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Antwort: Woatzt, Wirt, wie wir neuli die Gaudi g'habt Ham, i und der Brummoauer, hab' i eahm a Postkart'n zug'schrieben, ganz offen, damit's der Postbot' und all! Leut' lesen können. Und auf die Postkart'n hab i g'schricb'n: ,,Du Pharisäer" — und der Brummbauer liest: „Du Pariser". Es kann schon sein, daß, i 's net ganz richtig g'schricb'n hab, dös Wörtl . .. Wer du, halt's Mäu'!" Na, Gott sei Dartt," sagt der Wirt, daß die Gauvö so 'nausganga iS. Sieghst, so is oft a Glück, wenn der eine net g'scheit schreib'n und der ander' netg's-beit lesen kann. O, öS Lalli, ös malefizischen." Wie die zwei hineinkommen, sagt dec Brunnnbauer: „Michlbauer lieber Freund, heut zahl' i und d' Wirtin soll schaun, daß s' a Nicrnbratl austn Tisch bringt. Mir san Pariser, Kawalier." Am andern Tag in der Früh', wie der lang' Loisl aufsteht, liegt der Bauer noch im Nett mit an gewaltigen Rausch und schnarcht wie a Ratz'. „Latz 'n lieg'n und ausschlasen," sagt die Bäuerin, „a Kawalier is er doch, mei' Pariser." Ueber äsr Mel. Aus Jakob Grimm. In meiner Eltern Stube hing ein kunstloses Bild ' davon an der Wand, das sich meinem Gedächtnis un auslöschlich einprägte. Auf der ersten Stufe stand die Wiege, aus der nur der Kopf des Kindes her vorguckte. Die zweite Stufe betraten ein Knabe und ein Mädchen, einander an der Hand fassend und sich anlachend. Auf der dritten Stufe vorgebildet war ein Jüngling und eine Jungfrau, die sich zwar Arm in Arm legen, jedes aber vor sich Hinschauen. Oben in der Mitte an vierter Stelle befinden sich Jungmann und Jungfrau, d. i. Braut und Bräutigam, beide allein stehend, er mit dem Hut in der Hand vor ihr, sie sich verneigend. Auf der fünften Stufe steigen ab Mann und Frau, frei einander führend, aus der sech sten alter Mann und Frau, sich noch die Arme rei chend, schon ein wenig gebückt, auf der siebenten end lich wieder unten Greis und Greisin, jedes mit Stock und Krücke sich forthelfend, und vor ihren Schritten öffnet sich ein Grab. Tie Notwendigkeit des Stabes auf der letzten Stufe mahnt an den bekannten Aus spruch, daß das Kind auf vier Beinen, der erwachsene Mensch auf zweien, der Greis aus dreien einhergehe. Mir zweifelt nicht, wollte ein großer Maler ein sol ches Bild reich auffassen und mit aller Lebensglut ausführen, es könnte eins der anmutigsten Kunstwerke entspringen. Statt der sieben werden aber auch zehn Stufen oder Alter aufgestellt und in Worten fol- gendermafjen erklärt: 10 Jahre ein Kind, 20 Jahr ein Jüngling, 30 Jahr ein Mann, 40 Jahr stille stahn, 50 Jahr geht Alter an, 60 Jahr ist wohlge tan, 70 Jahr ein Greis, 80 Jahr schneeweiß, 90 Jahr der Kinder Spott, 100 Jahr gnad dir Gott! Oder mit Abweichungen: 10 Jahr ein Kind, 20 ein Jüng ling, 30 ein Mann, 40 stillstan, 50 wohlgetan, 60 abgan, 70 dein Seel bewahr, 80 der Welt Narr, 90 der Kinder Spott, 100 nun gnad dir Gott! Oder auch: 40 wohlgetan, 50 stillestan, 60 abelan, 70 Greise, 80 aus der Weise, 90 der Leute Spott, 100 erbarm dich Gott! Diese Reime sind kaum über das 15. Jahr hundert hinauszurücken, was doch keineswegs aus schließt, daß nicht auch früher schon ähnliche in Um lauf gewesen sein sollten. Mit dem Stillstand im vierziKen gegenüber dem dreißigsten Jahr scheint in der Tat die Schwebe zwischen Jünglings- und Man nesalter, ein Gipfel der Kraft, gemeint, und im fünf zigsten hebt, wie bei den Römern, das Alter an? .doch die letzte Fassung verlegt das Stillstehen erst !in das fünfzigste Jahr. Tie unbestimmte, bald auf j „wohlgetan" scheint ein schon genügendes, genügsames l Lebensziel auszudrücken. Mus Welt unö Levm. tk. Wünsche dir nicht, datz es dir bester gehe« möchte, wenn es dir gut geht! Mit der dauernden Unzufriedenheit, die viele Menschen mit sich wie eine schwere Last herum tragen, sollten wir endlich einmal aufräumen. Warum möchte man es eigentlich immer besser und besser haben? Geht es nicht tausenden Menschen diel schlechter als uns? Und sind die nicht trotz aller Sorgen und Not viel glücklicher als wir? Sie würden gern mit unserem Los tauschen, be gnügen sich aber duldsam mit dem, was sie haben und sind sroh dabei. Die anderen, die Unbegnügsamen, wissen da gegen garnicht, wie gut sie es haben; sie wünschen nur immer, daß es ihnen besser gehen möchte. Je mehr sie vom Glück begünstigt oder durch schöne Früchte ihrer Arbeit ausgezeichnet werden, desto besser dünkt sie das Gute und und Schöne. Die Tollkühnheit ihrer Wünsche läßt sie kW zum Himmel streben, nicht etwa, weil es ihnen schlecht geht, sondern weil sie cs nicht einsehen wollen und bei dem Jagen nach Genuß auch nicht einsehen können, wie gut sie es haben. Bis zu einem gewissen Matz ist das Streben nach einer Besserstellung gewiß nicht von der Hand zu weisen. Je mehr man hat, desto mehr kann man aus« geben, desto angenehmer läßt sich auch das Leben gestatten. Wer mit seinen Wünschen nicht zu hoch greift, wird sie sich! aus eigener Kraft mit der Zeit selbst erfüllen können. Da« gegen gibt es nichts einzuwenden, denn jede Arbeit ist ihres Lohnes wert. Aber man bilde sich nicht ein, datz es einem schlecht geht. Solange man ein Auskommen hat, sei es auch nur ein notdürftiges, hat man das, was man verdient. Es ist nicht einzusehen, warum jemand mehr zum Leben haben soll, als er verdient. Nur mit Rührigkeit und Talent kann man erreichen, datz es besser geht. „Geht es einem schlecht," dann ist das nur eine Selbstanklage, denn ttr der Regel ist jeder seines Glückes Schmied. Steift man sich an seinen rechten Platz, so kann man viel aus« richten und erreichen. In unserem Zeitalter der Intelligenz wird jeder, der etwas leistet und nicht blind durch dis Welt geht, auch sein Auskommen finden. Dr. E. L. „Zn Oemselbev LunanS". In den meisten Mietverträgen ist bestimmt, datz dar Mieter bei evtl. Auszuge die Wohnung „in demselben Zu stand" zu übergeben hätte, wie er sie einst übergeben erhielt. Ob das wohl ernst gemeint ist? Für den Hausbesitzer wäre die Durchführung dieser Anordnung seitens des Mieters sehr angenehm, aber dem Mieter kann man so etwas nicht zumuten. In Belgien werden allerdings die WohnungS- erhaltungskosten vollständig auf den Mieter abgewälzt, doch bei uns wird das im allgemeinen nicht beabsichtigt. Die Wohnung in demselben Zustand wie erhalten zurück zugeben, wäre, soweit sich diese Forderung überhaupt durch führen lätzt, ein kostspieliges Vergnügen, denn es ist ganz ausgeschlossen, daß bei dem Bewohnen eine Abnutzung und Beschädigung der Wohnung vermieden werden kann. Bei dem Auszugs mühte man die Wohnung also von Grund auf renovieren lassen und nicht mehr zu beschaffende Aus- stattungsmaterialien rc. (z. B. Tapeten) auf eigene Kosten anfertigen lassen. Dieser Zustand wäre nur dann möglich, wenn die Miete entsprechend kalkuliert wäre. Bei unS ist es jedoch üblich, daß die Renovierungskosten als Betriebs- Unkosten von den Hausbesitzern bei der Kalkulation der Mieten berücksichtigt werden. 8 548 des Bürgerlichen Ge setzbuches bestimmt deshalb auch ausdrücklich, datz ein Mieter Veränderungen oder Verschlechterungen einer Mietssache, die durch den vertragsmäßigen Gebrauch herbeigeführt wor den sind, nicht zu vertreten hat, denn die Zahlung des Mietzinses erfolgt nicht nur für die Gewährung, sondern auch als Entschädigung für die Abnutzung der Wohnung. Die Gerichte haben wiederholt ausgesprochen, datz die uu» bestimmte Formel „in demselben Zustand" nicht die un vermeidliche Abnutzung treffen könne. Und was den Me tern unvermeidlich ist, darüber können die Wirte ein Lte» singen. ' Dr. E. K, Denkspruch. Es gibt ein Glück — o lern' es ganz empfinde«. Es gibt ein Glück — o nimm es wohl in acht! Ein Mutterherz ist einmal nur zu finden! Halm.