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WÄR M WeHnq Kemm, i Nr. 84 Freitag den 13. April 1917 abends 83. Jahre ang l s^^Mfetung öen^ssischgn Inseln an tngianö,. . 7 - - Lokales. A Lie Streckung der Saattartof^n. Die einfachste Art der Streckung ist die Teilung der Kartoffel. Bekanntlich findet man bei der Ernte oft die Mutterknolle noch in tzut erhaltenem Zustande im Boden, womit der Beweis gegeben ist, daß die ganze Knolle durchaus nicht notwendig ist, um eine ertragfähige Kartoffelstaude hervorzubringen. Tatsächlich gehört dazu nur ein keimförmiges Auge mit einem kleinen Teil der Muttrrknolle. Gut ausgereifte Kar- tvfselknollen weisen gewöhnlich 5—7 solcher Augen auf und können daher in ebensoviel Teile zerschnitten werden als Augen vorhanden sind. ES genügt, wenn jedes Auge einen TeU der Knolle von Haselnußgröße für sich behält. Wichtig ist eS, daS Zerschneiden der Knollen 3—5 Tage vor dem Auspflanzen vorzunehmen, damit die nassen Schnittflächen antrocknen können. Hierzu leistet ein Um-- wälzen der Stücke in trockenem feinem Sand, in Asche oder in gepulverter Holzkohle gute Dienste. Die so behandelten Augenausschnitte werden genau so gelegt, wie man in anderen Jahren die ganze Kartoffelknolle in die Erde brachte. Dieses Verfahren, bet dem man ohne Hilfsmittel das 5—7 fache an ertragfähigen Kartoffelstauden erhält, bietet für den Kletngartenbesitzer keine Schwierigkeiten; für den Landwirt ist es mit zuviel Kleinarbeit. '/X Die Zinsscheine der Kriegsanleihe gelten wie Bargeld. Der preußisch« Jinanzminister Dr. Lentzc hat kürzlich bei einer Massenkundgebung zur Kriegsanleihe darauf hinge wiesen, daß man diesmal für neue Erleichterungen des Verkehrs mit den Kriegsanleihen und ihren Zinsscheinen Sorge getragen habe. Die fälligen Zinsscheine können von dem Bescher völlig mühelos in Geld umgcwandelt werden. Bet den Kassen der Post und der preußischen Eisenbahn werden sie in Zukunft sogar genau wie Hares Geld in Zahlung genommen. Die fälligen Zinsscheine sind also ebenso flüssiges Geld wie jeder Zehn- oder Zwanzigmark- schein. '7 ; ... Die neue Lebensmittel- Einteilung. Vom 15. April ah Ernähr,mgs°A«ndernugen. Tie tägliche Mehlmenge wird für die versorgungs berechtigte Bevölkerung von 200 Gramm ans 170 Gramm Irerabgesetzt. Tie bisherigen Streckungsmittel fallen weg. Dem Selbstversorger, der bisher monatlich 9 Kilo gramm Brotgetreide erhielt, wird diese Menge auf 0-7 Kilogramm gekürzt. Tie den Kommunalverbänden für Schwcrarbciter- z,»lagen zugewtesenen Mehlmengen werden um 25 Pro zent verringert. Tie Anlage» für Jugendliche kommen gänzlich in Fortfall. Als Ausgleich für die durch diese Neuregelung den Versorgungsberechtigten entzogenen Nährwerte ist Vorsorge getroffen worben, daß jedem die gesetzliche Höchstmenge von täglich »/. Pfnnd Kartoffeln überall gegeben werden kann. Außerdem werden den Gemein den für die festgesetzte Zahl von Schwerarbeiter» täglich weitere »/. Pfnnd Kartoffel» überwiesen werden. Fer ner wird jede nicht durch Hausschlachtung selbstvcrsorgte Person wöchentlich eine Fleischzulage von 250 Gramm, also V» Pfund mehr als bisher, erhalten. Für Kinder bis zu 6 Jahren beträgt diese Fleischznlage 125 Gramm oder V« Pfund. Tie Ausgabe dieser Fleischznlage erfolgt mittels besonderer Fleischzusatzkarten. Tiefe sind nicht frei zügig, sondern haben nur örtliche Geltung. Tie Fleisch zulage wird zu einem besonders billigen Preise ab gegeben. Um dies zu ermöglichen, erhalten die Koin- munalverbänd« Reichs- und Staatszuschüsse in Höhe pon inSaesamt wöchentlich 80 Pfg auf den Kopf der versorgungsverechtigten Bevölkerung. Von viesen »u l Psg. werden jedem Kommunalverband 70 Pfg. unmit telbar zugewiesen. Ter Rest wird von den Landes zentralbehörden zum Ausgleich je nach der Zahl der be sonders bedürftigen Bevölkerung an die Kommunal- I verbände verteilt. * * * Tiefe Umgruppierung der Lebensmittelversorgung muß für eine versorgungsberechtigte Bevölkerung von ! ungefähr 50 Millionen Köpfen in die Wege geleitet werden. Sie stellt an die vorhandenen, an sich schon Nun wird's aber höchste Zeit daß auch Nu Dich auf Deine Pflicht besinnst! Am Montag, dem 16. April, Mittags 1 Uhr, wird die Zeichnung auf die 6. Kriegsanleihe geschlossen. Willst Du wirtlich unter den Wenigen sein, die ihr Vaterland in so ernster Stunde im Stich gelassen haben? Was sollte wohl aus uns allen, aus Dir selbst werden, wenn andre ebenso kleinmütig dächten wie Du? Willst Du zögern, bis es zu spät ist? Willst Du Dich der Gefahr aussetzen, vor Deinen Angehörigen, Deinen Freunden und Bekannten erröten zu müssen? Also - - Hole sofort das Versäumte nach und zeichne mit illem, was Du hast und was Du ausireiben kannst, Kriegsanleihe! überlasteten Arbeitskräfte und Transportmittel ganz außerordentliche Anforderungen. Ohne kleinere ört liche Hemmungen und Stockungen wird es kaum ab gehen. Deshalb ist die Bestimmung getroffen, daß dort, wo Hemmungen sich geltend machen, bis zu ihrer Behebung die bisherige Brot- bezw. Mehlmenge weiter gewährt wird, jedoch nicht in der Form der bisherigen Brotkarte, sondern auf Grund besonderer Verord nungen. Alles in allem handelt es sich also um eine Herabsetzung der Brotration um den vierten Teil unter gleichzeitiger Vermehrung der Kartoffelration und Ver doppelung der Fleischportion, dieser zu ermäßigten Preisen. Es ist klar, daß die Regierung einen solchen Eingriff in die Lebensgewohnheiten des in diesem Kriege beispiellos opferfreudigen deutschen Volkes nicht - oorgenommen hätte, wenn die harte Notwendigkeit es nicht gebieten würde. Wenn wir nämlich weiter ! so viel Brot essen würden wie bisher, würden wir mit unseren Getreidevorräten nicht bis zur nächsten Ernte reichen. Ter Ertrag der alten Ernte muß noch für vier Monate herhalten. Es fehlt uns jedoch die Menge für einen Monat. Tie Getreidebestandsauf- ! nähme vom 15. Februar dieses Jahres hat diese betrüb- ' liche Tatsache ergeben. So stand der Negierung ein anderer Weg als der der Herabsetzung der Nationen nicht offen, sie hatte keine andere Wahl, so schwer ihr besonders der Entschluß fiel, die Brotration der Schwerarbeiter zu kürzen und die Zulagen für Jugend lich« zu streichen. Diese Tatsachen muß die Bevölkerung einsehen und begreifen. Sie können durch nichts, am aller wenigsten etwa dprch einen schnellen Friedenss-^-^, aus oer Welt geschafft oder merven. „Getötete" Obstbäume. Et», neue Art „deutscher Barbarei". «4s ackbürt beLauntsick zu der echtenalischen Ar.. steigen einer hübschen, jungen Dame etwas unterbrach'' Schultze findet bald Anschluß überreicht seinem hole' e Abschied von den Seinen reich mit Blumen beschei In Schönebeck wird die lustige Unterhaltung durch 0 Erkennungszeichen. „Du, ich soll heute Hühner Brüssel mitbrtngen; kannst mir sagen, an was man erkenM^ ob es junge- oder altes Geflügel ist?" ! , „An den Zähnen!" „Bist Wohl verrückt, Hühner haben doch keine Zähne."G? „Nee, aber die Menschen, die sie essen wollen." M Eie mißverstanden« Lagunenstadt. „Go, in VeneOn sind Sie auch schon mal gewesen, wie hat es Jh, denn da gefallen?" „Na ja, soweit ganz schön, aber ich hatte Pech,7l! war gerade 'n« Ueberschwemmung da, und man kmE nur mit Gondeln in der Stadt '«umfahren." > "U Gegenüber eine Rose mit den Worten: „Die Blume Blume." Ein Nachbar wirft hierauf ein: „Bade zu Ha« ein Kamerad in der Ecke: „Koche mit Gas." Ein R zer Zug hält, und draußen ruft der Schaffner: „Kulbe der Saale." . Darob im Abteil große Heiterkeit. ' Scherz und tk Der Mißerfolg der „Lyoner Messe". Ein aus FraM reich über die Schweiz nach Deutschland reisender Neutra» erzählte einiges über die am 18. März eröffnete ,HyoM Messe". Man kann schon heute sagen, daß «S ein ge«M eben so großer Mißerfolg wie im vorigen Jahre sM wird. Die Meisterschaft der Organisation, die umfangreW Werbetätigkeit soll gewiß nicht verkannt werden. Die GM Höfe sind gut besucht und auch die Messe hat Stunden,« denen sie überfüllt ist. Präsident Poincare hielt ' W 28. März eine seiner bekannten schwungvollen Reden üM die außerordentliche Bedeutung der Messe. Am Tage vorM fand unter dem Vorsitz des früheren Ministers Herriot, M jetzt wieder Bürgermeister in Lyon ist, eine AuSschM sitzung statt, worin es abermals schöne und große ResM zu hören gab. Die Besucher aber, die Leipzig kennen zM die Leipziger Messe auch in Kriegszeiten besucht haben, fW nicht zu täuschen. Zahlen sprechen auch hier Bände: 14MW vor Beginn der Leipziger Messe des JahreS 1917 waM bereits 28 000 Fahrkarten nach Leipzig verkauft; die ZM der Messsrcmden in Lhon beträgt zwar doppelt soviel M im vorigen Jahr; aber das sind eben auch nur NM also noch nicht einmal der zehnte Teil! — Lieb LeipM ma^st ruhig sein! , M Der galante Laudstmnrmann. Landsturmmann SchrW unterwegs zur Front iin Zuge Magdeburg—Halle, bM Kleingeldmangel. Beamter: „Sie haben kürzlich fünfzig Mark Briefmarken verkauft. Können Sie sich a weisen, wie sie zu der großen Menge Marken gckomr sind?" Hausknecht: „Als Trinkgelder hab' ichs 'kriegt im leM Halbjahr!" Er hat was lo». „Ja, der Buinski hat was loS.'lM! »Was denn?" — „'ne Schraube!" 1, MI sich moralisch zu entrüsten, sobald man eine MahnaPW als unangenehm empfindet. Ein Berichterstatter der „Times" hat, wie diM unter dem 21. März meldet, die von unseren Trupps planmäßig geräumten Gebiete besichtigt und dabet seW gestellt, daß zwischen Nohon und Chauny ObstbäuG von unseren Truppen niedergehauen worden sind. SW englische Berichterstatter ist erfüllt von der EntsetzliW keit dieses Verbrechens! Er spricht davon, dW die Obstbäume „getötet" worden seien und nenW diese Handlungsweise eine „Niedermetzelung von IW schuldigen". Sein Mund läuft ordentlich über VW sentimentalen Phrasen Über diese unerhörte ZerstöruW Schade, daß sich der militärische BerichterstafW der „Times" nicht etwas eingehender mit dem eM lischen Wirtschafts- und Aushungerungskrieg beschäftM hat. Er hätte dann leicht feststellen können, daß W „Tötung" von Obstbäumen immerhin noch ein AW dersptel ist gegenüber der Vernichtung von Nahrungsmittekn, wie sie EnglaE vornimmt. So z. B. wenn zeitweilig ungeheure M<D gen von Heringen in Island verfaulen mußten, weW England gekauft hatte, um sie uns vorzuenthauM ohne sie abtransportieren zu können, oder wenn W holländische Landwirtschaft, wie erst kürzlich von an« sicher Sette festgestellt worden ist, dadurch aufs schwörK geschädigt wird, daß England Holland auf u ng » nügende Futtermittelrattonen gesetzt hat, oder wsM England Kantinenwirte in neutralen Häfen auf W schwarze Liste setzt und nach allen Regeln der Kunst fM kaniert, weil sie deutschen Seeleuten NahrungsmitW verkauft haben. Vielleicht bekommt auch der genannte „TimeM Korrespondent einmal eine jüngst veröffentlichte ZetW nung des für englische Rechnung arbeitenden KaW katurtsten Raemaker zu Gesicht, in welcher dieser U veranschaulichen suchte, wie in Berlin der Tod du« die „ausgehungerte" Bevölkerung wandert, — odM sonstige Bilder dieser Art, durch welche die EnglündU die Erfolge ihres Aushungerungskrieges „beweisen" uK sich selbst eine Herzensfreude bereiten wollen. AW wir sind nun einmal „Barbaren", auch wenn KM nur Bäume „morden"! -M