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Jung-Finnen entziehen sich der Einberufung. Kopenhagen. In den letzten Tagen lind in veischie- denen schwedischen Häsen Boote mit Flüchtlingen au» Finnland eingetroffen. „Aftenposten" zufolge haben die Jungfinnen die Flucht ergriffen, weil die Russen beginnen, junge Finnen ini Alter von 19 bis 25 Jahren zu den Waffen rinzuberufen. Die englische Angst vor einer deutschen Invasion. Haag, 2. November. Lord French hielt bei einer Pa rade, die er in Derby über 7000 Freiwillige abnahm, eine Rede, in der er sagte: Die Gefahr eines feindlichen Ein falles in England sei zwar fernliegend, er wisse aber nicht, was hinter der Flottenassär« im Kanal stecke und es sei noch nicht heraus, ob nicht eine feindliche Transportflotte zum Vorschein komme. Er wolle nicht behaupten, daß dies wahrscheinlich sei, aber unmöglich sei es keineswegs. Im Krieg ereigneten sich die unmöglichsten Dinge, und auf alle Fälle müsie man gut bewaffnet und ausgerüstet sein. Mordanfall auf den australischen Ministerpräsidenten. Frankfurt am Main, 2. November. Die „Frankfurter Zeitung" meldet: Nach einer Londoner Meldung wurde auf den australischen Ministerpräsidenten Hughes in Klum (Viktoria) ein Mordanschlag unternommen. Tin Mann schlug das Fenster der Villa Hughes' ein und schoß auf Hughes, der zu Bett lag. Der Schuß ging fehl, der Täter entkam. Der australische Finanzministir Higgs und die australischen Minister Gardiner und Russel traten zurück, weil die Regierung die Wahlbeamten ermächtigte, jüngere Leute zu fragen, ob sie in uebercinfrimmung mit den Er fordernissen der Landesverteidigung gestimmt hätten. Für die Art, in der die, wie berichtet, ablehnend ausgefallene Volksabstimmung über die Dienstpflicht seitens der austra lischen Regierung beeinslußt wurde, ist bezeichnend, daß der Beamte des Statistischen Amtes Leighton entlassen wurde, weil er Flugschriften gegen die Dienstpflicht ohne Namens- unterschrist verbreitete Die Meute, welche die „Deutschland" stellen soll. Basel. LorHoner „Daily Lhronicle" veröffentlicht eine Information, wynach die Admiralität zur Verfolgung des in Amerika gelandeten deutschen Handels-Unterseebootes eine stark« Flotte nach der westlichen Atlantik beordert habe. Auch französische Kriegsschiffe sind zur Verfolgung der „Deutschland" aufgeboten. Bissolatis Stellung erschüttert. Bafel, 4. November. Aus Rom melden die „Basler Nachrichten": Bis jetzt haben l4 katholische Provinzblätter den Rücktritt Bissolatis wegen seiner antiklerikalen Rede in Cremona gefordert. Die „Unica Catholica" in Florenz meldet, daß Premierminister Boselli Bissolati bereit» desavouiert habe. Auch die liberalen Organe beginnen mit Angriffen auf Bissolati. Die überlegenen deutschen Kanonen. Genf, 3. November. General Fouoille sagt in dem Fachblatt „France Militaire", die rumänische Armee sei wie vorher die Armee der Alliierten durch die starke Wirkung der überlegenen deutschen Kanonen überrascht worden. Falkenhayns und Mackensens Erfolge seien Siege der Ar tillerie. Der von der Entente begangene schwere Fehler hinsichtlich Serbien dürfe nicht wiederholt werden. Die Ab sichten Sarrails seien gewiß gut. Es sei auch lobenswert, daß noch Rumänien Truppen geschickt werden. Besser aber sei es, wenn mehrere schwere Geschütze dorthin ab- gehrn könnten. ARur noch 4 siebenbürglsche Ortschaften in rumänischem Besitz.- ? Wien, 4. November. Die „Wiener Allgemeine Zeitung" meldet aus Budapest: Nach einer Information des Temer- varer „Pest! Hirlap" betinden sich in dem Komitat Brasso nur noch Orsova und drei andere Ortschaften, sämtlich im äußerlten Winkel gelegen, in den Händen der Rumänen, von allen Höhen südlich der Grenze sind Lie Rumänen vertrieben. Die „Deutschland" trotz schwerer See unbeschädigt. Genf, 4. November. Aus in Paris vorliegenden Neu- yorker Depeschen geht hervor, daß das Handelsunterseeboot „Deutschland" trotz überaus schwerer See nicht üen gering- sten Schaden genommen hat. Die Armee der griechischen Nationalverteidigung. London, 3. November. Die nationale Vertetdigungs- armce ist nach einem Telegramm aus Saloniki an die „Daily Lhroncle" nun etwa 30000 Mann stark, von denen bereit» 17 000 Mann ausgerüstet und bewaffnet sk d. Sie stehen bereit, um sich an die Front zu be geben. Das russische Oberkommando gegen Mackensen. Bern, 3. November. Der rusiische General Zakharon hat dem „Temps" zufolge an Stelle der Generals Zajut- schus y da» Kommando der Dobrudscha-Armee gegen Mackensen übernommen. M-M Schellfisch ist eiagelrafsen. Grahl, Freiberger Straße. Ehrentafel iSi KMe WM ul Au» der Verlustliste Nr. 352 der König!. Sächf. Armee. Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 101. 1. Kompanie. Lippmann, Martin, Höckendorf, ins. Unfall schw. verletzt. 3. Kompanie. Lotze, Arno, Dippoldiswalde, I. v., Bein 12. Kompanie. Richter VI, Willy, Gefr, Wilmsdorf, bish. verm., i. Gefgsch. 4. Infanterie-Regiment Nr. 103. 3. Kompanie. Vogel, Alfred, Gefr., Glashütte, bish. verm., in Gefgsch. Nitzsche, Ernst, Altenberg, bish. verm., i. Gefgsch. I I. Kompanie. Müller ll, Ewald, Utsfz., Höckendorf, l. v. Schützen.(FLsilier-)Reglment Nr. 108. 3. Kompanie. Zönnchen, Gotthardt, Dittersdorf f. 7. Kompanie. Büttner, Martin, Höckendorf, l. v. Krause, Willy, Höckendorf, l. v. Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 242. I. Kompanie. Roßburg, Oskar, Gefr., Ruppendorf, bish. verm., i. Gefgsch. Schubert ll, Arthur, Postendorf, bish. verm., in Gefgsch. 2. Kompanie. Böhme lll, Karl, Nassau, bish. verm., i. Gefgsch. 5. Kompanie. Fritzsche, Mar, Wilmsdorf s. 8. Kompanie. Estler, Alfred, Glashütte, bish. verm., i. Gefgsch. 12. Kompanie. Hauswald, Bruno, Börnersdorf, bish. verm., in Gefgsch. 1. Husaren-Regiment Nr. 18. 4. Eskadron. Fischer, Ollo, Gefr., Seyde, schw. o. 5. Feldartillerle-Regiment Nr. 64. 2. Batterie. Höhne, Erich, Utsfz., Kleinersdorf (Kleincarsdorf?), l. verw 5. Batterie. Eichler, Mar, Gefr., Reinhardtsgrimma, schw. v. Leibgarde-Jnfamerie-Rrglment Nr. 115. (Preußen.) 8. Kompanie. Bernhardt, Paul, Bienenmühle, l. v. Infanterie-Regiment Nr. 20. 8. Kompanie. Tittel, Hermann, Großölsa, verw. Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 86. l. Kompanie. Menzer, Bruno, Utsfz, Pretzschendorf s. Jnfanterie-Regiment Nr. 87. 3. Maschinengewehr. Kompanie. Böpel, Friedrich, Gefr., Schmiedeberg, schw. v. 12. Kompanie. Spann, Karl, Gefr.,Schmiedeberg, bish. verm., ist f. Reserve-Jnfanterir-Regiment Nr. 208. 4. Kompanie. Kreutziger, Paul, Schmiedeberg, bish. verm., i. Gfsch. - Aus der Verlustliste Nc. 353 der König!. Sächs. Armee. Reseroe-Jnfanterie-Negiment Nr. 103. 7. Kompanie. Braune, Martin Franz, Gesr., Röthenbach, ist in Gefgsch (Orleans) f. 12. Kompanie. Lorenz, Mar, Hänichen, i. Gfgsch. 5. Infanterie-Regiment Nr. 104. 2. Kompanie. Burkhardt, Willy, Reinhardtsgrimma, l. verw., b d. Tr. Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 10l. 5. Kompanie. Borrmann, Otto Alfred, Döntchten f. 3. Infanterie-Regiment Nr. 102. Estler, Kurt, Altenberg s. Reserve-Infanterle-Rrgiment Nr 103. 12. Kompanie. Lieber, Oskar Alfred, Utsfz., Reinholdshain f. 12. Infanterie-Regiment Nr. 177. Hauswald, Kurt, Dittersdorf s. v-Boote vor der portugiesischen Küste. Genf, 4. November. Der „Temps" meldet aus Carta gena, daß 125 Matrosen eines norwegischen Dampfer», der von einem Unterseeboot versenkt wurde, am Kap Palo landeten. Eine Lissaboner Depesche besagt, daß deutsch« Unter seeboote vor der portugiesischen Küste auftauchen und die Schiffahrt unsicher machen. Der Neufundtandfahrer „Et. Charle»" wurde, laut „Petit Parisien", vor, Fecamp versenkt. Sarrails Schwierigkeiten. Lugano, 3. Nov mber. Der Korrespondent der Mai länder „Secolo" in Saloniki versucht in einem anscheinend inspirierten Telegramm, das Ausbleiben einer Offensive Sarrail» mit den großen Schwierigkeiten zu erklären, di« dem Transport der Truppen infolge der Sprengung de» Viadukt» von Eksisu entgegenstehen. Auf der Monastirlinie leiden die Armeen der Verbündeten auch unter schlechten Witterungsverhältnistrn. Die beiden Regierungen in Griechenland. Genf, 4. November. Der „Temps" bespricht wieder einmal das Verhältnis der Entente zu Griechenland. Lr unterstützt dabei die Behauptung, die Lord Robert Cecil vor einigen Wochen im englischen Parlament ausgesprochen hat, daß die Regierung Venizelo»' von der Entente in den Gebieten anerkannt worden wäre, in denen sich die Regierung de» Königs nicht mehr betätigen könne. Verboten hat die schwedische Regierung vorläufig bis zum 30. April 1917 die Verwendung von Weizen und Roggen als Futter. Aus Norwegen Vertreter des Präsidiums de» Storthing» und die Parteisührer werden heute nachmittag Vie endgültige Ant wort auf die deutsche Note an Norwegen beraten. Wahr scheinlich wrd die Antwort in den nächsten Tagen kommen. Gestorben ist nach einer Bukarester Meldung am Donnerstag Pr.nz Mircea. Aus Athen meldet „Sccolo", daß die griechische Garnison von Ekaterini in Stärke von 170 Soldaten sich nach kurzem Gefecht mit den Revolutionären aus d e umliegenden Höhen zurückzog. Nach Rücksprache des Königs mit dem englischen Gesandten wurden 1500 Soldaten mit Kanonen zur Verstärkung gesandt. Der Reichstag wird den ihm vorliegenden Arbeitsjlosf heule erledigen" und sich darauf ver agen. Damit unterbleibt auch die in Aussicht genommene Rede des Reichskanz'ers, dem übri gens die Beratungen des Hauptausschus cs Gelegenheit zu Mitteilungen gebe». Wettervorhersage. Zeitweise Trübung, keine wesentiiche Temperaturände rung, keine erheblichen Niederschläge. Feüelmartt zu DrypotLii-wLU!- vom 4. November. Von den aufgetriebenen IS Ferteln wurden 16 vertäust zum Preise von 30-bl) M. pro Paar. Ein chinesischer Salomo. 1 Ein blinder Straßenmusikant stand an dem Ufer eine» Flusses und wußte keinen Nat, den Strom zu überschreiten. Er bat einen daherkommenden Oelhändler um Hilfe. Dieser hatte Mitleid mit dem hilflosen Blinden, nahm ihn auf die Schulter, gab ihm seinen Geldsack zum Halten und trug den Alten so durch den Fluß. Als er am andern Ufer den Blinden absetzte, weigerte sich dieser, den Geldsack zurückzugeben, erhob ein großes Geschrei und erklärte, das Geld sei sein Eigentum. Die Sache kam vor den Richter, und beide Parteien beschworen hoch und heilig, daß das Geld ihnen gebäre. Der Richter stand vor einer schwie rigen Entscheidung. Erließ aber den Sack mit dem Gelbe in einen Wasserbehälter ausleeren und erklärte plötzlich mit Bestimmtheit, daß der Oelhändler der Eigentümer fei. Als man ihn nach den Gründen des Urteils befragte, er klärte er, daß das Geld des Oelhändlers doch Spuren von dessen Gewerbe haben müsse: und in der Tat, in dem Wasser schwammen winzige Oelpartikelchen. ' Wir sprechen deutsch! Wir sprechen deutsch! — Das ist die Sprache, Die Trost und Liebe stets gewährt, § Zum Beten drängt in heil'ger Sache, Und die die Mutter uns gelehrt. Wir sprechen deutsch! — Das ist die Sprache,' Die einfach lautet, grad und schlicht. In der die Treue hält die Wache, In der zum Sohn der Vater spricht. Wir sprechen deutsch! — Das ist die Sprache, Z In der mit ernstem, wucht'gem Klang, Daß sie den Heldengeist entfache, Der Kaiser ruft zum Waffengang. Wir sprechen deutsch I — Das ist die Sprache, Die donnergleich das Land durchbraust, In der das Volk in Zorn und Rache Zum Feinde spricht mit deutscher Faust. Erwin Clauß (11. August 1914). Das Gedicht stammt aus der vortrefflichen Samm lung: Deutscher Sprache Ehrenkranz. Dichterische Zeug nisse zum Werden und Wesen unserer Muttersprache, ge sammelt und erläutert von Universitätsprofessor Dr. Paul Pietsch. Die im Verlage des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins 1915 erschienene zweite Auflage enthäü KOO Gedichte und Dichterstellen und ist vorzüglich geeignet^ Verständnis für unsere Muttersprache, deutsche Sprachge sinnung und deutsches Sprachgewissen immer mehr zu wecken und zu festigen. 159 '