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wir SaS graziös über den Weg trippelnde Vögelchen nicht bereits cm dem schöngezeichneten Gefieder, der wetnroten Brust, der schwarzen Stirn und den Weitz und gelb gebän» derten Flügeln erkennten. Auch sein schmetternder Gesang ist nicht zu verkennen, und wir haben Gelegenheit, uns daran zu erfreuen, ehe der kleine Gesell bei unserer An näherung mit einem zischenden „Siih", das bei ihm das Warnungssignal darstellt, das Weite sucht. Die Kapelle auf jenen Bäumen,, von welchen das ohrenzerreitzende Kon zert ausgeht, besteht aus Sperlingen, von denen eine ganze Gemeind« ihren Frühlingsgesang angestimmt hat. Zerlegen Wir ihn in seine einzelnen Töne, so bleibt nichts übrig, tüs ei» gellendes „Schilp". Da loben wir uns weiter drau- ß« im Garten einer einsamen Billa die Staare, die zwar auch etwas im Krakehlen leisten, aber doch wenigstens eine Ahnung von Roten und eine Spur von musikalische» Gehör besitze«. Bom Wiesenbach schallt ein lebhaftes „Ziwih", im Wech sel mit einem schmeichelnden „Quiriri" zu uns herüber — ersteres der Lock-, letzteres der Zärtltchkeitsruf der zier lichen Bachstelze. Das klappernde „Klecklecklecklea" im Ufer« gesträuch geht von dem Müllerchen oder der Klappergras mücke aus, einem niedlichen Vögelchen, und das laute, lustige »Leck, zeck, zeck"' von einem noch kleineren Sänger, dem klein sten unserer Heimat. Wir sehen den Knirps durch das Wassergebüsch Hüpfen, es ist der Zaunkönig, der den gan ze» Mnter munter sei» Nebliches Liedchen singt. Ein großer, oben graublau, unten rostgelb gefärbter Vogel, der gewandt wie ein Specht am Stamm hinaufklettert und diesem auch äußerlich ähnelt, läßt ein pfeifendes ,Auei" vernehmen: der Kleiber, ein harmlos guter Kerl ohm Falsch und Heimtücke. Hier und da begegnen wir einer An zahl zierlicher Vögelchen mit Weißen Backen, schwarzem Schei tel und gelbem Leib mit schwanen Streifen: vagabundierende Kohlmeisen, deren mahnendes „Sitida, sitida" nach der Bolksauslegung „Spitz' die Schari" bedeutet. „Kuckuck! kuckuck!" ruft's uns entgegen — denn wir haben nun den Wald erreicht und zählen bedächtig die ein zelnen Grütze des geheimnisvollen Frühlingspropheten, der sich immer nur hören, nie aber sehen läßt. So viele Male sein Ruf ertönt, so viel Jahre sind uns noch vergönnt — manch abergläubischer Landmann schaut auch Wohl in sein Portemonnaie und — spuckt hinein, damit es ihm während des Jahres nicht an Geld mangele. Auch sonst fehlt es im Wald nicht an Frühlingsfiimmen. Ein stattlicher Grün specht schlägt an einem Fichtenstamm emsig den Takt, wobei er sein weithinschallendes: „Guck ,guck, guck" ausstötzt. Da- Avischrn hindurch klingt das krächzende ,Mab, rab" der über den Wipfeln kreisenden Raben, der Lockruf des Kreuz schnabels: „Göp, göp", des Papageien unserer Wälder, und wenn wir Glück haben, begrüßt uns auch ein fideler Zei- fig mit seinem gemütlichen: „Diddl, diddl, diddl, dähtsch" oder „Dididdlidlideidäa", was der Volksmund lachend über setzt: „Meinem Herrn geht alles.lätsch." Jenseits des Waldes in der Nähe des Dorfes erfreuen »ns Weiden und Erlen im Schmucke ihrer gelben Kätzchen, und ein ganzes Heer geflügelter Kerbtiere tummelt sich in dem noch laublosen Gezweig, Bienen, Wespen, Käfer und Fliegen, indes nicht weit davon eine ganze Armee zier- Ächer Mücken im Sonnenschein spielt. Welch ein Sum men, Brummen und Säuseln, welch reizvolles Leben in d«t Strahlen der Lenzsonne. Nur die Grille fehlt noch, nm das anmutige Berschen der Droste-Hülshofs wahr zu machen: „Da krimmell, wimmelt es im Heidegezweige: Die Grille dreht geschwind das Beinchen um, Streicht an des Taues Kolophonium Und spielt so schäserlich die Liebesgeige. Ein tüchtiger Hornist, der Käfer, schnurrt, Die Mücke schleift behend die Silberschwingen, Daß Heller der Triangel möge klingen; Diskant und auch Tenor die Fliege surrt, Und immer mehrend ihren werten Gurt, Die Weiche Katze um des Leibes Mitten, Ist als Bassist die Biene eingeschritten." Doch genug für heute: noch sind die Tage kurz und der Weg nach Hause ist weit. Kehren wir zurück, das Herz erfüllt von Lem anmutigen Frühlingsidhll, das Ohr noch doll von den lieblichen Stimmen, mit welchen der schöne Lenz uns sein heiteres Willkommen zuruft. Mögen sie uns Glück Moderne Bcränverung. A.: „Fanden Sie »ach jechae- der innig-sinnige Wunsch des alten Kinderliebes bewachet' ten möge: „Amsel, Drossel. Fink und Staar, Und die ganze Vogelschar, Wünschen dir ein frohes Jahr, Lauter Heil und Segen!" Haus und Hof. Futkermischmehl Qual. M. nb. Von einer Berliner Firma wird unter der Be zeichnung „Futtermischmehl Qual. M." ein Futtermittel angeboten, das z. B. Getreidehülsen aller Art, sowie aus Erdnußschalen nebst Zusatz von kohlensaurem Kalk be stehen und sich ganz besonders zur Schweinefütterung eignen soll. Me gewöhnlich in solchen Fällen ist der Vorrat infolge großer Abschlüsse nur gering. Es kann angeblich nur noch ein Waggon (10 000 Kilogramm) auf die Woche zur fortlaufenden Lieferung abgegeben werden, und es ist daher möglichst telegraphischer Auftrag erfor derlich. Das Futtermischmehl kostet für je 1000 Kilo- , gramm 120 Mark fr. Hamburg, brutto für netto, ist also für die jetzigen Verhältnisse außerordentlich billig. Die Zahlung bat im Voraus bei der Bestellung zu erfolgen. Die dem Angebot beigefügte Probe dieses Futtermittels bestand, wie die Untersuchung ergab, aus rund 85 A koh lensaurem Kalk (Kreide) und 15 000 Holzmehl. Es han delt sich also, wie ja auch schon aus dem verdächtig nie drigen Preise zu entnehmen ist, um ein ganz minderwer tiges Gemisch, das gar keinen Nährwert besitzt und vor dessen Ankauf nicht dringend genug gewarnt werden kann. Unsere Abhängigkeit vom Anstande in Bezug auf Vieh und tierische Nahrungsmittel ist, wie Geheimrat Prof. Dr. Wohltmann in Halle nachweist, bet weitem nicht so groß wie meistens angenommen wird^ Im Jahre 1913 bezahlten wir, für den Kopf der Bevöl kerung gerechnet, für Rindfleisch 1,68 Mk., für Schweine fleisch 0,69 Mk., für Butter, Käse, Milch 2,91 Mk., für Schmalz und Talg 2,04 Mk., für Geflügel 1,00 Mk. und fr Eier 3,68 Mk. An dem inländischen Verbrauch war das Auslandfleisch nur mit 1,7 Prozent beteiligt. Dabek ist zu berücksichtigen, 'daß der. Jnlandfleischverbrauch für den Kopf der Bevölkerung seit dem Jahre 1900 mit 43,4 Kilogramm bis 1913 auf 58 Kilogramm, also um nicht weniger als 15 Kilogramm im Jahresdurchschnitt, zuge nommen hat. Daraus ergibt sich, daß einerseits die ein heimische Erzeugung mit dem steigenden Verbrauch durch aus Schritt gehalten hat und daß anderseits eine Ein schränkung im Verzehr um den Einfuhrüberschuß keine Beeinträchtigung der Volksernährung bedeutet. Nur bei Butter, Schmalz und Eiern fühlen wir den Einfuhrausfall, trotzdem ist auch hier der Ausfall so gering, daß wir bei weisem Haushalten mit den uns zu Gebote stehenden Nahrungsmitteln auch im zweiten Kriegsjahre aus kommen. . "k. Humoristisches. Moderen« Veränderung. A: „Fanden Sie nach jahre langen Fernsein, Ihre Heimat sehr verändert?" B.: „And wie! Auf der Wiese, wo damals Kühe weweten, stand jetzt ein« Margarinefabrik." * Englisch. Baronesse: ,senken Sie nur, Mylord, in dr« Monaten habe ich durch eine Entfettungskur dreißig Pfund abgenommen." Herr -k., ein sehr melancholischer Herr, pflegt seine» Buben recht kräftige Züchtigungen angedeihen zu laste«. Als er seinen Aeltesten kürzlich schall, weil seine Bein kleider ersatzbedürftig waren, meinte dieser treuherzig: „Oho, Papa, die hast du mebr strapaziert als ich." L.