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I Zur Eierversorgung. j ; - Pro Huhn jährlich 8» Eier. Die Grundsätze der Eierversorgung vom 12 August 1916 legen den Hühnerbestand vom 1. De zember 1916 zugrunde. Davon werden 80 Prozent als Legehühner, 20 Prozent als Hähne und alte Hühner „angesprochen". Von dem als Legehühner angenom menen Bestände glaubt man durch geeignete Sammel einrichtungen vom Huhne jährlich 30 Eier erfassen zu können, was sicher nicht zu hoch gegriffen ist, da ein Huhn von Durchschnittsleistung selten weniger als 80—100 Eier im Jahre legen wird. Mit dieser als erfaßbar angenommenen Eier menge ist zunächst der Bedarf von Heer und Marine sowie der Sonderbedarf der Kranken und Lazarette sicherzustellen, so daß nach deren Befriedigung auf den Kopf der versorgungsberechtigten Bevölkerung ein Jah resdurchschnitt von 26 Inland-Eiern zur Verfügung steht. Damit ist nun aber durchaus nicht gesagt, daß nur alle 14 Tage ein Et gegeben werden darf und kann; denn wenn es einem Bundesstaat durch geschickte Organisation gelingt, mehr als die 30 obligatorischen Eier vom Huhn zu erfassen, so hat er dadurch die Möglichkeit zu einer besseren Eierversorgung der Be völkerung. Die Berechnung und Verteilung der von den ein zelnen Bundesstaaten auf Grund der abzuliefernden Eier erfolgt .nach der Weisung der Neichsstelle für Nährmittel und Eier, dagegen bleibt den einzelnen Bundesstaaten vollkommen überlassen die weitere Verteilung- der ihnen zugewissenen Eier. Sie werden daher in der Legeperiode mehr Eier ausgeben können und wol len wie im Winter und dadurch eine Fürsorge für den Winter ermöglichen oder gegebenenfalls auch selbst durch Konservierung für die Wintermonate eine Reserve schaffen können. Bei der „Erfassung" der Eier wurde es im allge meinen zweckmäßig erachtet, von einer Anwendung von Zwang gegen die Geflügelhalter möglichst abzusehen, da dieser die dringende Gefahr einer Herabminde rung des Geflügelbestandes in sich birgt und man erwarten kann, daß geschickten Aufkaufsorganisationen die Erfassung der Eier auch so gelingen wird. In den verschiedenen Landesteilen haben sich na türlich verschiedene Arten der Eiererfassung entwickelt, von denen die Sammlung durch angestellte Aufkäufer die verbreitetste ist. Hierbei wird für jeden der vom Kommunalverband festgesetzten Bezirke ein Aufkäufer bestellt, welcher die Verpflichtung hat, jeden Geflügel halter seines Bezirkes wöchentlich mindestens einmal zu besuchen. Die aufgekauften Eier hat er restlos an die Sammelstellen des Kommunalverbandes abzulie fern, welche sie ihrerseits der Eierstelle des Regie rungsbezirkes zuzuführen hat. Mangelhafte Erfolge eines Aufläufers haben Entziehung der Anstellung als solcher zur Folge. Sehr bewährt haben sich auch die freiwilligen Sammeleinrichtungen durch Schulkinder unter Leitung der Lehrer, der Hausfrauen- und vater ländischen Frauenvereine, landwirtschaftlicher Orts-, Bezugs- und Absatzvereine, ländlicher Darlehnskassen, Eierverteilungsgenossenschaften usw., wobei sich die Ge währung kleiner Sammelprämien in irgendeiner Form als wirkungsvolles Mittel zur Erhöhung des Sammeleifers erwiesen haben. Selbstverständlich über nehmen die freiwilligen Sammelstellen alle Pflichten der bestellten Aufläufer, sowohl betreffs der Samm lung wie der Ablieferung. Eine dritte Form der Eiererfassung ist der Auf kauf durch den freien Handel, welcher natürlich der besonderen Genehmigung bedarf und sich an die Wei sungen der Eierstelle des Kommunalverbandes oder des Regierungsbezirkes hinsichtlich der Preise, der Buch führung und der Anzeigen über die gesammelten Men gen und ihre Ablieferung streng zu halten hat, im übrigen aber innerhalb des Kommunalverbandes frei auflaufen darf. Die süddeutschen Bundesstaaten endlich haben das Verfahre« »er Lieserauflage gewählt. Hierbei legen die oberen Vertetlungsbehörden immer wieder die ihnen auferlegte Lieferungsmengr auf die unteren Stellen bis herab zur Gemeind« nach Maßgabe des Hühnerbestandes um. Den Gemein den bleibt es überlassen, auf welche Art sie die Ge flügelhalter zur Abgabe der Eier anhalten will, jedoch müssen sie ihrer Lieferungspflicht dis zu einem be stimmten Termine nachkommen. Die größte Schwierigkeit verursacht zurzeit der Transport der gesammelten Eier infolge Fehlens von geeignetem Verpackungsmaterial. Angesichts der außer ordentlichen Anforderungen der Rüstungsindustrie an alles Holz und Eisenmaterial ist eine nur sehr schwer zu überwindende Knappheit an Eierkisten aufge treten. Die Behörden bemühen sich, in letzter Zeit nicht ohne sichtlichen Erfolg, diesem Mangel nach Kräf ten zu steuern, so daß aruh hierin in Kürze eine Besse rung zu erwarten ist. Immerhin haben die Kommu- nalverbände von den Landeseierstellen die Ermächti gung erhalten, durch BefürderungShindernisse in die Gefahr des Verderbens geratende Eiervorräte an ihre versorgungsberechtigton Verbraucher zu verteilen. Die Anpassung an die jetzige Art der Ernährung. Von Prof. Dr. Emil Abderhalden, Halle a. S. In unserer Ernährung spielt heute die Pslan- i zenkost eine ganz überragende Rolle. Unwillkür- ! lich denkt man an die lebhaften Erörterungen zurück, > an die zahlreichen Kampfschriften, die durch die Frage ausgelöst wurden, ob der Menfch ebenso gut seine Nah rungsstoffe der Pflanzen-, wie der Tierwelt entnehmen kann. Es bildeten sich Vereine von ganz oder doch I vorwiegend Pflanzeneffern. Die Mitglieder nannten sich Vegetarier. Sie suchten nicht nur zu beweisen, daß Pflanzenkost eine ausreichende Ernährung möglich macht, sondern sie bekämpften vor allem lebhaft den Genuß von Fleisch. Sie behaupteten, daß Fleisch an und für sich kein unschädliches Nahrungsmittel sei. Im weiteren Sinne wurde dann später vor allem die große Eiweißzufuhr bekämpft. Jetzt sind wir alle mehr oder weniger Vegetarier! In Wirklichkeit hatte der ganze Kampf in dem Augenblick an Schärfe verloren, in dem erwiesen wor den war, daß in der Tat die Pflanze «Nahrung dieselben für unsere Ernährung wichtigen Stoffe enthält wie die Fleischnahrung. Kohlehydrate, Fette, Eiweißstoffe, Salze finden sich in beide« Arten von Nahrung. Somit ergibt sich die grundlegende Frage, ob unser Darmkanal, angesangen von der Mundhöhle bis zum Ende, über Einrichtungen verfügt, die genügen, um die Pflanzen- und Fletschnahrung so zu verwandeln, daß eine Aufnahme in die Gewebe möglich ist. Für das Fleisch können wir das ohne weiteres bejahen. Für die Pflanzennahrung liegen jedoch ganz besondere Ver hältnisse vor. Der Fleischfresser hat ein Gebiß, das aus Schneid- und Reißwerkzeugen besteht. Der Unter- i tiefer wird ausschließlich gehoben und gesenkt, jedoch nicht seitlich verschoben. Man braucht nur einem Hunde zuzusehen, wie er Fleisch frißt- Er schneidet und reißt Stücke davon ab und verschlingt sie, ohne sie wesent lich zu kauen. Der Pflanzenfresser hat ausgesprochene Mahlflächen. Der Kiefer kann stark seitlich ver schoben werden. Die Nahrung wird zerrieben, ge quetscht, zermahlen. Eine Zwischenstellung nimmt der Allesesser ein, dazu gehört der Mensch. Er hat Linrichtunge« des Fleisch- und Pflanzenfressers. Alle Formen der Zähne sind in ihrem Typus abgeschwächt: !s ist das Gebiß des Allesessers. Gehen wir weiter! Beim Fleischesser stoße« wir im Anschluß an einen einfachen Ueoerführungskanal — die Speiseröhre — auf einen einfachen Magen, an den sich der Darm anschlteßt. Dieser ist kurz. Beim Pflanzenfresser haben wir dem Magen vorgelagert meistens mannigfache Einrichtungen. Bei den Vögeln stoßen wir auf Kröpfe, in denen die Körner erweicht werden können, ferner auf sog. Muskelmagen. Diese sind im Innern mit Hornsubstanz ausgekleidet und haben eine sehr kräftige Muskulatur. Die Pflanzen nahrung wird da zerrieben, zerquetscht. Bei den Wie derkäuern haben wir die mannigfaltigsten, der Pflan zennahrung angepaßten Einrichtungen. Gewaltige Säcke dienen dazu, die Nahrung für die weitere Verdauung vorzubereiten. Der. Tarmkanal der Pflanzenfresser ist sehr lang. Der Allesfresser nimmt auch hier eine Mit telstellung ein. Sobald Pflanzennahrung ausgenommen ivird, wird im allgemeinen die abgehende Menge eine größere sein als bei Fleischkost. Untersuchen wir den Abgang bei der Pflanzenkost, dann sind wir überrascht, wieviel Nährstoffe der Verwertung im Körper entgangen sind! Es rührt dies von der besonderen Beschaffenheit der Pflanzennahrung her und in erster Linie von ihrem Gehalt an Zellulose. Dieser Stoff — ein Kohlehydrat — umschließt die Zellen. Wir haben in unserem Darm kanal keine Stoffe, die die Zellulose verwandeln könnten. Würden wir nun einfach den größten Teil der Zellulose unausgenützt mit der Ausscheidung abgeben, dann wäre der Schaden zu ertragen. Allein die Sache liegt viel verwickelter. Unsere Nährstoffe sind im Zell inhalt enthalten — der Muskelfaser, der Pflanzenzelle. Bleibt die Zelle von Zellulose umschlossen, dann ent gehen uns gleichzeitig viele der Zellinhaltsstoffe! Eiweiß, Fette, Kohlehydrate, auch Salze werden mit der Zellulose zusammen ausgeschieden! Dazu kommt, daß diese selbst manche wichtigen Nahrungsstoffe auf saugt und so mit sich fortführt. Diese Feststellungen führen zu der Frage, ob es nicht möglich ist, die Pflanzennahrüng vorzuberei ten, daß sie besser ausgenützt werden kann. Das ist nun in der Tat der Fall. Wir müssen genau so wie der Pflanzenfresser unsere Nahrung möglichst zerklei nern und erweichen. Eigentlich müßten unsere Zähne ausreichen, um die Zerkleinerungsarbeit zu leisten. Leider sind die meisten Gebisse unzureichend. Dazu kommt, daß viel z« wenig Zeit zum Kauen aufgewandt wird. Wir haben uns gewöhnt, gedanken los zu essen! Wir lächeln, wenn uns zugemutet wird, mit Ueberlegung jeden Biss. « gründlich zu kauen und einzuspeicheln! Der Ernst der Zett lehrt uns, daß Schweigen Silber und Kauen Gold wert ist! Ohne Be denken setzen wir den Kiefer bei einem Wortschwall tausendmal in Bewegung und sträuben uns doch, die Kauarbett gründlich und mit Bewußtsein durchzuführen. Gründliche Kauarbeit könnte jetzt geradezu als patrio tische Pflicht gefordert werden! Wir können nun aber die Ausnützung auch durch unsere Kochkunst ganz außerordentlich unterstütz« Das Kochwasser von Fleisch und von Pflanzen en hält wichtige Nahrungsstoffe, vor allem Salze. M mals schütte man es weg! Es würde das eine Verschl« derung der Nahrung bedeuten! Es ergibt sich aus de Mitgeteilten, daß wir uns der besonderen Beschaff« heit der Pflanzennahrung anpassen müssen. Es f«! len uns manche Einrichtungen, die der reine PflaiMi fresser zur Erschließung der Nahrung hat. A! sere Kochkunst und ausgiebiges Kauen ermöglichen un die Verwertung der i« der Pflanzennahrung entha tenen Nahrungsstoffe ganz erheblich zu steigern. / D. K.- Echerz und Ernst. ti Die russische Staatskirche, die „orthodoxe" KtrD ist durch die Revolution in eine äußerst prekäre M geraten. Sie war nach und nach in bedenklichste H hängigkcit vom Zarismus geraten und stand den Mass« so sehr sie auf diese auch noch Einfluß hatte, innerlich s« fern. Und wie es jetzt werden soll, weiß kein Meml Miljukows Blatt „Rjetsch", liberal, frohlockt darüber H verlangt Rechenschaft, indem es schreibt: VH „Der Fall des alten Regimes hat nirgends so kat strophal gewirkt wie in der rechtgläubigen Kirche. Hf begreift man weniger als anderswo, wohin das Lem geht. Für alle Richtungen in ihr bedeutet die neue AH einen vollständigen Zusammenbruch, der zu unserem W dauern auch auf die allgemeine Lage der Kirche zurH wirkt. Die Stützen der alten Ordnung haben di« gaq Kirche in den Augen der Gesellschaft kompromittiert. H reaktionäre Tätigkeit der Metropoliten, Bischhöfe usw. fH zu dem Verdacht, daß die ganze Kirche tatsächlich und ihrem Wesen mit der. Bürorralie verbunden ist. Z Darin liegt das Schreckliche des augenblicklichen W ments für die Kirche. Aber wir hörten bisher immer m die Stimme der „herrschenden Kirche". Auch dse un« Geistlichkeit war wie die ganze Gesellschaft geknechtet,« mehr als diese. Und sie schwieg gezwungenermaßen. AS so groß war in ihr die gesellschaftliche Kraft, daß sie D zeitweilig nicht mehr zurückhalten konnte. Manche StP» llöster und die Seminare reden davon; „Verschwörung schulen" hießen letztere in den neunziger Jahren. Und H Geschichte der russischen Befreiung nennt manchen SemW risten- und Popensohn. 1915 haben sich viele Geistlit in die Reihen dxr Befreiung gestellt. Deshalb müssen die Beziehungen zur Geistlichkeit g klärt werden. Alle Schuld liegt bei der Geistlichkeit, d zur „schwarzen Hundert" gehörte. Aber gezwungen, g knechtet zu dienen, hat die Kirche ihre Natur nicht g ändert. Auch heute ist in ihr noch viel Kraft dafür, in Christentum die Religion der Freiheit, Gleichheit und Pr: derlichkeit ist und seine Ideale in derselben Richtung geh, wie die demokratischen Ideale der Gesellschaft. Wir mM von der Geistlichkeit der „schwarzen Hundert", die AM und Kirchen beherrschte, die Geistlichkeit unterscheiden, » den Volksmassen so nahe ist wie alle, die unfreiwillig uW den Bedingungen des alten Regimes arbeiteten." H tf. Tas Alter »er Fische. Btsherwar man über di Alter der gefangenen Fische völlig im unklaren, jetzt K man jedoch eine anscheinend zuverlässige Art der Berechnt dafür gefunden. Es erweist sich nämlich, daß der im Oj der Fische befindliche „Ohrenstetn" aus deutlich abgegrenzt! Schichten besteht, die, gleich den Jahresringen der Baut stamme, einen sicheren Anhalt für das Alter der Ft» gewähren. — Eine ähnliche das Alter bezeichnende LagÄ bildung hat man auch bei den Schuppen verschiedet« Fische — z. B. bei den Karpfen — gefunden. tf. Die bierfeuchte Münchener Luft Es gibt Vie! Leute, die sich jetzt in München lind anderwärts d« Genuß des Münchener Bieres versagen müssen; de« die Münchener Haben jetzt selber nicht genug Bier uü können an Fremde daher gar sticht liefern. Wohl kommt eigentlich gerade das Münchener Bier zu s« nein, man kann getrost sagen, Weltruf? Es ist wir! lich etwas Wahres daran, wenn behauptet wird, dtj die Münchener Luft historisch bierfeucht sei; denn fa vier Jahrhunderte vor der Gründung der Stadt Mm chen (1158), schon zur Zeit Karls des Großen, aj man nur einen Markt Föhring (der Ort liegt heul etwas nördlich der bayerischen Hauptstadt an der Jsaj kannte, da war der Geistliche schon verpflichtet, al Gilte au den Bischof alljährlich 1 Frischling, 1 Gans 2 Hühner, also Kleinigkeiten nach den damaligen H griffen, dazu aber eine Fuhre Bier zu liefern, was dH Bischof sicher nie ausbedungen hätte, wenn die Gegeir nicht ganz ausgezeichnetes Bier gebraut hätte. Hundert Jahre aber der Gründung der Stals da war schon das Münchener Brauwesen hoch «vl wickelt. Es gab sogar ein bewegliches bayerisches BraD amt (vkfiemm braxationis in den damaligen UrkunW genannt), daß nach eineni Bericht aus dem Jahre 1!M schon ganz ansehnliche Erträgnisse aufzuweisen haK An Braumalz gaben die Brauer 32V, Scheffel Mit ch ener Maß, offenbar für den Hofbräu des HerzaN bestimmt. Daneben entrichteten sie aber noch 50 Pfu« an den Herzog, 6 Pfund dem Vitztum und 2 PfüV dem Stadtrichter, alles in allem ein Zeichen für M frühzeitige Blüte und Leistungsfähigkeit der Mancher« Brauereien. W Immerhin kam es schon damals in MißwackN jähren vor, daß das Bierbrauen überhaupt verboM ward, so 1845, 1293, 1323 und auch späterhin nt« öfter, da man den Verbrauch an Getreide für BroG zwecke für ein Unding ansah, solange Mangel an BU im Lande sei. Die Fabel vom „flüssigen Brot", W ja für Münchener Verhältnisse etwas Wahres an f« hat, kam erst in späteren Jahrhunderten auf. U