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* -- " ^rr rt Z s.8_.L^ ZL> s 2. ?? K " » « Z § A' A Z S ein Geschäft hatte. Woher sollte ich da wissen, daß du mit Pferden zu tun hattest?" Hans blickte träumerisch ins Weite, seine Gedanken schweiften in die Vergangenheit, wo sie in der letzten Zeit selten geweilt haften. „Wir waren erst wenige Monate vor meiner Abreise in die Stadt gezogen. Vorher lebten wir auf einer Farm, die ringsum von Urwald umgeben war," sagte er endlich. „O, erzähle mir davon; ich möchte so gern wissen, wie es in einem Urwald aussieht." „Dort ist alles ungepflegt und wild, wie die Natur es hervorgebracht hat, — weite Strecken mit dichtem Wald und Gebüsch" „Und in einer solchen Gegend habt ihr gelebt?" „O, es war gar schön da. Ich denke stets mit Freu den an jene Zett zurück. Da war ich von früh bis spät mit meinem Johann zusammen, und wir konnten tun und lassen, was wir Lust hatten." „Da mögt ihr schönen Unfug getrieben haben." „Mitunter ja, aber wir konnten auch vernünftig und fleißig sein." „War Johann ein netter Junge?" „Der netteste und beste auf der ganzen Welt. O, Olga, wenn du ihn kenntest, würdest du michst gar nicht mehr ansehen. Er ist so frisch und mutig, ich sage dir, ein schnei diger Junge!" „Er wird sich Wohl auch inzwischen verändert haben." „Ja," antwortete Hans, und ein trauriger Ausdruck glitt über sein männlich schönes Gesicht, „es sind schon zwei Jahre her, seit er mir zuletzt geschrieben. Seitdem sind meine Briefe als unbestellbar zurückgekommen." „Kinderfreundschaften haben meist nicht lange Be stand," versetzte Olga altklug. „Ich bin auch mit den Mädchen nicht mehr befreundet, die früher mein ein und alles waren." „Aber Johann war mir mehr als ein Bruder, mein zweites Ich. Ich werde ihn nie vergessen, und ich weiß, auch er vergißt mich nicht." „Du sprichst doch so selten von ihm." „Wozu amh? Großvater mag von ihm und meinem Pflegevater nichts wissen. Schon der Name regt ihn auf, aber für mich bleibt Johann stets derselbe." „Warst du wirklich glücklich in Australien?" „Ja, Olga, glücklicher als hier, ausgenommen die letz ten zwei Monate." „Warum denn mit Ausnahme dieser?" „Weil ich da eine Freundin gefunden habe, die mich versteht." „Meinst du mich?" „Gewiß meine ich dich, mein liebes Baschen." „Aber ich besitze doch keine der Eigenschaften, die du von deinem Johann rühmst." „Du bist ein Mädchen, das wiegt das andere auf." „Wirklich?" fragte sie lachend und blickte ihn schelmisch an. ,Zch dachte, das gerade wäre ein Hindernis." Er schwieg einen Augenblick. Sie waren auf einer Seinen Anhöhe angekommen, die eine prächtige Hussicht auf das Meer gewährte. „Halt, Fuchs!" rief er seinem Pferde zu und brachte es zum Stehen. „Hier, Olga, ist mein Lieblingspunkt in der ganzen Gegend." „Es freut mich, daß du das Meer gern hast!" „Ich liebe es, Olga, es weckt meine schläfrige Natur zu frischem Leben, es regt große Gedanken in mir an." Olga lächelte einverstanden. „Du sprichst wie ein Dichter. Ich wußte gar nicht, daß du so poetisch sein kannst." „Und ich wußte nicht, daß du so spotten kannst," gab er zurück. „Vorwärts, Fuchs!" rief er dann und setzte, zu Olga gewendet, hinzu: „Wir kommen sonst zu spät zum Essen." „O, ihr Männer," lachte sie, „wenn sich bei euch der Hunger meldet, ist alle Poesie vergessen; ich glaube wirk lich, der Anblick eines gedeckten Tisches geht dir über die schönste Fernsicht." , „Wenn ich hungrig bin, ja." s 5 „Ich denke nicht mehr an Hunger, wenn ich das Meer sehe. Ich habe ost stundenlang am Strande gelegen und bei dem köstlichen Rauschen der Wellen alles um mich her vergessen." Der Rückweg führte die beiden durch das Dorf St. Aubyn, das zu dem Gute gehörte. Etwas abseits von dieser Straße sahen sie eine Anzahl Knaben beieinander stehend Dorthin lenkte Hans das Gefährt, um zu sehen, was sie vorhatten. Da erblickte er ein junges Mädchen, etwa in Olgas Alter, nur größer und stattlicher. Sie stand gegen einen Baum gelehnt. Den Kopf mit den blitzenden Augen hatte sie zurückgeworfen und drohend die Hand ausgestreckt Zu ihren Füßen lag ein winselndes Hündchen. „Schämt euch, ihr Buben," rief sie. „schämt euch, wie könnt ihr ein armes, unschuldiges Tier so mißhandeln!" „Es ist doch gar nicht Ihr Hund," knurrte der größte der Knaben, es geht Sie gar nichts an," wagte er ein wenig kleinlaut hinzuzufügen. „Es geht mich nichts an?" rief sie; „ich meins doch. Wollen Sie mir nicht einmal Ihre Peitsche leihen?" wandte sie sich an Hans und ging dem Wagen einen Schritt entgegen. „Ich verstehe nicht recht —" sagte Hans, wahrend er, Olga die Zügel zuwerfend, vom Wagen sprang. „Herr," sagte der große Junge, der der Anführer der anderen zu sein schien, „wir spielten mit unserem Hund, und da ist die Dame dazwischen gekommen und hat ihn uns weggeommen." Wie seid ihr zu dem Hund gekommen?" „Wir haben ihn gefunden; er hat keinen Herrn, also gehört er uns," fiel der ganze Chor ein. „Was habt ihr den mit ihm gemacht?" „Wir haben mit ihm gespielt." Während dieser Unterredung hatte sich Dora — denn sie war es — zu dem geängstigten Hündchen niedergebeugt und es liebreich gestreichelt; jetzt aber richtete sie sich zu ihrer ganzen Höhe auf und rief empört: „Das nennt ihr spielen, wenn ihr ihn fast zu Tode quält? Wißt ihr nicht, daß ihr ihn beinahe ertränkt hattet? Schämt euch und geht nach Hause; den Hund bekommt ihr nicht wieder." „Auf keinen Fall," fiel Hans ein. „Seid froh, daß ihr so leichten Kaufes davongekommen seid, aber nun macht, daß ihr fortkommt " „Ich danke Ihnen für Ihr Eingreifen," sagte Dora, indem sie ihre schönen, dunklen Augen voll zu ihm auf schlug. „Sie kamen gerade zur rechten Zeit." „Es war eine glückliche Fügung," antwortete Hans, und er blieb wie angewurzelt stehen. Was das Mädchen für wunderbare Augen hatte! Es war, als banne sie ihn förmlich mit ihrem Blick. Er mußte sich gewaltsam zusam mennehmen, um sich auf sich selber zu besinnen. Dann zog er grüßend den Hut u^> stieg wieder in den Wagen. 4. Kapitel. Ein Besuch im Dorfe. „Kennst du die Dame?" fragte Olga, nachdem sie eine Weile schweigend weitergefahren waren. „Nein, ich wollte eben dieselbe Frage an dich richten." „Ich habe sie noch nie gesehen." „Dann muß sie eine Fremde sein, denn bei deiner um fassenden Menschenkenntis hier wäre sie dir doch sicher nicht entgangen." „Soll das ein Kompliment sein?" „Wenn du es so nehmen willst, ja." „Besten Dank! Uebrigens, Hänschen, du warst furcht bar verlegen, als sie dich ansprach." Ich habe Wohl ein recht dummes Gesicht gemacht?" „Ja, sehr," lachte sie. „Ich begreife es eigentlich selbst nicht, warum ich so befangen war." „Vielleicht hast du dich vor ihr gefürchtet, sie sah ja aus, wie die reine Amazone." „Mir erschien sie wie eine elegante Dame," war seine rasche Entgegnung.