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- ZK - Mensch ohne Schädigung Allerlei neuen geistigen hohe Ansprüche daß sie nur und körperlichen Anforderungen an die Anpassungsfähigkeit des der geistig vollkommen gesunde erfüllen Lann. Es entsteht hier für das geistige Gleichgewicht ist. Die jähe Ver- aller Daseinsbedingungen, die> Strenge der Diszi- Prüfstein änderung Plin, die stellen so Einzelnen, Verwundeten beteiligen und die wildesten Geschichten von ihren Taten und Erfolgen erzählen. Ein solch Größenwahn sinniger hat z. B. eine Erinnerungsmedaille mit seinem Namen an seine Tätigkeit als Krankenpfleger schlagen lassen, die er an alle Welt verteilt. Groß ist die Zahl der Geistes kranken gewesen, die man während der Mobilisierung und der Erklärung des Belagerungszustandes nicht als solche erkannte. „Ich kenne zahlreiche Irre, die man leider nicht zur rechten Zeit isolierte und die dann als Spione erschossen wurden, da man ihre wirren Reden für wahr hielt. Die Zunahme der Wahnsinnsfälle ist aber bei der bürgerlichen Bevölkerung viel geringer als bei dem Heer seit dem Aus bruch der Feindseligkeiten, obwohl die Soldaten doch den ausgewählten, gesündesten Teil der Bevölkerung darstellen. Das hat sehr mannigfache Ursachen. Zunächst kann man ohne Uebcrtreibung sagen, daß der Militärdienst der beste i Die Zunahme der Geisteskrankheiten in Frankreich durch den Krieg. Die Zunahme der Geisteskrankheiten in Frankreich, die sich in den letzten Jahren immer mehr be- merkbar machte, ist als ein ernstes Zeichen für den geistigen Verfall der Rasse gewertet worden. Daß diese Erscheinung durch den Krieg noch sehr verstärkt werden würde, mußte man annehmen, und es wird nun erwiesen durch die Mit teilungen, die ein bekannter französischer Irrenarzt, Dr. Antheaume, im „Journal" macht. Die französischen Irren häuser sind überfüllt, und bic Zahl der Patienten wächst noch ständig, da durch die Aengste und Aufregungen des Krieges stets neue Geisteskrankheiten ausgelöst werden. Es sind zum größten Teil erblich Belastete und Prädisponierte, die in diesen Ausnahmezuständen ihr seelisches Gleichgewicht verlieren, aber auch ganz gesunde Menschen, die haben flüchten müssen, die den Einsturz ihres Hauses und die Ver nichtung ihres Gutes erlebten, die nahe Familienmitglieder verloren haben, zeigen nicht selten Züge von Wahnsinn. Es sind zumeist Formen der Depression, Angstzustände und Verfolgungsideen. Dazu kommen dann noch die Fälle von Größenwahn, die sich in der Form der „Krankenpfleger- Glorie" äußern. Tas ist nach Antheaume eine typische Erscheinung bei Degenerierten, die sich an der Pflege der s Ein Stammbuch-Vers — und kein schlechter. Johann Kaspar Lavater, ein hervorragender Gelehrter seiner Zeit, wurde einst von einem Studenten besucht, der von dem be deutenden Manne gerne einige Worte in seinem Stamm buch haben wollte. Lavater blätterte in dem ihm gereichten Buche und fand darin zu seinem Mißbehagen unflätige Zoten und schamlose Sprüche. Aber dem Studenten wollte er doch nicht die Bitte abschlagen, griff zum Gänsekiel und schrieb auf ein Blatt nur: „Matth. Kap. 8, Vers 31." Der Student dankte freudig und eilte so rasch als möglich nach Hause, um zu erfahren, was die Stelle besage. Er schlug die Bibel auf und las: „Herr, erlaube uns, unter die Säue zu fahren!" bei geistig schwachen Personen eine typische Form des Irre seins, die mün auch im Frieden beobachtet, und die sich in allerlei Unbotmäßigkeiten, ja Verbrechen des Betreffenden äußert." Der Gelehrte, der über die Geisteskranken im französischen Heere bereits früher ein Werk veröffentlicht hat und eine Anzahl militärischer Vergehen für Zeichen dieses „soldatischen Irreseins" erklärte, ist der Ansicht, daß jetzt im Kriege die Zahl dieser Geisteskranken sehr gewachsen ist. Er verlangt, daß bei allen Kriegsgerichten psychiatrische Sachverständige zugegen seien, die die Angeklagten auf ihren Geisteszustand hin untersuchen müßten. „Was das Feld heer anlangt, so ist die größte Zahl der Wahnsinnsfälle, die man bisher unter den französischen Soldaten festgestellt hat, den geistigen und körperlichen Ueberanstrengungen zu- zuschreibew, die durch den Krieg in den Schützengräben ver ursacht werden, der beständigen Angst vor der Zukunft, in der sich diese Leute befinden, und den jähen Erschütterungen während des Kampfes selbst. Die Erscheinungen des Nerven schocks überwiegen daher, plötzliche Erkrankungen des Nerven systems, hervorgerufen durch das Explodieren einer Granate oder Bombe in der Nähe, durch den Schlachtenlärm überhaupt oder durch eine Verletzung der Nervenzentren. Dazu kommen noch die Geisteskrankheiten, die sich nach den chirurgischen Operationen herausstellen und nicht selten sind." wenigen Sprüngen seitwärts ins Dickicht gerettet. Er wußte wohl, daß er keinerlei Verfolgung auf dem ge fährlichen Wege zu befürchten hatte. In dem Versteck wartete er geduldig, bis die Feinde den Rückzug ange- treteu hatten. Dann folgte er den Pflöcken, die dem Eingeweihten den sicheren Pfad bezeichneten, und. kam glücklich auf festes Land. Auf Umwegen umging er die großen russischen Truppenmassen und erreichte die Deut schen, sich ihnen als Führer anbietend. Man hatte ihn zuerst als Spion scharf bewacht, dann aber, als sich feine Angaben als richtig erwiesen, er auch den Grafen von Neudorf als Bürgen genannt hatte, folgte man gern seiner Führung. So hatte er die ganze siegreiche Schlacht bei Tannenberg mitgemacht, harte mitansehen dürfen, wie die Deutschen die russische Dampfwalze ins eigene Land zurückrollten. In den Verfolgungs- Märschen war er nun bis zur Heimat gekommen. Gern wäre er noch weiter zum "Siege mitgezogen, aber die Sehnsucht nach Weib und Kind und die Sorge, was aus ihnen geworden sei, zog ihn zur Insel und führte ihn nun mit den Wiedergefundenen ins neue Heim. Marie jedoch weilte nicht mehr lange unter dem freundlichen Ziegeldache und bei den hilfreichen Menschen, die gern und reichlich den Flüchtlingen ihre Hilse boten. Sie konnte sich den Gedanken nicht aus'Lem Sinne schlagen, daß sie schuld an dem Tode des Junkers sei, und auch das Ende des Russen hatte sie tief erschüttert. Sie fühlte, nur schwere, selbstlose Arbeit konnte sie über die Einwirkungen der schweren Zeit hinwegbringen. So begab sie sich schon bald mit Erlaubnis der Eltern zu der gräflichen Familie nach Königsberg und beteiligte sich gleich ihrer Freundin Hedwig von Neudorf qn der Pflege der Verwundeten. So fand sie allmählich ihre Ruhe wieder, wozu es natürlich nicht wenig beitrug, daß sich des Russen Worte als Lüge herausstellten, denn Walter von Neudorf war nur, allerdings schwer, ver wundet, genas aber unter der Pflege der beiden Sama riterinnen völlig, so daß er wieder an Len neuen Kümpfen teilnehmen konnte, die im Winter Lie russischen Ein dringlinge für immer aus dem Lande trieben.