Volltext Seite (XML)
Letzte AschrtchteA. Nikolai NikolajewAßch unter Bewachung. Au» Stockholm kommt die Nachricht, doh Großfürst Nikolai Rikolalewitsch unter strengster Bewachung nach Peteroburg übergesührt Word« ist. Spanien« Nohlennöte. Tin außerordentlich« spanischer Bevollmächtigter begibt sich »ach London, um die Uebeeveisung einer monatlichen Menge von 150000 Tonnen englischer Steinkohle au Spanien zu fordern, die für grobe Betriebe de» Lande» «pulhchrlich Pad, da Spanien sich sonst gezwungen sieht, jede Au»fuhr nach England zu sperren Einberufung von 14 Regimentern brr Rationaigarde. Reuter meldet au» Washington: Dav Kriegrministerium macht bekannt: 14 Regimenter der Nationalgarde wurden «lnberufen. Der Präsident unterzeichnete ein Dekret, wo durch da» Personal der Marine aus 87 000 Mann erhöht werden soll. Der Kampf zwifchen den Pazifisten und den Kriegshetzern in New Port. Laut Züricher Blättern gibt der Erchange-Telegraph au» New York Einzelheiten über die slawischen Szenen, die sich bei der von dem Kriegshetzer Root geleiteten Bersommlung zugunsten der Krieges abspielten. Nachdem Root betont hatte, daß zwischen Deutschland und Amerika der Kriegszustand tatsächlich bestehe und das Publikum beifällig mit „Ja" erwiderte, ertönten gleichzeitig Zwischen rufe: »Mr wollen den Frieden!" Die Menge wurde gegen jene Dazwischenrusende» handgreiflich und drängte ft« aas der Versammlung. Einer der Zuhörer, der einen pazifistischen Friedensrus machte, wurde von der krlegs- begeisterten Menge aus dem Fenster geworfen Root bemerkte, die Zwischenrufe seien feindselige Akte deutscher Agenten, mit denen das amerikanische Balk keine Geduld mehr habe. Der „Geländegewinn" der Alliierten. Reuter meldet aus London: Im Lause der letzten Wochen wurden durch die Verbündeten 300 Geviertmeilen französischen Sodens mit ungefähr 200 Dörfern und klei neren Städten und etwa >0000 Einwohnern vom Feinde befreit. Ueber eine Front von ungefähr 100 Meilen hat der Stellungskrieg dem Bewegungskrieg Platz gemacht. Gern würden die Franzosen diesen Bormarsch kämpfend fortgesetzt haben, aber durch du» schlechte Wetter wurde die» unmöglich gemacht. sJn Wi.klichkeit sind natürlich ganz andere Gründe d ' r ausschlaggend. D. Schristl.) Der große vorspringe Bogen von Beauvaint bis Transloy ist vollkomm n e.schwunden, di« deutsche Front bei Soisson weist setz! nen sehr scharfen Winkel auf, und zwar dort, wo diese jetzt nach Osten abbiegt und dem Laufe der Aisne folgt. Erlebnisse der „Möwe". Nach den Berichten des Grafen Dohna über die Fahrt d r .Möwe" hat es ihm zur besonderen Freude gereicht, datz unter den von der „Möwe" versenkten Schissen sich ein solches befand, das im Dienste der Admiralität stand, und die englischen Kreuzer, die Befehl hallen, die „Möwe" unbedingt aufzubringen, mit Kohle versorgte. Weitere Freud: erregte es unter den Mannschaften, die gerade beim Jahreswechsel aus dem Deck Ausstellung genommen halten, um die vom Admiralstabe durch Funkspruch übermittelten Glückwünsche zu hören, gleichzeitig die Botschaft von dem glücklichen Eintreffen der Parrowdale-Prise im Heimat hafen empfangen zu können. Ueberhaupt hat der Funken- tekegraphendienst sich glänzend bewährt. Die „Möwe" konnte dadurch unter anderem auch regelmäbig von den oft sechsmal täglich aufgegebenen feindlichen Warnungs rufen fortlaufend unterrichtet werden. Auffällig war, dab das Personal der aufgebrachten Schiffe recht minderwertig war. Die Kapitäne waren durchweg lehr alte und meist kranke Leute, die Mannschaften ungeschult und nicht in der Lage, die Rettungsboote bedienen zu können, meist Inder oder Neger. Der Eindruck, den der Unterseeboot- ktieg aus die Kapitäne machte, war außerordentlich stark. Di« Behandlung der fast 600 Gefangenen bot wenig Schwierigkeiten. Nur einmal wurden sie unruhig, al» lich die „Möwe" längere Zeit im schweren Kampfe mit dem Dampfer „Otaci" befand und die Gefan genen deshalb längere Zeit unter Deck in Gewahrsam bleiben mutzten Ausfällig war auch der grotze Unterschied im Seeonk-H: bei der Ausreise und bei der Heimkehr der „Möwe" auf sämtlichen Teilen des Meeres, welche die „Möwe" durchkreuzte, infolge des A.terseebootkrieges Die neutrale Flagge war fast gänzlich verschwunden. Die Gefangen,«Haft der russischen Krone und ihres Anhanges. Basel, 26 März. Stesani meldet au» Petersburg: Die Zarenfami.ie befindet sich nun versammelt in Zarskoje Selo Sie wird streng bewacht. Im Schloss« befindet sich auherdem Graf Beneckendorff und Fürst Dolgorussi, die notwendige Dienerschaft und das Haspersonnl Der frühere Zar und seine Gattin sollen trotz ehrenwöitlichen Versprechen» Nikolaus ll. eine lebhafte politische Korre spondenz haben. Um die» vermeiden zu können, ordnete der Mmisterrat ihre sofortige Verhaftung an. Anerkennung der deutschen Leistungen durch französische Kritiker. Genf, 27. März. Die vom Kaiser an Hindenburg g« chiei n anerkennenden Worte veranlaßen den Fach- In i!« Rousset zu bemerken, datz Hiidenburg und Luden dorff in der Tat wegen der geschickten rechtzMigen Up» DÜHeevG der Frontoeränderung d«» Lob ihre« obersten Krieg Herrn verdient hätten. Allerdings hätten beide, fügt -«vä in der „Biktotre" Hinz«, mcht so leichter Spick Hrhabt, wenn die englisch-französischen Heerführer vor einigen Wochen den rlchttgen Wagemut gezeigt hätten. Vielleicht wären damals die deutschen Bewegungen empfindlich gestört worden. Heute, nachdem die Deutschen ungestört ihr« vorbereiteten Stellungen bezogen haben, ist Vorsicht seitens der Entente am Platze. Unruhen auf den Kriegsschiffen in Wladiwostok. Stockholm, 26. März. Au» Wladiwostok wird gemeldet: Auf den in Wladiwostok liegenden Kriegrschissen kam er zu Unruhen. Wettervorhersage. Meist irüb, kälter, zeitweise Niederschläge. Politische Nund'chau. - B-rltn. 24. März. : Tas des Reichstages. In eu:^ Besprechung der Fraktionsführer des Reichstages mit dem Präsidenten, die Sonnabend vormittag statt- sand, wurde vereinbart, am Montag die zweite Lesung des Etats weiterzuführen, am Dienstag und Mittwoch die bis dahin vom Hauptansschnß erledigten neuen Steuern zu beraten: am Donnerstag soll der Etat des Reichskanzlers und des Auswärtigen Amtes be sprochen werden. An diesem Tage wird auch der Reichskanzler das Wort ergreifen Am Freitag wird der Notetat verabschiedet, and daranf vertagt sich das Haus bis zum 24. April. Pom 17. April an wird der Hauptausschuß des Reichstages seine Ar beiten fortsetzen. :: Ter HauPtauSschnß des Reichstages hat die zweite Lesung des Kriegssteuergesetzes ausgenommen. Zu 8 1 wurde beschlossen, die in erster Lesung ein- gesügte Ermäßigung des Steuerzuschlages, abgestuft nach der Kinderzahl, nuraufAntrag eintreten zu lassen; dadurch soll die Steuerveranlagung den Steuerbeamten erleichtert und den Steuerpflichtigen die Möglichkeit des Verzichts auf das Kinderprivileg gegeben werden. Ans aller Wett. Rote-Krc«z-Affäre. In einer Kaserne in Mai- and erschoß die Rote Kreuz-Dame Gräfin Milani aus »om ihren Geliebten, den Leutnant Stoppani, richtete >arauf den Revolver gegen sich selbst und verwundete ick »vensaefäkrlick. rr jjum mutrage yoensvroery uoer oen u-rooonrirti würde die zweite der bevorstehenden Kanzlerreden er wartet werden. Es wird dazu noch berichtet, es seien noch weitere Abänderungsanträge zum Antrag Hoens- broech zu erwarten. „Ja, es ist sogar möglich, das der Antrag Hoensbroech in letzter Stunde überhaupi zurückgezogen wird. In diesem Falle würde auch der Reichskanzler keine Veranlassung haben, im Her- renhause zu sprechen." Berkaufssperre für Petroleum. Auch in diesem Jahre wird während der Sommermonate der Verkauf von Petroleum an Private verboten, und zwar darf vom 1. April bis zum 31. August 1917 Petroleum zu Leucht zwecken an Wiederverkäufe»: und vom 1. Mai 1917 auch an Verbraucher nicht mehr abgesetzt werden. " Wie aus der russischen Flüchtlingsliste hervorgeht, erreicht die Zahl derjenigen russischen Soldaten, die im Verlaufe von zwei Kricgsjahren versucht haben, sich dem Heeresdienst zu entziehen, eine Million. ' Nach Lloydslisten sind vom 1. bis 16. März 110 Schiffe als Totalverlust bezeichnet; das macht für den Tag durchschnittlich 6,1 Siffe. " In den letzten vier Wochen sind in Saloniki zehn Dampfer überfällig. Der BerpflegungS- und Munitionsnachschub nach Saloniki leide sehr stark. Revoltuionsgcrüchte. In Rußland sind die Vorarbeiten zu den allge meinen Wahlen bereits im Gange. Diese Wahlen sollen dazu berufen sein, über die Zukunft Europas, über den Frieden, zu entscheiden. Nikolajewitsch, der Großfürst, soll Gefangener der sozialistischen Revoltutonäre sein. fkieöncii Kaps v.^Fsn. der in englische Gefangenschaft geratene Flieger. Kriegsanleihe und Geistesarbeiter. Nun erleben wir im größten Drama der Geschichte Wohl den entscheidenden Akt. Wenn da eine neue Neichsanleihe herankommt, so brauchen wir Deutschen keine Reden hin sichtlich unserer Pflicht. Aber man kann seine Pflicht mit mehr oder weniger Liebe und Freude tun nnd dadurch besser oder schlechter. Deshalb immerhin noch zwei Worte unter nns, die wir uns als Deutsche, vor allem aber auch als Europäer und als Bürger der Welt fühlen, an nns „Ge bildete", uns Schüler Goethes. Ob wir nun Arzt des Leibes oder der Seele sind, Geistlicher oder Jurist, Landwirt, Fabrikant, Techniker, Kaufmann, Lehrer, Offizier, Künstler, Schriftsteller — wir gehören zu den Führenden, wen» sich unser Denken nicht am Tagtäglichen erschöpft, wenn wir Ziele auch in der Ferne sehen nnd Wege zu ihnen hin bahnen helfen. Wohl denn: was gibt uns Kulturarbeitern noch eine besondere Willigkeit zum Reichsdienst? Wer französische und italienische Blätter liest, der trifft jetzt auf einen Sprachgebrauch, der ihn verwundert. „AVer ragione", „avoir raison", das heißt drüben nicht mehr bloß „Recht haben" oder „Recht behalten". Der Italiener oder Franzose braucht es zugleich im Sinne von „siegen". § Ganz anstandslos, offeusichtlich ganz ohne sich was dabei zu denken. „Die Deutschen hatten in dieser Schlacht infolge ihrer Zahlüberlegenheit Recht", „die Rumänen behielten leider infolge mangelhafter Vorbereitungen nicht Recht". Nur ein Sprachgebrauch! Aber den Gedantenfehler, „wer den Erfolg hat, der hat Recht", den trägt er mit sich, wie der Saemann den Kornsack — und sät daraus. Klares Denken ist schon in ruhigen Zeiten kein Massenartikel — wie wird es erst jetzt in der Kriegszeit durch solche Beimischung verfälscht! Die Völker beten schließlich alle zum Erfolg. Siegen wir, haben wir für die Draußen stehenden ganz sicher mehr nnd mehr mich „Recht". Auch in geistigen Dingen! Unterliegen wir, so wird auch die Kultur der Welt sich nach den Lieger» richten. Das hat ja Fichte gewußt und gesagt, es schwindet uns yur schon Fichte gewußt nnd gesagt, es schwindet uns nur immer wieder aus dem Sinn, uns dentschen Kopfarbeitern, die wir das logische Denken nicht aufgeben und an den Sieg des nur psychologischen Denkens der Welt so »ngern glauben wollen. Wer's mit der geistigen Arbeit ernst nimmt, ist niemals Hurrapatrtot oder Chauvin. Der Kopfarbeiter erkennt seine Pflicht, die Kriegspsychose auch in sich selbst bekämpfen, auf datz sie nicht verquirle, was zum Klarsehen aus einander gehört, auf datz er also besonnen bleibe, damit sachlich und damit überlegen. Wir Kopfarbeiter blicken nicht über die Grenzen wie im Rausch, als wäre dort - plötzlich rechter Hand, linker Hand alles vertauscht und nicht mehr von Wert. Wir lehnen den Nat der Kurz sichtigen ab, Edelgut an Geist nur deshalb zu meiden, weil es von drüben kommt, wir haben längst vor den» Kriege das Minderwertige abgelehnt, das man schätzte nur, weil es „weither war", aber wir schauen auch jetzt noch nach allein Besten aus, ob es etwa auch unsere liebe Heimat bereichern, ob es etwa uns selber befruchten kann. Wenn das Sichvcrlicren an Fremdes von je die Schwäche der deutschen Schwachen war, so war ja das Sichnähern an umzuformendem Auslandswert von je die Stärke der deutschen Starken. Wenn eine glücklichere Zeit dereinst den Morgen des großen Nölkerfriedens sieht, so soll dnrch deutsche Enge kein Kulturgut verkommen oder verkümmert sein, das irgendwo in der Welt für die Menschheit er wachsen ist. Aber wir wissen auch, was wir Deutschen im Ganzen sind. Nur voin Wissen rede ich jetzt, nicht vom Fühlen. Nicht davon, daß wir unser Land, unsern Staat, unser Reich lieben, diese Gebilde, die zwischen mißgünstigen Ncber- mächten durch Jahrhunderte der Arbeit und Not der Kargheit abgerungen, bebaut, geschützt, gepflegt und schließ lich zu dem gemacht worden sind, was jetzt der halben Wett die Stirne bietet — nicht davon rede ich, daß wir das „Deutschland Weimars" nicht wieder in politische» Jammer des Lündchenbündcls Deutschland von ehedem wollen. ' i i ! - Wir wissen jetzt auch, was wir dem Ganzen sind. Auch das hat der Krieg »ns gelehrt, daß im Kampf um die Weltmacht von England und Frankreich her auch da» Sonnenlicht umgefälscht werden kann uud daß man derlei als patriotische Arbeit ansieht. Wir wissen, daß, wen» Deutschland unterliegt, die Wcltliige siegt. Und nicht mir die eine, daß wir Deutschen Friedensstörer, Hunnen und' Schurken seien, die Feinde des menschlichen Geschlechts, von denen alle Biedern unter der Sonne sich fernhalte« müßten. Unterliegen wir, so siegt der Geist überhaupt, dein Wahrheit und Sittlichkeit nicht Kräfte sind, nm deren AUgcmeinherrschaft die Menschheit ringe» kann, sondern dem all das Reden davon nur Mittel ist zu irgendwelcher Macht — tangt da die Wahrheit nicht mehr, so dreht inan sie eben ab, wie eine Lampe, wo man Dunkel wünscht. Nüchtern wie bei Handelsgeschäften gesprochen: im Ju- tercssc an Sachlichkeit von allen Kriegführenden bei de« Deutschen am größten ist. Wcr's ernst mit seinem Ide alismus nimmt, jetzt muß er deshalb auch Praktiker de« : Tages sein. Nicht nur als Deutsche, nein, als Praktiker de» , arbeitcr am Menschhcitsgutc schlechthin — zeichne» wir , Kriegsanleihe. , > . Ferd. Avenarins. :