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vrilcde« K H»n Ober gärtner P. Lehmamt. (Nachdruck verboten!) „Du liebes erstes Veilchen, Wie lächelst du mich an: Ach blühe noch ein Weilchen, Daß ich mich freuen kann. In heil'ger Frühling-stille Bin ich durch dich beglückt: Aus der bescheid'nen Hütte Mich süßer Duft erquickt." Wenn die e.,.eu wärmenden Sonnenstrahlen die aus ihrer Wintsrruhe Wecken, wenn Eis und Gchxee zerrinnt unter der beginnenden Herrschaft des Jerzes, und Feld und Wald sich zu schmücken anheben, da stellt sich dann bald auch als Herold des Lenzes in bescheidener Schönheit und Lieblichkeit ein kleines Blümlein ein: das Veilchen. Aus der sich mit fri- schem Grün färbenden Wiese lächelt es uns entgegen, Meichsam als ob es mit uns den langersehnten Früh- willkommen heißen wolle. Unter allen Kindern Floras sind wohl dem Veil chen seitens der Dichter die meisten Huldigungen dar- «bracht worden. Auch seine Geschichte hat das beschei dene kleine Blümelein, das der edle Kaiser Friedrich z« seiner Lieblingsblume erkoren hatte, aufzuweisen. Während der Leidenszeit des unvergeßlichen Kaisers durfte das Veilchen bekanntlich in seinen Gemächern nie fehlen. Bei näherem Besichtigen der Blumen er regte einst eine gefüllte Blüte sein Interesse in beson derem Maße, so daß er zu wissen wünschte, ob dies Zu- oder ob die Entstehung dieser Blüte einer Kreu zung zu verdanken sei. ...Die angestellten Ermitte- Lingen ergaben, daß ein Potsdamer Gärtner schon längere Zeit solche gefüllt blühende Veilchen in ziem- Rchen Mengen kultiviert hatte. Der Kaiser ließ sich hierauf, während der wenigen Tage, welche ihm zu leben noch beschieden waren, stets «füllte Veilchen besorgen und erteilte auch dem Züch ter auf dessen Wunsch die Erlaubnis, diese Art „Kai ser Friedrich-Veilchen" benennen zu dürfen. Kaiser Alexander I. von Rußland hatte in seinem Garren eine besondere Veilchenzucht angelegt und ihm zu Ehren gab man später einer bestimmten Sorte den Namen „Zar-Veilchen". Wie das zuging, davon er zählt man sich folgende Episode aus dem Leben des Kaisers: Als großer Blumenfreund hatte sich der Herrscher Ut seiner persönlichen Bedienung einen Gärtner er zählt, dessen Obhut nicht nur dis Blumen auf seinem Gchreibtisch und in seinem Arbeitszimmer anvertraut waren, sondern der ihn auch auf seinen Ausfahrten und Spaziergängen zu begleiten hatte, auf welchen dieser Mne botanischen Kenntnisse durch die in Feld und Wald gegebenen Erläuterungen Les Fachmanns zu bereichern wünschte. Als der Kaiser an einem herrlichen Früh- vngstage einst eine Ausfahrt in die Umgegend von Pe tersburg unternahm, bemerkte das scharfe Auge des blumcnliebenden Fürsten am Waldessaum einige kleine »laue Flecken. Der Zar ließ seinen Wagen halten, der Gärtner forschte nach den Befehlen seines Herrn und fand ganz in der Nähe einige Veilchenbüsche, die in der Tat geeignet waren, ein hervorragendes Interesse bei »dem Botaniker wachzurufen. Es waren Veilchen »on ungewöhnlicher Größe und ganz besonders intev- Uvem Duft, wie man sie nirgends zuvor gesehen. Als »er Kaiser ins Schloß zurückgekehrt, wurden sofort einige Gärtner an die betreffende Stelle entsandt mit der Ausgrabung der Veilchenbüsche beauftragt, und -die Pflanzen hieraus zur Pflege in die Kaiserlichen Ge wächshäuser gebracht. »en wird, um einen „Stamm". Es handelt sich viel- Der Zar zog regelmäßig Erkundigungen nach seinen Lieblingen ein und hatte die Freude, im darauffolgen den Frühjahr dieselben durch künstliche Vermehrung be reits auf das Doppelte angewachsen zu sehen. Nach des Kaisers Tode gab man dem Veilchen eine weitere Verbreitung. Die gärtnerische Kunst hat im Laufe der Jahre eine große Zahl sogenannter Veilchen-Varietäten ge züchtet, sie alle aufzuzählen, müssen wir uns jedoch versagen, da dies den Rahmen unserer Plauderei zu sehr überschreiten würde, wir uns auch mit dem Veil chen im allgemeinen noch näher befassen wollen. Von den während des Winters hier feilgebotenen Veilchen haben große Mengen die Reise aus Süd frankreich und Italien zu uns gemacht. An der Ri viera stehen, während wir grimmige Kälte haben, Veir- chenfelder von großer Ausdehnung in üppigster Blüte, und Tausende von fleißigen Südländerinnen sammeln von früh bis spät die aufgeblühten Blumen, welche dann sorgfältig in Kisten und Körbs verpackt, dein rauhen Norden zuwandern. Der größte Teil der bei uns zum Verkauf ge langenden Veilchen ist jedoch aus einheimischen Gärr- nereien, welche sich fast ausschließlich mit der Anzucht und Treiberei dieses vielbegehrten und beliebten Blüm leins befassen, hervorgegangen. Große Treibhausax lagen sind eigens für diese kleine Pflanze errichtet, und was uns im Frühling die freie Gottesuatur in urwüchsiger Pracht beut, das wird in den Glashäusern des sachkundigen Gärtners hervorgezaubert, während draußen Eis und Schnee ihr Zepter führen. Einen besonderen Ruf wegen seiner Vsilchenzucht genießt das im Holsteinschen gelegene Dörfchen Lockstedt in der Nähe von Hamburg. Daselbst befindet sich eine Peil- chengärtnerei neben der anderen, und die dort gezoge nen Veilchen können in Bezug auf Duft und Färbung unseren Frühjahrsveilchen würdig zur Seite gsstellr Werden. Nicht uninteressant dürste ein Ueberblick über die Zahl und den Wert der wahrend eines Winters im den Lockstedter Revier gezüchteten Veilchenblüten sei«. Eine jede Gärtnerei dort treibt durchschnittlich 500V Veilchenpflanzen. Rechnen wir auf jede Pflanze nur ungefähr vier Dutzend Blumen, so ergibt die- die sehr respektable Zahl von 240 000 Blüten, welche von einer Gärtnerei kultiviert werden. In Lockstedt befinden sich aber wenigstens 20 solcher Institute: es gelanaen also von dort während eines Winters, d. h. während 3 bis 3V» Monaten ca. 4 800 000 Veilchenblumen zur Versendung, und es wird hierfür eine Einnahme von wenigstens 25 000 Mark erzielt, immerhin ein erkleck liches Sümmchen, welches dieser eine Ort umsctzt. Nun beschäftigen aber die Gärtner der größeren Städte wie Berlin, Frankfurt a. M.. Dresden noch in erhöhte- rem Maße sich mit der Veilchenzucht, ja einige Gärt nereien ziehen in den Treibhäusern bis zu 15 00G Töpfe. Hieraus vermögen wir uns einen ungefähren Begriff zu machen, welche Ausdehnung die Veilchen kultur angenommen, und welche Summen für dieses unscheinbare Blümchen verausgabt werden. Auch in der modernen Kosmetik nimmt das Veil-^ chen einen hervorragenden Plast mn. Hierzu verwendens man jedoch ausschließlich nur die im Freien erstan denen Blumen, die man vor dem Entfalten der Blüte vflückt und so an die Fabriken versendet. Dort wird der Saft alsdann auf dem Wege der Destillation zu Seifen, Odeurs usw. verarbeitet. Der Beilchenliebenden "ps-rin dürfen auch einige Anweisunaen über die Pflege im Zimmer, beson ders in Rücksicht auf die Blütezeit im Winter nichts unwillkommen sein. Gar vielfach schon bin ich von dieser und jener Blumensreundin Mfraat worden, warum denn ihrs Veilchen kroß alw" Sor"fg^ in der Pflege im Winter nicht blühen. Meine Nachfor- fchungen haben stets dasselbe Re'ustM eraelwu. und' dies war ..falsche Behandlung". W"lwn mir unser Waldveilchen im Winter in üvvraem Blüwr.flor festen, so müssen wir cs während der Blut", aus der Erde nehmen und in Tövfe verpflanzen: wir müssen weitere so leid es uns tut. die sich zeigenden Brüten sämtlich!'; entfernen, damit die Pflanze erstarken kann. Lasierr wir dieselbe im Früluabr weiterstlüben. so worden dir N-servastaffc vorreisia veost^aucht. und sie bat nichk die Kraft, während de? Winters Blüten zu erzen- - MBWM' MMWWWOM ' '."'M'S».. -