Volltext Seite (XML)
Me üben-ttunde (Nachdruck verboten.) flogen ihre dem Kriege, HWcke llnkrksltiingr-keüsge rill' weiikpitL-Zeitring (kimtsblatt) gekehrt? Zuzutrauen war solch ein Verfahren diesem energischen Mädchen. Herrgott! dachte die junge Französin, wenn ich doch Ethels Mut und Schneid besäße, dann — ja was denn dann? Hier stockte ihr Denkvermögen, denn wie die Dinge nun einmal lagen, konnte sie selbst dann nichts anderes tun, als — warten. O Gott, dieses Warten! diese ewige Un gewißheit! Sie wirkte geradezu lähmend auf alles, sogar auf die zaghafte Seele! Also, wo mochte dieses amerikanische Girl sein? Hatte sie nicht gesagt, daß sie einen Deutschen, einen Offizier liebte! — Ja, dann war sie vielleicht gar in Deutschland geblieben. Da trat Henry mit Zeichen höchster Erregung ein. Er sah ganz merkwürdig aus. Nicht in seiner Diener livree erschien er, sondern in einem bestaubten, ein fachen Straßenanzug. Verwundert schaute die Gräfin auf. „Gibt's ein neues Unglück ? Kommen die Preußen wieder?" fragte sie und zerknüllte erregt das nun stets bereite Taschentuch. Da machte der Verwundete eine Bewegung. Sofort verstummte sie; an den Aermsten hatte sie in diesem Augenblick gar nicht gedacht. Jetzt lag er wieder ruhig, nur sein Atem ging schneller als sonst. Geneviöoe wartete noch einige Augenblicke, und als er dann still liegen blieb, erhob sie sich leise und trat ins Nebenzimmer, das sie sich als Schlafzimmer eingerichtet hatte. „Nun?" fragte sie gespannt. Statt jeder Antwort überreichte Henry ihr einen Brief. Fast hätte sie einen lauten Schrei ausgestoßen, als sie den Umschlag geöffnet und die Schrift ihres Vaters erkannt hatte. Er schrieb ihr: - Ich bin wohlbehalten in Paris angelangt. Suche du mit Henry und der Zofe entweder nach England oder Südstankreich zu gelangen, denn Ste. Marguerite wird wohl von den deutschen Bar baren besetzt sein. Unsere Regierung gebt nach Bordeaux, da die Deutschen Paris bereits bedrohen. Ich schließe mich ihr an. Usw. Sie las den Brief bis zum Schluß, dann ließ sie ihn sinken und dachte: Das ist Frankreichs Ende! „Da, Henry, lies, Geheimnisse stehen nicht drin," und mit diesen Worten reichte sie dem Alten das Schreiben. Während der Diener das Schreiben seines Herrn mit wichtiger Miene, die einen gewissen Respekt auch dem Schreiben gegenüber beibehielt, las, hatte Gene vieve nur den einen Gedanken gewisser Beruhigung, daß der Vater in Sicherheit war. Sofort über schlich sich eine grenzenlose Bitterkeit bei ihr ein, die sich durch den Rat des Vaters nur noch erhöhte. „Und ich ? Ich sitze hier einfach fest, und bin schutzlos dem guten oder bösen Willen der Feinde preisgegeben!" Da gab Henry ihr mit einem viel- und auch wieder nichtssagenden Achselzucken den Brief zurück und meinte nur kurz: „Der Herr Graf sind eben nicht hier!" „Also meinst auch du, daß wir vorläufig und auch später hier nicht herauskommen?" „Nein, Gräfin! Die Deutschen wären ja auch ver rückt, wenn sie uns durchließen I Bedenken Komtesse doch nur die sehr naheliegende Spionagegefahr!" „Aaaah! Was geht mich die an ? Was haben wir mit ihr zu tun?" „Nichts und alles," gab er resigniert zurück und schaute ihr bei den folgenden Worten nicht ins Ge sicht, sondern nur starr zu Boden: „Wie sollte ich denn sonst durch die deutschen Linien jetzt zu dem Brief da gekommen sein?" Sie sah ihn groß an und begriff noch nicht ganz, was er eigentlich hatte sagen wollen. Endlich begann es auch in ihrem hier etwas langsam arbeitenden Ge hirn zu dämmern, und sie sagte: „Muß das sein?" Hart und trotzig erklang das einzigste Wort, das er ihr darauf antwortete: und so saß sie jetzt wieder am Bett des Verwundeten und dachte zum erstenmal in diesen Kriegswirrnissen an ihre Freundin Ethel Wilcox. Wo mochte sie sein? Gewiß drüben in Amerika? Oder nicht? Sollte sie die damals aus gestoßene Drohung dem Vater gegenüber wahrgemacht haben und wäre nicht wieder in ihr^ Heimat zurück- ' enry ließ sich wenig sehen, ging aber sehr viel öfter, als es sonst seine Art u gewesen war, in den Park oder Wald. / Die Komtesse kümmerte sich wenig darum. — Manchmal, wenn alles so hübsch still und ruhig um Geneoiöve war, Gedanken zurück in die Zeiten vor Morgenrot! Roman von Wilhelm v. Trotha. (30. Fortsetzung.)