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Der deutsche Schlachtenbericht. Großes Hauptquartier, 7. März 1917. (WTB.) Westlicher Kriegsschauplatz. An der Scarpe, beiderseits von Ancre und Somme, r der Champagne und auf dem Ostufer der Maas errschte gestern rege Artillerietätigkeit; mehrfach kam s aüch zu Gefechten von Aufklärungsabteilungen mit er Grabenbesatzung. Abends griffen die Franzosen an der Nordost- cont von Verdun unsere neuen Stellungen am Caur- ieres-Wald an; sie sind durch Feuer abgewiesen wrden. Klares Wetter begünstigte die Flieger in Erfül- »ng ihrer Aufgaben. In zahlreichen Luftkämpfensind 5 feindliche Flugzeuge abgeschossen worden. Wir haben urch gegnerische Einwirkung ein Flugzeug verloren. Oestlicher Kriegsschauplatz. Zwischen Ostsee und Schwarzem Meer ist bei nach- lssender Kälte in einzelnen Abschnitten das Feuer Master geworden; die Tätigkeit der Infanterie blieb och gering. > Mazedonische Front- Zwischen Vardar und Tojran-See und in der Struma-Niederung schlugen unsere Posten Vorstöße nglischer Kompagnien zurück. Ter Erste Generalquartiermeister: Ludendorff. Sesterreichischer Kriegsbericht. Wien, .6- März. Amtlich wird verlautbart: . v, < Oestlicher Kriegsschauplatz. In der Bukowina scheiterten russifche Vorstöße. Südlich von Brzezanh wurde ein nächtlicher Ueber- all der Russen abgeschlagen. - Italienischer Kriegsschauplatz. Starke Niederschläge behinderten im allgemeinen ie Gefechtstätigkeit und unterbrachen auch den Kampf «ördlich des San Pellegrino-Tales. Nachts setzte wie der Minenfeuer gegen unsere Costabella-Stellung ein. lngriffsversuche der Italiener kamen in unserem Sperrfeuer zum Stehen. Ein feindlicher Ueberfall auf >en Col Bricon wurde mit Handgranaten abgewiesen. Heute früh führte der Gegner vor dem Monte Sief eine größere Sprengung durch, unsere Stellun- en blieben jedoch unversehrt. Südöstlicher Kriegsschauplatz. -MAE Nichts zu melden. > ' "er Stellv, d. Chefs d. Generalst.: v. Hoefer, Jeldmlt. AllgeweiuS Kriegsnachrichten. Kimppere Nationen für die deutschen Gefangenen in England. Amtlich wird in England mitgeteilt, daß die neuen Verpflegungssätze für die deutschen Kriegs- und stvilgefangenen der jüngsten Bekanntmachung des Le- ensmittel-Kontrolleurs entsprächen und von ihm ge- illigt feien. Bisher hätten die Gefangenen mehr rhalten, als den von Lord Tevonport empfohlenen reiwilligen Einschränkungen des Lebensbedarfs ents prechen würde. K0Ü VVV englische Rekruten „D. u." Im Frieden gingen in England Staat und Gesell- chaft ebenso achtlos und erbarmungslos an den furcht- aren sozialen und hygienischen Zuständen vorüber, ie seit langem in den unteren Schichten, auf die sich eute die Rekrutierung in erster Linie angewiesen sieht, >ie englische Volksgesundheit untergruben. Jetzt macht, oie der „Baseler Anzeiger" vom 14. Februar mit eilt, in weiten Kreisen des englischen Volkes die Mit- eilung Aufsehen, daß sich volle 600 000 Rekruten nach ürzerer Dienstzeit alsdauernduntauglich erwie- en haben. Tie Leute mußten, größtenteils gesundheit- ich völlig ruiniert, wieder entlassen werden, > hne einen Penny als Entschädigung zu erhalten. Nur noch ein Fünftel vcs neutralen Schiffs-Verkehrs. Wie sehr der uneingeschränkte U-Bootkrieg auch >ie Verringerung der neutralen Schiffahrt verursacht, ,eht aus den Statistiken über Schiffahrtsverkehr der neutralen Häfen hervor. In der Woche vom 25. Februar bis 3. März 1917 liefen, laut „Nieuwe Rot- erdamsche Courant" vom 4. im Rotterdamer Hafen mr 7 Schiffe ein gegen 57 in der gleichen Woche des Vorjahres. Für 1914 war die Zahl noch 197 Schiffe, iach dem „Algemeen Handelsblad" vom 4. März dmen in derselben Woche in Amsterdam nnr S Schiffe m gegen 26 in 1916. Ans der Straße nmgekommeu? - Ter englische Minister des Innern, Cave, er- lärte am Dienstag im Unterhause, daß im metropo- itanischen Polizeidistrikt, d. h. in Groß-London außer er City, 137 Menschen durch Zeppeline getötet war en seien. Ind er Zeit vom 1. August 1914 bis zum 11. Januar 1917 waren in demselben Distrikt nachts 54 Personen durch irgendein Unglück auf der Straße mgekommen; in der City habe sich die Zahl der töd- tchen Unfälle auf 29 belaufen, wobei 13 Personen urch Zeppeline getötet worden feien. ... - f Wilson will handeln. Unmittelbar vor eiuer Krisis. " In seiner Botschaft an das Land bet Schluß des ongresses erklärt Wilson, daß Amerika sich in einer kae befände, wie noch nie. Man stebe „unmittel bar vor einer KristS" voll „äußerst trügerischer ungeheuer weitreichender Möglichkeiten nationaler Gefahr". Tas Repräsentantenhaus habe mit überwältigender Mehrheit gehandelt; aber der Senat Int nicht mit. Eine Gruppe von elf Senatoren, so klagt Wilson bit ter, legt durch ihre Opposition gegen seine Politik die Tätigkeit des Senates lahm und verhindert da durch die Durchführung gewisfer Maßregeln, die der kriegslustige Präsident brauchte, um seinen lauten Trohworten die Tat folgen zu lassen. Dabei beliebt Wilfon, den Widerstand des Se nates, der ihm die Gefolgschaft versagt, „Unfähig keit" zu nennen. Eine kleine Fälschung, die zeigt, wie bös er grollt über die standhafte Durchkreuzung seiner englandfreundlichen Pläne. Ter kluge Uankee weiß aber flugs ein Mittelchen voruzschlagen, das ihm und seinen Auftraggebern in den Tirektionskontoren der Munitionsindustrie diesen wahrhaft patriotischen und eben deshalb ihren priva ten Profitzwecken so unbequemen Widerstand beseitigen soll. Er sagt in seiner Botschaft darüber: „Es gibt bloß ein Mittel, nämlich . den Senat zu ändern, . so daß er handeln kann." " ' . Also die Senatoren, die nur von pflichtgemäßer Wahrung der Interessen des Staates und Volkes sich leiten lassen, sollen vergewaltigt, entfernt werden aus dem Senat, damit der Herr Präsident ungestört die Parteigeschäfte seiner Wähler und den Vorteil Eng lands betreiben kann. Heißsporn Wilson findet es schließlich geraten, seinen eigenen Tatendrang wieder abzubremsen. Wilson kann nicht, wie er möchte. TaS hat er ganz plötzlich entdeckt. Er hat ein hun dert Jahre altes Gesetz von 1819 hervorgesucht, das den bewaffneten Widerstand amerikanischer Handels schiffe nur gegen Seeräuber und Kaperschiffe, nicht aber gegen „dem Staat gehörende bewaffnete Schiffe einer Nation, die mit den Vereinigten Staaten in Freundschaft ist", also Kriegsschiffe, erlaubt. Sein Mund war stärker als sein Mut. Jenes alte Gesetz scheint er sehr zur rechten Zeit aufgestöbert zu haben. Er merkt, daß Deutschland i wirklich kein Zurück mehr kennt, und daß er den Mexikanern nicht trauen darf, hat ihm die letzte Note der mexikanischen Regierung gezeigt, die der amerika nischen Politik ihr Mißtrauen unverhüllt ausspricht. Ter gestohlene „Zimmermann-Brief", der seinen Be- stechungskünsten zum Trotz als einwandfreier Akt der Selbstverteidigung erwiesen ist, hat ihn auf die in Mexiko lauernde Gefahr ernstlich hingewiesen. Und um nun nicht durch ein bewaffnetes Handelsschiff den „Kriegsfall" provozieren zu müssen, versteckt er sich hinter jenes ehrwürdig verstaubte Gesetz, um ihre Bewaffnung und damit den Konfliktsfall hinauszu schieben oder doch alle Verantwortung auf das Par lament abzuwälzen. Nicht umsonst hat er gleich am Anfang seiner Botschaft auf die große „Gefahr" und den statischen Ernst der Lage hingewiesen. Klar ist jetzt nur eines: Wilson weiß noch immer nicht, was er will und was er kann. i. . KB. . f* * * * > Eine Bombenkomödie WilsonS. In Hoboken wurde ein Bombenanschlag entdeckt. Ein gewisser Franz Kord, der verhaftet wurde, be fand sich im Besitz einer größeren Anzahl von Bom ben und soll eingestanden haben, daß er nach Wa shington wollte, um Wilson in die Luft zu sprengen. Jedenfalls soll er Bombenangriffe auf die Lagerschup pen im Hafen von Newhork begangen haben. Nach weiteren Meldungen sollen in seinem Hotelzimmer nur i zwei fertige Bomben gefunden worden sein, und der Geheimpolizist, welcher ihn festnahm, erklärte, Kord würde die Bomben an Wilson geschickt haben, wenn er ihn nicht verhaftet hätte. (Tie Nachricht klingt reichlich nach bestellter Arbeit. D. R.) Die A-Boot-Hilflosigkeit. Preisausschreiben für N-Boot-Abwehr. In den englischen Kriegswerkstätten sind große Plakate angeschlagen, die sich an die Arbeiter und Ingenieure ivenden und worin ihnen eine große Be lohnung versprochen wird, die in barem Gelde auszuzahlen ist, wenn sie ein wirkungsvolles Mittel gegen die U-Boote angeben können. Danach verfügt also die englische Regierung, die bis jetzt behauptete, sie besäße bereits „ganz sichere" Mittel, um der U- Boot-Gefahr zu begegnen, über derartige Mittel noch nicht. Sogar in Frankreich scheint man diesen Ein druck zu teilen. Hier hat man bekanntlich Prämien ausgesetzt, «uv zwar eine halbe Million Franken für die Vernichtung eines einzigen U-Bootes. Tie Höhe der Summe, die man aussetzte, weist zu nächst nur auf die Höhe der Gefahr hin, der man sich nachgerade bewußt geworden ist. Aber die Tatsache, daß überhaupt zu solchen Mitteln gegriffen wird, erregt lebhaftes Befremden. So schreibt „Figaro": „Die geplante Erhöhung der Prämien wird viel fach beanstandet. Die Summe von 500 000 Franken verwandele Frankreichs Seehelden in eine Art Kriegs wucherer. Auch beweise die Höhe eine zu große Be sorgnis vor der deutschen Seeräuberei." ... * * * Englands Kartoffelnot. Im englischen Unterhause meinte der parlamen tarische Sekretär des Lebensmittelkontrolleurs Bathurst, daß der Kartoffelmanael nicht allein in England, sondern in der ganzen Welt herrsche. Wenn man so«^ fahre, so jammerte er dann aber weiter, in dem bis- herigen Verhältnis Kartoffeln zu essen, so würde wahrscheinlich am Ende des Frühjahrs oder Anfan» des Sommers überhaupt niemand mehr Kartoffel« be kommen. Leute, die von anderen Nahrungsmittel« leben könnten, sollten sich der Kartoffeln enthal ten, damit der Vorrat für die Armen reiche. Er glaube nicht, daß die Landwirte Kartoffeln zurück- hielten. Dänemark und der U-Boot-Krieg. Tas dänische Justizministerium veröffentlichte eine Bekanntmachung, wonach es von jetzt ab bei Stra^ - verboten ist, in Wort oder Schrift Meldungen übep Bewegungen von Schiffen zu verbreiten, die vo« oder nach Dänemark unterwegs sind, sowie An gaben darüber, welche Schiffe sich in dänischen Häse« befinden, dort löschen oder laden, von dort abgeye« oder dort ankommen. Holland duldet keine bewaffneten Handelsschiffe. Tas Amsterdamer „Algemeen Handelsblad" mel det, daß der in Hoek van Holland ängekommene eng lische Handelsdampfer „Prtneeß Melita", der we- genseinerBewaffnung nach halbstündigem Auf enthalt wieder in See hatte gehen sollen, nicht nach England zurückgekehrt, sondern in den Nieuwen Wat«- weg eingelaufen ist. Es befindet sich ein Kranker a« Bord, und das Schiff hat Mangel an Wasser. Tarans ist das Schiss unter militärische holländische Bewachung gestellt worden. .. - Verfaffungsumsturz in Amerika. Wilson als Schieber. Tas amerikanische Oberhaus, der „Senat", tanzt nicht, wie Wilson Pfeift. Eine Gruppe von elf auf rechten, unbestechlichen Männern ist in diesen Tagen i« schärfste Opposition getreten und setzt Wilsons Plänen einen starken Tamm entgegen. Viele Stunden langem Tauerreden werden gehalten, ein Dauerredner löst den andern ab. Daß diese Männer diese harte Arbeit und. dazu die feindselige Wut der Wilsonmehrheit auf süM nehmen, beweist, wie ernst ihr Widerstand ihnen ist, und wie groß die nationale Gefahr ihnen er scheint, in die der Präsident im Dienste Englands und der Munitionsprofitler den Staat hineinhetzt. Ta greift nun Wilson zu einem äußersten Mittel: , Verfassungsänderung! > Tas ist seine Parole im Hilfsdien st fürJohie Bull. Ter vielgewandte Wilson, Professor, Politi ker, Präsident, Weltfriedensapostel, Schutzengel der Munitionsfabriken, Kriegsstifter, — versucht sich alL Schieber. Tenn ohne eine ganz gewöhnliche Schiebung frei lich sehr gefährlicher Art kann er diesen Gegnern nicht beisammen, weil sie genau an die Bestimmungen der Verfassung sich halten. Tiefe bietet nämlich keinerlei Handhabe, die Obstruktionsreden durch einen Antrag auf Schluß der Debatte zu beendigen, wie das bet uns in solchem Falle geschehen würde. Tie einzig« Möglichkeit für Wilson ist nun die, eine Verfassungs änderung durchzupeitschen, die Schließung der Debatte auf Mehrheitsantrag gestattet. Nur so kön nen die widerspenstigen ; Obstruktions-Senatoren mundtot gemacht werden. Tas ist, so einfach es aussieht, ein Staatsstreich'. Tas eben ist ja der Zweck des Verfassungsgrundsatzes, wonach „Schluß der Debatte" nicht erzwungen wer den kann, die Vergewaltigung der Minder heit zu verhindern. Wilson > rüttelt an der Grundlage der Verfassung, indem er für Schaffung eines Geschäftsordnungspara graphen eintritt, der der alten, bewährten Verfassung zum Trotz eine maßvolle, weitblickende Minderheit der , Niederstimmung durch einen großen Haufen kürzlich- ' tiger, aufgeregter Schreier preisgibt. ! Fl ! Im Senat ist sein stärkster Feind "! ! Gegen die oppositionellen Senatoren wendet er sich ! mit aller Kraft und Leidenschaftlichkeit. Eine Polk- ! , ein Attentat auf die Ver-l sollen ihm helfen. Ob das alles hilft? Er sitzt tief in der Tinte. In Amerika sitzt ein Präsident, der ist mit sei nem Latein zu End'! Tie Engländer fürchten Verschleppung. - Sie erkennen wohl, was alles auf dem Spiele , steht, und geben schon der Besorgnis Ausdruck, daß ' die konstitutionelle Krisis in Washington und die Ver- ! schleppungstaktik der Minderheit die Mobilisierungs- . Vorlage und die aktive Beteiligung Amerikas : am Kriege auf längere Zeit verzögern ! werde. , Ta dürften sie sehr recht haben! K. B. V Gerlchtsfaal. Ter Schiffmann-Prozeß, der Prozeß gegen den jugendlichen, aus Galizien cingewanderten, ohne jegliche Fachkenntnis lediglich mit Hilfe frechsten Bluffs in un glaublich kurzer Zeit zu einem der Gewalthaber des Grund- flücksmarktes emporgestiegenen Schwindler, ist nach fast halb jähriger Dauer zu Ende gegangen. DaS Gericht verur- I teilte den Menschen, der zahllose Leichtgläubige um Riese«- summen gebracht hat, zu zehn Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverlust, ein Jahr sechs Monate wurde« auf die Untersuchungshaft angerechnet. Gegen die Fra« des früheren Staatsanwalts Ahrens, frühere Sekretärin Schiffmanns, erkannte das Gericht auf ein Jahr sechs Mo nate Gefängnis unter Anrechnung von fünf Monaten Uw, tersuchungshaft. . - >