Volltext Seite (XML)
Nr. 97 -eMp M WetM? Fettmz Sonnabend den 28. April 1917 abends 83. Jahroang l Das angeblich methodisch i gelehrte deutsche Barbarentum. Po» Generalleutnant Krhr. v. Frehtag-Loringhoven, Chef des stellvertretenden Generalstab» der Armee. In den Schmähartikeln unserer Gegner wird immer wiederholt, daß es kein Wunder sei, wenn sich das deutsche Barbarentum im Kriege so schrecklich offen bare, da es methodisch gelehrt sei. Nietzsche, die Schrift des Generalstabes „Der Kriegsgebrauch im Landkriege, vor allem aber Treitschke sollen angeblich den unwider leglichen Beweis hierfür liefern. Es ist natürlich völlig sinnlos, Aussprüche eines Ueberphilosophen wie Nietzsche, über den man denken mag, wie man will, dem aber politische Bedeutung schwerlich zuzusprechen ist, und dessen Lehren zum Glück die Masse der Deut schen sich nicht zum Eigentum gemacht hat, in dieser Weise zu verwerten. Die erwähnte Schrift des Ge neralstabes aber ist weiter nichts als eine gedrängte Wiedergabe völkerrechtlicher Bestimmungen mit kur zen Erläuterungen, die nur böswillige Entstellung als ein Lehrbuch sogenannter deutscher Kriegsgreuel er scheinen lassen kann. Bliebe noch Treitschke. Dieser hat allerdings gesagt: „Die Bestie regt sich ebensogut im Kulturmenschen wie im Barbaren. Nichts ist Wah* rer als die biblische Lehre von der radikalen Stindl Hastigkeit des Menschengeschlechts, die durch keine auch noch so hohe Kultur überwunden werden kann." Der Weltkrieg hat Treitschke nur allzu recht ge geben. Der i Krieg ist nun ei,»mal „ein rauh gewaltsam Handwerk", > und dec deutsche Soldat faßt zu, wo es geboten wird. Nur weltferne Denkweise könnte erwarten, daß ein Millionenheer nicht Leute birgt, die sich gelegentlich Uebergriffe zuschulden kommen lassen. Wie sehr sich aber dis Bestie vorwiegend bei den weihen und far bigen Franzosen und nicht selten auch bei den Eng ländern, vor allem den Farbigen, geregt hat, geht aus zahllosen Aeußerungen deutscher Gefangener her vor. Der Kciegsmtnister hat es erst kürzlich vor den» Reichstage bezeugt. Auch die französisch? Bevölke rung trug unseren Gefangenen gegenüber ein Beneht- wen zur Schau, das sich nur als Apachentum be zeichnen läßt. Das französische Offizierkorps aber hat den ritterlichen Zug, der ihm noch 1870, eigen war, in dieser HinsiH völlig vermissen lassen. Man kann nicht im Zweifel sein, auf welcher Seite - das wahre Barbarentum in diesem Kriege zu finden) ist.' Es ist ein trauriger Anblick, das alte Kulturvolk der Franzosen, durch seinen Deutschenhaß verblendet, jedes' gesunden Urteils beraubt zu sehen. Das zeigt sich auch in seiner Kriegsliteratur, inan mag davon zur Hand nehmen, was inan will. Künstler, Gelehrte, Gene rale, Troupiscs, alles feiert in Büchern und Zeit schriften wahre Orgien des Hasses, von der Tages? prcsse ganz abgesehen. Es ist anwidernd, diese Schmäh schriften, denn etwas anderes sind sie nicht, zu lesen. Vergeblich wird man nach einem einigermaßen gerechten Urteil über den Feind suchen; nur widerwillig ringt sich gelegentlich eine Anerkennung seiner Macht durch/ — So unzweifelhaft die ' Z Franzosen einer Massenpsychose unterliegen, so haben wir uns doch vor dem Kriege offenbar in mancher Beziehung über dieses Volk etiler Täu schung hingegeben. Einerseits unterschätzten wir die in ihm liegenden Kräfte des Widerstandes, und anderer seits nahmen wir für den Ausfluß einer alten Kultur, was lediglich moderne Zivilisation war, die so häufig für gleichbeoeutend mit Kultur erachtet wird, und doch von ihr nnr den äußeren Schein hat. Drum mußte den Franzosen Treitschke in seiner stolzen Wahrhaftig keit zur Verdächtigung deutscher Denkweise herhalteu. Mit dem Instinkt des Hasses sehen sie in ihm den glätt- zenden geistigen Vertreter echt deutscher Kraft; trägt doch nach ihm „die Geschichte durchaus mänuliche Züge und ist für sentimentale Naturen und für Weiber nicht gemacht." Deshalb werden wir auch von den Amerikanern in der ihnen eigenen Mischung von ausgeprägtem Geschäftssinn und weichlicher Sentimentalität nicht ver standen. So stehen sie dem U-Bootkriege Verständnis, los gegenüber, während die europäischen Neutralen zum großen Teil nicht verkennen, daher nur die Ant wort auf die Aushungerungsavsicht Englands, ein« natürliche Folgerung aus dem Wirtschaftskriege bildet. Für den U-Bootkrteg gilt in vollem Maße, was Clausewitz über den Landkrieg sagt. „In so gefähr lichen Dingen, wie der Krieg eins ist, sind die Irrtümer, welche aus Gutmütigkeit entstehen, gerade die schlimm sten ... ES ist ein unnützes, selbst verkehrtes Bestreben, aus Widerwillen gegen das rohe Element die Natur desselben außer Acht zu lassen... Nie kann in di» Philosophie des Krieges selbst ein Prinzip der Ermäßi gung htneingetrc ien werden, ohne eine Absurdität zu begehen." An a »derer Stelle schreibt er; ,Menn dchb blutige Schlachtc , ein Schauspiel ist, so soll das nur eine Veranlassung sein, die Kriege mehr zu würdigen. Aber nicht die Schwerter, die man führt, nach und nach aus Menschlichkeit stumpfer zu machen, bis ein mal wieder einer dazwischen kommt mit einem schar fen, der uns die Arme vom Leibe weghaut." Man steht, nicht erst Treitschke, sondern bereits Clausewitz hat systematisch das deutsche Barbarentum gelehrt, und dem heutigen Geschlecht war es Vorbehalten, solches gewisser maßen in Reinkultur »u züchten. Dieses Geschlecht pvec steht in vollster Ruhe v«m Urteil der Geschichte entgegen, überzeugt, daß es elender Schwäche geziehen werden würde, wenn es in diesem Kampf um Steg oder Untergang nicht jedes Mittel brauchen wollte, das ihm zur Hand ist. Clausewitz hat einst wie uns, so auch Treitschke den ethischen Gehalt der Lehren des Befreiungskrieges übermittelt. Keiner hat diesen so lebhaft aufgegriffen, und verbreitet wie Treitschke. Wenn unsere Feinde ihn mißverstehen, oder doch so tun, soll uns das nur Mahnung sein, in ihm einen Apostel des Deutschtums im besten Sinne zu sehen. Zu seinen Werken greife, wem in dieser schweren Zeit der Kleinmut zu drohen naht. Er wird sich aufrichten an den mannhaften Worten dieses tapferen Streiters, der einst mit sicherem Ahnen das geeinte Deutschland unter Preußens Füh rung kommen sah, und das in einer Zett kleinster Widerstände, elender Zerrissenheit unseres Vaterlandes. Wer sich in unseren Tagen in Treitschke versenkt, wird aufs neue erfüllt werden von der «Grüße der Zeit, die zu durchleben ihm vergönnt ist. M -ie deutschen Arbeiter l Sis Hott -en Zrieöen ans beschieS, Sleib' öies -er Wahlspruch -er Gerechten: Ehrlos sei jeöer Waffenschmie-, Der feiert, wenn -te Srü-er fechten! ! Mehr Waffen, mehr Munition! Daß dieser gewaltige Krieg »richt nur ein Krieg der Heere und Völker, sondern auch ein Krieg der Volkswirtschaften und der Technik, der Erfinder genies und Arbeitsorganisatoren ist, zeigt sich von Tag zu Tag deutlicher. Und trotzdem nun mehr als die halbe Welt, darunter die höchstentwickelten Industrie staaten, wie England und Nordamerika, mit ihrer gan- zen außerordentlich hochstehenden industriellen Erzeu- , gungskraft unsere Feinde mit Kriegsmaterial versorgen, ! haben diese auf diesem Gebiete niemals eine dauernde .Ueberlegeüheit erziele»! können. Ueber und unter der Erde, in der Luft, auf und unter dem Wasser hat der Deutsche nicht nur sich behaupten können, sondern hat, wie in der Luftwaffe und im U-Boot, eine beherr schende Stellung errungen. In England werden in einem Monat fast dreimal soviel schwere Geschütze angefertigt, als das Land zu Beginn des Krieges überhaupt besessen hat. Die Her stellung von Maschinengewehre« ist zwanzigmal so groß geworden, wie zur Zeit der Gründung des Mu nitionsministeriums. Die wöchentliche Produktion an Explosivgeschossen war Mitte 1916 schon sechsundsiebzig» mal so groß, wie zu Beginn des Kwiegsjahres 1914-15. In der einen Woche vor Beginn der Sommeoffensive haben die Engländer mehr Munition verschossen, als in den ersten 11 Monaten des Krieges zusammen ange fertigt wurde. Mit der Munition für schwere Geschütze, die in England während der ersten 11 Kriegsmonate erzeugt wurde, wäre das Bombardement in der Somme- ! offensive nicht an einem einzigen Tage durchzusühren gewesen. Aehnliche Zahlen gelten von Frankreich, von Japan, von Amerika. Mit welchem Hochdruck gearbeitet wird und mit melchen Mitteln die Arbeiterschaft zur Höchstleistung angetrieben wird, zeigt eine Depesche, die der Vorstand der Arbeiter des Woolwich-Arsenals Anfang April als Begrüßung an die Genossen der Petersburger Gewehr- und der dortigen Patronenfabrik sandte; es - wird darin u. a. gesagt: > „Kameraden! Laßt uns gemeinsam arbeiten, um unseren Kameraden in de,» Gräben zu Hilfe zu kommen. Ihre Opfer sind größer als unsere. Jede ' unserer Arbeitsstunden rettet teures Leben. Jede Stunde der Faulheit macht uns zu Mördern." Dieser auf die Kriegszwecke gerichteten technischen Riesenarbeit haben wir nur unsere eigene und un serer Bundesgenossen Arbeitsleistung entgcgenzustellen. Wir dürfen dagegen nicht zurückbleiben, wenn wir ! nicht trotz aller Tapferkeit und allen Heldenmutes un- ; lerer Truppen unterliegen wollen. 'M Gesunkener Kampfgeist bei den Franzosen. Wenig begeisterte Stimmung vor der großen Of- ! ensive, hoffnungslose Niedergeschlagenheit nach dem i Mißlingen — so kennzeichnet sich die seelische Ver- ! assung der französischen Infanterie an der Schlacht- ront. Bei den zahlreichen Patrouillenvorstößen, die i «ein Hauptangriff längs der ganzen Front vorfühlten, . ieß der Feind überall Gefangene in unserer Hand, ne zwar brav vorgestoßen Ware»» und sich tapfer ge- > oehrt hatten, aber dann doch alle die Genugtuung ! licht verbergen konnten, sich bereits vor dem großen ! schlachttag in Sicherheit gebracht zu haben, vor allem ! oetl der Glaube an den Erfolg nach all den Ersah- i »»»»gen der Kriestsjahre doch sehr erschüttert war. Das Ivar d»e Grundstimmung bet allen, mochten ! ie zum Infanterieregiment 8 gehören, das südlich ' Lheveraux am 12. April Patrouillen vorgeschickt hatte, »der zum Infanterieregiment 46, dessen Plänkler wir i ! lm l4. April westlich Ville-au-BoiS bei uns behielten, ' »der auch zum Kolonial-Regiment 22, da» am 13. ; ! Nprll südlich Laffanr gegen uns vorfühlte. Die Ko lonialen meinten zwar zuerst, wenn dein General st viel an ihrem Vorstoß läge, möge er ihn selbst an, fiihren, wären aber schließlich doch ohne ihn vor gegangen. Ein Kamerad hatte von seinem gefangenen Brudei erzählt, der in dörflichem Frieden den deutschen Acker bestellt und nach der Arbeit mit deutschen Bauern« jungen spielt und seine Pfeife raucht. Dies Bild flüM geheime Hoffnungen ein. Die Gefangenen vom Iw fanterieregilnent 106, das an» 16. April nördlich Sow Pir angrisf, hatten das Vertrauen auf Erfolg verlöre»^ denen der 10. Division, der 39. und allen übrigen ginK es nicht anders. Dies erklärt sich auch durch die unge heuren Verluste. Ein Beispiel für diele: gefangeM Offiziere berechnen die Verluste der Regimenter 4, 313 und 82, die südwestlich Juvincourt vorgeworfen wurden, nach dem ersten Angriff auf etwa 50 ProzenG Ja, vom Regiment 4 seien drei Viertel aufgeriebeu Und das alles trotz gründlichster Vorbereitung trotz guter Verpflegung und patriotischer Ansprach Oesterreich und Rußland. Oesterreich will »ei« russische» Gebiet. Unter dem Titel „Antwort an die Sozialden kraten" veröffentlicht das dem Ministerium des Aeuße nahestehende Kremdenblatt einen Leitartikel, aus b folgende Gedanken, anknüpfend an das sozialistis Verlangen nach Verzicht auf Annexionen, von grüße» Tragweite sind: „Wenn die Oeffentlichkeit . . . eine neue Erk. cung hören möchte, so kann ihr gesagt werden, d ansere Monarchie absolut keine aggressiven Pläne «ege Rußland hat «nd auch nicht beabsichtigt, ihr GeG ans dessen Kosten zu erweitern." Weiter aber betont der Artikel des österreichisch' RsgierungssprachrvhrS ausdrücklich: „Wir sind nu nur entschlossen, durchzuhalten, sondern fühlen ui auch militärisch und wirtschaftlich stark genug, um d« Kampf auSzufechtcn, und die Feinde, die uns zu diese nötige»», niederzuzwiilgen." Scherz und Ernst. 1f. Wässert die Kohlrüben! Beim Aufbrühen geht j viel verloren. In der „Chem. Ztg." rechnet Dr. H. Ll ßen das nach. Er schreibt da warnend: „Nun ist es ä in den meiste,» Haushaltungen und auch sogar in ' Massenküchen üblich, die zerschnittenen Kohlrüben dem Kochen entweder mehrere Stunden in kaltes Wa zu legen, oder sie einige Minuten mit heißem Wasser zubrühen, um ihnen de»» scharfen Geschmack zu neh» der vielen Personen nicht angenehm ist. Auch wird hauptet, daß die so behandelten Rüben bekömmlicher sei Ob dies letztere zutrifft, weiß ich nicht, ich selbst geni die Kohlrüben nur nicht abgebrüht; an den eigenarti Geschmack gewöhnt man sich. In diesem Falle nimmt r sämtliche Nährstoffe aus den Rüben auf. Wer die Rü aber abgebrüht oder gewässert genießt, ist sich Wohl i stens nicht klar, welche großen Mengen Nährstoffe d< verloren gehen, welche Verschwendung er also treibt, habe mehrere Versuche mit frischen und getrockneten K rüben angestellt, die zahlenmäßige Beweise für die k lüste ergeben." Er legt dann die Rechenergebnisse dar und stellt d fest: „Durch das Brühen geht also mehr als die Hälfte Gesamttrockensubstanz und etwa der Safttrockens stanz verloren, durch das Wässern der Gesamttro«' substanz «nd N der Safttrockensubstanz." In Hau ten auf dem Lande, in denen Schweine gehalten wer! gießt man daher Wohl auch überall das Brühwasser den Kohlrüben und dem Gemüse überhaupt in Schweinefutter, d. h. man entzieht auch hier dem Menst leicht verdauliche Stoffe, um sie dem Mitbewerber die »nenschlichen Nahrungsmittel, dem Schwein, zu gel Wer irgendwie unabgebrühte Rüben oder unabgebr tes Gemüse vertragen kann (im allgemeine», ist es so leichter verdaulich), sollte daher nur solches genießen, keine Verschwendung zu treiben und sich besser zu ern ren.. " Der Oberkommandierende der polnischen Leg Brigadier Joseph Pilsudskt, kehrt zuin Dienst in polnischen Legion zurück. Der Vorsteher der W« schauer Miliz, Fürst Franz Radziwill, tritt in die p nische Armee ein. ' ' VoMw irtsHMiches. H Berlin, 26. April. Die zuversichtlich« Hal der Geschäftskreise wird andauernd durch die < militärischen Berichte genährt. Jin heutigen f Börsengeschäft wandte sich wiederum das Interesse Anzahl von Spezialwerten zu, unter denen die tischen und aewtsse russische Werte, ferner Petrolei aktten, ihre Preissteigerungen fortsetzen könnten. H Berlin^ 26. April. (Produktenmarkt. Nicht« lich.) Serradella 36—44, Futterrübensamen 70— Zaatrvggen 15—20, Saatweizen 16—25, Saatgerste üs 27, Saathafer 14—25, Spörgel 70, Saatwicken ,is 45, Saatluptnen 36— 40, Saatpeluschken 35, Zück »ibensamen 68, RatzaraS 106- 110, Weißklee 180—1 kiniotee 104- 106, Gelbklee 58, Schwedenkle« 1 örassamen 68, Heidekraut 1,50 per SO Kilo ab St Biescrrhcu 9,60—10,20, Kleeheu 11—12, Tim» 10,75-12,00, ylegelstroh 4,00-4,60, Maschin, ;,75 4,00, PriMoch 4^50 »per 50 Kilo frei