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Georg Philipp Telemann: Text von Ramler Rezitativ. Wohin? wo soll ich hin? / Mein rasender Gemahl verfolgt mich. Ohne Retter irr ich umher, soweit das Land midi trägt, und bin entdeckt, wohin ich irre. Keine Höhle, kein Busch, kein Sumpf verbirget mich. Ha! Nun erkenn ich dich, grausame Königin der Götter. Ungöttlidie Saturnia, wird Radisudit dich ewig entflammen? Wer kann mein Mitleid verdammen? Idi hah ein Götterkind ernährt. Du hast dich an Semelen ja mit Jupiters Blitje gerodien: was hat die Schwester verbrodien? War meine Tat des Todes wert? Rezitativ. O all ihr Mächte des Olympus, ist kein Erbarmen unter euch? / Hier sdiwank ich unter der geliebten Last, / die mein zerfleisditer Arm umfaßt; / hinfliehet, dem gescheuchten Rehe, der aufgejagten Gemse gleich / die königliche Tochter Kadinus,/ springt von Klipp’ auf Klippen,/ dringt durch Dorn und Hecken. — Nein, weiter kann idi nidit, idi kann nicht höher klimmen. . . . / Götter, adi rettet mich! ich sehe den Athamas: / an seinen Händen klebt nodi seines Sohnes Blut. / Er eilt, auch diesen zu zersdnnettern, / O Meer, o Erde! er ist da, idi hör ihn schreien, idi hör ihn keuchen! Jetzt, jetzt ergreift er mich. — / Du blauer Abgrund, nimm von dieser Felsenspitze / den armen Melicertes auf, nimm der gecpiälten Ino Seele! — Wo hin ich? o Himmel! Idi atme nodi Lehen? / O Wunder, o Wunder, idi walle im Meere, / midi heben die Wellen empor? / O wehe, mein Sohn, o wehe, mein Sohn, / er ist mir im Falle den Armen entflohn. / Mitleidiger Retter, was hilft mir mein Leben? / Ach, gib mir den Sohn! / Idi seh’ ihn, ihr Götter, von Nym phen umgeben, / stolz ragt er hervor. . . / Wem dank idi dies Leben, wem dank ich den Sohn? Rezitati v. Ihr hängt um meine Schläfe zackige Korallen und Perlen in mein Haar? Ich dank euch, Töditer Doris. Seht, o seht die Schar der freudetrunkenen blauen Götter! Sie flechten Sdiilf und Lotosblätter um meines Sohnes Haar. Wie gütig, wie vertraut empfanget ihr zwei Sterbliche wie wir! Ihr gebt uns eure Götter- kränzc und zieht uns mit eudi unter eure Tänze. „Tanz der Triton en“ (Orchester) Allegramente, Vivace, Allegramente Rezi ta t i v. Ungewohnte Symphonien schlagen mein entzücktes Ohr. / Panope! Dein ganzer Chor und die blasenden Tritonen rufen laut: / „Leukothea ist zur Göttin aufge nommen. / Gott Palämon, sei willkommen! / Leukothea, sei gegrüßt!' 4 Arie. Meint ihr midi, ihr Nereiden? Nehmt ihr mich zur Schwester an? Meint ihr meinen Sohn, ihr Götter? Nehmt ihr ihn zum Mitgott an? Ihr allgütigen Erretter, o mein Dank soll nidit ermüden, weil mein Busen atmen kann. Rezitati v. Und nun! Ihr wendet euch so sdinell zurück? / Ihr eilt mit aufgehobenen Händen? . . . Weldi ein Blich! / auf einem perlenhellen Wagen / wird der Monarch der Wasserwelt / hoch auf dem Saum der Flut getragen. / Bis an den Himmel flammt der goldene Trident. / Ich höre seiner Rosse Brausen, sehe den Gott, den zweiten Gott der Götter. / Der du mit Allmacht dieses Element be herrschest, o Neptun, mein König! tragen die Räder deines Wagens / didi in diesen inselvollen Sund und lassen den Sonnenwagen hinter sich, / mir meine Gottheit anzusagen: / ach, ewig soll mein Dank, mit jeder Sonne soll mein lauter Lohgesang / von allen Wellen widerhallen. Arie. Tönt in meinen Lobgesang Wellen, Felsen und Gestade, sagt dem guten Gotte Dank! Heil dem Gotte, dessen Gnade dich zur Göttin ausersah, selige Leukothea!