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»Ä-SS k! die und ersten Granaten der die Borstädte Mül- I Erst durch die Vorstadt, (Fortsetzung folgt.) Rummm — — schschschschsch wieder und wieder. Da waren sie schon! — Die Franzosen fuhren krachend in Hausens. Fersen!" bau les Lrussisns!" und so ging es fort. Günzel war für einen Augenblick in die Straße getrabt, wo Blumes wohnten; er wollte sie warnen. Sein Hauptmann hatte es ihm erlaubt. „Macht, daß ihr fortkommt, Lotte! heute abend sind die Franzosen hier. Wir müssen zurück," stieß er atemlock hervor, „schnell, schnell, Kind, zögere nicht! Wo ist der Vater?" „Im Lazarett! — Steht's wirklich so schlimm?" fragte, nun doch ängstlich geworden, die Kleine ihren Bräutigam. „Laß es dir nicht zweimal sagen, liebes Herz, ich muß machen, daß ich meiner Abteilung nachkomme." Er riß sie in wilder Leidenschaft an sich und küßte sie heiß und innig. Zittrnd, in hingebender Liebe und erfüllt von banger Furcht für die Zukunft, hing Im nämlichen Augenblick kam ein Meldereiter der Maschinengewehrabteilung um die Straßenecke ge prescht und schrie von weitem dem Oberjäger zu: „Kehrt machen! In Stellung gehen!" Günzel drückte noch einmal heiß und innig einen Kuß auf Lottes Mund, sah ihr fest und treu in die Augen, dann ließ er sie langsam los, stieg zu Pferde und rief ihr im Davonsprengen zu: „Flieht sofort!" Im nächsten Augenblick war er um die Ecke gejagt und ihren Augen entschwunden. Ein leises Zittern durchlief von neuem ihre schlanke Mädchengestalt, sie hätte laut ausschreien mögen vor Jammer und innerem Weh, aber sie bezwang sich und eilte ins Haus, um gleich darauf, straßenmäßig ange zogen, dem Lazarett zuzueilen, das der Vater mit seiner Kolonne unter sich hatte. Er war nicht da. Sie wartete eine, fast zwei Stunden, während deren der Kampf draußen toll und wild weitertobte; eine Ka nonade hatte eingesetzt, daß man kaum noch das eigene Wort verstand; da kam ein langer Zug Verwundeter heran. Bestaubt, verdreckt und schweißtriefend schritt der Oberaufseher des Roten Kreuzes, Blume, neben den Bahren Die Kanonen donnerten, die letzten deutschen Soldaten hatten Mülhausen durchzogen und waren auf den Rhein zu abmarschiert, und da — wahrhaftig erschienen die ersten Rothosen! Die Fran zosen marschierten heran und auf Mülhausen zu. Nun kamen sie herein. — Mit den Verwundeten hatte man auch den tapferen Oberjäger Günzel hereingebracht; ein Granatvolltreffer hatte sein Gewehr getroffen. Alle seine Leute lagen zerrissen um ihn herum; er hatte ein Granatstück ins Gesicht bekommen, das ihm die rechte Backe aufrih. Zwei andere Eisenstücke sahen ihm in Brust und Ober schenkel. Diese hatten die Aerzte eben entfernt und die Ge sichtswunde von neuem verbunden, als Lotte sich in den Krankensaal hinauftraute, dort aber, wie wir ja schon wissen, vom Vater hinausgeschoben wurde. Er begleitete sie bis zur Wachtstube und sagte dann: „Rege dich nicht auf, mein Mädchen, der Fritz hat drei schwere Granatsplitter, aber mit Gottes Hilfe und der Kunst der Aerzte wird er schon wieder werden!" „Vater, der Fritz war kurz vor seiner Verwundung da, er kam schweißtriefend aus dem Gefecht in den Waldbergen und drängte: du und ich sollten Mülhausen so schnell als möglich verlassen — die Franzosen kämen herein." bei jedem Schuß. „So — so — so, die sahen! Weiter!" knurrte er. Wie toll und rasend jagte das deutsche Feuer, aber fielen 3, 4,5 Franzosen, so sprangen ebenso viel? wieder in die Lücken. Jetzt warfen sie sich hin. Die ersten Schüsse knallten, und pfeifend fuhren die Spitzkugeln über die Deutschen hinweg! „Ich bleibe liegen", brummte der Jäger, „ich halte aus bis zum letzten Augenblick — ich Kommando: ' > „Gruppenweise vom rechten Flügel abbauen!" Der Brave schoß weiter. Jetzt kam an seine Gruppe die Reihe. Mann nach Mann kroch zurück, sprang von Baum zu Baum; er schoß immer weiter. Da rief ihn sein Oberjäger an. Er schien sich die Ohren mit Watte oder gar, wie weiland Herr Odysseus beim Vorübersegeln an der Sireneninsel, mit Wachs zugestopft zu haben. Er schoß und schoß! Schon lag er ganz allein, da rief ihm noch einmal sein Gruppen führer zu: „Zum Donnerwetter, Kerl, Feuerdisziplin! Kehrt marsch!" „Verfluchte Zucht! N« muß ich schon mit! Alleine kann ich die Tausende nicht aufhalten! Aber ich geb's ihnen doch noch!" Und mit geballter Faust, die er drohend gegen die herankommenden Franzofen erhob, kroch er, umsummt von den feindlichen Kugeln, zurück zu den Kameraden. — Günzel war mit seinen Leuten in verbissener Wut zurückgegangen; erst durch den Wald; dann hatte droben am Franzosenkreuz das Feuern aufgehört. Mühsam schleppte» die Trageschützen das schwere Ge wehr zu Tal, und nicht minder angestrengt waren die Leute, die in dsm großen Bltzchkasten die Patronen trugen- Jetzt hatten sie den Wald hinter sich und traten in die bereits zu so früher Morgenstunde heiß- dnrchglühte Rheinebene. Die Sonne prallte den Leuten direkt ins Gesicht, und der Schweiß brach ihnen aus allen Poren. Und wie sahen sie aus! Staubig, verschmutzt in Gesicht und Händen, kaum noch ein Plätzchen der Uniform war in ihrer Grund farbe zu erkennen, die Stiefel voll Dreck, und die Augen gerötet vom vielen Wachen und — Zorn! Zurück! — Zum Temel! kannte das denn der deutsche Soldat, der deutsche Jäger ganz besonders? „Aaaah", entfuhr es den Männern wild, da standen ja ihre Gespanne! Also hieß es: Weiter, immer weiter! Gräßlich, furchtbar! Aber was half's? Es war be fohlen worden und — es war schmerzlich, aber gut so, denn da droben an der Grenze, da lauerte der sichere Tod! „Kinder," rief der führende General, als er die mißmutigen Gesichter seiner braven Kerls sah, „der Kaiser braucht euch später nötig! Keiner von euch aber soll sür nichts totgesckossen werden! Wir müssen sonst ein Mann gegen zwanzig fechten! Das heißt sicheren und — nutzlosen Tod! Wir machen's wieder wett, wenn die anderen aus Altdeutschland angekommen sind. — Seid ihr nun zufrieden?" „Müssen ja, Exzellenz, 's Räsonieren Hilst ja doch nischt", gab der Oberjäger Günzel zur Antwort, und dann fuhr die Abteilung ab. vorbei an den Fabriken der sie an seinem Halse. Sie konnte nicht sprechen, Kehle war ihr wie zugeschnürt. Da — horch', was war denn das? — — bautz! reichen Mülhäuser Fabri kanten ging's. Die Gesichter mancher der Einwohner waren ganz anders, als sie sie bisher gezeigt hatten. Verbissene Wut, gepaart mit höhnischem Grinsen. „?srblsu, sie fliehen", rief einer. „Gott sei Dank, die granäe armes ist ihnen an den