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Abendstunde Anlerksllimgsdejlsge su? lveikenifti-Zeitung Amtsblatt) k" Eine Erzählung aus Transvaal .12) (Nachdruck verboten.) Ein leises Lächeln umspielte Fannings Lippen. „Glaubs wohl," meinte er, „man muß eben daran ge wöhnt sein. Aber wartet nur, Ihr werdet noch ganz an dere Dinge sehen. Na, vorläufig wollen wir mal Rast halten und für die Nacht hier unser Zelt aufschlagen." Sie sattelten die Pferde ab und ließen sie in der Nähe weiden. Alsdann nahm Fanning ein Beil zur Hand, mit dem er eine Anzahl starke, dornige Mimosenzweige ab schlug, aus denen er in unglaublich kurzer Zeit einen Kraal herstellte. „Wozu das?" fragte Selwyn, der, der Länge nach bequem im Grase liegend und eine Pfeife rauchend, seinem Gefährten bei der Arbeit zusah. „Es gibt hier doch keine Löwen?" „Früher wohl; ich habe sie wenigstens brüllen gehört. Sie sollen ja in dieser Gegend selten sein, aber Vorsicht ist immer besser." Bald loderte auch ein lustiges Feuer empor, über dem Fanning zwei Perlhühner am Bratspieß drehte. Das lukullische Mahl wurde dann mit Kongobranntwein ge würzt und trug nicht wenig dazu bei, die etwas gesun kenen Lebensgeister Selwyns wieder aufzufrischen. Er wurde munter und gesprächig und schien seine Umgebung gänzlich vergessen zu haben. Erst das langgezogene, schauerlich klingende Geheul umherstreifender Hyänen brachte ihm wieder zum Bewußtsein, wo er sich befand. „Die machen ja einen höllischen Lärm!" wandte er sich an Fanning. „Wie soll man dabei ein Auge zumachen können?" „Ach, das ist noch gar nichts!" lachte dieser. „Man gewöhnt sich übrigens sehr bald an diese nächtliche Mu sik und schläft sogar recht gut. Und nun wir den ersten Schritt in der Sache getan haben," fuhr er in ernsterem Lone fort, „könnten wir Wohl einmal zusammen die Ge schichte des alten Jansen durchlesen. Zwei Sinne sind immer besser wie einer, heißt's, und ein Dritter findet manchmal noch etwas Neues heraus." So sprechend schob er die Hand zwischen die Brust falte seines wollenen Hemdes und zog den Lederbeutel hervor. Jetzt endlich war der Augenblick gekommen, den Selwyn so lange gefürchtet hatte. Wohl glaubte er, sein Genosse werde den Weg auch ohne das Papier finden, dessen Inhalt er sicher auswendig kannte. Aber wie würde er die Entdeckung seines Verlustes aufnehmen? „Ich habe niemals mit Euch darüber gesprochen," sagte Fanning, das Säckchen uneröffnet in der Hand hal tend, während der andere wahre Tantulusqualen erdul dete. „Doch Ihr begreift's Wohl, Selwyn, wenn einer ein solches Geheimnis besitzt, gibt er's nicht leicht Preis. Jetzt sreilich ist's was anderes: wir zwei halten zusammen und da mögt Ihr immerhin alles wissen." Langsam und bedächtig öffnete er das äußere Fut teral, den gespannten, fast furchtsamen Blick Selwyns gar nicht bemerkend, nahm dann die zweite Hülle heraus, rollte sie auf und — zog ein vergilbtes, zerknittertes Papier hervor. Himmel und Erde! Das war ja das bewußte Do- Deutsch von M. Walter. kument. In seiner jähen Ueberraschung vermochte SH- whn einen lauten Ausruf nicht zu unterdrücken. „Oho! Was gibt's?" fragte Fanning, den Kopf hebend. „Nur ruhig Blut! Wir brauchen feste Nerven z« unserem Vorhaben." „Ganz recht, Kamerad!" versetzte Selwyn, der seine Fassung rasch wiedergewonnen hatte. „Ich gestehe, daß meine Nerven ein wenig überreizt sind. Gerechter Him mel, wenn wir wirklich als Millionäre heimkehren wür den? Ist der Gedanke nicht hinreichend, einem den Kopf zu verdrehen? Und als ich das Papier da sah, war mir'? als lägen schon ungezählte Goldhausen vor mir." Er stieß die Worte aufs Geratewohl heraus^ sich in nerlich mit der Frage beschäftigend, auf welche wunder bare Weise das verlorene Blatt wieder zum Vorschein ge kommen war. Besaß Fanning vielleicht ein Duplikat, das er ruhig an Stelle des verschwundener: Dokumentes in den Beutel geschoben? Doch nein, dies war das echte. Er hätte es beschwören können. Und dann fragte er sich, wann Fanning es gefunden haben mochte und ob er wohl Verdacht gegen ihn, Selwyn, gehegt habe. Wenn ja, so war es zu verwundern, daß er nie ein Wort dar über hatte fallen lassen. Wahrlich, ein seltener Mann, dieser Fanning! mußte sich der Engländer eingestehen und die Achtung, die ihm das ruhige, besonnene und dock kühne Verhalten seines Gefährten in den letzten Tagen eingeflößt hatte, steigerte sich momentan fast zur Ehr furcht. „Wißt Ihr, Selwyn, wenn Ihr solch überflüssigen Ballast wie Nerven nicht über Bord werft, so werdet Ihr nie ein ordentlicher Glücksjäger sein," bemerkte Fanning auf die Aeußerung seines Kameraden. „Ich fürchte nur, Ihr seid schon zu alt dazu." „Wohl möglich!" nickte Selwyn. „Hätte ich m»r etwas von Eurer Ruhe und Kaltblütigkeit; aber das sind Eigenschaften, die wir Europäer bei unserer nervöse«, überhasteten Lebensweise nur selten erlangem Doch nv», Freundchen," schloß er, näher zu Fanning rückend, „steift meine Geduld nicht länger auf die Probe. Ich brenne vor Begier, das merkwürdige Geheimnis Eures Säckchens kennen zu lernen." „Gut, ich werde es Euch vorlesen. Hört ordentlich zu und sagt mir dann, was Ihr davon haftet." Und bei dem flackernden Licht des Lagerfeuers HB der Farmer den letzten Bericht seines sterbenden Kame raden vor. 17. Kapitel. Eine Stimme aus dem Grabe. „Mein Name ist Klas Jansen," so begann die zeichnung. „Vor einigen Jahren ist's geschehen, waS ich Euch jetzt erzählen will. Ich durchzog damals mit ein« Warenkarawane den östlichen Teil der Kalahariwttste. Eines Tages trennte ich mich von meinen Genossen — aus welchen Gründen, weiß ich nicht mehr — und in d« Absicht, das Betschuanaland zu erreichen, wandte ich mich der südlichen Richtung zu. Unglücklicherweise kannte ich die Gegend zu wenig: kein Wunder also, daß ich mich verirrte und in eine wasserlose, steinige Wüste geriet. Das Mge -er Nacht von I. B. Mitford.