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Sie gbeZMun-e Ugliclie (Inlerksikings-keiigge Llir Mikemtr-Zeitung Amtsblatt) Morgenrot! (Nachdruck verboten.) (24. Fortsetzung.) vor ein eingetragen, ja man wollte ihn nach dem Feldzuge so- Kriegsgerichl stellen! Es galt daher Roman von Wilhelm v. Trotha. nant — und auf sie geschossen hatte, die Treppe hin aufgegangen. Seine Soldaten arbeiteten gut, denn sie hatten den strikten Befehl erhalten, alle altdeutschen Beamten, die auf den Listen standen, gefangenzunehmen und deren Eigentum zu zerstören. - Da vernahm er aus einem Zimmer ein wüstes Geschrei und dazwischen den schrillen Hilferuf eines Mädchens. Er riß die Tür auf und sah, wie ein bildhübsches, junges Mädchen, kreide bleich im Gesicht, halb angezogen in der äußersten Ecke des Raumes stand, einen Stuhl vor si.h zur Ab wehr eines der zudringlichen Kerle haltend. „Zurück!" befahl der Leutnant, aber einer der „tapferen" Soldaten drängte immer dichter an Lotte heran; sein tierisch-lüsterner Blick haftete an dem halb sichtbaren Busen des schönen Mädchens, und so fuhr er zornig herum, als ihn eine Faust von rückwärts packte und zur Seite wegriß. Beim Anblick dieses Gesichtes war dem Leut nant, eine Erinnerung gekommen: das Gesicht kennst du, und das hat Vir oft im Traume vorgeschwebt: Droben am Franzosenkreuz an jenem verhängnis vollen Sonntagnachmittag im Juni! Freude und jähes Erkennen durchzuckten ihn. Die Kleine fand er bildschön. Aha, also, der Alte oder eines der männlichen Wesen mußte, ebenso wie sie, wissen, wo die verlorengegangenen Pläne waren. Die ganze Sache hatte ihm eine empfindliche Rüge für ihn: Du mußt dich besonders auszeichnen und diese Scharte auswetzsn! Hier war die Gelegenheit, wie vom Himmel ge sandt, gegeben. Na und das Mädel! Hm, parbleu, die konnte man schon mit in den Kauf nehmen! Er hatte sowieso noch kein Feldzugsliebchen, die in seidenen Röckchen auf dem Bagagewagen mitfuhr. Greif zu, sagte ihm eine innere Stimme, und so befahl er seinen Leuten, das Zimmer zu verlassen, es zu bewachen, und zu Lotte gewandt sagte er: „Sie sind gefangen! Ziehen Sie sich an! In drei Minuten haben Sie mir zu folgen!" Und noch ehe sie sich überhaupt erholt hatte und recht wußte, wie ihr geschah, war er draußen, und sie sank ohnmächtig nieder. Das war selbst für ihre sonst guten Nerven zu viel gewesen. „ürra" und „victoire!" Sie waren trunken. Vom Siege und vom Wein! Und nun begann jene „Kulturarbeit", die man den Franzosen eigentlich nicht zugetraut hätte: sie maro dierten, quälten die Schwerverwundeten, von denen sie etliche, die vor Schmerzen kaum in den Betten liegen konnten, gefangsnnahmen und wegtrieben wie Herden kranken Viehs! Das waren die Heldentaten der Söhne der — xrancke Nation! Lotts hatte eben noch das Häuschen des Vaters erreicht, als auch schon ein Trupp von sieben bis zehn Franzosen in die kleine, ruhige Straße einbog und der an der Spitze schreitende Offizier sich die Nummern der Häuser genau besah; vor dem Häuschen des Steuer sekretärs Blume angekommen, stutzte er, sah in eine Liste, die er in der Hand trug, und nickte. „On avant!" befahl er, und schon stießen die Sol daten das nur eingeklinkte Gartentor mit den Kolben ein und stürmten, alle Blumen, das Gemüse und was sonst im Garten stand, niedertretend, auf die Eingangs tür des Hauses zu. Auch sie wurde einfach einge schlagen, und diese modernen Kultursoldaten begannen nun alles, aber auch alles, was sie sanden/einfach in Stücke zu schlagen und immerzu zu brüllen: ,Monsieur Llübm, ici!" Aber Kein Herr Blühm kam. Der Offizier war, nachdem die Luft rein zu sein schien, kein Monsieur Blühm ihm und seinen tapferen Soldaten mit dem Revolver entgegengetreten war — Vorsicht ist selbst im Kriege gut, dachte der Herr Lieute- spät! Sie sind ja schon da, und soll ich auf dem einzigsten Posten, den ich vor- läufig in diesem Kriege habe, fahnen- MNLWls flüchtig werden? Nein, Lottchen, das geht niast an, wir müssen durchhalten, bis die Deutschen wieder da sind! So sauer man es uns auch machen wird! Geh schnell heim und lege deine Schwesterntracht an, dann komm hierher zurück, vielleicht kann ich dich gebrauchen, und du darfst dann den Fritz sehen!" Da war sie ganz still geworden und eilte beflügel ten Schrittes davon. Noch keine fünf Minuten waren seit ihrem Fort gang verstrichen, da kamen schon, heulend und schreiend, wilde, rothosige Soldatenhaufen um die Ecke der Straße und auf das Lazarett zugestürmt. „Vivs la krance!" „Vivs la Lepubliqus" l