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Die echte Kuypocke (nicht zu verwechseln mit ähn lichen Ausschlägen) ist eine den Kühen eigentümliche Krankheit. Die Kuhpocke erzeugt einen lediglich loka len Ausschlag und verlaust bei Fieber und Appetit losigkeit in etwa 14 Tagen, ohne den Kühen Schaden zuzufügen. Anfangs nur als roter Fleck zu sehen, verwandelt sie sich nach einigen Tagen in ein blau- graues Bläschen, das die wasserhelle Lymphe enthält. Nur in der Zeit vom siebenten bis neunten Tage darf diese als Impfstoff benutzt werden. Da sich jedoch frische Kuhpockenlhmphe nicht in genügender Menge beschaffen läßt, auch des öfteren in der Anwendung nicht sicher genug erschien, so zog man die Impfung mit humanisierter Lymphe, das heißt mit solcher, welche von gesunden, zum erstenmal geimpften Kindern ent nommen ist, vor. Das auf letztere Weise trotz aller Vorsicht manchmal Krankheiten mit übergeimpst wer den können, ist nicht zu läugnen, daher impft man jetzt fast ausschließlich mit Kälberlymphe (animale Imp fung). Dieselbe wird von Kälbern gewonnen, welche geimpft werden und deren völlige Gesundheit durch Schlachten und ärztliche Untersuchung sichergestellt ist. In Deutschland bestehen zahlreiche Anstalten zur Ge winnung animaler Lymphe, durch deren Benutzung jedenfalls die Möglichkeit einer Schädigung der Impf linge auf ein Minimum herabgedrückt und das Ver trauen der Gltern und Pfleger gesteigert wird. v« Mben von holr. ick. Für das Färben von Holz hat ein moderner For scher neuerdings ein altes, aber darum nicht minder inter essantes System entdeckt, das vielleicht eine ganz große Zu kunft haben wird. Ein Herr Dr. Kleinstück erinnerte sich des früheren Systems, durch Einpressung von Kupfervitriol lösung in frischgefällte Eichenstämme von der Wurzel zum Gipfel den natürlichen Sastauftrieb eines Baumes zur Ein führung von Jmprägnierungsstoffen in die natürlichen Saft wege und damit in die feinsten Zellgefätze zu benutzen. Er erinnerte sich ferner, daß sich auf ähnlichem Wege das gerbstosfhaltige Eichenholz ganz tiefschwarz färben läßt. Dr. Kleinstück hat nun Experimente mit Anilinfar ben gemacht und damit bei Birken ein durch den ganzen Stamm gehendes gleichmäßiges Malachitgrün erreicht. Er bohrt eine Birke am Wurzelende an und führt in das Bohrloch ohne Druck eine Lösung ein. Er erzielte ferner mit Anilinstoffen ein Methylenblau und mit Hilfe von Eosin eine rote Aederung. Mit salzsaurem Anilin konnte eine Birke in wenigen Stunden vollständig durchfärbt wer den, und nach einigen Tagen waren sogar die Blätter stark Sesärbr. Welche Bedeutung diese neuen Wege für die Holzindu strie haben werden, läßt sich noch nicht absehen. Es ist klar, daß die Holzimprägnierung, die ja von Tag zu Tag an Bedeutung gewinnt, dadurch außerordentlich ver einfacht und verbilligt werden würde. Noch ein anderes Gebiet würde davon Nutzen tra gen, nämlich das Gebiet der Zierpflanzenindustrie. Auf diesem Gebiete freilich würden nur die Käufer davon Nutzen haben, während dem Blumenzüchter unter Umständen große Nachteile zugefügt werden würden. Man denke sich nur, was sich mit diesem System in bezug auf die Imprägnierung und damit die Festigung der Lebensdauer schönblühender Pflanzen erreichen läßt. Und dann gehört auch keine große Phantasie dazu, um sich auszumalen, daß man mit diesem System Farbennüancen in Blumen und Zierpflanzen Hin einbringen könnte, die von unbeschreiblicher Farbenwir- kung sein müßten. Und das alles wäre bei diesem System mit außerordentlich geringen Mitteln zu erreichen. Splitter. Was bist du, Glück? Ein Stern und Macht umher, Du bist ein Tropfen Süß im Meere Bitter Du bist dem Lebenskleide, schwarz und schwer, Am Saume eingewebt — ein goldner Flitter. Leid ist des Lebens Stamm, und du ein Splitter, Vas List du, Glück?. Sin Schatten, und nicht mehr. Friedrich Halm. ick Wie man Gold gewinnt. Voin Golde, nach dem alles drängt, an dem alles hängt, plaudert Dr. Neitz im „Türmer". Seine Ausführungen über die Goldgewinnung mögen hier Platz finden. Gediegen, d. h. ohne mit an deren chemischen Stoffen verbunden zu sein, als Berg gold, findet es sich in der Erde meistens, geschmiegt an Quarz und ost Kristalle zeigend, aber selten in größeren Mengen. Das Waschgold entnehmen wir dem Sand, in den es aus ursprünglichen Lagerstätten in Bergschichien durch Abschwemmen gelangt ist. Gold, wie es aus den Fundplätzen zutage gefördert wird, ist fast regelmäßig sil berhaltig, zuweilen 40 Prozent Silber enthaltend (Elektrum). Auch die Silberschätze auf der Erde, die Kupferstücke sind häufig m't geringen Mengen Goldes vermischt. Erze, die goldhaltig sind, wie Sylvanit (eine Verbindung von Gold, Silber und Tellur), Tellurgold, werden wenig zur Gold verarbeitung verwendet. Kupferkiese, die zuweilen Gold beherbergen, spaltet man öfters, um die Spuren des wert vollen Metalles aus ihnen zu holen. Goldhaltiger Sand wird in Holzschalen mit Wasser längere Zeit ausgeschwemmt, wobei der leichtere Inhalt allmählich weggeht und das schwerere Metall zurückbleibt. Steine, die vom Gold befreit werden sollen, werden zermahlen, wobei sie mit Wasser zu behandeln sind. Größere Betriebe verwenden eiserne Gefäße mit Quereinschnürungen, durch welche das Wasch wasser getrieben wird. Erze werden zur Goldgewinnung geröstet, hernach mit Quecksilber zerdrückt, wodurch eine Lösung des Goldes in dem zugesetzten Quecksilber erfolgt. Diese Mischung wird durch Leder gepreßt, ein goldarmer Teil geht durch die Lederschichten, das eigentliche Gold passiert dieses Lederfilter nicht, es bleibt in fester Form zurück. Der goldarme Teil wird wieder mit der übrigen zu reinigenden Menge vermischt. Das Quecksilber wird durch Erwärmung fortgetrieben, so daß schließlich reines Gold zurückbleibt. — Aus eine andere Weise geht man bei dem Chlorextraktionsverfahren vor, wobei es gerostet wird, zum Schlüsse unter Zuführung von Chlor. Die ge röstete Masse wird mit Wasser verrührt, Chlor wird noch mals eingeleitet. Man läßt das Ganze kochen, jo daß sich! ein Bodensatz bilden kann, und schöpft die überstehende Flüssigkeit, welche das Gold gelöst enthält, ab, um auf einfache Weise aus ihr das Gewünschte vollends zu be kommen. Ost wird diese Lösung auch über Holzkohle geschüt tet, in der sich dann das Gold ausscheidet. Diese Kohls wird verbrannt — Gold bleibt übrig. — Das Verfahren, das sich in den letzten Jahren sehr gut bewährte, ist das Zyanidlaugeverfahren. Zhankalium löst Gold auf. Leitet man in solche Lösungen den elektrischen Strom, so scheidet sich das Gold an der Eintrittsstelle des elektrischen Stro mes aus. Gold, das nach einem dieser Verfahren hergcstellt wurde, birgt immer noch Spuren von Silber. Eine Er fahrung aus der Praxis ermöglichte es, eine scharfe Tren nung beider Metalle herbeizuführen. Schmilzt man nämlich drei Teile Silber mit einem Teile Gold zu einer Legie rung und setzt konzentrierte Salpetersäure dazu, so löst sich nur das Silber, nicht das Gold. Humoristisches. Ursache zum Kummer. Ein alter Gentleman verheiratet sich zum viertenmal. Während des Trauaktes, der un Hause des Bräutigams vorgenommen wird, erhebt sich in der Nebenstube ein furchtbares Gejammere. „Wer wagt es die Feierlichkeit hier so pietätlos zu stören?" fragt der Geistliche. „O," erwidert eines der anwesenden Kinder des hei ratslustigen Gentleman, „das ist unsere Emilie, die heult jedesmal, wenn Papa sich verheiratet."