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»Warum vergrößern Sie nicht Ihr Blatt? Das wäre doch die geeignetste Stelle für Sie, als Leiter einer großen Zeitung könnten Sie jeden Tag von Ihrer eige nen Kanzel in Ihrer kräftigen, gediegenen Sprache zum Volke sprechen!* rief CiuSpeSeu mit Eifer. »Warum? Weil dazu wieder Geld, und zwar viel Geld gehört.* »Was nennen Sie viel Geld? Ich gründe die Zei tung und engagiere Sie, Herr Joan Calin, als Leiter. Abgemacht!" Er streckte ihm seine rechte Hand entgegen. ' »Sie können schon morgen, wenn es Ihnen beliebt, be ginnen, die Summe steht Ihnen zur Verfügung in der Banca Generals. Dieses Geld liegt längst deponiert für eine Veranstaltung zum Wohle des Volkes, und ich kann mir nicht denken, w-durch dem rumänischen Vaterland ein größerer Dienst wiesen werden könnte, als durch die Gründung eines größeren Tageblattes, das immer seine Interessen vertreten und im Auge behalten soll. Ich hoffe, Sie werden mein Anerbieten nicht ablehnen, es gilt nicht Ihnen, sondern unserem Volke." Calins Augen leuchteten vor Erregung und Freude, akS er Ciusveseus Hand ergriff und rief: . »Ja, ich will mein ganzes Leben der Erfüllung und Verwirklichung meines goldenen Traumes weihen" Ehe die Gesellschaft auseinander ging, winkte Herr Ciuspescu seinen Neffen beiseite. »Höre, Konstantin, du fährst jetzt mit Calin nach Hauss und stebi mir ant dafür, dast er heute nicht aus geht. Warum ich das fordere, wirst du erfahren." Herr Ciusvescu lächelte vfiffig. „Und auch du sollst zu Hause bleiben — bei meinen» .Lorn — sonst —. Ich wünsche fer ner, daß auch deine Braut zwischen sechs und sieben Mr — bitte, bitte — in Begleitung von Schumanns — sich bei dir sinfiude. und fetzt sage ich: Auf Wiedersehen!" Als Herr Ciuspescu in Maritzas Zimmer trat, fand er sie in tiefes Sinnen versunken. „Nun, was macht mein geliebtes Mädchen?" fragte der Vater zärtlich, der sich alle Gewalt antat, nichts von seiner freudigen Erregung durchschimmern zu lassen! „Immer trübsinnig, immer verzagt! O, du törichtes Kind, glaubst du cs noch immer nicht, daß aus Regen Heller Son nenschein, auf schneidende Kälte milde Wärme, auf drücken den Kummer jauchzende Freude folgt? Mein Gott, bist ja schon bald einundzwanzig Jahre alt und kennst nichts vom Leben — ein Bücherwurm, von Gelehrtheit strotzend, und weißt das nicht?" Maritza lächelt-: üe war gerührt von dem Bemühen des DaterS. sie aufzuheitern. „Beruhige dich, Vapa, das weiß ich ja. Was mich so sehr niederdrückt, ist das Gefühl der Ohnmacht, — daß ich so gar nichts tun kann, in die dunkle Angelegenheit des armen Calin Wahrheit und Gewißheit zu bringen. Ich kann und kann es nicht glauben, und wenn mir hun dert Untersuchungsrichter die Wahrscheinlichkeit fast bis zur Gewißheit bringen. Oft schon habe ich mir allerdings das eine gedacht: Calin könnte das Geld vielleicht ge nommen haben, um es zugunsten anderer, vielleicht für in großem Elend Befindliche, zu verwenden, mit der Ab sicht, es bald zurückzugeben. Aber auch diese Erklärung habe ick bald als unsinnig erkannt. Calin ist zu korrekt: das brächte er nicht zuwege. So irren meine Gedanken in vollständiger Finsternis^" Herr Ciuspescu ging im Zimmer auf und ab, damit Maritza in seinem Gesicht nicht lesen könne „Du kränkst dich darüber, daß du nichts ersinnen kannst, was dis Lösung des Rätsels beschleunigen könnte? Mein Gott, wir alle, ich, Fifirik und andere Freunde Ca lins lassen ja nichts unversucht, aber ich will dir etwas sagen — ich habe eine Ahnung — ich glaube —" Maritza sprang aus: ihre Augen funkelten. »Papa," rief sie laut, „deine Stimme zittert, du weißt etwa-!" Herr TiuSpescu ging ans Fenster und blickte hinaus, Maritza den Rücke« zukehrend. „Meine Stimme zittert — was dir nicht einfällt! Das ist aber richtig, so eine Ahnung von seiner bevor- Hehenden —" , Maritza war in zwei Sätzen bei ihm; sie ergriff mit beiden Händen seinen Kopf und blickte ihm ins Gesicht. Und jauchzend schrie sie auf: »Papa, du hast eine gute Nachricht — sage schnell, was du weißt!" Herr Ciuspescu drückte die vor Erregung am ganzen Körper bebende Maritza an sich und streichelte zärtlich ihr Haar und ihre Wangen; er sah sie wortlos an. Maritza verstand diese Antwort, lehnte ihren Kopf an seine Brust und weinte still. „Gott sei Dank!" kam es über ihre bleichen Lippen. „Er ist frei von Schuld!" Vater und Tochter hielten sich ganz umschlungen; sie sprachen wenig, eine Flut von Empfindungen bewegte die Herzen beider. Maritza schien sich jetzt des ganzen Vorganges zu entsinnen; sie strich sich über die Stirn und sagte: „Aber wer — wie ist das geschehen?" „Toporeanu, der Scburke. im Verein mit Staffidi, sie spielten Calin diesen Streich." Maritza blieb starr. „Also doch! Eine häßliche, ab scheuliche Tat. — Arme Mama, was wird sie unter dieser großen Enttäuschung leiden! Weiß sie schon?" „Nein, Maritza, ich gehe hinüber, um sie darauf vor zubereiten. Inzwischen machst du Toilette. — Gegen acht Uhr fahren wir zu Calin, um ihn in seiner Freiheit zu begrüßen. Du bist doch einverstanden?" Er wartete die Antwort nicht ab. Es war keine leichte Sache für Herrn Ciuspescu, das Luftschloß, das sich seine Frau aufgebaut hatte, langsam und vorsichtig zu zerstören. Er gebrauchte die größte Rück sicht, und doch verfiel seine Frau in eine Ohnmacht, aus der er sie nur mit Mühe erwecken konnte. Er hatte sie auf seinen Armen zum Bett getragen, sie hingelegt und aller lei Mittel angewandt, um sie zu sich zu bringen. End lich schlug sie die Augen auf: ihr Gatte sprach ihr zu und tröstete sie. Es war ein zu harter Schlag. Eine solche Niederlage hatte sie noch nie erfahren. — Langsam er holte sie sich Sie verließ das Bett. Die herabgezogensn Mundwinkel verrieten einen großen Seelenschmerz. Sie schien gealtert und zusammengefallen. „Älerander. verzeih »nir msin-n Irrtum," sagte Frau Zoe mit leiser, weicher Stimme, die ihn an die Zeit er innerte, da sie in blühender Schönheit als junge Frau vor ihm stand und sie zärtliche Worte austauschten. „Ich war blind in meinem Muttergefühl: ich wollte unser Kind glücklich wissen. Und von dem maßlosen Ehrgeiz, Maritza einmal als die Frau eines Ministers zu sehen, war mein Urteil getrübt. — Ich habe dir und Maritza Unrecht ge tan, Euch oft gekränkt. Und wie schwer gesündigt habe ich geaen Calin! Gott verzeihe es mir." Sie weinte still Herr Ciuspescu hielt ihre Hand in der seinen und suchte seins Frau zu beruhigen. Er küßte sie auf die Stirn und sprach mit einem versöhnenden Lächeln: „Zoitza. liebe Zoitza, wir wollen all die häßlichen Tage vergessen und gute, treue Kameraden sein!" (Schluß folgt.) ! Bunte Steine. In uns ist zweierlei Natur, Doch ein Gesetz für beide: s Es geht durch Tod und Leiden nur ' Der Weg zur wahren Freude! Claudius. ' * Heute trifft ein Unglück andere, morgen uns jelbst. Bedauere daher nicht nur des Nächsten Unglück, sondern erforsche auch, wie dieser sich hilft! * Gasverbrauch der Erde. Nach einer Schätzung eng lischer Blätter soll der Gesamtverbrauch aller Länder der Erde im Jahre 1913 21,5 Milliarden edm betragen. Bei einer Gasausbeute von durchschnittlich rund 30 ebm wür den zur Deckung dieses Gasverbrauches 70 Mill. Tonnen Steinkohlen erforderlich sein. Da ein Arbeiter gewöhn lich täglich ca. Tonne fördert, sind für die Gewinnung des Kohlengases ständig Ä Million Bergarbeiter tätig.