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L s s — -N " 2 L L, N >b « « — L L «.» K. «L s^r« LZ ssr»LSs«LSKeSA»sLZ l'anrenürme. :: Die furchtbare Wirkung unserer 42-Zentimeter- Geschütze, der sogenannten Brummer, die sich im Volks- munde unter der Bezeichnung „Die dicke Bertha" eines berechtigten Ansehens erfreuen, hat im gegenwärtigen Krieg zunächst unser Augenwerk auf die Festungen und Panzer türme gelenkt. Die als uneinnehmbar geltende Festung Lüttich und auch das als stärkste Festung der Welt gel tende Antwerpen waren überreich mit Panzertürmsn aus- gestattet, doch diese letzteren vermochten nicht, den raschen Fall der beiden genannten Festungen aufzuhalten oder gar zu vereiteln. Unsere Brummer haben sine gar zu deutliche Sprache geführt, die kein Einwand aufkommen ließ und auch niemals einen solchen aufkommen lassen wird. Uns allen sind die Bilder noch deutlich im Gedächtnis, die auf Wunsch des Kaisers angefertigt wurden und die die verheerende Wirkung der 42-Zentimeter-Geschosse in den Befestigungen und Panzertürmen von Lüttich und seiner Vorwerke darstellen. Die Wirkung der modernen Geschütze, die so von großem Einfluß auf die Entwicklung des Panzerschutzes und der Kriegsschiffe wurde, hatten zur Folge, daß man auch be züglich der Festungen sich für den Panzerschutz entschied: Eine Verstärkung der Festungsmauern war nicht mehr mög lich, schon deshalb, weil die Schießscharten zu starken Mauern ein genügendes Bestreichen des Vorgeländes verhindern und weil außerdem den verheerenden Wirkungen der Bri sanzgranaten damit keineswegs erfolgreich begegnet wer den konnte. Zunächst versuchte man, den angestrebten Schutz durch Verwendung der gewöhnlichen Schiffspanzerplatten zu er reichen, wie beispielsweise bei den Anfangs der Siebziger jahre erbauten Panzerforts von Portsmouth und Ply mouth. Später suchte man seine Zuflucht zu dem zuerst durch Gruson im Jahre 1860 hergestellten Hartengutzpanzer, der sich außerordentlich bewahrt hat. Bei diesen Panzerun gen, an deren glasharten Oberfläche auch die besten Srahl- geschosse abprallten, ohne daß wegen des allmählichen Ueber- ganges in die inneren weicheren Schichten ein Springen oder Abblattern der harten Schicht in größerem Umfange statt fände, können Plattendicken angewendet werden, die sonst nicht herstellbar sind und die eine genügende Widerstands fähigkeit auch gegen die schwersten Geschosse verbürgten. Tie sich daraus ergebenden großen Eigengewichte, die den Hartgußpanzer von der Anwendung auf Schiffen zu nächst ganz ausschlossen, sind außerdem noch vorteilhaft für Sie Vernichrung der lebendigen Kraft der auftreffenden Geschosse. Seitdem ist das, wie uns die Ereignisse bei den beiden belgischen Festungen, und auch der dritten, Namur, bewerten, anders geworden. Mir der Beendigung des gegenwärtigen Weltkrieges wird man wohl einsehen gelernt haben, daß die Banzertür- me. und wenn sie noch für so stark gehalten werden, keinen hoch zu veranschlagenden Schutz mehr bieten, wenig stens nicht mehr gegen die neuesten deutschen und öster reichischen Geschütze. Aber, trotzdem entbehrt es nicht des Interesses, einiges über die Bauart der Panzertürme zu erfahren. Diese gepanzerten Schutzwehren werden entweder als feststehende Panzerfronten, oder Batterien, oder als Treh- türme verwendet. Erstere Anordnung ist natürlich sel tener, da sie nur dort zweckmäßig ausgeführt werden kann, wo ein verhältnismäßig beschränktes Schußfeld zu bestrei chen ist, werden in der Regel Panzertürme angewendet, deren Geschütze durch die Drehung des Turmes nach allen Richtungen feuern können. Ihre allgemeine Annahme durch die Heeresverwaltun gen, basierte auf der Annahme, daß ein durch Panzer voll kommen gesichertes Geschütz, das sich samt dem Lrehturm rasch gegen jeden Punkt des Vorfeldes wenden läßt, be züglich seiner Wirkung dreimal so viel" wert sei, als ein gleiches Geschütz in der sonst gebräuchlichen Aufstellung auf dem Wallgang. Man erspart sich also nicht nur Ge schütze, sondern auch Raum und infolge dessen auch Bau,, anlagen. Ein gewöhnliches Fort mit 30 Wallgeschützen kostet etwa zweieinhalb Millionen Mark, während ein Fort mit drei Drehtürmen zu je zwei Geschützen und überdies sechs Geschützen auf offenem Wall etwa eine dreiviertel Million Mark beansprucht. Auch, bei den Drehtürmen wurde vor der Einführung des Hartgusses, die im Schiffswesen geltenden Typen einfach übernommen und deshalb hatten die ersten Landpanzer- türme genau die Gestalt und Einrichtung der Türme der Panzerschiffe. In dir ersten Zeit waren es vornehmlich die Franzosen, die mit großer Rührigkeit an die Lösung der hier in Frage kommenden Aufgabe herantraten. Eine der ersten Kustruktionen der Panzertürme moder ner Art stammt von dem Franzosen Mougin. Es ist dies deshalb von Interesse, weil er gelegentlich der Schieß- Versuche, die Ende 1885 bez. 1886 in Bukarest, gleichzei tig mit einem Grusonschen Drehturm, angestellt wurden, sich als minderwertig erwies. Mougins Panzerturm be steht aus drei Stockwerken, der Turmkuppel mit den Ge schützen, dem Raum für die Bedienungsmannschaft und dem unterirdischen Raum, indem die Hilfmaschinen instal liert sind. Die Kuppel stellt sich als ein aus drei vertikalen Plat ten von 45 Zentimeter Dicke und zwei horizontalen Deck platten von 18 Zentimeter gebildeter Zylinder dar, ist also nicht eine eigentliche Kuppel, da gewölbte Platten nicht Vorkommen. Der Turm ragt mit seinen zwei Geschützen nur etwa einzn Meter über den natürlichen Boden, bezie hungsweise dem durch Erdschüttung verdeckten inneren Pan zerschutz, dem sogenannten Borpanzer, hervor. Letzterer besteht aus Hartgußplatten und er bezweckt, den Dreh mechanismus zu schützen. Derselbe besteht aus einem be weglichen Panzerring, der mittels einer Blechkonstruktion auf einem hydraulische Kolben des Pfeilers ruht auf einer Flüssigkeitssäule, was die Drehung des Turmes ganz we sentlich erleichtert. Die Dimensionen des Turmes sind 4 Meter innerer, 4,8 Meter äußerer Durchmesser, und jede der drei senkrech ten Walzeisenplatten wiegt etwa 19 SOO Kilogramm, während die beiden Deckplatten zusammen ein Gewicht von 19 000 Kilogramm aufweisen. Tie Armierung besteht aus zwei großen Geschützen, System Bange, welche, einschließlich der sonstigen Verrichtungen, 29 Mann Bedienung erfordern. Das Heben und Senken der Geschütze geschieht Lurch eine Vorrichtung, die sehr einfach ist und durch Menschenkraft getrieben wird. Tie Lafetten sind zum Auffangsn des Rückstoßes mit einem System von Glhzerinbremsen und Bellevillefedern versehen. Tas Abfeuern der Geschütze geschieht durch Elsktriz^ tät, und zwar selbsttätig, sobald der Turm in eine bestimmte Richtung gedreht wird, auf welche der elektrische Kontakt eingestellt ist. Die Weisungen zum Drehen und Richten des Turmes seitens des in demselben befindlichen Kommandan ten erhält der bei den Hilfsmaschinen postierte Maschinist mittels Telephon. Zur Abgabe eines Schusses, bezw. Ein stellung des Turmes in die Schußlinie, samt allen damit verbundenen Manipulationen, wird eine Minute erfordert, also 60 Schüsse in der Stunde, mit völliger Treffsicherheit auf ein nur wenige Quadratmeter großes Ziel in mehrere Tausend Meter Entfernung. Den Drehtürmen kommt der Vorteil zu, namentlich seitdem man sie mit Minimalscharten ausrüstete, daß sie nach Abgabe des Schusses, um neuerlich zu laden, vom Feinde abgedrcht werden können. Indes schließt dies die Gefahr des Getroffenwerdens keineswegs aus. Der öster reichische Oberstleutnant Schumann versuchte zuerst, durch seine versenkbaren Lafetten diesem Ilebelstand zu begegnen. Die Franzosen haben ihrerseits durch zwei Konstruktionen dasselbe Ziel zu erreichen angeftrebt. Die eine derselben rührt von dem Obersten Sourian her. Der Kuppelturm mit den Geschützen schmiegt sich hier hart an den Vorpanzer an' und ruht auf einem Blechzhlinder, der mit einer Taucherglocke in Verbindung steht. Ter Turm wird daher durch die letztere, die in einem großem Wasserreservoir schwimmt, getragen. Tas Triebwerk greift in den Zahn kranz deS Turmes ein und dadurch wird die Drehung be wirkt. TaS Heben und Senken des Turmes findet durch ein Hebelwerk statt, das auf dem Boden oberhalb des Reservoirs und in Verbindung mit dem Zylinder ange bracht ist. , Eine andere Konstruktion rührt von dem französischen Oberst Bussieres her und sie basiert gleichfalls auf hydrau lischen Einrichtungen. Sie sind aber weit komplizierter, als diejenigen des Sourian'schen Turms, und eine Beschrei bung derselben würde zu weit führen.