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Hurra! Hurra! Hurra! Jörg Baldauf stürmt dicht , neben der Fahne mit geisterhaften und weit aufgerisseneu I Auge«; Granate« heulen und bersten, die Lust ist ein ! einziger Wirbel dos Stötzes, Splittern, Pfeifen und Men- schesfchreien. Der Sergeant liegt; die Fahne sinkt. Jörg Baldauf hat sie in Händen und stürmt weiter: „So wahr mir Gott helfe und sein heiliges Wort!* Jörg Baldauf liegt mit der Fahne. Auf! Auf! Jörg Baldauf hat leine tragendes Füße mehr. Er liegt hin gemäht vom Maschinengewehr; der Fahnenschast ist ent- zwei! — Mit letzter Kraft vor dem Verbluten rafft er das Fahnentuch zusammen und birgt es am Herzes .unterm Waffenrock. „So wahr mir Gott helfe! ... Niemals treulos ver lassen, bei Lag und bei Nacht, in Stürmen und Schlach te« ..." ist der Lippe« letztes Murmeln. So finden sie ihn »ach dem Sturme, das Fahnentuch am Herzen, lächelnden Angesichts, blutig und bleich, kalt und still. Die Stelle, wo der Schaft entzweigeschossen, hält jetzt ei« silberner Ring zusammen, und auf dem silbernes Ringe steht: Jörg Baldauf. 1915. Fahne, heiliges Sinnbild, wann wird wieder ein Sil- berring deinen Schaft umfchmiegen? Hundertjährige, wen wirst du in wieder hundert Jahren mit Schauern erfüllen, Heilige, Wens wieder Hunderttausende dir neu zugeschwo ren hocken: „ So wahr mir Gott Helse und sein hei liges Wort!" ver häi;!-5epp. Don F. Schrösghamer-Heimdal. (Nachdruck verboten.) Einer um der andere kehrt jetzt heim in Urlaub. Aus den Vogesen, aus der Champagne, von Arras und Flan dern her kommen sie, voll Bart und nimmer zu erkennen. Und abends, wenn die Arbeit gar ist, treffen sie sich im Bräuhaus: wenn es schön ist, sitzen sie im Garten, und wenn es regnet, am Ofentisch in der Wirtsstube. Gestern kommt einer daher, ein ganz Wildbartiger; die Haare hat er schon griesgrau, gerade wie der Waffew- rock. Kommt auch soeben aus dem Schützengraben und vom Auto. Geht in di« Bräustube und setzt sich an den Ofen tisch, als wäre er gestern erst das letztemal dagewesen. Man sieht vom Gesicht des wildbartigen Gesellen nichts «ls zwei tiefliegende funkelnde Augen, unterm Helmrand läuft ihm eine breite Narbe über die Stirne, und unterm Bart klirren und blitzen das Eiserne Kreuz, das Ver dienstkreuz und die Tapferkeitsmedaille. Dabei ist er nicht eimnal Gefreiter. Die Bauern am Ofentifch haben einen Blick auf den Sunden. Keiner kann erraten, was er für einer ist mü> wem er etwa angehört in der Gemeinde: es sind ja -u diele draußen. Aber der Kriegsmann setzt sich ganz einfach mitten »nter sie und beginnt zu plauschen, als ob er von einer Listigen Kirchweih käme, und nicht vom Krieg. Wie er merkt, daß ihn keiner mehr kennt, hat er erst recht feinen Spaß mir den Leuten. „Reutbauer," läßt er seinen Nachbar gleich an, „hast d' die zwoa Oechsl no, die so gscheit san wie du?" „Die zwoa Oechsl?" wundert sich der Reutbauer. Es fällt ihm ein, daß er vor zwei, drei Jahren so gescheite O«hsl gehabt. Aber der Wildbart hat schon "inen an deren in der Reißen. „Habermanndl," sagt er, „is bei enk dahoam d' Hirgst- fttpp'n jetzt no' alleweil so blau wie a g'srörter Kar toffel? Denk dir, amal im Granatseuer fallt mir d' Hirgst- supp'n ei', und da hab i hellauf lachen müssen. So lang hab i glacht, bis sie 's Feuer eingstellt habn zwegn deiuer Hirgstsuppn!" Der Habermanndl ist ganz erschrocken. „Was bist denn i du eigentli' für oaner?" will er fragen. Da langt aber der j Urlauber schon nach dem Schnupftabaksglas vom Weber- girgl. Dieser ist als Geizhals bekannt, der einem nicht einmal ein Prischen Tabak gönnt. „Hab i d' Franzosen schnupfen lassen, derfst mi' du aa schnupfen lassen!" sagt er zu ihm. „Und wenn du an' arma Teuft a Matz Bier zahlen willst, Girgl, kimmst no' lang net von Haus und Hof!" „Ja, bring' eahm a Maß, Bräuin!" stottert der Girgl und ist froh, daß er nicht zwei zahlen mutz. So läßt der Wildbartige einen um den andern durch. Er kennt alle ganz genau und ihn kann doch keiner erraten. Der Rötzev- bub' ist er nicht und der Mühlwastl ist er auch nicht. Und> sagen tut er es schon gar nicht, was er für einer ist. Nicht einmal die Bräuin, die ihm fünf Maß Bier ver spricht, bringt es heraus. „Fragt's nur d' Franzosen," sagt er, „die kennen mi' besser wie ös!" „Aber von unserer G'moa bist?" „Sunst waar' i ja net da!" Wie sie so raten und reden, geht die Türe auf und ein alles Weiblein, ganz zusammengeschrumpst, setzt sich hinten an den Handwerksburschentisch. „Was kriegst denn, Häuslannamirl?" fragt die Bräuin. „A Kracherl, gelt?" , „Ja, a Kracherl!" Wie der Wildbartige .Häuslannamirl" hört, gibt s8 ihm einen Riß. Nachher dreht er sich langsam um und schaut auf das alte Weiberl, lang, lang — — Den Gästen will schier ein Licht aufgehen, wer der Wildbartige sein könnte; der Häuslsepp könnte es sein, der Wildschütz, der bei keinem Bauern gutgetan hat! Und dann sagt er, als ob nichts wäre: „Geh, Mub- terl, sitz nur her zu mir! Und du brauchst di net schaamal mit mir, da schau her!" Dabei schlägt er den Bart hoch, daß die Kriegsorde« nur so funkeln. Das alle Mutterl weiß nicht, wie ihm ist. Aber da trägt es der Feldgraue schon zum Osentisch herüber und setzt es neben sich. Und zu der Bräuin sagt er: „Bring; an' Wein, aber den besten, daß ma' 's Wiedersehen feier« können! Und an' Eierschmalz machst ihr aa, der Häusl annamirl, mei'm guatn Mutterl!" — — — Die anderen Gäste trinken aus und gehen. Sie füh len, daß sie bei den zweien überflüssig sind. Der Reut bauer schiebt ihnen beim Gehen noch einen Taler hin und draußen lagt er zu den anderen: „Jetzt wissen mn' 's, was 's für oaner is!" „Ja," sagt der Webergirgl, „und taug'n tuat er aa was jetzt! Ueber den hat der Krieg kemma müass'n, daß er 'was wor'n is!" „Ja, wia guat is der Krieg für ost oan"." Hsu; uns hol. Bodentätigkeil und Bodenbakterien. ob. Der Boden, diese anscheinend tote Masse, ist in stetiger langsamer Umwandlung begriffen. Diese Um wandlung ist auf die Lebetätigkeit kleiner Organismen, der Bodenbakterien, zurückzuführen. Allbekannt ist bei spielsweise die vorzügliche Wirkung, die der Frost auf die Fruchtbarkeit des Bodens auszuüben imstande ist. Er bewirkt nickt nur die Krümelung der Bodenteile, sondern unterstützt sebr wirksam die Verwitterung der im Boden verkommenden Steine. An der chemischen Umwandlung der Bodenmaflc beteiligen sich namentlich die Kohlen säure, der Sauerstoff und das Wasser. — Die neueren Forschungen haben über die Tätigkeit der Bodenbakterien und ihren Einfluß auf die Pflanzenernährung Aufklä rung gebracht, und dadurch auch die wissenschaftliche Be gründung für viele Maßnahmen gegeben, die die prakti'cke Landwirtschaft, unbekümmert um die Erklärung der Ur sachen, schon lange geübt hat. So wissen wir heute, daß die Ueberführung des organischen Stickstoffes in Ammo niak und dieses in Salpetersäure das Werk von Bakterie« ist, und daß andere Batterien imstande sind, den Luftstick stoff aufzvnehmen und den Pflanzen znzuführen. Auck andere, das Pflanzenwachstum fördernde Vorgänge im Boden sind auf die Tätigkeit der Bakterien zurückzusüb- ren. Es muß daher die Aufgabe eines vernünftigen Landwirtes sein, das Gedeihen und die Vermehrung vcr Batterien im Boden zu fördern.