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Wen-§tiin-e llnlechMWgsheilM E wrikrpitü Stttrmg (AMsblsty Der Erde von Oerkedalen. Roman von Silas Hocking. 89) (Nachdruck verboten.) Wohl kannte er den bitteren Zwist zwischen seinem Baier und Olgas Großvater, aber da würde ja gerade die Heirat das beste Heilmittel sein. Außerdem, daß Olga Mr ibn bestimmt war, sagte ihm eine innere Stimme; er wollte sich aussprechen, sobald sich nur ein geeigneter Mo ment fand. Mit Samt und Seide angetan erschien endlich Frau Söderström auf der Bildfläche. Sie pries seinen Mut, machte ihm ihr Kompliment über seine Reitkünste und sagte so viel Schmeichelhaftes, daß er sich ganz verwirrt fühlte „Sie denkt natürlich, ich bin ihr Neffe/ dachte er bei sich. „Ob ich's ihr sage?" Er wurde zuletzt ganz verlegen; er hätte sie so gern über seine Person aufgeklärt so gern von Hans gesprochen, aber Frau Söderström ließ keine Pause in der Unter haltung auftommen. „O Olga," rief sie, nachdem er sich verabschiedet hatte, „dieser junge Mensch gefällt mir. Mögen die Freisinni gen sagen, was sie wollen, das Blut kann sich doch nicht verleugnen — neben diesem verschwindet der andere voll ständig." „Er gefällt mir auch," gab Olga zu, „aber Hans kann sich sehr wohl neben ihm behaupten." Frau Söderström schüttelte energisch den Kopf. „Sie sind so verschieden wie Tag und Nicht." „Ich laste nichts auf Hans kommen." „Ich glaube wahrhaftig, du kauerst ihm nach." „Nein, Mutter, aber ich könnte einen Bruder nicht mehr lieben." „Unsinn." „Das ist kein Unsinn; ich gebe zu, daß unsere Ver lobung ein Irrtum war, wir liebten uns. nicht wie Braut und Bräutigam, aber meine Ansicht über seinen Charakter bleibt dieselbe." „Hoffentlich wirst du den neuen Vetter ebenso schätzen —" „Wer weiß, ob er mein Vetter ist." „Du bist ein merkwürdiges Mädchen, Olga." „Mutter, dieser ist kein Söderström." r „Olga, du ärgerst mich durch solche Reden." „Dann wollen wir das Gespräch lieber abbrechen." „Tun wir das," sagte die Dame und rauschte aus dem Zimmer. Inzwischen eilte Johann auf das Schloß; er sah sich nach allen Seiten um. Wie imposant, wie großartig mach te sich das mächtige Gebäude mit den weit ausgedehnten Parkanlagen. „Wie groß, wie edel von Hans, daß er alles so schnell aufgab," dachte er bewundernd. „Aber freilich ein bischen übereilt. Es sieht ihm ganz ähnlich. Vielleicht schätzt er es nun um so höher. Wäre er doch erst wieder in seine Rechte eingesetzt!" Peter erwartete seinen Besuch mit klopfendem Herzen. Sobald er hörte, der junge Mann sei da, kam er ins Zimmer geschlürft. Johann stand mit dem Rücken gegen das Licht, so daß Peter seine Züge nicht deutlich erkennen konnte. „Sie wissen Wohl, weshalb ich zu Ihnen schickte?" fragte Peter. „Ja, ich las Ihren Brief." „Und er — hat Ihnen gesagt — wer — Sie sind?" „Sie meinen meinen Vater?" „Ich meine Adolf Funke, er hat Sie Wohl über den Irrtum aufgeklärt?" „Ja, es tut mir so leid, daß Hans sich so leicht durch einen Betrüger hat einschüchtern lassen. Er hätte warten sollen." „Warten? Worauf denn warten?" „Auf meines Vaters Aufklärung, denn Hans ist den noch Ihr Enkel." „Zum Kuckuck! Bleibt Funke denn immer noch bei der frechen Behauptung?" „Mein Vater hat noch nie gelogen." „Beim Zeus," rief Peter, „ich laste mich nicht betrü gen. Sehen Sie, die Versuchung mag groß für ihn ge wesen sein, aber Glück hat er mit seinem Schwindel nicht gehabt." Johann lächelte. „So groß die Versuchung auch war, seine bessere Natur hat doch gesiegt, er hat mir alles erzählt, er hat Sie nicht betrogen." „So halten Sie sich in der Tat für Adolf Funkes Sohn?" „Ja, ich vertraue meinem Vater unbedingt." Peter schüttelte verwirrt den Kopf. „Man sagt, ich sähe meinem Vater sehr ähnlich," be- mertte jetzt Johann, „wollen Sie mich nicht einmal ge nau ansehen?" Schweigend wechselten Sie die Plätze und Peter blickte den jungen Mann durch seine Brille scharf an. Endlich stieß er hervor: „Tor, der ich war?" Dann vergrub er sein Gesicht in den Händen und stöhnte: „Verschwört sich denn alles gegen mich?" „Sind Sie endlich überzeugt?" fragte Johann, der trotz der gebrochenen Haltung des Alten kein Mitleid verspürte. „Das bin ich, so wahr ich hier stehe." „Dann brauchen Sie mich Wohl nicht mehr?" „Jetzt nicht, aber bleiben Sie in St. Aubyn. ich will der Geschichte auf den Grund gehen." Auf dem Rückwege drängle es Johann, noch einmal bei Olga porzusprechen. Er hatte das Gefühl, daß er sie nicht länger in Ungewißheit lassen dürfe. Wollte er um sie werben, so. durfte dies nicht unter falschen Voraus setzungen ihrerseits geschehen. Sie stand am Gartentor, als er den Weg entlang kam und hatte ihm ihr Gesicht zugewandt. Hatte sie vielleicht sein Kommen geahnt? Er sah ihr aufmunierndes Lächeln und eilte zu ihr. Es war, als verständen sie einander bereits ohne Worte. „Ich war bei Ihrem Großvater," begann er in sei- VS-«»-iS U ««« -» VS. «-SV»-»» iS s 2