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s nicht mehr überschwemmt werden können. Das Wasser, das der Schlick aufgesaugt hat, verdunstet, die Oberfläche trocknet aus und schließlich bildet sich ein schwarzer, übel riechender Boden, auf welchem nun auch die Pflanzenwelt ihren Einzug hält und die reichlichste Nahrung findet. Die Marschen grünen und blühen zum Frühjahre und liefern die prachtvollsten Weideplätze. Sobald die Marschenbildung In diese« Stadium getreten ist, nimmt der Mensch das neu geborene Land in seinen Besitz. Dasselbe dient zuerst als Weideplatz für das Bieh, dann wird es mit Entwässerungs gräben durchzogen und zum Schutz gegen die Meereswogen mit Deichen umgeben. Damit ist das neugeschaffene Marsch land für lange Jahre als das fruchtbarste Ackerland ge wonnen. An der Außenseite des Deiches schafft inzwisc^n das Meer wieder neues Marschland heran, welches dann nach seiner Reife abermals von Schutzdeichen umschlossen wird. Schließlich erscheint ein solches Marschengebiet als eine weite Strecke fruchtbarsten und besten Landes, kreuz und quer von Deichen durchzogen. Die MeereSflut braucht, um eine weiter« Küstenverände rung, die Dünen, hervorzubringen, noch einen Bundes genossen, den Wind. Die Dünen bestehen aus seinem, von der MeereSflut herbeigeschwemmte und vom Seewind« aufgehäuftem Flugsand«. Der Wind schafft aus dem Sande ein sich oft durch viele Meilen Landes hinziehendes Sand- gebirge, welches zwar das hinter ihm ausgebreitete Flach land gegen einen Einbruch der Meereswogen schützt, aber leider auch weite Strecken in Sandeinöden verwandelt. Die Entstehung der Dünen ist ziemlich einfach. Die Ebbe läßt eine breite Strandebene zurück, die mit dunkelgrauem, feuchtem Sande bedeckt ist. Die Sonne durchdringt diese Fläche so schnell, daß ihre Feuchtigkeit rasch verdunstet und über ihr ei« aufsteigender Luftstrom entsteht. Hierdurch bildet sich über der Strandebene ein lustverdünnter Raum, in welchen sofort ein von dem Meeresspiegel aus herbei flutender kühlerer Luststrom eindringt, der den jetzt trocken gewordenen Sand mit Gewalt landeinwärts führt. Der Sand schlägt sich an jedem aus dem Boden hervorragenden Gegenstand nieder, der letztere wird bedeckt, es bildet sich ein Semdhügel, der bei jedem nachfolgenden Seeluststrom immer größer wird. Damit ist aber schon der Grund gelegt zu einer Düne. Drei Faktoren akfv sind «S, welche stetig an der Umge staltung der Küstengebiete arbeiten: die Meereswellen, die Ströme und der Wind. Diese drei Faktoren ergänzen sich gegenseitig dahin, daß der eine immer das wieder aufbaut, was der andere zerstört. Es herrscht somit diesem Gebiet eine ausgleichende Gerechtigkeit genau so, wie auf jedem anderen Gebiet der Ratur. ^US -er Natur. Kehlensäure zu« Fördern de» Pflanzenwnchse». tt. Das Bestreben, unserm heimischen Boden gerade Heuer möglichst ergiebige Ernte abzugewinnen, führt zu allerlei gutgemeinten Vorschlägen. Hierzu zählt eine „Düngung mit Kohlensäure". Dieser in der „Süddeutschen Apotheker-Zeitung" gemachte Vorschlag stützt sich auf Be obachtungen in Gewächshäusern, bei denen zugeführte Men gen von Kohlensäuregas ein wett üppigeres Wachstum und namentlich reichere Blütenentwickeluyg herbeiführte. Das stimmt auch zu der Annahme der Geologen, daß die unge heuren Wälder der Steinkohlensormation nur dadurch er möglicht waren, daß damals die Lust mehr Kohlendioxyd enthielt, also. Pflanzen viel üppiger gediehen. An eine erfolgreiche Düngung der Felder mit Kohlensäure ist nun zwar aus praktischen Gründen schwer zu denken, Wohl aber könnte in geschlossene Räume, also in Gewächs häuser. Kohlensäure eingeleitet werden, di« wir ja in vielen Gegenden so gut wie kostenfrei gewinnen können. Roch einfacher wäre etwa Begießen mit stark kohlensäure- haltigem Wasser, wie es zum Beispiel in Cannstatt kubik- meterweise unbenützt aus Quellen abfließt. Eines Ver suches wäre die Sache wohl wert, doch darf in geschlosse nen Räumen die Gefahr d«s Erstickens des mit der Pflege betrauten Gärtners nicht außer acht gelassen werden. Aus der Natur. Scherz und Ernst. tk. Zwei Ballspiele. König Heinrich V. von Eng land, der bei seiner Thronbesteigung im Jahre 144 3 erst 22 Jahre zählte und seinen Regierungsantritt mit einer Kriegsrüstung gegen Frankreich begann, er hielt von dem Dauphin Ludwig von Frankreich eine große Tonne voll Pariser Schlagbälle mit dem höhnen den Bemerken zugesandt, Heinrich möge sich recht im Schlagballspiel üben, damit er, wenn er nach Frankreich herüberkäme, mit den Kindern in Paris einen ehren vollen Ballkampf aufnehmen könne. Heinrich V. sand:e dem Dauphin eine Tonne voll großer Steinkuge'n mit der Erwiderung zu: „Seht zu, daß Euere Pariser Häuser fest genug sind! Das sind die Proben von den Bällen, mit denen wir werfen werden, wenn wir 'n Euch nach Frankreich kommen." In der Tat zeigte Heinrich bald darauf bei der Belagerung von Azin court, daß die Mauern den Londoner Bällen rächt Stand zu halten vermochten. Humoristisches. Ein Schlaumeier. Aufseher: „Wem gehöre« denn die niedlichen Kinder, die da auf dem Rasen spielen?" Frau (geschmeichelt): „Mir." Aufseher: „Na, dann will ich mir mal gleich Ihren Namen aufschreiben. Das Betreten des Rasens ist nämlich verboten und kostet Strafe." „Aber Willi, wer wird so faul sein, steh miß und schäme dich." „Ach Muttchen, laß mich nur noch ein bißchen liegen; ich kann mich ja auch im Bette schämen." Herr des Haufes: ,Herr Leutnant werden uns doch heute abend durch Ihre Gegenwart erfreuen?* Leutnant: „Werde pünktlich erscheinen, muß vorher nur die eingelaufenen Geldsendungen ordnen." Widerspruch. Junge Frau: „Rein, diese Unordnung in deinem Zimmer, und dabei will du ein ordentlicher Lehrer sein!" Auf der Sekunvärbah«. Alter Herr: „Na, hier am Bahndamm stelle ich mich nicht wieder auf, wenn ein Zug vorüberfährt." Kollege: „Ist Ihnen was Passiert ?" Alter Herr: „Na, und ob, schaut da neulich mein Neffe zum Abteilfenster heraus und pumpt mich im Vorbeifahren schnell an." Gut gemeiut. Minna hat sich lange vergeblich bemüht, einen Nagel einzuschlagen, immer kommt sie auf einen Stein. Da erscheint die Hausfrau in der Küche, nimmt Hammer und Nagel, und der Nagel sitzt sofort fest in einer Fuge. „Na," meint sie da, „das war auch mehr Glück wie Verstand." „Ja," be merkt das Mädchen treuherzig, „das haben Sie immer, gnädige Frau." Professor L kündigt in der Zeitung einen Vortrag über Athen und die Akropolis an. Unter den zahlreich erschienenen Zuhörern befindet sich in der vordem cn Reihe auch ein biederer Bauer, der dem Bortrag, it besonderem Interesse folgt, was dem Professor ai fallen ist. Dieser fragt am Schlüsse denn auch b.rz Bäuerlein: „Nun, hat es Ihnen gefallen?" ,H.rr Professor," entgegnet der Angr> dete, „ich hatte mir'S eegentlich andersch gedacht." . <'so?" fragt der Pro ¬ fessor zurück. „Herr Profess -hrt der biedere Land mann fort, „ich leide näi an Atemnot und da sagte meine Frau heute frü.- „Du Willem, hier in de Zeitung steht, daß Professor L einen Bortrag halten kstrd über Athen und Akropolis. Am Ende haste de Akropolis und weest es jar nich, geh man mal dahin. Es scheint aber, daß meine Frau sich eer bißchen geirrt hat." Lesefruchte. ' In Preußen ist in den Strömen Oder, Elbe, Weser, Rhein und Maas eine mittlere Wasserkraft von 1,8 AtU- lionen L8 verfügbar, wovon nur V« ausgenutzt ist. Auf nicht weniger als 12 Milliarden Mark bezifferte sich das statistisch ausgewiesene Anlagekapital der preußischen StaatS-Bahnen.