedensschluß. Amsterdam, 24. Mai. Wie der Gewährsmann der „Bossischen Zeitung" berichtet, erklärt man in Londoner diplomatischen Kreisen vertraulich, daß Asquith und Mac Kenna die Friedensidee stützen und Besprechungen m.t Personen hatten, die vor der Abreise nach Petersburg stehen. Beide vertreten die Meinung, daß Rußlands Ariedenswunsch von England unterstützt werden mutz, um Ruhland al» späteren Bei kündeten zu behalten. Bon Amerika erhoffen die englischen Liberalen nur geringe Leistungen. Mac Kenna plädiert für die Rettung von Englands Bolkswirtschast, die den baldigen Frieden erheische. Ein vo liger Diplomatenwechsel der Entente und Ruß lands ist in Borberettung Freigabe der Krlegszlelbesprechungen in Oesterreich-Ungarn. Wien, 25. Mai. Wie die Blätter erfahren, wird unter gewissen Beschränkungen in allernächster Zeit die Besprechung der Kriegsziele der Monarchie für die Presse freigegeben werden. Rußland in Englands und Japans Gewalt! Stockholm, 24. Mai Ein soeben au» Rußland zu- rückgekehrter Schwede veröffentlicht im „Aftonbladet" unter der Ueberschrift „Rußland — Englands Vasall" wichtige Mitteilungen über die Verhältnisse in Rußland. Danach ist da» ganze russische Berwaltunvssystem in englischen Händen. Die britischen Kontrollbehörden bewilligen nicht nur Pässe für Auslandsreisen, sondern überwachen auch die Auszahlung größerer und kleinerer Geldsummen für Rechnung de« Staate». Die Nachricht von der Besetzung von Archangelsk durch die Engländer und von Lharbin durch die Japaner bestätigt sich Japan hat außer Wladiwostok, dem einzigen wertvollen Hafen im Osten Sibirien», auch die Bahnstrecke nach Eharbin und die Stadt selbst mit 15 Divisionen besetzt Außerdem hat es «ine Abteilung zur Besetzung der Eisenbahnslrecke von Eharbin über Tschita zum Baikalsee vorgeschoben. Die Engländer hallen auhrr Archangelsk auch Alexandrowsk a« der Murmankü te in Händen. Durch die jetzt besetzten Gebirte beherrschen England und Japan Rußland» wich tigste Einfuhr- und Ausfuhrhäfen, und Rußland ist in der Gewalt dieser beiden Mächte. Repe V-Bootserfolge. Berlin, 26. Mai. (Amtlich) Neu« O-Vooterfolge im Atlantischen Ozran, im englischen Kanal und in der Nord see: 19200 Tonnen. Unter den versenkten Schiffen be fanden sich ein Damppfer mit Kohlenladung von England, ein Segler mit Eisenladung und ein Segler mit Kakao butter nach Frankreich. Der Chef des Admiralltabe« der Marin«. Sensationslust in den französischen Wandelgängen. Genf, 26. Mai Der „Lri de Paris" hört au« den Wandelgängen der französischen Kammer, manjirwarte für die nächsten Tage ein sensationelle» Ereignis. Von Ruh land werde ein bedeutendes Dokument kommen, da» auf die innere Politik der französischen Republik gewaltige Rückwirkung haben werde. Italienische bestochene Agenten in Rußland. Bern, 26. Mai. Die Rußlandsreise der virr italieni sch«« Deputierten, die mit ihrem romanischen Phrosen- schwall die Petersburger Regierung im Sinne einer Fort- setzung des Kriege» bearbeiten, werden von der italieni schen Regierung unterstützt Sie hat dafür den Betrag von 100000 Lire bewilligt. Lohnforderung der englischen Wollarbeiter. Frankfurt a. M, 26. Mai Wie die „Frankfurter Zeitung" aus Berlin erfährt, stellte die englische Woll- organhation, welche eine Viertel Million Arbeiter um faßt, bei Androhung des Streiks eine weitere Lohn forderung. , Ferkelmartt zu Dippoldiswalde vom 26. Mai. Von den ausgetrtebenen 9 Ferteln wnrden 0 vertäust zum Preise von 65- 85 M. WM Lande. Der Verein Landaufenthalt für Stadtkinder^ in Berlin erläßt folgende dringende Mahnung: Opfer« willige Bereitwilligkeit der Landbewohner hat Hunderttausenden von Kindern der städtischen und Indu« striebevölkerung einen mehrmonatlichen Landaufenthalts ermöglicht.» Dringende Pflicht der Eltern und sonsti-i gen Verwandten der Kinder ist es jetzt, das Einleben! der Kinder auf dem Lande nicht durch überflüssige Be suche zu stören.^ Durch solche Besuche wird nicht nur in vielen Fällen Heimweh bei den Kindern erweckt^ sondern diese Besuche werden auch von feiten der Landbewohner in den Meiste» Fällen höchst ««lieb« sam empfunden werde«, zumal in den Bedingungen für die Ausnahme der Kinder ausdrücklich zugesichert wurde, daß Besuche der Eltern und Verwandten nur ausnahmsweise mit Genehmigung des Ortsschulinspek- torS oder der Gemeindebehörde erfolgen dürfen. Wen« Eltern oder sonstige, Verwandten der Kinder diese trotzdem, insbesondere'in den Pfingsttagen besuchet so müssen sie damit rechnen, daß ihnen bei ent« stehenden Unstimmigkeiten die Kinder gleich wieder Mit nach Hause gegeben werden. ^ Reisen der Kin der aufs Land zu ermäßigtem Fahrpreis dürfen in der Zeit vom 24.—30. Mai nach Weisung der Eisen- bahnbehörde nicht erfolgen.^ Der Verein wird dement^ sprechend für die genannte Zeit feine Befürwortung für Entsendungen von Kindern aus das . Land nicht tWteilen.> .. - tk. Tie RMtoffkamürcr EnroPaS. Ein Block Deutsch land-Rußland würde eine wirtschaftliche Koalition von weltbezwingender Macht werden, der gegenüber selbst Am« srika die Segel stretchen müßte. Die Stockholmer „DagenS Nhhetcr" veröffentlichen Eindrücke des Bankdirektors Asch-- berg, Stockholm, die dieser auf einer Geschäftsreise in Mutzland gesammelt hat. Es heitzt darin u. a.: Die ganze ^Umwälzung hat auf Außenstehende einen überwältigenden »Eindruck gemacht, und man kann sich absolut nicht von dem .Gedanken frei machen, daß dieser demokratische Sieg einen ffo starken Untergrund hat, daß er sich nicht nur über ganz Wuropa, sondern über die ganze Welt unwiderstehlich fort- pflanzen wird. Rußlands Aussichten für die Zukunft ^find glänzend. Allein die Landwirtschaft kann mit Leichs rigkeit die Kriegsausgaben aufbringen. Von Rußlands >180 Millionen Einwohnern sind 150 Millionen Bauern; Schon vor dem Kriege konnte dieses Land unter normalen Verhältnissen 500-800 Millionen Getreide ausführen. Hinzu kommt, daß eine unendliche Menge Land bisher brach gelegen hat, und daß bei verständiger Wirtschaft das Lani Doppelt soviel Ertrag bringen kann, als früher. Rußland kann also bei einem rationellen Betrieb seiner Landwirtschaft Nickt nur seine eigene Bevölkerung ernähren, sondern eine« großen Teil der Welt mit Brotgetreide versehen. Wem» man ferner an die großartigen Bodenschätze, wie Erzläger; Wälder usw. denkt, so begreift man, daß Rußland die besten Zukunftsaussichten hat, und daß die an und für sich hohe Staatsschuld, welche am Schlüsse dieses Jahres auf 50 Milliarden Rubel veranschlagt wird, mit Rücksicht auf diese Verhältnisse nur eine Kleinigkeit ist. j, tk. Kohle-Ersatz. Wir, die wir große Kohlenlager im Lande haben, haben das „Kohle-Stehen" mit Würde er tragen, denn allzu schlimm konnte es nicht werden. Aber jene Länder, die keine haben? ? Schweden z. B. Da jubelt man über jeden verheißungsvollen Gedanken. Mit besonderer Befriedigung, schreibt „Lunds Dagblad" vom 5. Mai, mutz eine Erfindung des Ingenieurs Arwedsson begrüßt ioerdcn, der eine Methode gefunden hat, aus ge wöhnlichen Weißmoor einen recht vielversprechenden Brenn stoff herzustellen. Er stellt nämlich eine Art Weißmoorbri- kettS her, die nach den Untersuchungen der Material-Prü- fungSanstalt 15°/o mehr Wärmewert haben, als Holz. Die Herstellung geschieht dadurch, daß das Weißmoor tüchtig durchgeknetet und Sulfttlauge als Bindemittel zugesetzt wird, worauf nach Formung und Trocknung die Briketts fertig stnd. Während da» Moor bis 80»/o Wasser enthält, ent halten die Briketts nur 9-10°/,. Die Selbstkosten be rechnet Arwedsson mit 82 Oere für 1 Hektoliter, also erheblich billiger al» Brennstoff. Eine Gesellschaft zur Aus nutzung der Erfindung hat fick gebildet. M tt. Eiue zeitgemäße -auSinschrift trägt ein' BaueM- j«us in Ktrchenlinteln mit folgenden Worten: „Die Pfl«g- Ichar oder da» Schwert in der Hand mit Gott für König imd Vaterland." Auch «ine zeitgemäße und beachtenswert« Englische Kriegssitten vor hundert Jahren. s Vor neun Jahren hat die Gräfin Günther Groe- Den die Papiere ihres 1830 in Kassel verstorben«, Großvaters, des englischen Offiziers Heathcote, der- öffentlicht. Tie Mitteilungen, die in diesen Briefen über englisches Militär leben und -auffassunge» enthalten sind, spiegeln so deutlich den Unterschied zwischen englischen und deutschen Verhältnissen Wider, oer auch heute noch besteht, daß es der Mühe lohnt, kte der Vergessenheit zu entreißen. Es heißt da z. B-l s „Ter Sergeant-Major brachte mir (Heathcote wrn eben als Cornet bei den Dragonern eingetreten) dir Liste der Kommandoworte für den Exerzierdienst. Ms wünschte meinerseits, mich vorher damit vertraut zu machen. Er sagte mir, ich möchte mich nicht bemühe». Wenn ich nur die Kommandos gäbe, wüßten die Leu« schon, was sie zu tun hätten." Ter Tag des Cornets verläuft folgendermaßäNi „Gegen 9 rufen die Trompeten zur Fußparade. Tk Abteilungen marschieren von den Stalltüren in di« Mitte des Kasernenhofes, bilden eine Linie und wer den dann vom Major besichtigt. Darauf steigt di, Wache zu Pferde, und die Offiziere verlassen das Regiment, da ihr Dienst zu Ende. Der Sergeant- Major lM exerzieren, wir haben damit nichts zu tun. Um 10 Uhr frühstücke ich mit einigen andere« im Meßraum. Um 11 Uhr sollen die Subalternoffizier« zur Reitschule gehen. Toch fällt es nicht auf, wen« man fehlt, außer wenn man sich wochenlang nicht zeigt. Um 12 Uhr sollen die Subalternoffiziere den, Futzexerzieren beiwohnen. Tann ist ihr Dienst zu Ende. Ist Feldtag angesetzt (etwa viermal die Woche), so fallen Reitschule und Futzexerzieren aus. Unter Feldtagen versteht man die, wo das ganze Regiment zu Pferde exerziert. — Um 5 ruft die Trompete zum Mittagessen." t „Während der Abwesenheit einiger Offiziere hatte ich das alleinige Kommando der'Kompagnie, ohne je marschieren usw. gelernt zu haben. Ich bin persön lich überzeugt, daß, das deutsche System, wonach der Offizier zuerst als gemeiner Soldat Dienst tut, bevor er den Offizierdienst lernt, weit besser als unseres äst. Ta wir aber mit dem Drill, der alleinige Sache der Sergeanten ist, nichts zu tun haben, ist es nicht un bedingt nötig für uns, den Dienst zu lernen. . . . Die Hauptaufmerksamkeit wird der Reinlichkeit gewidmet. Ein Mann kann schlecht exerzieren, wenn er nur ein reines Hemd trägt." ' i Die Offizierstellen wurden damals ge kauft. Welche merkwürdigen Folgen diese Sitte hatte, ! davon zeugt folgende Erzählung Heathcotes. „Bor kurzem wurde ein Offizier vom Kriegsgericht Wege» Feigheit kassiert. Aber er durste nichtsdestoweniger seine Stelle verkaufen. Er verklagte darauf die OW ziere seines Regiments, weil sie sich über ihn beschwert und geweigert hatten, länger zusammen mit ihm z« > dienen, wodurch er sich gezwungen gesehen, seine Stelle zu verkaufen. Tie Geschworenen sprachen ihm nun 20 000 Mark Schadenersatz zu, welche die Offiziere, di« ihn kassiert hatten, bezahlen mußten." Nicht weniger charakteristisch für die Engländer ist, was der Briefschreiber am 15. November 1807 über die Stimmung unter ihnen seiner Mutter mel dete. „Tank unseren Ministern stnd wir nun mit fast ganz Europa im Krieg zur großen Genugtuung unserer Flotte. Ihr Motto ist: je mehr, desto besser. Wenn du hier wärest, teiltest du vielleicht ihre An sicht, denn wir spüren den Krieg nicht und unsere Soldaten gewinnen dabei. Unsere Papiere stehen so hoch wie je, Geld läuft in Masse um, es fehst uns an nichts. Alle Welt ist der Ansicht, daß es auch ohne den Kontinent geht. Sollten die Franzose» uns mit ihrem Besuch beehren, um so besser! Wir werden sie nach Kräften beehren, und unsere Unter haltung wird diese Herren vielleicht etwas in Staune« setzen!" Ergänzend heißt es etwas später: „Wir schö nen den Krieg mit großer Leichtigkeit zu ertrage«. Außer den Kaufleuten fühlt niemand seine Wirkungen Um diese Herren brauchen wir uns aber nach de« hohen Gewinnen, die sie letztes Jahr gemacht, nicht zu sorgen. Sie verlieren nichts, nur gewinnen sie - nicht wie bisher hundert Prozent." Sehr ost ist von den Beutegeldern die Rede, die für gekaperte Schiffe, eingenommene Städte und dergleichen denr Heere nach altem englischem Branch in oft hohem Be trage gezahlt wurden. — Tiefe mittelalterliche Ein richtung besteht noch heute in England. Tie Freud« am Kriege wird aber diesmal den Briten dUvH ddj U-Boote wohl etwas versalzen werden.