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i ' „Seit wann bist du de«l d«, Papa?- Pag«- Gertrud neugierig. „Ich? Seit — warte einmal — seit heute vormittag »m eH." „Ach, du lieber Gott!" Frau Murmelmann fiel au» den Walken. „Und wir Unglücklichen — o, wie schändlich!" Murmelmann verzog triumphierend das Gesicht. „Geschieht euch recht, warum wolltet ihr mich hiueir» liegen. Ich habe heute früh in der Bahn alle» gehört. Dachre ich: mag doch lausen und Gegenden ansehen, wem's Spaß macht. Mir nicht. So ging ich direkt hierher, und es hat nnr ausnehmend gut hier gefallen. Wenn eS sein muß, reise ich alle Sonntage mit. — Kellner, zahlen!" Zch will nicht verraten, was Herr Murmelmann in der Zeit seiner Anwesenheit alles verzehrt und getrun ken hatte, weil er nämlich jetzt mein Schwiegervater ist, mitteilen kann ich aber, daß er sich, soweit seine Rund lichkeit in Frage kommt, seitdem führ verändert hat — er ist nämlich noch viel dicker geworden, denn seine getreue Gattin ist nie wieder zu bewegen gewesen, dieser ersten ver hängnisvollen Entfettmvgsreise eine zweite folgen zu lassen! Echo aus der Hochakmosphäre. tk Hörweite ves Schkachteudonners an der Nordsee- küfte und die Krage des dortige« Seedonners, lieber diese interessante Erscheinung macht Herr Wilhelm Krebs-Schnel sen in der „Deutschen Lustfahrer-Zeitschrift" nachstehende Angaben: Der Kanonendonner bet der Beschießung der die süd englische Nordseeküste angreifenden deutschen Luftkreuzer am Abend des 19. Januar uud bei dem Seegefechte des 12. 1915 wurde im holländischen Küstengebiet deutlich gehört. Nach Rotterdamm handelle es sich in dem ersteren Falle um eine Entfernung von 140 bis 200 Kilometern, je nach dem die Lustkreuzer schon auf See oder erst und allein an Ler englischen Küste beschossen wurden. In dem anderen Falle handelte es sich um 160 bis 190 Kilometer, je nachdem Lie Lustkreuzer schon auf See oder erst und allein an der englischen Küste beschossen wurden. In dem anderen Falle handelte es sich um 160 oder 190 Kilometer Entfer nung bis zur friesländischen Stadt Franeker, je nachdem Lie Peilung auf Helgoland, mit der vom Reichsmarineamte die Stelle des Seegefechtes bezeichnet ist („70 Seemeilen west-nordwestlich von Helgoland"), bereits auf „rechtwei- send" korrigiert oder nur mißweisend gewesen war. Diese Entfernungen sind viel zu groß für die gewöhn liche Hörweite großer Schallerscheinungen, die nach einigen Physikern schon nach 30, nach meinen eigenen Untersuchun gen an Blitz und Donner jedenfalls nach 65 Kilometern zu enden pflegt. Jene Hörweite, die tatsächlich sehr weit über diese Gren ze hinausging, bietet ein Beispiel mehr für eine fesselnde akustische Erscheinung, die erst vor wenigen Jahren durch den deutschen Physiker von dem Borne ihrer Erklärung gefunden hat.) Auf die angegebene Grenze folgt eine „Zone des Schweigens", die etwa bis zum 110. Kilometer reicht. Dann stellt sich merkwürdigerweise wieder stark zu nehmende Hörbarkeit ein. Die Erklärung ist gefunden in einem Echo an der Grenze zweier Luftschichten der Hochätmosphäre, die etwa 70 Kilo meter hoch liegt. Wahrscheinlich ist jene Grenze die In nenseite des Wasserstoffmantels, der die Erde zusammen mit den untern,. schweren Teile der Atmosphäre einhüllt. Die in solcher Weise erklärte weite Hörweite besitzt an jenem Teile der Nordseeküste noch eine besondere Be deutung. An der belgischen und an der holländischen Wasserkante ist der sogenannte Seedonner, dort ,Mistpoeser" genannt, im Verhältnis häufig. Er gehört zu den noch ge genwärtig rätselhaften Erscheinung deren Atmosphäre über verschiedenen, zumeist am Meeresstrande gelegenen Erdgebieten. Die Erklärung ist schon nach atmosphärischen, vulkanischen und ozeanographischen Seiten gesucht worden. Gleichzeitige Beobachtungen an verschiedenen belgischen Sta- , tionen führten dazu, eine Entstehungsstelle aufzusuchen. LDM belgische Physiker van Mierlo glaubte diesen Herd in der Bank de BergueS, gegenüber Dünkirchen, gefunden zu habe«. Bei Gelegenheit der neuesten Erscheinung dieser Art, am 12. August 1910, begegnete der Genter Geograph vaw de Vhver der Meinung der flämischen Strandbewohner: „Man schießt in England".) Nach den Erfahrungen de« 19. Januar 1915 liegt es nahe, infolge jenes hochatnws- ihären Echos, auch zu anderen Zeiten Hörbarkeit engli schen Kanonendonners in jenem Küstengebiete anzunehme«. Zür den belgischen BLderstrand würde da hauptsächlich der britische Krieg^afen Dover und weiterhin die Themse mündung in Frage kommen. Jene einfache Erklärung der bisher rätselhaften Erscheinung des Seedonners würde da mit durchaus gerechtfertigt sein. Farbenblindheik. > Von Dr. med. Wiedermann. » (Nachdruck verboten). Farbenblinde Menschen sind bekanntlich nicht blind, sie vermögen nur rächt, Farben genau zu erkennen und deshalb auch nicht genau zu bezeichnen. Der ausübende Künstler und der praktische Fachmann haben bei Farben blindheit viel zu leiden, denn der Sinn für Farbenharmonie und Farbenkunst geht ihnen vollständig verloren. Farben blindhell ist das Unvermögen, Farben wahrzunehmen. Ma« unterscheidet dabei zwischen einer totalen und einer partiel len Blindhell. Erstere liegt dann vor, wenn dem betreffen den Menschen der natürliche Farbensinn fehlt, resp. wenn dieser mangels Fehler Sehnerven sich nicht natürlich ent wickeln kann. Partiell ist dagegen die Farbeichlindheit dann, wenn Las Unvermögen des Farbenerkennens auf eine ob« mehrere Farben beschränkt blecht (Grün- Blau- Violett-, blindhell re.) oder wenn nur ein Auge von dieser sonderba ren Eigenschaft in Mitleidenschaft gezogen wurde. Man cher hat unter der Farbenblindheit so sehr zu leiden, daß er z. B. ein farbiges Bild als eine Photographie betrachtet. Außerdem kennt die Wissenschaft noch eine un vollständige Farbenblindheit. Diese, besteht darin, daß der Farbensinn herabgesetzt ist. In einem solchen Zustande fehlt die Feinheit der Farbenempfindung. Die Farbe« werden nur in der Nähe oder an größeren Objekten wahr genommen. Die Farbenblindheit ist ein Symptom bei Lei den des nervösen Sehapparates, wird aber auch bei ander artigen Krankheiten, wie Rückenmarksschwindsucht, Ber- grftungen Gehirnleiden rc. wahrgenommen. Bei Hysterischen und Hypnotisierten ist schließlich häufig noch eine perio dische Farbenblindhell wahrzunehmen. Farbenblinde er kennen beim Durchsehen durch eigens dafür konstruierte, sogenannte Fuchsinggläser Wohl verschiedene Farben, aber nicht den richtigen Farbenton. Interessante Untersuchungen haben ergeben, daß von 1000 Männern 30, und von 1000 Frauen nur 3 farbenblind waren. Recht zweifel haft ist die Erklärung dafür, daß der Farbensinn bei der Frau ausgeprägter sein müßte, well ihr von jeher mehr als dem Manne die Beschäftigung mit farbigen Objekten oblag . Unter 2318 Schülerinnen befanden sich in einem andern Falle nur 11, unter 2761 Schülern 76 Farben blinde. — Die Farbenblindheit spielt im praktischen Le ben eine recht nachteilige Rolle. Ein Malermeister hat mir aAen Ernstes erzählt, daß ein von ihm mit einem dunkel grünen Laubenanstrich beauftragter, neu eingestellter Ge selle Lie Laube hellrot anstrich. Solchen Enttäuschungen müßte man eigentlich, mehr als allgemein üblich ist, vorbeu gen. Mit gutem Recht werden Eisenbahnbeamte und Schiffslenker auf die Zuverläßigkeit ihres Farbensinnes ge nau geprüft. — Ob andere nicht auch Grund Laben, in dieser Beziehung vorsichtig zu sein? Splitter. Wer sich von seiner Hände Arbeit nährt, der glaubt kaum, daß Geistesarbeit den gleichen Schweiß kosten könne, er ahn: nicht, daß der Geistesarbeiter inwendig schwitzt: umgekehrt achtet der Mann des geistigen Berufes die Mühen des Handwerkers oft viel zu klein. So erwächst dort Neid, hier °Hoffart, überall aber ein höchst ungerechtes Urteil über die Ehre fremder Arbeit. W. H. Riehl.