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ver pskilek. Bon F. Lchröughamer-Heimvak. Der Postbot kommt grab' über d' Schwendreut herauf zu« Brummbauernhof. „Was will denn der!" denkt sich der Brummbauer. Seit Jahr und Tag ist kein Postbot mehr auf d' Brummerhöh' kommen, seit der Bub vom Militär weg is und seit's Dirndl, d' Lesl, ausg'heirat hat. Is das a Schreiberei g'wesen zur selbigen Zeit — hin und her. Wenn der Bub g'schrieb'n hat, na, da hab'n s' ihm halt a Geld g'schickt und e G'selcht's. Aber hübsch ost hat er schon g'schrieb'n, der Ältst. Und beim Dirndl is 's scho' ganz aus der Weis' g'wesen — alle Tag' a Brieferl, a rosarot'S mit an Veigerlgeruch, bis 's dem Postboten selber z'dumm worden iS: „Jetzt heirat's aber amal," hat er g'schimpst, „glaubt's, i lauf' mir d' Haxen stümpert wegen eurer Lieb', eurer saudummen!" Nacha Ham s' g'heirat', und seitdem is der Postbot' nimmer auf Brummerischen Grund und Boden kommen. Aber wie er heut' daherschnaust! Was wird er heut' hab'n? Etwa gar a Klag' vom Michlbauern? Hab'n neuli a G'haklet g'habt beim Wastlwirt, aber der Wastelwirt hat's noch g'schwind auseinanderg'rissen, wie's Maulwerk nimmer g'langt hat, und wie s' zu die Maßkrüg griffen Hab'n. Und richtig, es iS was vom Michelbauern, aber keine Klagschrist, sondern a ganz einfache Postkarte. Und gar net amal viel steht draus auf der Postkarte. Auf der einen Seite d' Adress': An Herrn Johann L ärmer, Oegonom auf der Brummerheh', franko — mit an' Mords schnörkel Und daneben steht der Absender: Kaspar Rain moser, Michelbauer von Ranneding, wieder mit an Mords schnörkel. Fein kann er's Schreiben, der Michelbauer, das muß ihm der Neid lassen. Aber was steht auf der andern Seit'n: Zwei Wörtl bloß: „Du Phariser!" „Du Pariser!" liest der Brummbauer. Und wieder: „Du Pariser". Dann setzt er d' Hornbrilln auf und liest und buchstabiert: „Du Pe—ha—a—er—i—es—e—er! Du Pariser!" Frei schwitzend wird er schon, der Brummbauer, aber er bringt nix anders 'raus allemal wieder: „Du Pariser!" Bäuerin!" schreit er nacha in d' Kuchl, „geh' a meng «ußa. A Postkart'n is komma!" „Jess' Marand — a Postkart'n, von wem denn grad?" > „Vom Michlbauern!" „Vom Michlbauern? Was will dir denn der?" „I werd' 'n anzeig'n, beleidingt hat er mi' — schwer! Da lies!" Und jetzt buchstabiert d' Bäuerin: Du Pe—ha—a—er— i-es—e—er—! Du Pariser!" Und sagt: „Dös kannst dir »et g'faN'n lassen, Bauer! der wird anzeigt. Dös is a hundsgemeine Beleidigung. An Pariser gibst dem Michl bauern noch lang net ab. Und wenn i am Sunnta zu der Michlbäurin kimm, nacha sag i ihr mei' Meining schon, Uber deutsch, net französisch oder pariserisch. Wär' mir g'nua!" „Was gibt's denn?" mischt sich der Großknecht ein, der g'rad' in d' Stub'n kimmt. „Was will enk denn der Michlbauer? I hab' aa zwoa guate Fäust', Bauer, und Wenns a Beleidigung is, nacha brauch ma koa G'richt und boan Federfuchser von an Advokaten. Nacha red' i aa a Wörtl mit 'm Michelbauer, aber a deutsch's, und net «it'n Mäu'." „Da lies!" sagt der Brummbauer wieder, und jetzt buchstabiert der Knecht, der lang' Loisl: „Du Pe—ha-a— sr-i—es—e—er. Du Pariser! Aber au' Schreibfehler hat er g'macht, der Michlbauer. Dös „h" Hinterm „P" g'hört weg. Heutzutag' hat man die „ha^ nimmer so in der Schrift — der Kaiser, glaub' i, hat's abg'schafft. Na, dös „ha" reib' i dem Lalli schon unter d' Nas'n, weil er sich gar so g'scheit macht alleweil; und, wenn mir recht is, schreibt man „Pariser" mit an' weichen „b" statt mit de« harten. Dann d' Pariser san feine Leut', soviel i g'hört hab von die Feldzügler — halt aus, Bauer, jetzt fallt mir was ein!" „Was denn?" „Ob's überhaupt a Beleidigung iS, dös „Pa- rkfer" . . . ." „Koa' Beleidigung, moanst?" — „Wart' an' Augenblick, i hol' an Beitlweber, der iS siebzig selber in Paris g'wes'n und kann dir'S genau sag'n, ob Pariser a Beleidigung iS oder net." „Waar' mir z'dumm," sagt der Brummbauer, wie der lang Loisl um den Beitlweber rennt, wenn's jetzt auf einmal wieder koa' Beleidigung wär'. Heut' noch geh' i zum Advokat'n mit der« Kart'n. . . Und i hab' mi' aa g'freut, daß i der Michlbäuerin wieder amal übers Mäu' fahr'n kann," meint d' Bäuerin. „Aber wie's ost so geht: große Freud' — springt — net weit!" Und wirklich iS'S wahr. Der Beitlweber kimmt und sagt's aa: „Pariser" is koa' Beleidigung, im Gegenteil. „I bin siebazgö'", sagt er, „selm in Paris ein'zogn und muatz sag'n, Paris ist die feinste Stadt aus der ganze'n Welt, und der Pariser is a Kawalier, wie man sonst ko«» finden tuat. Wenn di' der Michlbauer an' Pariser g'nenat hat, derfst dir was einbilden, Nachbar. Dö» iS koa Be leidigung net. Autzastechen will er Di' — aus deutsch, du bist a seiner Mann, a Kavalier, a Gentleman, vor dem ma all'n Respekt hab'n muaß. A so hat's der Michlbauer g'moant und net anders. Und darauf kannst Gift nehmen, Brummbauer." „Moanst d'?" fragt der, und sein G'sicht geht in d' Breiten, wie wenn der Vollmond aus finsterm Gewölk kimmt. „A so is und net anders," sagt der Beitlweber und geht wieder. „Wenn dös Ding a so iS, nacha iS 'S mir scho' gleich lieber wie a Prozesserl," meint der Bauer. „Und i werd' der Milchbaurin am Sunnta a Körbl voll Frühbirn' bringen, wenn die G'schicht a so iS, wie der Beitlweber sagt," meint d' Bäurin. „Natürli is 's a so", sagt der Knecht, der lang Loisl. „Wenn man alles genau betracht', hat er aa ganz recht, der Michlbauer. Du bist der größer' Bauer rund umadum, hast an' Hauf'n Geld, an Stall voll Vieh und Burgermoast hätt'st aa scho' Wern könna, wenn d' mit Lesen und Schreib'n mehra Freud hätt'st. Kurz und guat, a Pariser is a Kawalier und du bist aa oaner. Und erst recht, wann di der Michlbauer a so nennt." Der lang' Loisl kriegt a paar Maß Bier für sei' schöne schlaue Red' und der Brummbauer HLlt's daheim gar nimmer aus. „Heut' geh' i um a Stünderl eher zum Wastlwirt," sagt er, „woatzt, als Pariser, als Kawalier." „Geh' nur," sagt d' Bäurin, „und grüß' mir den Michlbauern schön." „Und von mir aa!" schreit der Knecht. „Is scho' recht," sagt der Bauer und geht bei der Tür naus wie nochmal a Kawalier, und wie er über seine Gründ' stapft, kimmt er sich für wie nochmal a Graf. A so a Freud' hat ihm der Michlbauer g'macht mit der Postkart'n, um den Hals könnt' er ihm fall'n — wenn sich das schicken tät für an' Kawalier, für an' feina Pariser. Richtig, da sitzt der Michlbauer scho' beim Wastlwirt, 'S Hütl im G'nick, und schaut in den Maßkrug. Kein Mensch is sonst noch da heut — außer'm Wirt. Und a so Paßt'- dem Brummbauer grad'. „Michlbauer!" sagt er feierlich. Der dreht sich um und versieht sein' Widersacher vom letzten Mal. „Was willst nur?" sagt der grob. „Schön Dank für die schöne Kart'n, und an' Gruß von meiner Bäurin, vom Loisl aa oan'. Und ioas du mir g'schrieben hast, dös bist du selber — a Pariser, a Kawalier, a Ehrenmann durch und durch. Da, schlag' ei, san wir wieder die Alten." „Pariser, Kawalier?" stottert der Michlbauer und steht auf. Und langsam legte er seine Hand in dem Brummbauer seine: „Von mir aus." Auf einmal geht ihm a Licht auf, wie a Stallatern'. „Geh," sagt er, „Brummbauer, laß mir die Kart'n noch- amal lesen." Und wie er's g'lesen hat, steht er auf und geht naus. Wie der Wastlwirt a Zeit! drauf auch 'nauskommt, fitzt der Michlbauer aus an' Bierfaßl und halt sich an' Bauch vor Lachen. , „Was hast d' denn?" fragt der Wirt, aber der Michl« bauer kann nix sag'n vor lauter Lach'n. Endli' gibt er.