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s x: s Z "»« o" «^s <» V3E^ 2.L>«L»3 »-^ssAZ^Z8^« LZZZ«Z,ff^Z^ rrZ.^sZAsLL Abendstunde ilelAchMNOdeüaqe Rie WMentZ Zeitung ft!«trb!at1) Fein gesponnen. Eine Erzählung vom Balkan von Adolf Flachs. 8j Nachdruck verboten. „Willkommen, lieber Herr Calin! Warum so spät? Ich habe Sie schon längst vermißt! Sie kommen jetzt nicht mehr so ost zu uns, und Sie wissen doch, wie gern ich Sie bei uns sehe. Wollen Sie nickt meine Tochter be grüßen? Dort —" Und er geleitete ihn zu Maritza. Ciuspescus uner wartetes Eingreifen steigerte die allgemeine Erregtheit: man konnte sich das plötzliche Erwachen der Energie bei diesem schweigsamen, milden, anscheinend nachgiebigen Manne nicht.erklären, und man blickte gespannt und fra gend auf Madame Zoe. Diese war tief erblaßt, faßte sich jedoch bald. Kaum hatte ihr Gatte zu Ende gesprochen, ergriff sie schon den Arm eines Herrn, der neben ihr stand, Und sagte lächelnd: „Wollen Sie den Frühling im Herbst sehen? Ich will Ihnen einige seltene Blüten in unserem Wintergarten «eigen" Der also ausgezeichnete junge Mann verspürte nicht die geringste Lust, den „Frühling im Herbst" zu sehen, rr fühlte sich so Wohl neben seiner jungen, hübschen Dame, Und er wäre viel lieber im Salon geblieben und hätte Frau Zoe allein in den Wintergarten geschickt, aber er erwiderte mit höflicher Miene: „Madame, mit größtem Vergnügen." Das Paar verließ den Saal; indes drängten sich die Zurückgebliebenen fast unbewußt nach jener Nische, wo Maritza sich befand. Calin grüßte mit gewohnter Wärme; Maritza errö tete, sie wußte nicht, wie sie sich verhalten sollte. Ihr Gruß fiel kühler aus, als sie gewollt. Calin verlor nun vollends die Fassung. Auch sie ist gegen ihn. Er verstand, woher diese allgemeine Empörung gegen ihn rührte. Er zog die Schultern einige Male empor, als wollte er sich einer Zwangsjacke entledigen. O, wie haßte er in diesem Augenblicke alle Gebote und Verbote der Etikette. Er näherte sich Maritza, und mit einem unsagbaren Schmerz in den Zügen sagte er voll Bitterkeit: „Also auch Sie, Fräulein, auch Sie mißbilligen es, daß ich einen Lumpen einen Lumpen heiße und das Duell «ls einen Mord, eine der vielen Torheiten der Gesellschaft ansehe! Fräulein Maritza Ciuspescu teilt die Meinung der Salonmenscken — das ist eine harte Täuschung für mich!" <-»«^r sprach laut. Viele der Umstehenden hatten es ge hört. In den ersten Augenblicken war alles sprachlos. Dann erhob sich ein Murren, Lärmen, und die Entrüstung wuchs immer mehr an. v Ein Kavallerie-Offizier suchte sich durch die dicht ge schlossenen Menschengruppen freie Bahn zu schaffen, um von Calin Rechenschaft für die der Gesellschaft angetane Beleidigung zu fordern; Toporeanu kam ihm aber zuvor. „Herr Calin, Sie haben diese ganze ehrenwerte Ge iellschaft aufs tiefste verletzt. Ich fordere Sie in aller Namen auf, mir Genugtuung zu geben. Ich hoffe, daß Sie sich diesmal nicht hinter Ihren Duellprinzipien verschan zen werden." Im Salon wurde es still. Calin war rot gewo-rd«*. Man sah es ihm an, daß er in diesem Augenblick eine« schweren, inneren Kampf zu bestehen hatte. „Gut denn!" sagte er endlich mit auffälliger Ruhe. „Aber keine Komödie soll es sein. Einen Zweikampf auf Leben und Tod will ich. Gute Nacht, meine Dame* und Herren!" Toporeanu verneigte sich zum Zeichen des Einver- ständniffes. Calin drückte noch dem sprachlosen Hausherrn di« Hand und ging dann mit Fifirik rasch sort. Toporeanu bewahrte nur mit großer Mühe seine Fassung. Das batte er nicht erwartet. Er war felsenfest überzeugt gewesen, daß Calin auch in der Gesellschaft auf seiner Ansicht über den Zweikamps beharren würde, und das Unerwartete, Unglaubliche war geschehen! Und wenn ein Mensch von diesem Schlage sagt: „auf Lebe^ und Tod", dann nimmt er es auch ernst. Toporeanu schlich sich unbemerkt ins Buffetzimmer; ein Gläschen Kognak verhalf ihm zu einiger Ruhe und Kaltblütigkeit. Die Gäste blieben nicht mehr lange. Was lag ihnen jetzt noch an dem Tanz, an dem Souper? Sie hatten ja an den Ereignissen des Abends eine herrliche Ueber- raschung gehabt, .und die wollte anderwärts, zu Haust oder in der Konditorei Capscha ungestört besprochen sein Madame Zoe kam zurück und bemühte sich vergebens, die Flucht der Gäste zu verhindern. Toporeanu erzählte ihr in kurzen Worten, was vorgefallen war und empfahl sich gleich darauf. Calins Ausbruch hatte Maritza ganz niedergedrückt. Regungslos, wie eine Sünderin saß sie da, und selbst als der Konflikt seinen dramatischen Höhepunkt erreichte, ver mochte sie sich nicht zu bewegen oder ein Wort hervor zubringen. In ihrem Innern tobte es. Sie fühlte sich schuldig, ihr unfreundliches Verhalten hatte ja den Zor- nesausbruch Calins veranlaßt, und so trug sie auch das Verschulden an dem Duell. Und in ihrer erregten Phan tasie sah sie schon auf dem Rasen einen blutüberströmten Mann in Todeszuckungen liegen. Ciuspescu stand besorgt neben seiner Tochter. „Was fehlt dir, mein Engel? Du bist so bleich, mein Liebling!" Maritza verlor allmählich das Bewußtsein, sie lispelte: „Rotes Blut auf grünem Rasen —" Die letzten Gäste waren eben verschwunden. Maritza ward von einem heftigen Krampf erfaßt und sank ohn mächtig dem Vater in die Arme. Madame Zoe eilte hinzu und jammerte: „Zu Hilfe-! Zu Hilfe! — Mein Kind!" — 8. Kapitel. Als Toporeanu in seiner Wohnung eintraf, hatte sick seine Aufregung Wohl schon gelegt, allein so ruhig war es in seinem Innern noch noch nicht, daß er hätte Schloff finden können. Er rauchte eine Zigarette nach der ander« und ging in seinem Zimmer studenlang auf und ab, um sich müde zu laufen. Dabei untersuchte und beurteilte er seine Lage ziemlich objektiv. Das Duell muß nun ausAe-,