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88. Jahrgang Sonnabend den 3. März 1917 abends 1K. 52 EnH r neu-,! erlauf rnrr. Ide. m >Ide. 97. )N n- ixe * rar, am- II. ng: urw ichb . vor» nen et» t in i. 91. en, diÄ Meter« ribende : hatte! Schiffe« : ver-i r dop-! >r, al« rl" diel , diese, ) dornj .16^ »st 'Nd, »alb Wenn demnächst der Zeitpunkt gekommen sein wird, zu welchem unser deutscher Admiralstab die Leistungen des U-Bootkrteges tm Monat Februar zu veröffentlichen in der Lage sein wird, dann wird, soviel läßt sich heute schon mit Sicherheit angeben, ein Verhältnis zur Tonnage des englischen Seever kehrs sich herausstellen, das die aus den Reden der englischen Staatsmänner und den Ausführungen der englischen Presse trotz mancher Beruhignngsversuche hervorleuchtende schwere Besorgnis voll recht fertigen wird. Oesterreich und England. Oesterreichs unbeschränkter U-Uootkrieg. Oesterreich-Ungarn sucht durch die Absperrung im Mittelmeer die feindliche Munitionszufuhr für die Jsonzofront und die Kohlentransporte nach Italien abzuschneiden. Indem es so mit Deutschland ge wissermaßen sich in die Arbeit teilt, dient es nicht nur seinen besonderen Interessen, sondern zugleich denen unseres ganzen Bundes. Wie hat doch der Gang des Krieges auch unseren Bundesgenossen Eng land als ihren Todfeind herausgestellt l TaS war im Anfang nicht überall und nicht un bedingt klar. Als der Todfeind erschien für Oester reich-Ungarn wie für die Türket Rußland, und der russische Panslawismus und die russische Angriffs- und Eroberungspolitik ist das auch. Aber England schien mehr nur als Bundesgenosse Rußlands Feind zu sein, besonders gegenüber Oesterreich-Ungarn, mit dem zu England Reibungsflächen und Konkurren zen nicht bestanden. Ter Türkei hatte freilich schon der große Angriff auf die Dardanellen klar gemacht, den England unternahm, daß auch dies ihr Todfeind sei, der die Auflösung der Türkei anstrebt, um In dien und Aegypten über Mesopotamien und Arabien in direkt englischem Gebiete zu verbinden. In der Entente-Note vom 10. Januar hat aber England sich auch zur Zertrümmerung Oester reich-Ungarns bekannt, mit einer Offenheit, die schließlich doch unerwartet Kim. Wenn nun darauf Oesterreich-Ungarn mit dem uneingeschränkten U-Boot- Kriege antwortet, so gibt das Anlatz, zu betonen, daß auch Oesterreich-UngarnS Krlegsziele nur durch Eng-, land zu erreichen sind. , , Tenn unseres Bundesgenossen Kriegsziele liegen auf der Batkanhalbinsel und im östlichen Mittelmeer. Er kämpft für Ruhe und Ordnung an seinen Südgrenzen — England will das Groß- Serbien Herstellen. Er kämpft um die Freiheit der Adria und die Verbindung mit der Levante — Ita lien, d. h. England, macht sie ihm streitig, will sie ihm durchschneiden und beschränken, Triest nicht zu der Höhe kommen lassen, zu der es seine Lage für den Mittelmeerhandel befähigt. ! Wir bedrohen England tm Kanal und fordern die realen Garantien für Belgien, Oesterreich-Ungary bedroht es im Mittelmeer und fordert die realen- Garantien für den Balkan. Tas sind nicht hergeholte und künstlich zurechtgemachte Parallelen, sondern tiefe Zusammenhänge, die nur im Wirrsaal der unendlich verschlungenen Probleme dieses Krieges oft und zu sehr zusammeMschoben worden sind. Jetzt liegen sie klar vor der Welt, wenn im Mittelmeer die U-Boote unseres Bruders die fenidlichen Schiffe torpedieren. Nicht leicht nimmt England die U- Boot-Gefahr. Wenn ein Staatsmann über sie spricht, klingt die Sorge aus seinen Worten. Es wird alle Kraft und Zähigkeit anspannen, ihrer Herr zu werden, und die Bundesgenossen, die dadurch bedroht sind, Frankreich und Italien, festzuhalten. Um diese Fragen gruppiert sich heute alles, was in der großen Politik geschieht! w und! sse in§ an kam; Schutz! Le«tq äußert ) neun! waren^ n Tag ! kriegs-j leßun« mderw e diä fhal-i Versicherung der Hilfsdienstpflichtigen. Ter „Reichsanzeiger" veröffentlicht in seiner Diens tagnummer eine Verordnung über Versicherung der im vaterländischen Hilfsdienst Beschäftigten. Ter Inhalt der 20 Paragraphen umfassenden Vorschrift entspricht tm wesentlichen den Ergebnissen der Ausschußbera tung, über die wir seinerzeit berichteten. Nach 8 1 der Verordnung unterliegt jeder, der eine Beschäftigung im Sinne des HtlfSdienstgesetzes ausübt, auch wenn er nicht nach 8 1 dieses Gesetzes dienstpflichtig ist, den Vorschriften über die reichsgesetzliche Arbeiter- und Angestelltenversicherung, soweit die neue Verordnung selber nichts anderes bestimmt. Tas gilt auch, wenn die Beschäftigung nicht auf Grund freiwilliger Meldung stattfindet. — Wetter ist noch hervorzuheben, daß für die Unfall Versicherung und Angestellten Versiche rung solche Tätigkeiten, die auf Grund des vaterlän dischen Hilfsdienstes tm Ausland ausgeführt werden, der inländischen Tätigkeit gleichgestellt sind und daher diesen Verstcherungszweigen unterliegen. — Ter In validen- und Hinterbliebenen Versicherung un terliegt von solchen Personen, die vorher keine die Versicherung begründende Beschäftigung ausgeübt ha ben, nur derjenige, der binnen zwei Monaten nach Ver kündung der Verordnung.bezw. nach Beginn seiner Beschäftigung von dem Arbeitgeber die Leistung von Beiträgen verlangt. Frisierte Statistik. Wie sie ihre Rot vertuschen. „Sir" Edward Carson, der englische Marinegewal tige, ist immer eine zweifelhafte Persönlichkeit ge wesen. In den Jahren vor dem Kriege organisierte er in Nord-Irland die Ulster-Leute, damit diese gegen die Verleihung der Selbstverwaltung an ihr eige nes Vaterland Irland Front machten. Daß ihm diese Verdummung seiner Landsleute nur unter Anwendung einer gewaltigen Verdrehung gelingen konnte, lag auf der Hand. Damals hat sich bei ihm die Fertigkeit in der Lüge zu fabelhaftem Hochstande herausgearbeitet, und von dieser Schwtndelfertigkeit macht er jetzt Gebrauch, nachdem ihn das offizielle England für diesen Ver rat seines irischen Vaterlandes zum Minister gemacht hat. Und mit großem Geschicke betreibt er jetzt das Schwindelhandwerk. Wie er di- Statistik frisiert. Er hat im Unterhaus« einige Ziffern genannt, aus denen die Geringfügigkeit der bisherigen Leistungen der deutschen U-Boote hervorgehen soll. Er hat einer Zahl von 134 britischen, verbündeten und neutralen Schiffen, die in der Zett vom 1.—18. Februar versenkt worden seien, gegenüber gestellt, daß während des selben Zeitraumes 6075 Schiffe in britischen Häfen eingelaufen und 5875 Schiffe aus diesen Häfen ausge laufen seien. Erstens Haden wir aber mehr versenkt. Seine Darstellung leidet zunächst an dem Grund fehler, daß die Zahl von 134 versenkten Schiffen falsch ist und vielmehr erheblich hinter der Wahr heit zurückbleibt. Es liegen Gründe vor, die dem Admiralstab bekannten Ziffern nicht zu nennen, wir müssen uns vielmehr damit begnügen, daß, wie ge sagt, die Zahl von 134 längst nicht den Tatsachen gleichkvmmt. Zweitens vertuscht er Vie Größe der versenkten Schiffe. Man wird schätzungsweise auf Grund jener Zif fern, ihre Richtigkeit zunächst einmal vorausgesetzt, annehnien dürfen, daß rund 6500 Schiffe den eng lischen Seeverkehr, einschließlich des für uns gleich gültigen K ü st e n Verkehrs, vom 1.—18. Februar be stritten haben. Davon würden dann freilich die 134 versenkten Schiffe nur 2 Prozent darstellen. Wie irreführend diese Gegenüberstellung ist, zeigt eine kurze Ueberlegung, die statt der Zahl der Schiffe ihren Tonnengehalt ins Auge faßt. Man nehme ein mal, um durch ein krasses Beispiel die Sachlage zu beleuchten, an, daß von 100 Schiffen 10, d. h. 10 Prozent, versenkt sind, daß aber die 10 versenkten Schiffe im Durchschnitt 3000 Tonnen und die übrig gebliebenen 90 Schiffe im Durchschnitt nur 500 Tonnen Räumte haben. Tann wären von 75000 Tonnen Räumte 30 000 Tonnen — 40 Prozent versenkt. Tie Tonnage des englischen Seeverkehrs im Fe bruar kennen wir nicht. Wir können aber die An gaben der amtlichen englischen Statistik über die Ton nage des Januar-Verkehrs der britischen Häfen zu Hilfe nehmen. Danach sind in britischen Häfen in, Januar 3 331000 Tonnen eingelaufen und 3 690 000 Tonnen ausgelaufen. Ter Seeverkehr des Januar wird also von schätzungsweise 4 Millionen Tonnen bestritten, worden sein. Berücksichtigt muß werden, daß, wie wir wissen, im Februar der neutrale Schiffs verkehr, der sonst etwa ein Drittel des englischen Seeverkehrs ausmachte, ganz außerordentlich einge schränkt worden ist. Mit Rücksicht hierauf wird man die eben ermittelte Zahl von 4 Millionen Tonnen um mindestens ein Fünftel auf 3 200 000 Tonnen reduzie ren müssen. Rechnet man diesen Frachtraum nach Verhältnis der Zeit auf die Tage vom 1.—18. Fe bruar um, so ergibt das eine Tonnage von rund 2 Millionen Tonnen. Legt man die eingangs erwähnten Angaben des englischen MartneministerS zugrunde und rechnet man danach mit einem Verkehr von 6500 Schiffen, so käme man zu einer Turchschnitts-Tonnaae für jede« Schiss von rund 300 Tonnen; ein osfenvSr unmögliches Ergebnis, da die Durchschnitts-Tonnage im Seeverkehr eine weitaus höhere ist. Also ist auzuuehme«, daß Vie Zahl »er Schisfe z» hoch angegeben worden ist. Der Hungertod in Griechenland. Wie die Engländer Griechenland für feine Neutralität bestrafen. Ter Mailänder „Secvlo" meldet aus Athen, daß wettere Fälle von Hungertod in der Bevölkerung vorgekommen sind. Eine Athener Meldung des Pariser „Mattn" be sagt. der Ministerrat habe Maßnahmen erörtert, die es Griechenland ermöglichen sollten, seinen Bedarf an Nahrungsmitteln selbst zu decken; das neugebtldete Le- bensmittelmintsterium werde von Charilaos geleitet und sei im Zappeion untergebracht. Nach einer Meldung des „Secolo" aus Athen schreibt das Blatt „Hesperini", die Kontrolle des Vier- oerbandes über Telegraph, Polizei, Zoll- und Hasen behörden sei jetzt wirksam. Ankommende Lebens mittel werde die Entente direkt zur Verfügung der Bevölkerung halten. (Anscheinend ist aber bis jetzt nur bitterwenig angekommen. D- R.) England schieße die Entschädigung an die landesverräterischen Veni- ze listen vor. Ter MuuitionStransport im Pelopon nes dauere an. Ter Bericht der Entente-Kontrolleure werde demnächst veröffentlicht werden. Tie Advokaten ganz Thraziens hätten einen Protest gegen die Fortsetzung der Blockade eingereicht. Hilfsdienstpflichtige vor! Tii« Organisation des vaterländische« Hilfsdienstes. Am 2. Dezember 1916 hatte der Reichstag das Hilfsdtenstaesetz angenommen. Tas Ziel war: die star ken, noch schlummernden Kräfte in unserem Volke zu heben, sie in organisierter Arbeit für den uns aufge zwungenen Rtesenkanchf nutzbar zu machen. Tie seinerzeit erfolgten Aufrufe haben eine durch aus erfreuliche Wirkung gehabt, te haben aber bei dem riesigen Bedarf noch nicht eine genügende An zahl freiwilliger Hilfsdienstpslichtiger aufgebracht zur Ablösung von Militärpersonen, zur Freimachung für die Front oder als Facharbeiter für die Kriegsindustrie. Eine sehr ernste Aufgabe ist auch die Deckung des Ar beiterbedarfs in der Landwirtschaft. Tie Frühjahrs bestellung steht bevor. Tie Arbeitskräfte reichen natür lich nicht aus; mehr Gefangene können der Landwirt schaft nicht zur Verfügung gestellt werden; künstlicher Dünger ist nicht in genügender Menge vorhanden. Auf der anderen Sdite harren die Fabriken, die das Hindenburg-Programm durchführen sollen, ihrer Voll-- endung. Auch dort aber wächst der Bedarf an Ar beitern. Dazu kommt der Ruf der Transportunter nehmungen und Verkehrsgesellschaften nach Arbeits kräften. Angesichts dieser Sachlage sah sich das Krtegsamt sehr bald zu dem Entschluß genötigt, auf Grund von Einberufungen die nötigen Arbeitskräfte herbeizuschafsen. Nach einer neuen Bundesratsverordnung verfah ren die EiuberufnngSausschüsse «ach folgende« Grundlage«: Tie Hilfsdienstpslichtigen von 48—60 Jahren sind j durch ein Kartothek-System erfaßt worden und sind nunmehr verpflichtet, sich zu melden. Attsgenom- ! men bleiben die auf Grund des 8 2 des Gesetzes be reits tätigen Leute, d. h. die im Reichs-, Staats-, , Gemeinde- und Kirchendienst Beschäftigten, Aerzte, Tierärzte, sowie die in der Land- und Forstwirt schaft, in der See- und Binnenschiffahrt, bei den ! Straßenbahnen, auf den Werften, in den ! Berg- und Hütten betrieben, in den Pulver- und Munitionsfabriken Beschäftigten; außerdem sind «! die Kriegsamtsstellen ermächtigt, zu entscheiden, welche ! Betriebe außerdem noch ausgenommen bleiben sollen. Alle übrigen nicht mehr inr wehrpflichtigen Alter stehenden Leute müssen sich also bis zum 1. April bei den Ortsbehörden anmelden. Außerdem gibt es noch Wehrpflichtige im Alter von 17—48 Jahren, die vom Heeresdienst ausgeschlossen oder zeitweilig zurückgestellt oder dienstuntauglich sind; diese Leute werden von den Ersatzkommissionen erfaßt. Tie Kriegsamtstelle übersieht mit Hilfe der Ar beitsnachweise, wo es an Arbeitskräften fehlt, und entscheidet, woher sie heranzuholen sind. Tas Gesetz schreibt vor, daß Familtenver- hältnisse, Wohnort, Gesundheit und bisherige Tä tigkeit der Hilfsdienstpflichtigen geprüft werden sollen. Indes werden unvermeidbare Härten nicht zu um- ! gehen sein. Tenn endgültig entscheidend ist natürlich die Frage: wo nützt der Mann dem Vaterlande am meisten? — und nicht: wo ist es für ihn am be- ? quemsten? Bei gleichen Verhältnissen gehen Jüngere vor Aeltere, Unverheiratete vor Verheirateten. Die Reihenfolge der Einberufungen ist wie folgt festgesetzt: Zuerst kommen die sich frei- ! willig Meldenden, dann die zurzeit gar nicht oder ! nur teilweise Beschäftigten, endlich die Vollbeschäftig- ! ten, die in ihrer jetzigen Tätigkeit durch weibliche, ju gendliche und ältere Kräfte ersetzt werden können. So- ! ange als möglich wird von der Einberufung der- ! enigen abgesehen werden, deren Heranziehung eine chwere volkswirtschaftliche Schädigung bedeuten würde, owie derjenigen, die durch langjährige Verträge ge bunden sind, und der Diensttauglichen, sofern sie eine Tätigkeit öusüben; auch wenn diese außerhalb des erwähnten 8 2 des Gesetzes liegt. Tie Einberufungs ausschüsse müssen sich an die Staats- upd Gemeinde behörden, Berufsvörtretungen usw. wenden und deren Auskünfte erbitten. So hofft man unvermeidbare Här ten nach Möglichkeit zu verhindern. ! Die notwendigen Arbeitskräfte müssen beschafft werden. Unter allen Umständen! Es bedarf sicher nur die ser erneuten Anregung zur Erfüllung der höchsten va terländischen Pflicht an das Heer der Heimat, um die Lücken zu füllen, die im Laufe des Ausbaues der Or ganisation des Hilfsdienstes sich herausgestellt haben. Jeder, der noch nicht oder nicht genügend für vater ländische Zwecke beschäftigt ist, handelt zugleich auch in seinem eigenen Interesse, wenn er nicht die Ein ziehung am 1. April abwartet, sondern sich unver züglich für den Posten meldet, auf dem er dem Vaterlande am meisten glaubt nützen zu können. Aus drücklich sei nochmals betont, daß landwirtschaft liche Arbeiten allen anderen vorangehen. Tenn wann der Frieden auch kommen und wie günstig er auch ausfallen mag: in dem Wirtschaftsjahr 1917-18 sind wir in jedem Falle auf die Erzeugnisse der hei mischen Schofle angewiesen. Tann kommt der Er satz zur Freimachung von Militärpersonen für die Front und zur Verwendung als Facharbeiter. In drit ter Linie kommen die Bedürfnisse der Verkehrsan stalten, der Gemeindebehörden usw. in Betracht.