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in der See würde Wunder bei Ihrem Zustand wirken." Jener schüttelt schwermütig das olympische Haupt. „Sprechen Sie nicht davon, lieber Doktor — wie könnte ich an so etwas denken? Da Sie mir sagen, datz meine Frau inS Gebirge muß, so —" „Ach, Ihre Frau Gemahlin würde das Opfer gern um Ihrer Gesundheit willen bringen. Doch — Sie ent schuldigen mich jetzt Wohl — meine Patienten Watten. Also einmal — überlegen Sie sich meinen Vorschlag." Abends beim Geheimrat B. kommt natürlich in kurzem das Reisethema aufs Tapet. Der Privatier S. geht wie alljährlich nach Karlsbad, um über die reichlichen Bur- gunderlibationen, die er sich künftigen Winter wieder zu scheuten beabsichtigt, sein Gewissen zu beruhigen; der Schau spieler M., der gefeierte Darsteller des Egmont und vie ler anderer Heldenrollen, will in Mattenbad die in be drohlichem Maße sich vermindernde Schlankheit seiner Taille zurückzugewinnen versuchen; eine mit drei Töchtern ge- segnete regierungsrätliche Familie plant einen Aufenthalt in dem Verlobungsbade K. in Thüringen usw. „Nnd Sie — Sie reisen also nach Skodsborg?" wendet man sich an unsere Freunde. „Wer hat Ihnen denn das gejagt?" fragt der Direktor verwundert. „Nun, ich dächte, Ihre Frau Gemahlin hätte es der Frau Baurat H. kürzlich erzählt. — Ist es nicht so,: ver ehrtest« 'Rätin?" Die Angeredete stutzt. „Von der Frau Direktor soll ich es haben? Nein, Sie irren — unser lieber Direktor hat es meinem Manne mitgereilt, vor mehreren Wochen schon!" „So, so!" Der Direktor sah unwillkürlich seine Frau an, und Liese ihn. Wie ihre Blicke einander begegnen, erröten beide. Dann äußert die Direktorin schnell gefaßt: „Auch das wird vermutlich nicht stimmen. Unser Sanitätsrat hat mei nem Manne den Aufenthalt in Skodsborg dringend ver ordnet, und von ihm werden die Herrschaften wohl die Nachricht haben. Mein Mann wollte im Gegenteil durchaus meinetwillen ins Gebirge, aber wie gesagt, da das Baden in der See für ihn von so einschneidender Wichtigkeit ist, so habe ich dies Opfer natürlich nicht angenommen." Ihr Gatte bewegt zustimmend das Haupt. Er ist im Grunde des Herzens seiner Frau aufrichtig dankbar, datz sie sich den billigen Triumph versagt, ihn wegen sei ner vorzeitigen Verkündigung der dänischen Reise zu in terpellieren. Denn er hat tatsächlich vor vier Wochen bc- retts zu verschiedenen Bekannten davon gesprochen. Sie ist Loch eme liebe Frau, und zur Belohnung für diese Dis kretton ihrerseits will er ihr großmütig die teure Reise schenken. „Nun, gleichviel,' von wem wir's wissen," wirst einer aus der Gesellschaft ein. „Jedenfalls hat es mft der Sache seine Richtigkeit. — Wann reisen. Sie denn, mein Wetter Herr Direktor?" „Heber vierzehn Tage — denke ich. Dann werde ich hoffentlich meine Geschäfte so weit aögewickelt haben." Noch eine Welle derht sich die Unterhaltung um den nämlichen Gegenstand, da-:.- geht man zu anderem über. Der Herr Direktor aber :ann es kaum erwarten, datz er mft seiner Frau wieder zu Hauss ist. Es drängt ihn, aller Unklarheit ein Ende zu machen. In seinen vier Wänden angelangt, ist denn auch das erste, was er sagt, indem er den Arm zärtlich um seine Frau legt: „Nun, Wie ist's — bist du mit deinen Vorbe reitungen bald fertig?" „Mu welchen Vorbereitung forscht sie mit gut gespieltem Erstaunen. „Ach, du weißt ja, denn es geht doch nun einmal »icht anders — wir müssen reisen — wir würden uns ja sonst lächerlich machen." „Ja, es geht nicht anders," erwidert sie voller Ueber- geugung, „wir müssen reisen!" Haus und Hof. Der Klipp-, Stock- und Salzfisch. nd. Eine reichliche Menge Zubereitungsarten gibt es für diesen nahrhaften Fisch, dessen Einführung in Hie Küche der deutschen Hausfrauen immer noch nicht in dem Maßstabe vor sich geht, wie dieses wertvolle Nahrungsmittel verdient. Um allem Vorurteil entgegenzutreten; sei erwähnt, daß der Salzfisch eingesalzener Kabeljau ist, daß feine Benennung Klippfisch ist, wenn gesalzener Kabeljau getrocknet wird, daß Stockfisch lufttrocken gemachter ungesalzener Kabeljau ist. Der unangenehme Fischgeruch des Stockfisches ver schwindet schnell, wenn man in das Einweichwasser einige Stücke frisch ausgeglühte Holzkohle legt. Gewiß, das Einweichen des Klippfisches ist zeit raubend, aber es gibt im Handel auch fertig vorbe reiteten Fisch, der nur noch der üblichen Zubereitung bedarf. Vor allen Dingen ist streng darauf zu achten, daß Klipp-, Stock- und Salzfisch niemals kochen darf, sondern nur ziehen. Man kann diese Fischarten ent weder in kaltem, weichem Wasser ansetzen, langsam erhitzen und so etwa zwei Stunden stehen lassen oder aber den Fisch in brausend kochendes Wasser legen, sofort an mäßig warme Stelle setzen und dort noch 10 Minuten ziehen lassen. Alle Beigüsse, wie sie zu Schellfisch und Kabeljau üblich sind, eignen sich auch zu diesen Fischarten. Junge Erbsen, Erbsen mit Möhren, Sauerkraut, grüne Klöße, das alles sind Beispeisen zu Klippfisch, die als gut erprobt sind. Fischbratlinge und Fischpuddings lassen sich aus Klippfischresten Herstellen, auch kalte Beigüsse diene» zur Resteverwertung. Fischkarbonaden aus Salzfische» hergestellt, sind sowohl kalt wie auch warm eine äußerst angenehme Beispeise zu Kartoffelsalat oder Kartof felmus. Nicht kalt und ablehnend stelle man sich gege» das für viele Gegenden noch unbekannte Nahrungs mittel, eine Probe in der einen oder anderen Zube reitung sollte jede Hausfrau machen. Wie alle ande ren Gerichte, so sind auch diese Sache des Geschmackes; das für den eigenen Haushalt Zusagende herauszu finden. kann nur durch Erprobung erzielt werden. Selbstherstellung von Englisch Pflaster. nd. Englisches Pflaste^kann man auf einfache Art selbst bereiten. Man gießt auf 10 g Hausenblase, die man in ziemlich kleine Stücke geschnitten hat, ein Likör glas voll Wasser. Nach dem Erweichen der Hausenblase fügt man etwas Wasser hinzu und kocht die Masse, nöti genfalls zwei- bis dreimal, eine geringe Menge Wasser zufügend, gut durch, um sie mittels Pinsels auf rosafar benen oder weißen Taffet zu streichen. Ist der erste Auf strich vollständig trocken, dann wird das Bestreichen wie derholt. Zum Schluß bestreiche man die Rückseite des Taffet mit Benzoetinktur. Bei Geschwülsten. * ob. Ein vorzügliches Mittel bei Geschwülsten und bei Lahmheiten, die mit Anschwellungen verbünde» sind, ist das Ueberschlagen der kranken Teile mit ange brühten oder gekochten Heublumen. Will man gleich zeitig auch etwas desinfizierend wirken, so kann ma» den Heublumen noch etwas Kreolin zusetzen. 1—2 Kaf feelöffel auf einen Kübel. — Das Ueberschlagen macht zwar etwas Mühe, da der Umschlag gewechselt werde» muß. sobald er kalt zu werden beginnt. Gewicht der Kälber und Fohlen bei der Geburt. bv. Man berechnet, daß Kälber bei der Geburt höch stens den dreizehnten Teil des Körpergewichtes des Muttertieres erreichen dürfen. Wenn z. B. ein Kalb 1 Zentner wiegt, so müßte die Kuh ein Gewicht von 1L Zentnern haben. Bei Fohlen soll das Gewicht den vierzehnten Teil Körpergewichts der Stute betragen. " Allzu große Kälber oder Fohlen können bei der Geburt das Leben der Kühe oder Stuten in hohem Grade bedrohen. Als die Ursachen allzugroßer Kälber oder Fohle» werden bezeichnet: 1. Zu lange Trächtigkeit über di« Zeit. 2. Mangel an Bewegung der trächtigen Tie«. 3. Soll auch eine zu große Jugend der Stiere »der Hengste eine Rolle spielen.