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Lie ersten Kviegsmonate sind vorüber. In man cher Lage schon hat Heinz Weller beruhigt an das in seinem Besitz befindliche Gist gedacht. Oft war seine Hand prüfend über die Stelle seines Rockes geglitten, wo es sicher eingenäht ruhte. Auf Vorposten, beim Sturmangriff, auf Patrouilleritten unter feindlichem Feuer — in jeder Gefahr schien's ihm ein treuer, gu ter Begleiter, eine letzte Rettung. Heinz Weller war lein Feigling, im Gegenteil, er war ein Draufgänger, wie nur einer. Schon seit Wochen schmückte das Kreuz von Eisen seine Brust, und sein Hauptmann schätzte ihn hoch ein und war ihm zum Freund geworden. Es war ja nicht Feigheit, wenn man verstand, zur rechten Zeit ein Ende zu machen. Sterben mutz jeder Erdge borene, und was ist schlietzlich auch das längste Leben? Vita somnium breve! Tas Leben ein kurzer Traum! llnd für ihn war's reich und schön gewesen, reich an Erfolg, verschönt durch Liebe, wenn man Eltern- und Geschwisterliche darunter versteht. Und daß keine Frau, keine Kinder um ihn trauern würden, falls er nicht heimkehrte, das war ja ein erleichternder Ge danke. Wenngleich die Lotte — ja, die würde vielleicht um ihn weinen. Aber sie war noch so sehr jung, und es wäre ihm als Frevel erschienen, das liebe Ge schöpf in der Erregung des Kriegsausbruchs an sich zu fesseln. Wenn er gesund zurückkam, dann, ja dann — ach Lotte, liebe, liebe Lotte! Was für Gedanken löste das kleine Fläschchen in der hölzernen Hülle immer wieder in ihm aus. Er liebte es, wie man einen guten treuen Freund liebt- Umzingelt! Schreckliche Gewißheit: durch ein un glückliches Mißverständnis abgeschnitten vom Regi ment. In kurzer Zeit würde man den Russen aus geliefert sein. Jeder Versuch, durchzukommen, wäre ein nutzloses Opfern von Menschenleben. Es blieb nichts übrig, als sich ins Unvermeidliche zu schicken, das sahen die Führer ein, das fühlten dumpf die Mannschaften. Heinz Weller hatte eine Kugel im Fußgelenk sitzen. Unter heftigsten Schmerzen nur konnte er sich, notdürftig verbunden, auf dem Pferde haften. Entsetzlicher Gedanke, verwundet in die Hände der Russen zu fallen! Jetzt schien ihm der Augenblick gekommen, ein Ende zu machen. Dem Vaterlande konnte er nichts mehr nützen, und er durfte ins große Dunkel eingehen mit dem erhebenden Bewußtsein: wir siegen. Sein winziges Einzelschicksal kam gar nicht in Betracht in dieser Zeit, da der Tod seine reichste Ernte hielt seit Menschengedenken. Ter Hauptmann, neben dem Heinz Weller ritt, sprach lebhaft aus ihn ein. Toch er hörte nur den Klang der Worte, ohne ihren Sinn zu erfassen. Ein Schnitt, und das Gift lag in seiner Hand — kalei doskopartig glitten allerlei Erinnerungen und Bilder aus seinem Leben an ihm vorüber; unbedeutende Schulerlebnisse, der Geburtstag, der ihm die ersten Schlittschuhe, gebracht hatte, die Taufe eines Brüder chens — wo mochte der Hans jetzt stehen? Er sah sich als Sekundaner im Theater bei einer Schülervorstel lung. Ter „Prinz von Homburg" wurde gegeben, dieses echte Preußenstück, das so stark auf die Jugend wirkt. Und die Verse klangen in ihm wieder, die wun derbaren Verse Kleists, in denen der junge Prinz, dem schon das Grab geschaufelt ist, um sein Leben jammert: „O, Gottes Welt, o Mutter, ist so schön! Latz mich nicht, fleh' ich, eh' die Stunde schlägt, Zu jenen schwarzen Schatten niedersteigen! 7 — Gott des Himmels! Seit ich mein Grab'sah, will ich nichts als leben —" „Nichts als leben." Heinz Weller wiederholt in Gedanken die drei Worte, und plötzlich fleht die Mutter vor ihm und Lotte, und er denkt an seine Arbeit, die der Vollendung harrt. Tie zwar nur ein geringer Baustein für eines der großen Gebäude der'Wissen schaft sein wird, die aber vielleicht nur gerade er so leisten kann — — Was alles birgt das eine kurze Wort: leben! Krampfhaft hält Heinz Weller die Holz- MKe mit ihrem vernichtenden Inhalt fest, er fühlt Acht mehr die Schmerzen im schwerverletzten Fuß, er Höhtet nicht mehr dis Gefangenschaft, er fürchtet nur noch das Gift in seiner Hand. Nun reiten sie an einem an seinen Ufern. Heinz Weller hebt die Hand, holt aus, und in weitem Bogen fliegt ein kleiner Gegen- Weiher vorüber. Ter Mond spiegelt sich darin, schlanke Birken wiegen sich, vom Abendwind bewegt, stand ins Wasser. „Na, was machen Sie denn da, Weller?" so fragt der Hauptmann, und Heinz antwortet lächelnd und mit Heller Stimme: „Ich habe mich eines unnützen Ballastes entledigt, Herr Hauptmann." Tann atmet er tief auf, ganz erfüllt vom starken Willen zum Leben. Es ist ihm klar geworden: leben heißt frei sein, selbst in der Gefangenschaft, frei für alle Glücksmög lichkeiten, die nur das Leben geben, für alle Taten, die nur ein Lebender vollbringen kann! Harrs und Hof. Wie man Milch trinken soll. ud. Es gibt eine richtige und eine falsche Art des Milchtrinkens, und die Mehrzahl von Leuten trinkt Milch aus eine falsche Weise. Hierin ist ein Hauptgrund zu su chen, weshalb sie so oft vielen Leuten nicht bekommt. Die Milch enthält alle die^nigen Bestandteile, welche erfor derlich sind, um die physische Gesundheit derjenigen Per sonen zu stärken, welche sie richtig zu genießen verstehen. Tatsächlich würden sich viele Leute einer bedeutend besse ren körperlichen Gesundheit erfreuen, wenn ihre regel rechte Nahrung in Milch und Weißbrot bestände. Be sonders trifft dies für zartgebaute Personen zu, deren Verdauungsorgane geschwächt sind. Personen, welche un ter nervöser Schwäche zu leiden haben, können kein Fleisch verdauen und werden aus einer Milchdiät große Vorteile ziehen. Die Milch darf nicht in langen Zügen, wie z. B. Wasser, getrunken werden, man soll sie langsam in kleinen Schlucken zu sich nehmen, ungefähr einen Teelöffel voll jedesmal. Die Art des sehr langsamen Milchtrinkens hat ihre wissenschaftliche Begründung. Sobald die Milch mit den Magensäften zusammen kommt, käst sie. Nimmt man nun einen großen Zug und die große Quantität gelangt in den Magen, so bildet sich ein großer Käseklumpen, den die Verdauungssäfte nicht so leicht verarbeiten können. Ein kleiner Schluck Milch gibt nun eine ganz kleine Käsemenge. Wenn man also ein Wasserglas voll Milch in kleinen Schlucken langsam trinkt, kann man leicht ein sehen, daß das Resultat in einer Zahl von kleinen Klümp chen bestehen wird, wovon jeder schnell durch die Magen säfte verdaut werden kann. Wo eine besondere Ernäh rungsari wünschenswert ist, wie z. B. bei sehr schwachen Personen oder bei Rekonvalesszenten, kann man Nah- rungsmittelprävarate hinzufügen oder auch Kindernähr mittel, von denen man weiß, daß sie absolut stärkesrei sind. Es ist unklug, der Milch für schwache Personen oder In validen stärkehaltige Nahrungsmittel zuzusetzen, in der Annahme, daß diese leicht verdaulich seien, denn im Ge genteil sind sie sogar sehr schwer verdaulich. Milch allein ist viel besser für Personen, die eine sehr schwache Verdau ung besitzen, aber das eine große Erfordernis, auf welches immer wieder hinzuweisen ist, besteht in der Notwendig keit, dieselbe langsam und in sehr kleinen Quantitäten zu trinken mit Zwischenräumen zwischen jedem einzelnen Schluck. In neun Fällen von zehn wird Milch, welche auf diese Weise genommen wird, außerordentlich gut be kommen, wenn sie sonst nicht einen Fehler hat. Wasser kann man Wohl in langen Zügen ohne Gefahr trinken, vorausgesetzt, daß der menschliche Körper nicht schwach oder durch Laufen oder irgend eine andere Tätig keit überhitzt ist; aber Milch sollte stetsnur langsam ge nommen werden. Bunke Skeine. Kindermund. Lehrer: „Fritzchen, wenn du dir ein Haus kaufen willst, das 30 000 Mark kostet, und hast nur 20 000 Mark, was brauchst du dann noch?" Fritzchen: „Eine reiche Frau!"