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. Lavaker. Am 13. November 1741, also vor 175 Jahren, wurde SU Zürich Johann Kqspar Lavater geboren, der als Schrift- Mer, bekenntnistreuer Geistlicher und durch seine Studien zur Physiognomik seinerzeit eine Berühmtheit war, ge- ibgren. veme Schriften sind größtenteils, bis auf einige religiöse Lieder, vergessen; trotzdem verdient er es, daß man seiner gedenkt, und zwar wegen seines Verhältnisses zu Goethe, das ihm Unsterblichkeit verlieh. Goethe be zeichnete Lavater als den „Propheten", mit dem er, das j„Weltkind", genußreichen Verkehr pflegen konnte. Eine ^Strecke des Lebenspfades gingen beide Hand in Hand, Ibis ihre Wege sich trennten, bis bitterer Haß qus dem .unvereinbaren Widerstreit der Naturen hervorbrach und bis schließlich weise Resignation diese kurze Freundschaft für immer verklärte. Lavater starb als ein Opfer des französischen „Kultur"oolkes am 2. Januar 1801. Als Maffena Zürich besetzt hatte und Lavater auf der Straße damit beschäftigt war, einem Verwundeten beizustehen, schoß ihn ein französischer Grenadier nieder. Er starb nach tagelangen Qualen. Man sieht, auch vor 100 Jahren schon waren die Franzosen dasselbe „Kultur"volk, das sie heute noch sind. Englands Endzweck. England verfolgt in diesem Kriege sa „nur uneigen nützige" Ziele. Das haben neulich erst wieder in hoch tönenden Worten die englischen Minister versichert. In erster Linie ist es dabei England und seinen Verbündeten um die „Freiheit und Selbständigkeit der kleinen Nationen" zu tun. Daß sie diese dabei in den Tod Hetzen, das ist ihnen gleichgültig. Ja, es scheint sogar, als ob sie damit eine bestimmte Absicht verfolgen: haben sie dann doch wenigstens etwas Grund, von einem etwa zu befreienden Volk zu sprechen l Es ist klar, daß Rumänien bedrängt wird, ebenso sicher ist, daß Serbien und Montenegro vollständig und Belgien bis auf einen kümmerlichen Rest von der Landkarte verschwunden sind. Sie sind eben Opfer der Entente; es würde ihnen woht niemand ein Haar gekrümmt haben, wenn sie sich nicht hätten ver blenden lassen, diesen Weltkrieg zu beginnen bzw. sich daran zu beteiligen. Angesichts der Psychose des fran zösischen Volkes kann man vielleicht annehmen, daß es wirklich von einem solchen Wahne befangen ist. Anders Ut es jedoch bei den Engländern. Hier sieht man auf Schritt und Tritt, daß alles schmählichste Heuchelei ist, da sie es nicht einmal mehr für nötig halten, ihre egoistischen Endziele zu verbergen. Es ist ja schon oft darauf hingewiesen worden — und selbst Englands Bundesgenossen beginnen es jetzt einzusehen —, daß dieser ganze Krieg letzten Endes für englische Interessen geführt wird. England bat es meisterlich verstanden, während dieses Krieges sich immer neue Hilfspunkte auf der weiten Erde zu schaffen. Ein Vorgeschmack von dem, was kommen wird, hat ja Frankreich in der Besetzung von Ealai». Aber wäbrend John Bull wenigstens dar über schweigt, was er später mit Calais zu tun gedenkt, ist man bezüglich des Schicksals Griechenlands gesprächiger. Auch Griechenland hat ja bis zur Neige, wenn auch auf andere Weise als die wirklichen Bundes genossen Englands unter den kleinen Staaten, erfahren, was es mit der heißen Liebe Englands (und Frankreichs) auf sich hat. In den verschiedensten Blättern wird nun ganz offen davon gesprochen, England wolle die venize« Mische Bewegung dazu benutzen, um sich j eine griechische Ilordrepublik, bestehend aus Mazedonien, einem Teil des Epirus und Albanien, zu schaffen, an deren Spitze natürlich der Ver räter Venizelos stehen soll. Dann hat es die beste Ge- legenheit, um Saloniki stündig in seiner Obhut behalten zu können. Darum steifte sich auch gerade England immer so gegen ein Aufgeben des Saloniki-Unternehmens, das in Frankreich ja immer als eine Last empfunden wurde. Aber England wußte schon, weshalb es die Franzosen zwang, auch dort einen Teil ibrer besten Kräfte einzu setzen. Sie sollten eben der engl.ichen Zukunft Vorarbeiten. Zn England denkt man anscheinend — mag der Krieg auch ausgehen, wie er wolle —, es werde sich schon die Gelegenheit finden, Saloniki behalten zu können. Wir sehen also, wie sich Englands Ziele immer mehr enthüllen. Wirsehen aber auch, wie es im wahren Inter- esse der Kleinstaaten immer notwendiger wird, daß diesen Herrschaftsgelüsten Englands endlich einmal der ent» sprechende Riegel vorgeschoben werde. -t- Amtliche Kriegsberichte. Deutscher Bericht. I Luflkampf-Stalistit vom Oktober. Großes Hauptquartier, den 14. November 1918. Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Veidcrsett» der Ancre spielten sich gestern erbitterte Kümpfe ab. Durch konzentrisches Feuer schwerster Kaliber vorbe- reitet, erfolgten gegen unsere im Winkel nach Südwesten vorspnngenoen Stellungen stark« englische Angriffe, bei denen es dem G«g»e« unter betrüchtttchea Opfern ge lang, uns aus Veaumonk-Yamel und St. Pierre-Vision mit den seitlichen Anschlußlinien in eine vorbereitete Riegelstellung zuxAffzudvückpn. Zähe Verteidigung brachte auch uns ernstliche Verluste. An anderen Stellen der Angriffsfront von östlich yöbuterne bis südlich Grandcour« wurden die Eng länder, wo sie eingedrungsn waren, durch frische Gegen stöße unseres Infanterie hinausgem-rsen. AranMisch? An«riffe im Abschnitt von Saisty- Saitlise» schettersen. Heeresgruppe Kronprinz. Auf dem östliche«. Maasuser war die Artillerietätig keit in den Abendstunden lebhaft; Erkundungvoontöße der Franzosen gegen unsere Hardaumöul'Liuien wurden abgewiejen. Seftlicher Kriegsschauplatz. Front des Generalseldmarschnlls Prinz Leopold von Bayern. Keine besonderen Gesechtshaudlungen. Front des Generaloberst Erzherzog Carl. Nordöstlich von Iakobenq in den Watükarpatben wurden russische Abteilungen aus dem Vvrgelände unserer Stellungen durch Feuer vertrieben. Vor den Angriffen deutscher und österreichisch-ungari scher Truppen ist im Gyergyo-Gebirap der Nüsse gegen die Grenze zurückgegangen; auch südlich des Tölgyes- pasfes machten trotz hartnäckiger Gegenwehr vayern und österreichisch-ungarische Bataillone Fortschritte. Beiderseits des Ottos-Tales haben auch gestern kleinere Gefechte um einzelne Höhen stattgefunden. An der Südfront von Siebenbürgen dauern die tlämpse für uns erfolgreich an. Es wurden wieder mehrere hundert Gefangene gemacht, am Roten-Thurm» Paß allein 6 Offiziere und 6S0 Mann. Balkan-Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des Generalseidmarschalls von Mackensen. In der Dobrudscha nichts Neues. Vie bewährten österreichisch-ungarischen Monitors brachten nach Feuergefecht vom rumänischen Donau-User bei Giurgiu 7 Schleppkähne» davon S beladene, ein. Mazedonische Front. In der Gegend von Korea kam es erneut zu Schar" mützeln unserer Ssitenabteilungen mit französischer In fanterie und Kavallerie. Der Angriff der Entente- Truppen in der Ebene von Monastir und nördlich der Lerna dauert an. Die Kämpfe sind noch nicht zum Ab» schluß gekommen. Mit großem Erfolge hat auch im Monat Oktober unsere Fliegertruppe ihre vornehmlich auf dem westlichen Kriegsschauplatz schweren und vielseitigen Aufgaben erfüllt. Insbesondere gebührt den Beobachtungsfliegern der Artillerie und Infanterie Anerkennung und Dank. Ihr wirksamer Schutz war durch die Kampfflieger, die auch ihre Sonderausgaben glänzend erfüllten, und durch das Feuer unserer Flugabwehrkanonen voll gewährleistet. Wir haben 17 Flugzeuge verloren. Unsere Gegner im Westen, Osten und auf dem Balkan büßten 104 Flugzeuge ein, davon im Luftkampf 83, durch Abschuß von der Erde 15, durch unfreiwillige Landung hinter unseren Linien 6. In unserem Besitz befinden sich 60 feindliche Flug zeuge, jenseits der Linien sind 44 erkennbar abgestürzt. Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff. (W. T.-B.) Bulgarischer Bericht. Sofia, 14. November. Amtlicher Heeresbericht vom 13. d. M.: Mazedonische Front. Westlich der Eisenbahn linie Bitolia—Lerin lebhaftes Artilleriefeuer. Gegen den Abschnitt Ostretz—Kenali rückten schwache feindliche Ab teilungen vor; sie wurden schon durch Feuer verjagt. Im Cerna-Bogen wurden heftige feindliche Angriffe durch deutsch-bulgarische Truppen zurückgeschlagen. An der Moglenica-Front und swestlich des Wardar das gewöhn liche Artilleriefeuer. Oestlich des Wardar Ruhe. Am Fuße der Belasica Planina und an der Struma-Front Scharmützel zwischen Patrouillenabteilungen und schwache Artillerietätigkeit. Ein von unserem Feuer getroffenes feindliches Flugzeug fiel in die feindlichen Linien nieder. An der ägäischen Küste Ruhe. Rumänische Front. Längs der Donau schwaches gegenseitiges Feuer. In der Dobrudscha hat der Feind zweimal mit starken Kräften am äußersten linken Flügel unsere Stellung angegriffen, wurde aber jedesmal zur Umkehr gezwungen. Die Stadt Cernavoda wurde ohne Erfolg vom linken Ufer der Donau aus beschossen. An der Küste des Schwarzen Meeres Ruhe. Türkischer Bericht. Konstantinopel, 14. November. Heeresbericht vom 13. November. Im Laufe des Vormittags des 11. November warfen vier feindliche Flugzeuge Bomben aus Birelseba, die keinen Schaden verursachten; zwei Arbeiter wurden ver letzt. Diese feindlichen Flugzeuge wurden durch die unsrigen vertrieben. An der Persischen und der Tigris-Front betätigen sich die Russen und die Engländer, da sie sehen, Laß sie keinen militärischen Erfolg erzielen tonnten, in Angriffen auf die unverteidigten Dörfer und Stämme und in schamloser Plünderung und Verheerung. Unsere Truppen werden die Räuber bestrafen. Kaukasus-Front. Für uns günstige Schar- mützel. An den übrigen Fronten kein Ereignis von Bedeutung. Verschiedene kriegsnachrichlen. -s- Beschießung eines russischen Lustschiffhasens. Berlin, 14. November. (Amtlich.) Am 13. November belegte eines unserer Marineflugzeuge den Luftschiffhasen und Flugplatz S». Pol bei Dünkirchen mit Bomben. Es wurde,i einwandfrei Treffer aus eine Fabrikanlage und einige Gebäude beobachtet. Das Flugzeug ist unbejchS- Mft» zprücksekehri. (W. T.-B.) Veuor Fliegerangriff auf das Saar-Gebie». Berlin, 13. November yachts. (Amflich.) In der fljacht pom 1s. zstm 12. November wiederholten die sran- rMchssh Flugzeuge ihse AMrisf« auf das Saar-Gebiet. Diesmal gelang es nur einem kleinen Teil von ihnen» bi, zyr Saar ooMstoßan. In Dillingen und tfmgegend wurden einige Bomben abgeworsen, von denen eine einen Pfßrdestqll, ejne andere «iqe Waschküche traf. Da bei wurden vier Personen schwer, zwei leicht verletzt. Getötet wurde niemand. Der Sachschaden ist gering. Viele Boniben trafen die den Ort umgehenden Wiesen, wo sie in dem weichen Erdboden stsckenblieben. Ver schieden« Flugzeuge belegten die Orte Bussndovf und Spittel mit Bomben. Dort wurde niemand verletzt, auch entstand kein Sachschaden. Endlich warf ein Mager, der sich anscheinend über den Wolken verirrt hatte, in der Nähe von Neunfirchen einige Bomöen auf eine Wiese. (W. T.-B.) 4- Reiche V Voot-peute. Berlin, 13. November. Im Mittelmeer wurden nach stehende italienische Schiffe versenkt: Pampser „Torpvo" (767 Tonnen), Dampfer „Bernadö" (1346 Tdnnen), ferner die Segelschiffe „Marinaga" (184 Tonnen), „Bildar" (100 Toggen), „Tre Fratelli" (190 Tonnen), „St. Antonia* (611 Tonnen) und „San Giorgio" (258 Tong^). Bern, 13. November. Der Pariser „Mgifn" messet aus Lissabon: Die Schiffbrüchigen des versenkten Dampfers „Noruegian" (6327 Tonnen) sind in Heixogp auegejchifft worden. London, 13. November. („Lloyds"-Msldungen.) E» wurden versenkt: die englischen Dampfer „Wprqzan* (3486 Tonnen; Kapitän gxfangengeoommen), „Cgterham* (1777 Tonnen) und „Kapunda" (3097 Tonnen). Kristiania, 14. November. (Meldung de» Norwegische» Tel.-Bur.) Der Dampfer „Camma" (794 Tonnen) au« Tönsberg ist laut einer Meldung aus Bilbao an das Ministerium de» Aeußern am Sonnabend versenkt, die Mannschaft gerettet worden. — Das Vizekonsulat i» Garuche drahtet: der Dampfer „Tripel" (nicht im „Lloyds"» Register, auch als „Kripel", 4633 Tonnen, gemeldet) ap» Drammen lst gestern vor Vavido versenkt, die Mannschaft gerettet worden. — Das Vizekonfulat in Coruna meldet: der Bergener Dampfer „Forsdalen" (2835 Tonnen) ist von einem deutschen Unterseeboot versenkt worden. Seine Mannschaft und die Mannschaft des norwegischen Dampfers „Balto", je 25 Mann, sind in Commarlna gelandet. Mit den übrigen heute gemeldeten versenkten Dampfern ha^ die norwegische Kriegsversicherung einen Verlust von 9*/» Millionen Kronen erlitten. -s - Don sich o Leopolizei. i Malmö, 13. November. Das Bureau Ritzau meldet: Nach hier eingetroffenen Nachrichten ist der schwedisch« Dampfer „Rheder", der am Sonnabend mit Stückgut vo» Malmö nach Stockholm abgegangen war, ausgebracht und nach einem deutschen Hafen übergeführt worden. Rotterdam, 13. November. Die „Zeepost" meldet, daß das niederländische Motorschiff „Oostzee" zur Unter suchung nach Emden aufgebracht worden ist. Deutsches Reich. -j- Ei« erster Schritt zur Vorbereitung einer polnische» Staatsverwaltung. Generalgouverneur von Beseler hat, wie aus War schau vom 13. November gedrahtet wird, eine Verordnung erlassen, die die Bildung eines aus Wahlen hervorgehen den Staatsrats im Königreich Polen anbahnt. Die Teil nahme der in österreichischer Verwaltung stehenden Ge bietsteile des Königreichs Polen an dem Staatsrat wird noch durch Vereinbarungen mit den österreichisch-ungari schen Behörden geregelt werden. Im Generalgouvernement Warschau finden die Wahlen zum Staatsrat in folgender Weise statt: In den länd lichen Bezirken wählen die Kreistage, in den Stadt kreisen Warschau und Lodz die städtischen Körper schaften insgesamt 70 Abgeordnete. Diese Ab geordneten wählen ihrerseits nach den Grundsätzen der Verhältniswahl acht Mitglieder des Staatsrats, vier wei tere Mitglieder werden von dem Herrn Generalgouverneur ernannt werden, der auch den Vorsitz übernimmt. Der Staatsrat berät die ihm vorgelegten Gesetzentwürfe, bat das Neckt von Initiativanträgen und bereitet die Beschlüsse Les Landtages vor. Dem Landtag können ebenfalls Ge setzentwürfe und sonst für das Land wichtige Fragen zur Beratung und Beschlußfassung vorgelegt werden. Ihm steht ein Steuer- und Änleiherecht zu. Damit er schor» von vornherein bestimmte Aufgaben hat, ist ihm die Be- - schlußfassung über den in der Kreisordnung vorgesehener» Dotationssonds, über einen Landcsmcliorationsfonds und über einen Fonds zum Ausbau der zerstörten Ortschasten übertragen. -f- Aeber die zukünslige polnische Armee erhält die „Deutsche Warschauer Ztg." „aus amtlicher Quelle" folgende Angaben: Die Uniform läßt in glück licher Weise die Erinnerung an die ruhmvollen polnischen Soldaten Napoleons L und an die der heutigen pol nischen Legionen wieder oufleben. Die Bluse ist ähnlich Ler der Soldaten der letzteren. Auf dem linken Ober arm befindet sich der polnische Adler in Metall in einem amarantroten Stern. Als Kopfbedeckung dient die Kon federatka mit dem polnischen Adler in amarantrotem Felde. Die Wickelgamaschen der polnischen Legion sind beibehalten. Als Kopfbedeckung der Kavallerie dien^ außer der Konfederatka, die Czapka der polnischen Uln^ei» mit dem weißen Adler. Die bisherige Legion wird al» Grundstock der neu zu bildenden Armee dienen. Meine politische Tlachrlchten. -s- Ein österreichisches VolkSernahrungSamt. Die amt liche „Wiener Ztg." veröffentlicht ein Kaiserliches Handschreiben an den Ministerpräsidenten sowie eine Verordnung de» Gesamt», Ministeriums über die Errichtung eines mit weitgehenden Befug nissen ausaestattelen lelbständiaen Amtes kür die BoltsernäbrunLl