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„Hie sitzen ja recht auf dem hohen Pferd. Wenn ich . nun nicht will?" „Dann werden Sie uns an einem Orte zuhören müssen, der einen weniger privaten Charakter hatt," mischte sich Weller ein. „Während ich meines Kollegen Nachlaß ordnete, sind mir verschiedene Papiere in die Hände gekommen, die sich auf den Erwerb von Tusculum beziehen, das Sie dem alten Funke in einem Prozeß ab genommen.* „I chawr in meinem vollen Recht.* „Hatten Sie keine Kenntnis davon, daß Sie Ihren Zweck nur durch Betrug erreicht haben, — wußten Sie ' nicht, daß die Akten gefälscht waren?" „Sind Sie nur gekommen, um mich zu beleidigen?" „Ich bin gekommmen. um der Wahrheit zu ihrem Rechte zu verhelfen. Zum Unglück für Sie und zum Scha den seine? eigenen guten Namens batte mein alter Freund eine' starke Abneiguna gegen das Verbrennen alter Doku mente: so hat er auch alle Ihre Briefe, die sich auf ienen Prozeß bezogen, sorgfältig aufbewabrt. ebenso auch die Briefe des verstorbenen Kurz^— alles ist in meinem Be sitze. Sie sind in Ibrer eiaenen Schlinge gefangen und können mm nicht mehr entrinnen." Peters Gesilbkt war während dieser Rede so bleich aeworden. daß Adolf, der ihn scharf beobachtete, fast Mit leid mit ihm empfand. „Sm? Von.einem Juristen laste ich mich nicht ins Bockshorn ionxn « brummte er in höhnischem Tone. Herr Weller nahm einen Bri-s aus der Talche. las -ibn laut vor und hielt ihn dann Peter lo dicht unter die Auaen, daß dieser Unterschrift und Stempel erkennen mußte. „Wollen Sie leugnen, daß Sie diesen Brief geschrie ben haben?" fragte er. „Leugnen? Ja, ich leuane alles: es ist eine infame Mae. eine Fälschung —" Er konnte vor Erregung nicht weilersvrcchen. Weller wartete noch einen Moment, dann stand er auf und sagte, indem er seinen Rock zuknövfte: „Wenn -s Ibsen lieber ist. die Sache vor Gericht zu verhandeln, so soll mir's recht sein." / „Und sollte es mich mein ganzes Vermögen kosten, ich laste es darauf ankommen." , „Schön, schön ich als Rechtsanwalt kann von einem Prozeß nur Vorteil haben. Aber Serr Söderström. Sie werden mebr verlieren, als Ihr Geld: Ihre aanze be trügerische Handlungsweise wird der Oeffentlichkeit preis- gegeben werden." „Die Oeffentlichkeit wird sich bald um andere Dinge bekümmern, als um meine geringe Person. Bei einem Prozeß ist immer der am besten dran, der das meiste Geld hat.« „Sie alauben vielleicht, Herr Funke sei mittellos? Da irren Sie sich, er ist sehr reich." „Warum läßt er mich da nicht in Rube?" „Ich verlange mein Recht," fiel Adolf ein, „ich hege keine Rachegedanken, aber mein Eigentum fordere ich zurück." „Fordern Sie immerhin?" „Ich habe es bereits. Alle Papiere befinden sich in meinen Händen, aber das ist es nicht allein. Dreißig Jahre lang haben Sie die Pacht erhalten, die mir zukam. Dreißig mal 150st Mark. Sie können sich die Summe leicht ausrechnen, den jeden Pfennig verlange ich zurück." Der Alte saß sprachlos da. „Für was halten Sie mich eigentlich?" keuchte er endlich. „Es dürfte Ihnen nicht gerade angenehm sein, wenn ich's Ihnen sage." „Durch Streiten wird die Sache nicht erledigt," nahm Weller wieder das Wort, „hier gilt es zu handeln, nicht zu reden." Peter befolgte die Mahnung in buchstäblichem Sinne. Er ging nach der Tür und öffnete sie mit einer bezeich nenden Handbewegung, und ohne weiter ein Wort zu ^'agen, gingen seine beiden Gäste hinaus. Am nächsten Tage saß Weller beim Frühstück, alS ihm Peter Söderström gemeldet wurde. „Peter Söderström?" fragte er ganz erstaunt. „Ja, der alte Schloßherr." „Führen Sie ibn in mein Privatzimmer und sagen Sie ibm. ich käme sofort." ' „Nun. Weller " begrübt ibn Peter, „ich hab' mir'? Sberleat. wir wollen dock« die Angelegenheit lieber erledi gen. Was meinen Sie?" „I<b bin bereit, obm ich muß bemerken, daß ich Fun kes Sachverwalter bin." „Deshalb können Wir doch zusammen verhandeln, nnd zuerst über den Fnnaen dann über Tusculum. Ich will wissen wie die Sachen sieben." „Soll ich nicht lieber mit Ihrem Sachwalter verban deln?" P-ter stieß einen Fluch aus. „Rein, von «achmaltern babe ich einstweilen aenua." saate er dann, „lassen Sie uns reden wie ein Mann zum andern." „So teilen Sie mir .Ihre Entschluß" mit." Die Unterredima wäbrte bi? aea-n Mittao: es folgte eine zweite ebenso lanae zwischen M-ster und Adolk —> Johann hatte indessen einen höchst angenehmen Zeit- vertreih gesunden, v Sein Abnimasvermöaen Halle ibn aerav- au Vie Stelle geführt, wo er Olaa jrefftn mubt-. Als ste ibn sah. bemühte sie sich, ein Erstaunen zu -aiaen. vaS Ne u?ebk empfand, aber es stand ihr la aut vos. Johann in eiu-n Taumel des Entzücken? verfett, cr- vinaea-n saate ihr aanz osten, daß er um ibretwill-n hierher a-la^men uud daß er sehr enttäuscht gewesen wäre, wenn sie sich verfehlt hätten. Sie zeiate ibm die Stelle, wo sie beiuabe ertrunken wäre: sie fübrte ihn auf den Fell-n und erklärte ihm vie les. was aar keiner besonderen Erklärung bedurfte. Für Johann aber war es ein Genuß, ihr zuzubören und er regte sie durch dazwischen gestreute Fragen zu immer neu em Plaudern an. Was war das für- ein köstlicher Morgen; wenn Jo hann auch nicht, wie am vergangenen Tage, von seiner Siebe zu ibr sprach, so durfte er doch ibre Sand halten und sie stüüen, wo der Weg zu steil und der Fels schlüvf- rig war. Der Svaziergana war überhaupt reich an Ab wechselungen: Olgas zierliche Füßchen steckten in so feine! Stiefeletten, und wenn sie nun an eine Pfütze kam. ging es doch gar nicht anders, er mußte sie darüber hinweq- beben, — es wäre wirklich zu schade uum die Stiefel ge wesen — und wenn sie nun gar erst nasse Füße bekommen hätte? Sie hätte zwar um die Pfütze berumgehen kön nen, aber dann hätte der Svaziergana doch seines größten Reizes entbehrt. Es war doch ein Glück, daß es gerade auf diesem Wege Pfützen und Klippen und spitze Steine gab. Wie schnell verging die Zeit? Sie hätten darauf schwören mögen, daß sie erst eine Stunde zusammen wä ren, und dabei war es schon mittaa, und sie mußten sich beeilen, nach Sause zu kommen. Selbstverständlich würden sie sich nicht für den Nachmittag verabredet haben. Es war der „reine Zufall", daß sie sich wieder trafen, und ein noch viel reizenerer Zufall, daß sie gerade wieder das gleiche Ziel hatten. Die Stunden mußten in Europa kür zer sein, als in Australien, Johann hatte noch nie so flüch tige Vor- und Nachmittage erlebt, doch Olga versicherte ibm, daß an Regentagen auch hier die Zeit langsam da hinschleiche, und setzte hinzu, daß Hänschen sich manchmal bitter darüber beklagt hätte. „Auch wenn Sie bei ihm waren?" fragte er. „Dann kann ick Hans nicht begreifen, in Ihrer Nähe könnte mir die Zeit nie lang werden." Sie lachte hell auf. Und dann schäkerten und tändel ten sie weiter, wie nur zwei törichte junge Verliebte schä kern und tändeln können. (Schluß folgt.)