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83. Jahrgang Dienstag den 20. März 1917 abends «8 gung eden- 1,60 3,00 3,00 6,00 chten ssun- l ge- l di« üient- Kar- g ver- rrsteht. . Was d von cher- r nicht Mar? 0,15 0,30 en Stock- sandt- )ie in liittel- d, hat ,,ent richt vhork, Gesetz rdien- äschen Hellem r;chen ästen, angs- ihm , mit etten. Auchs mnel, Vev- , ein ! l" zu is er be- niste- arteji Sang M. 8ö Ausschreitungen des Kriegswahusinns. Tie Archive der Geheimpolizei sind geplündert. Mit den wichtigsten Dokumenten hatte man ein Feuer auf der Stratze angezündet und wärmte sich daran. Man hält eine Razzia unter den hochgestellten Per sonen ab, die der Teutschfreundlichkeit verdächtigt werden oder deutsche Namen tragen. Tie Soldaten und die Menge haben eine län gere Hetzjagd auf die Gräfin Michael, dieGemahlin des Großfürsten MichaelAlexandro witsch, veranstaltet, da sie für eine deutsche Spionin (!!) an gesehen wurde. Sie wurde von den Soldaten in der chinesischen Gesandtschaft entdeckt und fortgeschleppt. Die Verkehrssteuern abgeändert angenommen. Tie Verkehrssteuervorlage, aus der das Neichs- schatzamt 250 Millionen Mark erwartet, ist im Haupt- ausfchusse des Reichstages mit kleinen Abänderungen angenommen worden. Tie Beschlüsse sehen also aus: Es sollen frei bleiben: , 1- Die Beförderung durch Seilbahnen. 2. Tie Beförderung durch Omnibusse. 3. Tie" Beförderung von Kohlen aller Art im Eisenbahnverkehr. 4. Soll der Bundesrat ermächtigt werden, daß für den Personenverkehr auf Stadtschnellbahnen, zu denen auch die auf stmßenbahnfretem Bahnkörper liegenden elektrischen Kleinbahnen und für den Ort- und Vorortverkehr der Großstädte gehören, Steuer freiheit zu gewähren, sofern die Herstellungskosten für das Kilometer mehr als 2 Millionen Mark im Durchschnitt betragen. Ferner bleibt steuerfrei die Beförderung im eigenen Wirtschaftsbetrieb auf Wasserstraßen innerhalb einer Entfernung von 6 Kilometern, während die Vor lage nur 3 Kilometer festgesetzt hatte. Für die Stra ßenbahn und den öffentlichen Automobilver- tehr wird die Abgabe von der Personenbeförderung von 12 Prozent auf 6 Prozent des Beförderungspretses herabgesetzt. Während die Vorlage für den Güterverkehr einen einheitlichen und prozentualen Zuschlag zum Besür- derungspreis von 7 Prozent vorgesehen hatte, soll er folgen die Erhebung folgender Sätze neben dem Fracht« vku n den Ksmvsl: Das Programm der neueN Regierung. Tie provisorische Regierung veröffentlicht fol gende Proklamation: Mitbürger! Ter Provisorische Vollzugsausschuß der Reichsduma hat, unterstützt von der Garnison und den Einwohnern der Hauptstadt, jetzt vollständig den schädlichen Einfluß der alten Regierung gebrochen, so bah er jetzt zur festen Organisation der ausführen den Macht schreiten kann. In diesem Augenblick er nennt der provisorische Ausschuß folgende Minister des ersten nationalen Kabinetts, deren frühere öffentliche und politische Tätigkeit ihnen das Vertrauen des Lan des sichert. (Hier folgen die bereits veröffentlichten Namen.) Lie neue Regierung will ihre Politik auf folgende« Grundsätzen ausbauen: 1. Allgemeine unmittelbare Amnestie für alle Personen, die Verbrechen politischer oder religiöser Natur begangen haben, darunter auch terroristische Handlungen, Militärrevolten und Verbrechen gegen die Landwirtschaftsgesetze. 2. Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Ver eins- und Versammlungsfreiheit, sowie Streikrecht mit Ausdehnung dieser Rechte aus die Mtlitärpersonen innerhalb der Grenzen, die die militärischen und tech nischen Verhältnisse gestatten. 3. Abschaffung aller aus sozialen, religiö sen und nationalen Gründen bedingten Ein schränkungen. 4. Unmittelbare Vornahme von Vorbereitungen zur Einberufung einer konstitutionellen Ver sammlung, die, auf dem allgemeinen Stimmrecht be ruhend, eine Regierung einrichten und die Verfassung annehmen soll. 5. Tie Polizeiinstitution wird durch eine Na tionalmiliz mit getvählten Chefs, die der Lei tung der Selbstverwaltung unterstellt sind, ersetzt. 6. Lie Kommunalwahlen finden auf Grund des allgemeinen Wahlrechts statt. 7. Tie Truppen, die an der revolutionären Be wegung beteiligt waren, sollen nicht entwaffnet, son dern in Petersburg konsigniert werden. 8. Abschaffung aller Einschränkungen für die Sol daten hinsichtlich oer sozialen Rechte, die andere Mit bürger besitzen, doch nur unter der Bedingung einer strengen militärischen Disziplin im aktiven Dienst. Tie provisorische Regierung legt Gewicht darauf, hinzuzufügen, daß sie nicht beabsichtigt, den Kriegszu stand zu benutzen, um die Durchführung der oben ge nannten Reformen aufzuschieben. * Ob die Radikalen mit diesem direktionslos zu sammengewürfelten Konglomerat von Plänen zufrieden sein werden, werden die nächsten Tage lehren müssen Unsere künftige Lebensmittelversorgung« Tie Gegensätze zwischen Stadt und Land haben sich in letzter Zeit leider immer mehr zugespitzt. Tie Debatten über die Lebensmittelversorgung wurden immer gereizter. Tas ist besonders auf folgende Um stände zurückzuführen: Tie Preise der unentbehr lichen Lebensmittel stiegen seit Kriegsbeginn fortge setzt; dabei wurden die für die menschliche Ernäh rung notwendigen Produkte immer knapper. Tas hat natürliche Ursachen. Im ersten Kriegsjahre hatten wir Bestände auf Lager, in Geschäften und in den Haus kaltungen. Diese Bestände wurden immer weniger, und die Zufuhr immer mehr unterbunden, so daß wir im dritten Kriegsjahre fast ganz ans «nsere eigene Produktion angewiesen sind. Infolge des Mangels an Arbeits kräften, Dünger, Futtermitteln usw. geht auch die Pro duktion naturgemäß, wie in jedem anderen Lande, immer mehr zurück. Diese natürlichen Umstände müs sen wir würdigen. Ler neue Weg. Damit die angedeuteten Mißstände und Mängel im Wirtschaftsjahr 1917-18 nach Möglichkeit vermieden werden, bezweckt der neue Wirtschaftsplan vor allem folgendes: 1. Er soll den Anbau für die menschliche Er nährung notwendiger Produkte sichern. 2. Er soll Gewähr für die Ablieferung der Produkte geben. 3. Er soll vermeiden, daß notwendige Produkte verfüttert werden. 4. Er soll, ohne die Konsumenten mehr zu be lasten, der Landwirtschaft den Anbau doch bei allen Schwierigkeiten rentabel gestalten. Um dies Ziel zu erreichen, brachte man die zum Teil durch Wucherei wild gewachsenen, gleich ungleich mäßig gestiegenen Preise in ein gegenseitiges Ver hältnis. Man nahm eine sogenannte Preisrelation vor, d. h. einige Produkte, die unverhältnismäßig teuer sind, setzte man im Preise herab, bei anderen nahm man eine Preissteigerung vor. Ter neue Wirtschafts plan sieht folgende Preisänderung vor: Roggen 270 Mark Pro Tonne (gegen 220 Mark bisher), Weizen 290 Mark pro Tonne (260 Mar^, Kartoffeln 100 Mark pro Tonne (90 Mark), Zucker rüben 50 Mark pro Tonne (30 Mark). Die Kartoffeln sollen zwischen dem 1. Juli und 14. September 1917 160 Mark pro Tonne kosten dürfen. Tie Landeszentralen können den Preis bis 1 Mark pro Zentner erhöhen. Für nicht verlesene Kartoffeln kann der Präsident des Kriegsernährungsamtes Ab schläge festsetzen. Futterrüben aus 30 Mark für die Tonne (gegen 36 Mark bisher), Wrucken (Kohlrüben) auf 35 Mark für die Tonne (50 Mark), Futtermöhren auf 50 Mark für die Tonne (60 Mark), Hafer auf 270 Mark pro Tonne (300 Mark). Die Preise sind Erzeugerpreise, sie schließen die Kosten der Beförderung bis zur Verladestelle des Er zeugers und des Verladens daselbst ein. Eine Preissenkung sollen ferner erfahren: Rin der um 15 Prozent im Lebendgewicht (das ist 25—30 Prozent im Schlachtgewicht), Schweine um 20—25 Pro zent im Lebendgewicht je nach der Gewichtsklasse (das ist 30—35 Prozent im Schlachtgewicht). Man sieht, es handelt sich bei Roggen, Weizen, Kartoffeln, Zuckerrüben um eine Preissteigerung, dage gen bei Futterrüben, Kohlrüben, Mohrrüben, Hafer, Fleisch um eine Preissenkung. * * * Beschlüsse des Reichstagsausschnsscs. Um die Preiserhöhung den Konsumenten nicht allzu fühlbar werden zu lassen, wurden vom Reichs tagsausschutz unter anderem folgende Beschlüsse ge faßt: „Bei einer Steigerung des Preises für Roggen und Weizen ist eine Erhöhung des Brotpreises zu vermeiden durch Verminderung der Spannung zwi schen Getreide- und Mehlpreis, sowie in zahlreichen Bei der Beförderung von Steinkohlen, Braun kohlen, Koks und Preßkohlen aller Art erhöhen sich die Sätze in Ziffer 3 von 1,50 Mark und 3 Mark! auf 2 Mark und 4 Mark. Soweit diese Güter für Betriebszwecke einer deutschen Staatsbahnverwaltung bezogen sind, wird die Abgabe nach näherer Bestim mung des Bundesrates vergütet. Schließlich soll die Abgabe für die Straßenbah nen, Hochbahnen und Autolinien erst vom 1. Juli 1918 ab in Kraft treten oder, wenn die betreffenden Ver kehrsunternehmungen vorher eine Tariferhöhung vor- nehmen, vom Tage der Geltung der neuen Tarife ab. Gemeinden durch Verminderung der Spannung zwk- schen Mehl- und Brotprets. Zu diesem Zwecke sind für die Gemeinden entsprechende Vorschriften zu en ! lassen. Soweit diese Mittel nicht ausreichend sein ! sollten, sind Zuschüsse aus Reichsmitteln zu gewähren. Bei der beabsichtigten Senkung des Vtehpreises ist auf die Erhaltung eines leistungsfähigen Viehstandes Rücksicht zu nehmen und Vorsorge zu treffen, daß die Pretserinäßigung in vollem Umfange in erniedrig ten Fleischpreisen den Verbrauchern zugute kommt. Tie SPannutH zwischen Vieh- und Fleischpreisen ist auf das durchaus notwendige Maß herabzusetzen durch! Verminderung der Provisionssätze der Viehhandels verbände und der nicht selten recht erheblichen Hän-. delsaufschläge für Zwischen- und Kleinhandel. Tie Gemeindeverwaltungen müssen zu entsprechenden MaA nahmen angehalten werden." Nu- die Wirkung? Wenn auch die Produzenten die Preise, an den hohen Viehpreisen gemessen, ausgeglichen haben wollen, die Konsumenten dagegen an den niedrigen Getreide- Preisen, so hat das Kriegsernährungsamt den Versuch gemacht, die Erzeuger- und Verbraucherkreise nach Möglichkeit zufriedenzustellen. Ob das gelungen ist, muß abgewartet werden. Jedenfalls bedeutet es einen Fortschritt, daß die Preise für das ganze Jahr im voraus veröffentlicht und in gegenseitiges Verhält nis gebracht worden sind. Dadurch könnten manche un liebsamen Erscheinungen in Zukunft fortfallen. Knapp, werden die Nationen für das nächste Jahr und dar über hinaus bleiben. Tie Zufuhr vom Ausland wer den wir noch lange entbehren müssen, die noch vor handenen Bestände werden bald restlos aufgebraucht sein, und die Produttton wird während des Krieges naturgemäß weiter zurückgehen. Diese Dinge müssen sich auch die Verbraucher vor Augen führen, um zu verstehen, daß man für die vorhandenen Mängel und Mißstände die Landwirtschaft allein nicht verantwort lich machen kann. Jetzt muß jeder seine Pflicht tun! Wenn das geschieht, werden die Auseinandersetzungen zwischen Stadt und Land an Schärfe verlieren, und wir werden dem feindlichen Ausland nicht weitere Hoffnungen auf eine Aushungerung oder Spaltung des Kolkes machen, die nur geeignet sind, den Krieg zu verlängern. W. W. 1. Frachtstückgut und Expreßgut 2. Etlstückgut 3. Frachtgut in Wagenladungen bet einen: Frachtbetrage von nicht mehr als 25 Mk. bei höheren Beträgen 4. Eilgut in Wagenladungen bei einen: Fracht betrage von nicht mehr als 25 Mk. Sei höheren Beträgen Sffensivgetst. l Unsere Kriegslasten stehen erst dann im rechtest Licht, wenn wir sie in Vergleich setzen mit unseren Kraftquellen und den Lasten der Feinde. Unsere Geld-r Wirtschaft hat den Stürmen des Krieges getrotzt, sie wird auch den künftigen Anforderungen standhalten/ Zwar steht dahin, ob Begeisterung und Opfers freude der ersten Kriegszeit, das trutzige Zusammen-, stehen aus der Stunde der Gefahr hinüberzuretten! feien in die Zeit des Friedens. Aber was zweifellos als Gewinn aus schwerer Heimsuchung uns bewahrt! bleiben wird, das ist der gelauterte Ernst der Lebens-« auffassung, sie Arbeitsamkeit und Betriebsamkeit, die gespornte deutsche Erfindungsgabe und Organisations- mnst, das deutsche Volksvermögen mit seinen reichens Einkommensquellen, von denen freilich manche neu! erschlossen und neu gefaßt werden müssen. ! Eine ausreichende Kriegsentschädigung wird unS! die Neuordnung der wirtschaftlichen Tinge erleichtern.! Mit ihr werden wir reicher, ohne sie ärmer, aber nicht! wirtschaftsunfähig sein. Tie Aussichten für eine solche,! Entschädigung steigen natürlicherweise in dem Maße/ als wir unsere Ueberlegenheit, unseren Sieg voll-.' ständig machen, indem wir zu den militärischen Er-( folgen den geldwirtschaftlichen Sieg fügen. Könnest wir das? Die neue englische Anleihe war als Kraft-.! Probe gedacht; sie schließt, wobei nichts verkleinert wer-! den soll, jedenfalls nicht so ab, daß sich die Hoffnungen! jenseits des Kanals auch nur Halbwegs erfüllt hätten/ Tas neue Geld deckt knapp den Bedarf von 5 bis H Monaten, die ersehnte Umwandlung der schwebenden kurzfristigen Schulden in eine langfristige Anleihe aber! ist so gut wie völlig mißlungen. Und das, obwohl der englische Markt eine Schonzeit von mehr als 1Vs Jah ren genossen hatte! Labet ist England, dessen Schwie rigkeiten sich häufen (U-Bootkrieg, Ernährungssorgen, Beeinträchtigung der Einfuhr und der Ausfuhr), eine Hauptstütze der Entente, oder sollte sie doch sein. Daß die Stütze brüchig wird, ist um so beachtlicher, als das Zusammenraffen langfristiger Kapitalien im eigenen Lande der Bundesgenossen nachgerade auf bedrohliche Schwierigkeiten stößt. Zudem wachsen die Verschuld j düngen ans Ausland (Amerika übte von Anfang an eine zärtlich wohlwollende Neutralität, während es für uns nur Neutralitäts-„Ersatz" hatte), und diel i Kriegsauswendungen geldlicher Art sind ungefähr dop pelt so hoch wie die unsrigen. Demgemäß ergibt sich beim Abmessen der beider seitigen Widerstandskraft ein mehrfaches Mißverhält nis zu ungunsten der Feinde. Also wird der Sieg stuf dem Gebiete der Finanzen unser sein, wenn die ! Einsicht in die eigene Kraft und die Erkenntnis der, feindlichen Lage bet uns daheim jenen hochgemuten Ossensivgeist weckt, den Hindenburg kündet: „Tas, deutsche Boll wird seine Feinde nicht nur mit den Waf fen, sondern auch mit dem Gelds schlagen." Und ein-, mal muß da drüben die Erkenntnis aufdämmern, daß jein Weiterkämpfen pur die Opfer -- und den deutsche« ' «Mvrxvss Mtaevt. H -