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Der deutsche Schlachtenbericht. r r Großes Hauptquartier, 5. Nov. 1916. (WTB.) Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Uebergreisend yuf die Front nördlich der Ancre erreichte die Artillerretätigkeit nördlich der Somme große Heftigkeit. Feindliche Teilangriffe hart öst lich der An?re, nördlich von Courceletre, bei Gueude- court und nordwestlich von Sailly wurden abgeschlagen. Heeresgruppe Kronprinz. Auf die in der letzten Zeit häufigere Beschießung rückwärtiger, von der Bevölkerung nicht geräumter Ortschaften unserer Champagne-Front von Reims her antworteten wir gestern mit Feuer auf diese Stadt. Rechts der Maas stellenweise gesteigerter Feuer- kampf. Oestlicher Kriegsschauplatz. Front des Generalfeldm. Prinz Leopold von Bayern. Eine wohlvorbereitete kleinere Unternehmung brachte uns säst ohne eigene Verluste in den Besitz des Dorfes Mosheiki (östlich von Goduzischki). Der Feind ließ über 60 Gefangene, mehrere Maschinengewehre und Minenwerfer in unserer Hand. . Die Lage ist im übrigen unverändert. ! Front dos Generals der Kavallerie Erzherzog Carl. Im nördlichen Siebenbürgen gewannen die Rus sen im Toelghes-Abschnitt örtliche Vorteile. An der Südfront sind gestern eingeleitete Kämpfe zwischen der Altschanz- und Äodza-Paßstraße noch im Gange. Die Höhe Robca ist von uns zurückgewonnen. — Durch Erstürmung des Clabucetu Baiului wurden die bisherigen Erfolge vorwärts des Predeal-Passes vervollständigt; die ganze, besonders stark ausgebaute und mit Erbitterung verteidigte Clabucetu-Stellung ist damit in unserem Besitz. Die verbündeten Truppen haben hier mit den gestern eingebrachten 14 Offizie ren (darunter 1 Regimentskommandeur) und 647 Mann im ganzen 1747 Rumänen gefangen genommen, 8 Ge schütze und 20 Maschinengewehre erbeutet. Besondere Anerkennung verdienen die Leistungen unseres Infanterie-Regiments Nr. 188. — Bei der Aufräumung des Gefechtsfeldes nördöstlich von Cam- polung wurden allein zwischen dem Argesului- und Targului-Tale rund 1000 Rumänen beerdigt. — In fortschreitendem Angriff südöstlich des Rotherr-Turm- Passes und in siegreichem Gefecht westlich der Szurduk- Paßstraße gegen hier vorgedrungene rumänische Ab teilungen machten wir über 150 Gefangene. Balkan-Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des Generalfeldm. v. Mackensen. Constantza und Mangalia wurden von See her beschossen. In Constantza ist Schaden angerichtet. Durch die Küstenartillerie und Fliegerangriffe wur den die feindlichen Schiffe Vertrieben. Mazedonische Front. Keine Ereignisse. Der Erste Generalquartiermeister: Ludendorff. Österreichischer Kriegsbericht» :: Wien, 5. November. Amtlich wird verlautbart: Oestlicher Kriegsschauplatz. Eine Gruppe österreichisch-ungarischer Monitors hat am 3. November auf der Donauinsel Dinu und auf dem gegenüberliegenden rumänischen Ufer Abteilun gen ans Land gesetzt; diese vertrieben den Feind und nahmen ihm 2 Geschütze und 4 Munitionswagen ab. Rumänische Verstärkungen wurden in die Flucht ge schlagen. Front des Generals der Kavallerie Erzherzog Carl. Westlich der Szurduk-Paßstraße setzten die Rumä nen ihre Angriffe ohne Erfolg fort. Südöstlich des Vörös Toronh (Noten Turm-)Passes gewannen wir Gelände. Südwestlich von Predeal nahmen deutsche und österreichisch-ungarische Truppen in erbitterten Kämpfen die stark verschanzte und zäh verteidigte Clabucepu-Stcllnng und im scharfen Nachdrängen noch eine zweite feindliche Linie. Der Gegner ließ 14 Of fiziere (unter ihnen einen Regimentskommandeur) und 647 Mann in unserer Hand, womit die Gesamtbeute aus den Kämpfen südlich von Predeal auf 1747 Ge fangene, acht Geschütze und 20 Maschinengewehre stieg. Im Grenzraum östlich von Kronstadt setzt der Feind erneut zum Angriff an, in der Gegend von Töl- ghes wurde unsere Front an zwei Stellen um etwa zwei Kilometer zurückgedrückt. Italienischer Kriegsschauplatz. Auf - dem Karste richteten die Italiener gestern ihre Hauptanstrengungen gegen unsere Stellungen im südlichen Teile der Hochfläche. Diesmal mar der Raum um Jamiano der Brennpunkt des Kampfes. Unsers dortigen Gräben wurden von früh an unter lebhaf tem Feuer gehalten, das jedes Mal vor dem Vorgehen der Infanterie an Stärke zunahm. Alle Angriffe, ganz besonders aber der letzte, der noch um acht Uhr nach mittags versucht wurde, brachen unter den schwersten Ueindverlusten vor unseren Linien zusammen. An den anderen Teilen der Schlachtfront dauert der ArtiNeriekampf mit ungeschwächter Kraft fort. Der Stellvertr. d. Chefs d. Geucralst. v. Hoefer, Feldm. Ein neues Königreich Polen. Folgendes Manifest wurde am Sonntag durch den Kaiserlichen Generalgouverneur in Warschau, Gene ral d er Infanterie von Beseler, verkündigt: An Vic Bewohner des Generalgouvernements Marschau. , - Seine Maiestät der Deutsche Kaiser und Seine Maje stät der Kaiser von Oesterreich und Apostolischer König von ynqarn. getragen von dem festen Vertrauen auf den ! Sieg ihfer Waffen und von dem Wunsche geleitet, die ! von ihren tapferen Heeren mit schweren Ovfern der ruffi schen Herrschaft entrissenen polnischen Gebiete einer glück-! lichen Zukunft entoeaenzuführen, sind dahin übereingekom men. aus diesen Gebieten einen selbständigen Staat mit erblicher Monarchie und konstitutioneller Verfassung zu bilden Die genauere Bestimmung der Grenzen des Kö nigreichs Valen bleibt Vorbehalten. Das nene Königreich wird im Anschluß an die beiden verbündeten Mächte die Bürgschaften finden, deren eS zur lreien Entfaltung seiner Kräfte bedarf. In einer eigenen Armee sollen die ruhm vollen Ueberlieferunaen der polnischen Heere früherer wei ten und die Erinnerung an die Innreren polnischen Mit streiter in dem groben Kriege der Gegenwart fortteben. Ihre Organisation, Ausbildung und Führung wird in ge meinsamem Einvernehmen geregelt werden Die verbündeten Monarchen geben sich der zuversicht lichen Hoffnung bin, dab sich die Mansche „gch staatlicher und nationaler Entwicklung des Königreichs Valen nun mehr unter gebotener Rücksichtnahme auf die allgemeinen politischen Verhältnisse Europas und auf die Wohlfahrt und Sicherheit ihrer eigenen Länder und Böller erfüllen werden. Die grasten westlichen Na-Mmrmächte deS Königreichs Valen aber werden an ihrer Ostgrenze einen freien glück lichen und seines nationalen Lebens frohen Staat mit Freuden neu erstehen und aufblühen sehen. Auf Allerhöchsten Befehl Seiner Majestät deS Deut schen Kaisers. Der Generalgouverneur. Eine Kundgebung gleichen Inhalts wird von deni K. und K. Militär-Generalgonverneur in Lublin, Feldzeugmeister Kuk, bekannt gegeben. Die Neugestaltung nach den Wünschen der Polen. Bor einigen Tagen hatte eine polnische Abord nung, deren Sprecher der Warschauer Universitäts- rektor Brudzinski war, dem Deutschen Reichskanzler und dem österreichischen Minister des Aeuhern die Wünsche der Polen vorgetragen. Die Hauptforderun gen waren: 1. Ernenung eines Regenten, der volle Re gierungsgewalt auf dem Gebiete des polnischen Staa tes auszuüben hätte; 2. Aufhebung der Abgrenzungslinie zwischen den von Oesterreich-Ungarn und Deutschland besetzten Tei len des polnischen besetzten Gebietes; 3. Berufung eines provisorischen Staatsrates aus einheimischen Elementen, dessen Aufgabe es wäre, die Verfassung und Gesetzentwürfe auszuarbeiten und die Verwaltung des polnischen Staates zu organisieren. 4. Errichtung einer Militärabteilung beim Staats rat zur Organisation des künftigen polnischen Heeres. Schließlich soll zur Verwirklichung der Staatlich keit die Proklamierung des polnischen Königs und als endgültige Form des Wiederaufbaues Polens eine genaue Feststellung der Grenzen beim Friedensschlutz erfolgen. Der polnische Staat unsere Sicherung nach Osten. Ein Artikel der offiziösen Norddeutschen Allgemei nen Zeitung, der gleichzeitig mit dem Manifest er- , schienen ist, bezweckt die Zerstreuung der Bedenken, „die manchen patriotischen Mann bei uns hindern, mit freudigem Herzen den kühnen Schritt gutzuheißen, der mit dem Manifest getan wird." Die Bedenken, die in konservativen und nationalliberalen Kreisen laut geworden sind, umschreibt das Regierungsblatt mit folgendem Satz: „Manche Erfahrungen mit den jetzt und in Zu kunft unauflöslich zum preußischen Staate gehörigen Polen scheinen dem großen Wurfe, den wir tun, nicht günstig zu sein." . : Hiergegen wird dann angeführt: i „Deutschlands Sicherheit verlängt für alle kommende Zeit, daß nicht aus einem als militärisches Ausfallstor ausgebautes Polen russische Heere, Schle sien von Ost- und Westpreußen trennend, in das Reich einbrechen können. . . . Kürzere, stark geschützte Gren zen werden das festeste Fundament eines ruhigen Ver hältnisses zu unserem russischen Nachbar sein." Politisch, wirtschaftlich und kulturell soll sich das neue Polen an uns anlehnen. Da Rußland ein polni sches Beamtentum, eine polnische Lehrerschaft, und eine polnische Wehrkraft nicht hat aufkommen lassen, Bahnbau und Wasserstraßen vernachlässigt sind, ist der neue Staat für seinen Aufbau für die nächste Zeit sehr auf unsere Hilfe angewiesen. Schritt für Schritt wird der Aufbau des polnischen Staatswesens weiter ge führt werden. Die in dem Manifest angekündigte Errichtung einer polnischen Wehrmacht ist an sich nichts Neues. „Die Polnischen Legionen ha ben bereits in mancher Schlacht an der Sette der Mit telmächte ruhmvoll gegen Rußland gestritten? Indem die Mittelmächte den Polen den allmählichen Ausbau einer eigenen Wehrmacht gestatten, erfüllen sie ihnen einen brennenden Wunsch, der bei dieser militärisch so begabten Nation besonders begreiflich ist." Innere Selbständigkeit für Galizien. Kaiser Franz Joseph richtete an den Ministerpräsi denten von Körber ein Handschreiben mit besonderer Ankündigung: „Es ist Mein Wille, in dem Augenblicke, in wel chem der neue Staat zur Entstehung gelangt, Hand in Hand mit dieser Entwicklung auch dem Lande Gali zien das Recht zu verleihen, seine Landesangelegeir- heiten bis zum vollen Maße dessen, was mit seiner Zugehörigkeit zur staatlichen Gesamtheit und mit de ren Gedeihen im Einklänge steht, selbständig zu ord- , nen und damit der Bevölkerung Galiziens die Ge währ ihrer nationalen und wirtschaftlichen Entfal tung zu bieten." N^^uisterpräsident erhält den Auftrag, geeia- darüber auszuarbeiten, wie die Neu- wäre^"^ der Dinge gesetzmäßig ins Werk zu setzen Ein neuer §all englischer ! Gemeinheit. j -s- Noch hat sich die Empörung ühex die Scheußlich, leit des „B aralong"-Mordes nicht gelegt, und schon wieder muß dem deutschen Volke Nachricht von einem ähnlichen Verbrechen gegeben werden, dessen sich England und seine Seestreitkräfte schuldig gemacht haben. Ein deutscher aus England in die Schweiz übergssührter Offizier hat folgendes berichtet: „Bas deutsche Änterseobaok41* hat am 24. September 1915 in der Näh» der Scilly» Inseln einen Dampfer unter amerikanischer Flagge ange halten. Während der Dampier stoppte und anscheinend Anstalten traf, ein Boot zu Wasser zu lassen, lief dar O-Boot bis auf eine Entfernung von etwa 300 Meter an den Dampfer heran. In diesem Augenblick klappte der, Dampfer plötzlich an zwei Stellen die Reeling herunter, eröffnete aus zwei Schifssgeschützen das Feuer auf da» O-Boot und beschoß es außerdem aus zahlreichen He« wehren. Das alles geschah - bei wehender amerikanischer Flagget Das O-Boot, das schwer getroffen worden war, ging > zunächst unter, jedoch gelang es ihm nach kurzer Zeit! wieder an die Oberfläche zu kommen. Durch ein jetzt' geöffnetes Luk konnten gerade noch der Oberleutnant zur See Crompton und der Steuermann Godau aus dem Boot herauskommen, als es zum zweitenmal und nun für immer in der See versank. Trotz schwerer Ver wundung des ersteren gelang es ihm wie auch dem Steuer mann sich schwimmend zu halten, auch nach einiger Zeit ein leer in der Nähe treibendes Voot zu erreichen und zu besteigen. Der Dampfer, der dies bemerkt hatte, kehrte nun zurück und hielt mit hoher Fahrt recht auf da» Boot zu, aber nicht etwa, wie man hätte annehmen sotten, um die beiden hilflosen Schiffbrüchigen zu retten, sondern um das Voot zu rammen. Zu diesem Zweck war sogar vorn aus der Back ein Mann ausgestellt, der die nötigen Anweisungen für das Steuern zur Kommandobrücke hinaufrief. Kurz bevor das Boot getroffen wurde, sprangen die Schiffbrüchigen in die Bug wellen des rammenden Schiffes, und es gelang ihnen, sich später an den Trümmern des Bootes festzuhaiteu. Erst nachdem sie wieder über eine Halbs Stunde im Wasser gelegen ! hatten, kehrte der Dampfer in ihre Nähe zurück und nahm sie nunmehr auf. An Deck ließ sich aber kein Ojfizier blicken. Anstatt den verwundeten Oberleutnant, der einen doppelten Kieferbruch, einen Schuß an der linken Schläfe, eine fingerbreite Wunde mit 3 Splittern in Nase und Backe sowie ein zerschossenes Auge bei der Beschießung des O-Byotes davongetragen hatte, Hilfe zu leisten, wurden die beiden Geretteten erbarmungslos in einen Vecksverschlag eingesperrt, der etwm 1 Meter hoch und 2 Meter lang und vorne mit Eisenstäben abgeschlossen war. Hier mußten sie verbleiben bis zu ihrer Ankunft in Falmouth am 25. September 1915. Erst dort wurde dem Verwundeten die erste ärztliche Hilfe zuteil." j Soweit zunächst der Bericht. Als seinerzeit die englische Regierung durch Gegen maßnahmen der deutschen Regierung gezwungen war, den in englische Hände gefallenen deutschen O-Boots- besatzungen eine einigermaßen menschliche Behandlung! angedeihen zu lassen, wußten bald daraus die Zeitungen! zu berichten, daß die englische Regierung, um diesem Zwang aus dem Wege zu gehen, den Befehl gegeben hatte, keine Veulschen V-Boolsleute mehr zu retten, sondern sie in ihren versenkten Booten so lange auf dem Grund des Meeres zu lasse», bis man annehmen könnte, daß sie tot seien. Damals sträubte sich noch jedes mensch liche Gefühl dagegen, an den Erlaß eines solchen Befehls zu glauben. Als dann aber die englische Regierung sich unter Ausflüchten schützend var die „Varalong"-Mörder stellte und sich weigerte, sie vor Gericht zu ziehen, wurde un willkürlich der Gedanke an die Zeitungsmeldungen und den angeblichen englischen Befehl wieder wach. Man^ fragte sich, weigert sich die englische Regierung etwa des halb, weil die „Baralong"-Mörder nur auf Befehl ge handelt hatten und deshalb auch nicht von der englischen Regierung bestraft werden konnten? Aber auch damals noch wies man diesen Verdacht von sich, obgleich kühle Ucberlegung uns hätte sagen müssen, Satz solche Vesehle von feilen eines England durchaus nicht unmöglich find, das im Burenkriege Zehntausende von Frauen und" Kindern erbarmungslos zu Tode gehungert, und das in diesem Kriege in unseren Kolonien den Schwarzen Kopf- preise für deutsche Staatsangehörige gezahlt hat. Der „Baralong"»Mord und das eben mitgeteilte neue Ver brechen lagen kaum einen Monat auseinander. Beide Untaten glichen einander sehr. wie schlecht das Gewissen der englischen Regierung , in diesem Falle ist, geht daraus hervor, daß sie das Be- tanntwerden dieserScheußlichkeit auch mit den verwerflichsten Mitteln zu verhindern jucht. Dies ist ihr trotzdem nicht gelungen. Der Bericht des deutschen Offiziers sagt dann weiter: „Erst am 29. September 1915 wurden die beiden Ge retteten, bekleidet nur mit Hemd und Unterhose und unter starker Bedeckung, an Land in ein Hospiz befördert, um am 6. Oktober nach Plymouth und am 10. Oktober dort- selbst in ein Hospiz übergeführt zu werden. Von Ply mouth wieder wurden sie am 6. November nach Port Castle ins dortige Militärgefängnis zusammen in einen Naum gebracht. Am 13. Dezember 1915 wurde schließlich der verwundete Offizier mit noch offenen Wunden nach" Dyssryn Med übergesührt. Der dortige Lagerarzt schlug später vor, den Offizier wegen der Schwere seiner Verwundung (das andere Auae war tu Gefahr) zur Auslieferung nach j