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Sie gbenottunoe (Nachdruck verboten.) negszustand! Ausmarsch! mehr. — Mobilmachung I — Nun gab's kein Halten Wiclie iiMchMngs-beliM E lveiKmtL-Zeitung (Amtsblatt) Kaiser und Volk waren eins I Vor wärts dem Feinde entgegen! und jubelnd erklang das Kaiserwort: „Und nun wollen wir sie dreschen!" „Herrgott ja, das Wort verstanden alle! Dreschen, feste verhauen wollten die deutschen Männer die wel schen Brüder, die falschen Schufte überm Kanal und die grausamen Asiaten aus Väterchen Zars Riesen reich ! O, sie alle sollten schon gegerbt werden! Wem das Fell juckt, dem wuß man's ein wenig abledern, na, und das wollten unsere feldgrauen Jungens schon besorgen! , Und ehe sie auszogen, da stand mancher im schlichten Feldgrau noch am Altar, der die Hand zum Bunde zu reichen, die ihn liebte! Wer wußte, ob sich ja ihre liebenden Augen je wieder ineinander versenken oder die Hände ineinander verschlingen würden?! Da waren auch zwei ganz junge Menschenkinder, die sich liebten und gemeinsam die Tage des Erwachens des deutschen Volkes verlebt hatten : Walter und Trude! Niemand hatte so recht in dieser stürmischen- Zeit auf sie geachtet, und dies schlaue Pärchen hatte sich auch nirgendwo vorgedrängt, sondern war froh gewesen, mit sich und seiner heißen Jugendliebe allein sein zu können. Da kam in all die herrliche Begeisterung doch etwas hinein, von dem die beiden gar nicht gedacht hätten, sich irgendwelche Gedanken machen zu müssen. Mitten hinein in die Riejenbegsisterung mischte sich da nun ein Gefühl der Beklemmung. Hinein in die köst liche erste Jugendliebe mit all ihrer kaum zu beschrei benden Süßigkeit schlich leise, ganz leise, etwas Neues: der plötzliche furchtbare Ernst des Lebens mit dem Sterben im Hintergründe! Beides nebeneinander. Daran hatten weder Walter noch Trude gedacht! Und dennoch wieder war es ein so schönes, ja fast bezau berndes Gefühl, sich sagen zu müssen: So jung und vielleicht schon dem Tode geweiht. Ein schmerzlich-süßes Weh durchzitterte Walters Herz, als er nun zu Trude sagte: „Sterben müssen! Nun ja. Kleine, dafür bin ich Soldat! Daran müssen wir immer denken!" Innerlich schauerte er doch ein wenig davor. Sie aber verlor ihre Ruhe und Besonnenheit und rief, sich schluchzend an seine Brust werfend: O Gott, nein, Walter, mein einziger, süßer Junge! Das darfst du deinem kleinen Mädchen nicht antun!* „I Unsinn, Trudel, denke doch : Eine sede Kugel, die trifft ja nicht!" „Nein, nein, dich dürfen die bösen Franzosen oder Russen nicht totschießen, nie, nie würde ich das über leben können! — Gegen wen wirst du denn überhaupt kämpfen?" „Weiß ich es denn selbst? Noch müssen als einzigste, die keine Bestimmung haben, wir armen Kadetten hier herumlaufen l Sogar dein Papa weiß nlm, daß er sein altes Regiment gegen den Feind führen kann!" „Ja, was wird denn mit dir?" „Ich? Nun ich werde in den nächsten Tagen Leutnant in irgendeinem Regiment und ziehe dann hinaus gegen den Feind!" „Soooo? Leutnant wirst du ja sehen wir uns dann vor deinem Ausmarsche nicht mehr?" „Das weiß ich nicht, Kleine; das kommt darauf I an, zu welchem Regiment ich komme!" „Hm, weißt du was? Ich habe da eine kapitale ! Idee! Lieb haben wir uns und heiraten tun wir uns doch später einmal! Also, warum nicht gleich? Die Sache ist ja höchst einfach: Wir lassen uns kriegs trauen." Walter war sprachlos! Daran hatte er nicht im entferntesten gedacht! Nein, auf den Gedanken wäre er nie gekommen! Das brachte nur seine geniale, kluge und energische Trude fertig! Endlich mußte doch auck er etwas sagen, und er meinte, allerdings etwas ! zaghaft: „Trude, das wäre was! „Ja," — und nun be geisterte er sich wie toll und wild an dem Gedanken und rief: „Komm, wir müssen gleich mit deinen Eltern sprechen, sonst ist dein Papa abgereist." „Das können wir, Walter! Aber, ich will dir etwas sagen, laß mich die Sache machen, ich kenne Vatern besser, als du! Ich werde ihn ausholen, oor- bereiten, du bleibst in der Nähe, und dann überfallen wir ihn! Morgen, spätestens übermorgen müssen wir getraut sein!" „Ich sehe, ich muß mich, fügen! Ich tue es nur schweren Herzens, denn so etwas muß eigentlich der Mann machen! Na, um des lieben Friedens willen, ! es sei: Geh also, unü rufe mich rechtzeitig! Trude suchte ihren Papa, der schon in seinem feld grauen Rock in einem der kleinen Salons saß und die Karten von Frankreich studierte. l Aha, er ist allein! Na, dann los l Walter saß in Morgenrot! Roman von Wilhelm v. Trotha. (2t. (Fortsetzung.) °°8>