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gben-slun-e Merlisllringsbellage WMtkitL-SriKing (Amtsblatt) Vas Mge -er Nacht. Eine Erzählung aus Transvaal von I. B. Mitford. Deutsch von M. Walter. II) (Nachdruck verboten.) 15. Kapitel. Wahre Freundschaft. Unaufhaltsam schwand die Zeit dahin, und aus den Wochen wurden Monate. Dank dem Einfluß der verän derten Umgebung und der stärkenden Luft hatte sich Fan ning schließlich doch vollständig von dem schweren Fieber anfall erholt. Und mit der Wiederkehr seiner Kräfte dachte er auch ernstlich an seinen Plan, das „Auge der Nacht" zu fuchen. Selwyn bestärkte ihn natürlich darin; er war schon längst voll Ungeduld, obgleich er, offen gestanden, das für ihn so genußreiche Zusammensein mit Violet der mühe- «nd gefahrvollen Jagd nach dem Glück vorgezogen hätte, wenn der Preis nicht ein so verlockender gewesen wäre. „Seht, Fanning," äußerte er zu diesem, „für Euch gilt das nicht, mir wird es nachgerade peinlich, Selkirks Gast freundschaft so lange in Anspruch zu nehmen. Er muß ja denken, ich möchte mich auf Lebenszeit hier festhängen. Ich weiß Wohl, daß Ihr mir entgegnen werdet, er wolle gar nichts von meinem Fortgehen hören. Das ist recht schön, aber — jedes Ding hat seine Grenze." „Nun meinetwegen, mir ist es ganz lieb, mal wieder in Bewegung zu kommen," stimmte Fanning bereitwillig »». „Ich muß Ende nächster Woche nach Fort Lamport. Wenn es Euch paßt, wollen wir am Mittwoch aufbrechen." „Einverstanden!" nickte Selwyn, „und Glück auf! zur Fahrt nach dem „gelobten" Land!" „Ja. das Glück können wir gebrauchen," bemerkte Fan- »ing dann, „das sage ich Euch nochmals, ein höllisch schweres Stück Arbeit wird es geben." „Das sich aber der Mühe verlohnt," fiel Selwyn rasch «in, „und das ist die Hauptsache." Er hatte bisher oft gefürchtet, Fanning könne wieder anderen Sinnes werden und sich weigern, seinen Schatz mit ihm zu teilen. Aber nun war er seiner sicher und er brauchte nur noch Violet auf den nahen Abschied vorzu- bereiten. Mit wundem Herzen beobachtete Fanning die offene Vertraulichkeit zwischen den beiden, die sich, wie er glaubte, erst durch seine,«allerdings unabsichtliche Vermittlung ge funden hatten. Dabei grübelte er beständig darüber nach, wie er es anfangen solle, ihr einen Beweis seiner wahren Freundschaft zu geben, und schließlich kam er auf den Ge danken, daß er ihr wohl auf keine Weise besser helfen könne, als wenn er den Mann, den sie liebte, zum Krösus machte und dadurch Violets Glück begründete. Und in die sem Entschluß suchte er Trost für das Herzeleid, das an ihm nagte. War es ihm nicht vergönnt, die Geliebte zu besitzen, so wollte er doch wenigstens zu ihrem Glück bei tragen — ein schlechter Trost für die meisten, nicht aber für daS selbstlose Gemüt dieses Mannes. Es war am Tage vor der bestimmten Abreise, als Fanning zum letzten Male mit SeMrk von einem Gang durch die Felder heimkehrte. „Und du glaubst noch immer, daß dieser geheimnis- bolle Schatz existiert, Willem?" fragte der Farmer unter wegs. „Gewiß, und zwar so fest wie an meine eigen« Existenz," lautete die entschiedene Antwort. „Ob ich ihn aber finden werde, — das ist eine andere Frage. Wenn es nur nicht so verteufelt schwer wäre, an den Ort zu ge langen!" „So laß die Sache doch fallen! Ich begreife nicht, warum du dich nicht lieber in unserer Nähe niederläßft. Land ist wahrhaftig genug zu haben." „Ja, für den, der die Mittel hat, es zu kaufen," fiel andere ein, „und solch ein Glücklicher bin ich nicht. Diese verwünschte Dürre hat auch mich vollständig auf'S Trockene gesetzt. Du siehst also, wie viel mir daran liegt, den Schatz zu finden." Selkirk antwortete nicht gleich. Er schien mit einem Gedanken beschäftigt und war sichtlich in Verlegenheit, wie er denselben in Worte kleiden solle. Endlich jedoch, nach dem er einen kräftigen Zug aus seiner km^n Tabakspfeife getan, platzte er heraus: „Schau mal her, Willem," be gann er etwas unsicher, wie einer, der nicht recht weiß, wie er seine Rede anfangen soll, „wir zwei kennen uns von Kindheit auf und haben immer wie Brüder zusam mengehalten. Ich weist recht gut, datz du in manchen Din- gen ein — hm, ein etwas seltsamer Kauz bist, aber — hm — was ich sagen wollte — du hast in der letzten Zett aller dings Pech gehabt; doch waS hindert das, dich wieder frisch auf die Beine zu stellen? Also — hm — kurz und gut, wenn dir dabei mit tausend Pfund geholfen ist, so brauchst du es nur zu sagen." ' „He! Was? Verpflichtung meinst du?" — Der an dere hatte noch kein Wort erwidert. — „Nichts da! Von so was kann gar nicht die Rede sein!" schloß er fast pol ternd, um leichter über seine Verlegenheit hinwegzukom men, denn er wußte aus Erfahrung, daß Fanning trotz seiner Einfachheit und Gutmütigkeit eine stolze, empfind same Natur war. Doch diesmal schien die Rührung über das edle Anerbieten des Freundes seinen Stolz zu über wiegen, denn er erwiderte mit ungewohnter Herzlichkeit: „Das war wie ein Bruder gesprochen, Christoph! Ich weiß wirklich nicht " „Keine Widerrede! Abgemacht!" schnitt SeMrk ihm kurz das Wort ab. „So rasch kann ich nicht darauf eingehen," bemerkte Fanning kopfschüttelnd. „Es hieße dich ja berauben, wollte ich eine solche Summe vor dir borgen, ohne dir eine Sicher- heit zu bieten. Und nachdem ich so viel Pech gehabt habe, ist mir das leider nicht möglich." „Na, an Eurem Unglück seid Ihr ja nicht schuld," warf SeMrk ein. „Das wäre jedem so ergangen, der eS sich in den Kopf gesetzt hätte, in diesem wüsten Betschuanalande Angoraziegen und Schafe züchten zu wollen. Hier in un serer Gegend liegt die Sache ganz anders — da müßte es dir glücken, denn du bist einer der besten Farmer, die ich kenne." „Halte mich nicht für undankbar, Christoph," erwiderte Fanning, „aber ich kann eS nicht mit meinem Gewissen vereinigen dein großmütiges Anerbieten ohne eine Bürg schaft meinerseits anzunehmen." „Und ich halte dich wohl für undankbar!" poltert« , SeMrk. „Bürgschaft? Unsinn, alter Junge! Mir gegen-^