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KMze M Wüßerttz IkM«x Freitag den 12. Januar 1917 abends 83. Jahrgang Nr. 9 X)S )L1 - !0 (250) 8342» 551 724 !02 ZU 171 22» n ,3. in der tt» 006 «21^ 112 M 795 AS «M >70 SA >16 344 123 7S7> 103 s?z i 060 Zs» «änge 0'trog aride«' er die 76917l !53 58S >84 3g» 81 65» 70 47? 01 b?z 166 LA 31 2S7 O) 42» 34 21» 14 750 0167g 98 604 20 ssz »2 W Der Abzug von Athen. Der Bierverband zieht drohend ab. Dem Londoner „Daily Telegraph" wird aus der Keratstn'.lucht vom letzten Freitag gemeldet: Um neuen Schwierigkeiten vorzubeugen, hat der französische Ad miral heute früh die Abteilung französischer Marine soldaten, die das Rathaus in PiränS bewachte, zu- rückgezogen, so datz die Stadt jetzt ganz den Griechen überlassen ist. Infolgedessen wurde auch das Hafen- kontrollbureau der Alliierten geschlossen. Die Verbin dung mit dem Lande, die bisher aufrechterhalten worden war, ist jetzt abgeschnitten. l H Berlin, 10. Januar. Auf die Börse wirkte heute neben dem eine erhebliche Erleichterung des Status bringenden Wochenausweis der Reichsbank auch die Abdankung des russischen Ministerpräsidenten Tre- pow freundlich ein. 137 8A 112 727 50) 84« )0) 94« >80 7iz! >24 591 iO) SW Ter neue österreichische Kriegsernährungsminister Werst Höfev hat sich über die Einwirkung der ru- nänischen Getreidesunde auf Deutschland solgender naßen ausgesprochen: oo es, 2 (250 >0) 051' 18 127 38343i L'Ä »OSSA 358 M 7SS7U »8 A, < «4 Lvzl 0)^814! »631, >93 9», > 9» 1» « VS Sh 49 sq« 04 47,1 66 4S, ^ 54 WS 97,1 SV 87,^ 76 15,^ 15 9S1^ „Ich kann derzeit nur sagen, datz wir aller- üngs eine ansehnliche Hilfe durch Hereinschas- ung rumänischen Getreides zu gewärtigen haben, mr braucht es noch einige Geduld. Tie Ziffern, die tsher in der Oefsentlichkeit genannt wurden, mutz Neichsgetreide jetzt und später. Von Unterstaatssekretär Michaelis, Vorsitzender des Direktoriums der Reichsgetreidestelle. Wir verbinden unwillkürlich mit dem Gedanken ' des Friedensschlusses die Hoffnung auf Wiederher- ! stellung der wirtschaftlichen Zustände, wie sie vor dem Kriege waren. > Die zwangsweise Erfassung und Bertcilnng der wichtigsten Lebensmittel ist eine große Last. Wir sind gründlich von dem Gedanken geheilt, datz durch eine staatliche Verteilung der Lebensmittel gerechte Zustände herbeigeführt werden. Jede Rationierung von Lebensmitteln trägt die Gefahr der Ungerechtigkeit in sich. Tie Berücksichtigung der individuellen Bedürf nisse ist nicht bis zum letzten möglich. Selbst wenn wir uns bemühen, gerecht abzustufcn, den Schwer arbeitern und der Heranwachsenden Jugend mehr zu geben als der anderen Bevölkerung, wenn wir den Unterschied zwischen Stadt nnd Land machen und die Selbstversorger etwas besser stellen als die vom Staate versorgten: es bleiben stets Ungerechtigkei ten; der eine bekommt für seinen Bedarf zu wenig, der andere hat übrig. Tie Landwirte werden stets darunter leiden, datz sie alles Getreide, das sie nicht selbst verzehren, ab liefern und damit die hiervon gewonnene Kleie aus der Hand geben müssen usw. Und trotzdem sind diese Maßnahmen zur Durchführung des gesamten Versor gungsplanes unbedingt nötig. Nun besteht wohl allgemein die Hoffnung, daß, wenn der Friede kommt, alle diese Unnatürlichkeiten ! beseitigt werden, daß die Knappheit der Portionen ! aufhört und daß' jeder wieder so viel kaufen und I verzehren kann, wie er will. werden, was aber von den Arvettern avgeleyni wurde. Ein weiteres Zugeständnis auf 3 Liter täglich pro Kops und Entschädigung der übrigen 2 Liter wurde nach .wiederholter Verhandlung von den Arbeitern ebenfalls abaelehnt und daraus, wie die „Geraer Zei tung" schreibt, die Arbeit ntedergelegt. Diese Hoffnung ist leider eine trügerische. ! Wir werden damit rechnen müssen, daß wir für eine geraume Zeit, vielleicht für mehrere Jahre, mit einer weiteren Beschränkung des Verbrauchs und einer Rationierung der wichtigsten Lebensmittel uns abkin» den müssen. Deutschland wird auch in den kommenden Friedensjahren zunächst fast ausschließlich aus das an gewiesen sein, was in seinen eigenen Grenzen an Lebensmitteln hergestellt wird. Ter Schiffsraum zur Einfuhr ausländischen Getreides wird außerordentlich knapp sein und wird für den Import anderer nöti gerer Rohstoffe in Anspruch genommen werden. Tis Verschlechterung unserer Valuta wird uns nötigen, so wenig wie möglich aus dem Auslands zu importie ren und das ganze Streben darauf zu richten, di« Ausfuhr zu steigern. Dabei ist noch nicht in Rech nung gezogen, inwieweit durch unfreundliche Zusam menschlüsse unserer Feinde auch über die Kriegszeit hinaus Schädigungen unseres Grenzverkehrs cintre- ten. Dazu kommt aber auch, daß in allen Nach barländern und auch inAmerika die Ernten sehr zurückgegangen sind, und daß in allen un seren Nachbarländern nach Schluß des Friedens eine gewaltige Knappheit der Lebensmittel wenn nicht gar eine Not —> herrschen wird. Es wird sich das merkwürdige Bild enthüllen, daß Deutschland, das von seinen Feinden ausgehungert werden sollte, schließlich in seiner Versorgung mit den wichtigsten Le bensmitteln, insbesondere mit Getreide, das relativ am besten versorgte Land sein wird. § Wenn Deutschland aber somit im wesentlichen aus sich angewiesen sein wird, dann wird selbst wenn die für uns nutzbaren Flächen noch durch besetzte Gebiete vergrößert werden eine Knappheit an Brot- und Futtergetreide und damit auch an Fett bei uns herrschen. Deutschland ist schon unter normalen Verhältnissen nicht in der Lage, das nötige Brot- und Futtergetreide selbst zu produzieren. Tie Ernte kann schon bet vollem Ergebnis nur dann reichen, , wenn rationiert wird. Nun ist aber durch die gegenwärtige Kriegswirtschaft die Lebensfähigkeit der deutschen Landwirtschaft nicht unerheblich verringert. Die Zurückgebliebenen haben mit Aufbietung aller Kräfte gearbeitet, aber die Einschränkung der Zahl der Landarbeiter, insbesondere der eigenen Wirtschaf ter, die Beschränkung in der Belieferung mit künst lichem Dünger, die Behinderung der landwirtschaft lichen Maschinen wegen Stockung der KohkentranS- porte usw. haben doch eine derartig hemmende Wirkung auf die Produktion ausgeübt, daß wir mit vol len Ernten — selbst bei durchweg günstigem Wetter — nur nach Ablauf mehrerer Karenzjahre werden zu rechnen haben. > > Es wird also auch nach dem Frieden nötig sein, den Riemen eng geschnallt zu halten. Wir werden weiter scharf rationieren müssen. Wir werden Wet ter alles Brotgetreide, auch das minderwertige, für die menschliche Ernährung erfassen müssen, und wir werden bis über den Bäcker hin den Konsum zu regeln haben. Erleichterungen werden erst allmäh- lich eintreten, und werden dann mit großer Be friedigung entgegengenommen werden. Man mutz aber den Gedanken mit vollem Ernst erfassen, daß zunächst wegen des Friedensschlusses eine Erleichterung auf dem Gebiete der Lebensmittelversorgung — soweit es sich wenigstens um die Massengüter handelt nicht ein treten wird. > > > j > „Die schreckliche Geißel des Krieges-, — Neujahrsansprache des Papstes. ! Anläßlich des Neujahrsempfanges der römischen Aristokraten erwiderte der Papst auf eine vom Für sten Colonna, dem Bürgermeister der Stadt Nom verlesene Adresse: „Sie haben mit Recht auf die zahlreichen anwe senden Persönlichkeiten hingewiesen, die in dieser un glückseligen Zeit ihren Tribut an Geld darbringen und ihr Beispiel der Mithilfe am Werke der Tröstung geben. Halten wir uns stets vor unsere Seele, daß - diese schreckliche Geißel des Krieges, hervorge- rufen durch die Ungerechtigkeit der Menschen, nicht ver schwinden kann, bevor der göttlichen Gerechtigkeit Ge nugtuung geleistet ist für die Ungerechtigkeit. Tie mannigfaltige Ausführung der Wohltätigkeit durch Euch beweist, datz Ihr wie wir Verständnis habt für diese ungerechten Vorwürfe." Papst Benedikt betonte nochmals, daß er ledig lich danach strebe, die Negierungsgeschäfte im Geiste völliger Neutralität zu erledigen, damit keines der kriegführenden Länder den geringsten Anlaß habe, sich geschädigt oder verletzt zu fühlen. Bis jetzt sei das auch durchaus gelungen, zumal keinerlei Beschwerde von irgendeiner Seite eingelaufen sei. „Es bleibt uns also nur übrig, Euch in diesem Vertrauen zu bestärken, damit die Akte der Wohl tätigkeit sich verdoppeln und den gewünschten Erfolg erzielen. Möge sich mit der Wohltätigkeit die Sorge dafür verbinden, die Wege des Friedens zu berei ten; möge auf den rechten Weg zurückkehren, wer ab geirrt ist, und da jedes gute Beispiel von oben kom men mutz, so möge auch der Ansporn zu den Tu genden von der Aristokratie und den» Adel Roms ausgehen." ' 1 > Der Empfang schloß mit dem päpstlichen Segens > > In deutschen liberalen Kreisen erachtet man repows Sturz für «inen Erfolg der freiheitlichen arteten Rußlands. Die „Voss. Ztg." schreibt dazu: Tie russische „Gesellschaft" d. h. alle liberaltsieren- m Elemente des Landes, benutzt den durch den rteg entstandenen inneren Wirrwarr zum Gturmlaus !gen die reaktionäre Staatsgewalt. Ter Sturz des iinisterprüsidenten Stürmer war ihr erster weithin chtbarer Erfolg. Mit Heftigkeit setzte sie den Kamps juch gegen Stürmers Nachfolger Trepow fort. Ten Nißvergnügten in der Reichsduma lieh außerhalb dte- er Körperschaft der Semstwo- und Städteverband nach- rückliche Unterstützung. Tas gegen diesen Verband ertchtete Verbot, einen Kongreß in Moskau abzu alten. führte zu tagelangen schweren Tumulten." */ Gefährliches Dienstmädchen. Eine Landwirts frau in Velstowe (Amt Vorsfelde) wurde schwer ver wundet im Hausflur ihrer Wohnung gefunden. Sie teilte mit, daß sie von ihrer Dienstmagd, einer Polin, mit einem Beile überfallen und niedergeschlagen wor den sei. Tas Mädchen hat eine größere Geldsumme gestohlen und ist damit flüchtig geworden. ** Hamster-Plünderer. In der Gegend von Lü dinghausen in Westfalen erschienen bei mehreren Land wirten zwei Männer in Polizetuniform unter der Angabe, von amtlicher Stelle mit der Abholung der Hindenburg-Spende beauftragt zu sein. Tie Bauern gaben auch wirklich Speck, Butter und Schmalz ab und ließen sich eine Bescheinigung ausstellen, nach welcher sie das Geld auf dem Bürgermeisteramte in Empfang nehmen sollten. Tort erfuhren sie dann zu ihrem Schrecken, datz sie von den Spitzbuben in übler Weise geprellt worden waren. —' Oktavio Freiherr v. Zedlitz, der langjährige Führer der.freikonservativen Partei, ist durch Ver leihung des Prädikates Exzellenz ausgezeichnet worden. Prügel für Friedensfreunde. Ter Sozialist Ramsey Macdonald und die Frau des Sozialisten Snowden versuchten nach einer Nen- terschen Privatdepesche, in Walthamstow bei London eine Friedensversammlung zu veranstalten. Tas Publi kum, unter dem sich viele Frauen befanden, unterbrach die Redner. Man rief: „Wir wünschen keinen Frie-. den, solange Belgien nicht geräumt wurde!". Nachdem einige Soldaten hinzugekommen waren, herrschte große Unordnung. Es entstand eine große Rauferei, in deren Verlauf die Soldaten das Publikum stürmten. Macdo nald und andere wurden hinausgeworfen. Tie Sol daten hielten dann Reden, in denen sie die Fort setzung des Krieges forderten. ** Ihr Bier wollen sie haben. In Gera.stellten während der Arbeitszeit die Arbeiter einer Brauerei plötzlich die Arbeit ein, und zwar war der Grund der folgende: Tie Geraer Brauereien glaubten, daß durch die Bierknapphett infolge Malzmangels die der Allgemeinheit auferlegte Beschränkung des Biergenus ses auch ihren Arbeitern gegenüber auszudehnen sei, denen pro Kopf täglich 5 Liter zustanden, und setzte die Menge auf täglich 2 Liter herab. Ter Ausfall von 3 Litern sollte jedoch in bar entschädigt önnen nicht behoben werden. Ter Hauptweg ist die Ton au. Wenn sie bis zum 14. Januar eisfrei bleibt -- es handelt sich oa um ein altes Erfahrungsdatum —, mnn ist Hoffnung vorhanden, daß auf dem Tonau- Mege große Mengen verschifft werden können, und Maß uns so verhältnismätzig rasch Vorräte gebracht Merden können. Es rollt auch schon Getreide." U. :: Ein Fidei-Kommißgesetz. Tas preußische Mini- t53MMterium hat beschlossen, dem Landtage den Entwurf MMHeines Gesetzes über Familien-Fideikom misse 46 WMNd Familienstiftungen von neuem vorzulegen. Tie- Mer Gesetzentwurf hat bereits kurz vor dem Kriege AlWMen Landtag beschäftigt. Er war am Anfang des >88 M 1914 zunächst dem Herrenhaus vorgelegt wor- 86 M Iden, das mehrere Abänderungen vornahm. Im Ab- zeordnetenhauö wurde der Gesetzentwurf unmittelbar A H als ganz unzutreffend bezeichnen. Tie Hauptsache W leibt die Verfrachtung nach Oesterreich. Tie wie- wrhergestellten Eisenbahnen arbeiten nicht etwa wie im Frieden. Alle Zerstörungen konnten und vor der Vertagung der Session am 12. und 13. Juni in erster Lesung beraten und einer Kommission ttber- >50 4121 wiesen, die in der Vertagungszeit bis zum Kriegs- beginn das Gesetz in erster Lesung beriet. Versuche, - den Gesetzentwurf oder einzelne Teile desselben bald nach dem Ausbruch des Krieges zu erledigen, scheiter ten an dem Widerspruch einzelner Parteiens, ins besondere der Fortschrittlichen Volkspartet. Wenn die Regierung sich trotzdem entschlossen hat, den Gesetz- ----j entwurf noch während der Kriegszeit von neuem eln- 975 W zubringen, so wird sie dafür ihre besonderen Gründe darzulegen haben. Dem Zentrum kommt man insofern entgegen, als man noch bäuerliche Fideikommisse 83 UWorzuschlagen gedenkt. >51 SSL 06 732 14011S 157 5IS 133 M 719 902 >74 5SS >1 (250) 00 bgS !03 «LS 36 LOS >32 931 23 102 91 ««7. 164 ZIS 239 355 10 76« 31 OLK 52 272 >2 694 29 S99 «4622 79 71S >37 634 19 304 37 431 39 112 56 902 40 012 882 Zur Ermordung Rasputins. Die Häupter des Mörder-Komplotts reisen ab. Eine Untersuchungskommission hat Feststellungen der Geschehnisse vor der Ermordung Rasputins be endigt. Der Mord kann nur durch die Vernehmung von insgesamt 23 Personen, die unter dem Verdacht der Täterschaft bezw. der Mithilfe hierzu stehen, klar gelegt werden. Es steht nunmehr fest, das- der ermordete Raspu tin nach Sibirien überführt werden wird. Nach dem Bekanntwerden der Tat sind zahlreiche einflußreiche politische Persönlichkeiten, auch Damen der GeseMchaft, nach der Krim abgereist. Der Petersburger Metro polit Ptttrim ist aus dem Hauptquartier des Zaren wieder nach Petersburg zurückgekehrt. In der ersten Petersburger Gesellschaft hat das Bekanntwerden der Tat den tiefsten Eindruck gemacht. Alle hier in Frage kommenden Kreise haben mehr oder minder unter dem Einfluß.Rasputins gestanden. Österreichischer Kriegsbericht. Wien, 10. Januar. ; Amtlich wird verlautbart: Ocstlicher Kriegsschauplatz. Zwischen der Putna-Mündung und Focsani wurde der Feind hinter den Sereth zurückgeworsen. — Bei derseits der Susita versuchen Russen und Rumänen sich des Druckes unserer Truppen durch opferreiche Gegenangriffe zu erwehren. Ihre Anstrengungen blie ben erfolglos. Neuerlicher Raumverlust und eine Ein buße von 900 Gefangenen und drei Maschinengeweh ren waren dort für den Feind das Ergebnis der beiden letzten Kampftage. — Weiter nördlich bei den k. u. k. Truppen keine besonderen Begebenheiten. Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz. Nichts zu melden. ° Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant. -