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Tiocy auf vem ersten Felsvorsprung gewesen, auf dem Fan- > ters schwebten bereits die Schatten der Dämmerung, und Vie „errungene" kraut. Wie sorglos man in Harrington, in dessen Nähe Mitte August ein deutsches Unterseeboot eine englische Benzol sabril zusammenschoß, bis dahin lebte, und wie wenig man in diesen gesegneten Gefilden von den kriegerischen Schrecknissen am eigenen Leibe verspürte, bekundet ein kleines Histörchen, das eine Londoner Zeitung damals als „widerwärtiges Beispiel" erzählte und das wir hier in auszugsweiser Uebertragung wiedergeben wollen. Also in Harrington lebt eine reizende englische junge Dame, reizens in mehrfacher Hinsicht, einmal körperlich, dann aber auch, weil der Papa der holden Maid sich über den Mangel an Glücksgütern nicht zu beklagen hat, was auf manchen Bewerber bekanntlich noch „reizender" wirkt als die wundersamste Schönheit. Aber Miß L. (den Na men verschweigt das Londoner Blatt in züchtiger Ver schämtbeil) hat zu diesen Vorzügen noch einen dritten: Sie ist Vorstand eines englischen Damenringklubs. Und so bat sie geschworen, nur einem tüchtigen Ringer die Sand zum ewigen Bunde zu reichen. Unter ihren Be werbern befanden sich bei Ausbruch des Krieges, als sie sich in Ostende befand, Herren aus allen Ländern, angeb lich sogar ein deutscher Offizier. „Selbstverständlich" kam diese Bewerbung jetzt nicht mehr in Frage. Sie merzte überhaupt jetzt alle Ausländer aus, die nicht mit Eng land verbündet waren, worauf noch fünf zurückbliebsn, drei Engländer ein Franzose und ein Russe. Diese fünf Glücklichen gaben sich nun alle erdenkliche Mühe, das Wohlgefallen der ersehnten Braut zu erwerben. Doch hatte keiner besonderen Erfolg. Und so veranstaltete die junge iMaid eine sportliche Zusammenkunft. Die Herren sollten -ringen. Sie wollte „errungen" sein! Sie begründete dies -von vornherein damit, daß sic einem am Ort erscheinenden ^Blättchen einen Beitrag sandte, aus dem wir folgendes entnehmen: „Man macht sich kaum einen «Begriff, wie ganz anders die Männer im Trikot aussehen als im Smo king. Der Trikot kann nichts mehr verhüllen, weder die eingefallene Brust, noch die herausstehenden Schulter knochen, noch die krummen Beine und die dürren Aerm- chen. Wer den Svort nicht gewöhnt ist, wird im Trikot stets eine lächerliche Erscheinung abgeben. Nur der Svortsmann ist gesund, kräftig, wohlgebaut, und man wird mir doch nickt zumuten, einen Gatten zu nehmen, der nickt gesund ist." — Einer der drei Engländer zog sich nach dieser Veröffentlichung mit Bedauern zurück; die andern spöttelten über ihn: er habe wohl dünne Aermcüen oder sonstige Naturfehler. Die andern vier Helden hielten aus. Und gerade am 6. August sollte die Entscheidung stattfinden. Es rangen zuerst der Russe aegen den einen Engländer, als zweites Paar der andere Engländer gegen den Franzosen. Hinterher sollten die Sieger ringen. Sehr rasch war der Kampf zwischen Eng- sänder und Franzosen beendet. Der Franzose wurde schon im dritten Gang geworfen, so daß er nach allen Regeln der Kunst auf beiden Schultern lag. Länger rang der Russe mit dem Sohn Albions. Nach einer halben Stunde war der Russe so wütend, daß er sich mit dem ganzen Gewicht seines robusten Körpers auf den Gegner war? und nickt wankte und Wick, bis der Brite sich selber für besiegt erklärte. Nun sollte der siegende Brite mit dem siegenden Russen rinaen: da tat es einen Krach und die Bcnzolsabiik in der Nähe stand in Flammen. Vor läufig wurde der Kampf abgebrochen, und so hat für's erste noch keiner die Braut „errungen". Das Londoner Blatt gab dies als Beispiel der eng lischen Unbekümmertheit und meinte, die Herren, die hier ibre Kräfte aneinanver gemessen hätten, täten besser, dies am Feinde zu tun und sich in den Schützengraben zu stel len. als vor schaulustigen Leuten um die Braut zu ringen. tk. Die rednerische Entgleisung einer Anwalts in der Kriegszeit gibt der „Tägl. Korr." wieder: „Meine Her ren! Hier wurde die vaterländische Gesinnung meines Mandanten bezweifelt. Es war ihm nicht vergönnt, für's Vaterland zu kämpfen. Aber wenn er sein Leben für's Vaterland hätte hingeben müssen, so stünde er mit dem selben Stolze vor Ihnen, wie jetzt, da er sich frei von jenen verleumderischen Anwürfen weiß." Na, na, da» dürste dem Vaterlandsfreund doch reichlich schwer fallen, noch stolz vor den Richtern zu stehen, wenn er sein Leben hin gegeben hätte. Hnaer una Krieg. Eine allerliebste Sammlung von Kinderaussprüchen und kindlichen Heldentaten im Krieg ist vor kurzem unter dem Titel „Die Kinder und der Krieg" bei Georg Müller erschienen. Wir geben mit Genehmigung der Verlags buchhandlung im sorgenden eie kleine Auswahl wieder: Vorschlag zur Güte. Eine Mutter sitzt mit ihren Kin dern beim Abendessen. Während sie die Schnitten zurecht macht, seufzt sie: „Ach, das Brot reicht immer weniger; eines Tages werden wir gewiß keine Brotmarken mehr zum Kaufen haben!" — Da sagt der vierjährige Willi: „Du, Mama, das schadet gar nichts! Dann essen wir eben die Putter und die Wurst und den Käse so, — ohne Brot! Das schmeckt noch viel, viel besser!" „Ist da der Hindenburg dabei?" Eine Mutter er zählt: Auf dem Weg zum Geschäft begegnet meiner klei nen Luise und mir eine größere Anzahl von Verwunde ten. Da reißt sich die Kleine los und stürmt auf einen Soldaten zu: „Herr, Soldat, bitte, is da der Hindenburg dabei?" Der Verwundete verneint lachend. Da atmet Luise erleichtert auf und spricht gelassen die Worte: „Na, Gott sei Dank, der muß ja auch noch erst Rußland erobern!" Die weiße Flagge. Ein Berliner Straßenjunge sagt zu einem Fräulein, dem ein Weißes Taschentuch aus dem Täschchen hängt: „Sie, Freilein, Se haben ja de Weiße Flagge gehißt? Wollen Se sich verleicht iebajebn?" Entwaffnet. Franzl, der sehr oft zu spat zur Schule kommt, erscheint wieder einmal zehn Minuten nach Be ginn des Unterrichts. Der Lehrer sieht ihn wütend an; aber ehe er noch den Mund auftun kann, um den kleinen ABC-Schützen ordnungsmäßig zu verdonnern, ruft ihm dieser schon mit lauter unbefangener Stimme zu: „Gott strafe England!" „Die Deutschen können von selbst schießen." Auf der Straße spielen Kinder Krieg. Scheinbar ist aber zunächst im eigenen Lager ein kleiner Zwist ausgebrochen; denn ein Knirps von sechs Jahren schreit hochrot vor Zorn: „Die Deutschen brauchen nickt schießen zu lernen! Die Deutschen können von selbst schießen!" „Sich kriegen!" Es ist Besuch da. Eine der anwesen den Damen erzählt der Hausfrau von einer bevorstehen den Kriegstrauung aus dem gemeinsamen Bekanntenkreise und schließt mit den Worten: „So werden sich Herr L. und Fräulein N. also doch noch kriegen!" Die kleine Ruth hat teilweise zugehört und zeigt ihre zeitgemäße Auffas sung des letzten Wortes, indem sie sagt: „Onkel L. und Tante R. wollen sich kriegen?" Uiii, das ist ein feines Spiel! Wer ist denn da von den beiden Russe und wer der Deutsche?" Der Beruf. „Vater," sagt ein achtjähriger Junge bei Tisch, „unser Fräulein hat sich verlobt!" — „So? Was ist denn der Bräutigam?" — „Landsturm mit Waffe!" Die Orden in der — Schublade. Mutter liest aus der Zeitung vor: „Der deutsche Kaiser verzichtete auf sämtliche Orden, die ihm der englische König verliehen hat." Darauf sagt Bubi: „Unser Kaiser hat ganz recht. Er ist sehr klug, daß er das tut. Was soll er mit die ollen Orden? Er hat Orden genug und ist so reich; er hat sogar noch welche in der Schublade liegen." „Eh die Strümpfe Löcher kriegen!" Eine junge Lie besgabenspenderin fügte ihren selbstgestrickten Strümpstm folgende Verse bei: Kämpfe du für's Vaterland, Sollst du auch nicht frieren: Darum will Mr dich, Soldat, Ich die Hände rühren. - Und in dieses Sockenpaar Strick den Wunsch ich ein: Mög' das brave deutsche Heer > Uns vom Feind befreien;" Und ich hoffe, du wirst siegen, i Eh' die Strümpfe Löcher kriegen!