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Freitag den 6. Oktober 1916 abends Nr. 233 82. Jahrgang jetzt Krieg zu führen und zu riger als die der anderen Nassen. an Batt. Und von der nahen Kanonen. Vereinzelt fallen Aus Feldpostbriefen Aus meinem Tagebuch. blutrot, wie ein feuriger Front her donnern die Schüsse. Es ist schwer, gerade Winnen: >00, 1 w 00, 3 zu , 447 »u Schützm^raben vor A., am 9.4. IS. Heute entlud fich das erste Gewitter über uns. Ich hatte gerade Wache. Um I2 Uhr begann ein Heines Arttlleiiegefecht. Die Granaten zischelten und sausten über uns hin, und die englischen Schrapnells platzten dicht hinter unserem Graben. Unsere Artillerie funkte nach Ar- menlieres hinein, und die englische suchte unsre Geschütze und so nebenbei auch uns im Graben. Dann wurde es mit einem Male ganz finster. Im Westen, hinter der englischen Front, stieg eine schwarze Wand hoch, immer höher, über den ganzen Himmel breitete sie sich aus, und endlich leuchtete der erste Blitz auf, dem ein prasselnder Donner folgte, und nun ging« Schlag auf Schlag, dazu graupelte es. Und die Kanonen donnerten, man wußte gar nicht mehr, waren» unsre oder englische oder wars das Gewitter. Nach einer halben Stunde endlich wurde es lichter. Das Himmelsblau brach durch die schwarzen Wolken, und schon stieg zwischen den beiden Gräben eine Lerche hoch. Unbekümmert um das Pfeifen der Geschosse schwang sie sich trillernd auf. Frieden im Krieg! Wie lange? Als ich abgelöst wurde, psiffen die Kugeln wieder und über uns weg heulten und zischelten wieder Granaten. Lomme, am 2l. 3.15. Wir sind heute den vierten Tag in Reserve, haben je 2 Mann ein Bürgerquartier. Ich wohne bei einem alten Ehepaar. Die Leute sind sehr entgegenkommend, lesen uns unsre Wünsche an den Augen ab. Zwei Tage waren wir schanzen. Gestern wurden wir dabei von englischem Artilleriefeuer überrascht. Schwefel- granoten krepierten um uns herum, glotze grün-gelbe Wolken aufwirbelnd. Kameraden." Nicht Namen, nicht Zahl! Wer weih, wer alles und wie viel darunter von ihren Kämpfen ausruhen. Auch ein paar LInzelgräber findet man. Ein Hügel zieht mich besonders an, das Grab eines Landsturmpioniers, den ich besonders kannte. Am 17. März ging er wie alle Tage an seine gewohnte Arbeit auf den Pionierplatz, dacht« vielleicht nicht, datz er den Abend nicht mehr er leben würde. Au» einer Entfernung von fast 200 Meter traf ihn eine verirrte englische Kugel mitten ins Herz. Rasch tritt der Tod den Menschen an! Meist sind es Angehörige unsrer Division, die hier ruhen. Auch einen preutzischen Ulan hat man hier be graben, seinen Tschako ihm aufs Grab gesetzt. Um ihn herum sprossen schon die Blumen. Alle die Ruhestätten unsrer toten Krieger sind schön und einfach von lieber Kameraden Hände bepflanzt worden. Auf manchem siehts schon grün und bunt aus. Die Sonne verschwindet jetzt hinter dem Horizont, Schützengraben vor La Chapelle, am 5. 4. l 5. Ostern im Felde! Im Graben haben wirs verlebt, den Ostersonntag im Regen und feindlichem Schrapnell feuer. Wer hätte das vor einem Jahre gedacht? Die Engländer uns gegenüber scheinen Ablösung bekommen zu haben, lassen uns den ganzen Tag keine Ruhe. Beson ders unsern Abschnitt können sie leicht und genau be- schießm.... Es sieht hier wüst aus Verluste hatten wir jeden Tag. Das La Vresse-Huhn. ' ' (Nachdruck verboten.) Wie schon der Name andentet, hat dieses Huhn seine Heimat in Franireich, nnd zwar in der Grafschaft La Bresse in Burgund. Aber auch in anderen Landesteilen Frant- reichs hat es weite Verbreitung gefunden: so in der Normandie, in der Gascogne, in der Bretagne und in der Picardie, wo heute die größte aller Schlachten tobt. Bet uns in Deutschland haben die La Bresse nur wenig Verbreitung gefunden, wohl hauptsächlich aus dein Grunde, weil es für rauheres Klima wenig geeignet erscheint. Wo die Verhältnisse es aber gestatten, sollte man nur zuver sichtlich einmal einen Versuch mit diesem Huhn machen, vornehmlich wenn man auf vorzügliches Tafelgeflügel sieht. In dieser Hinsicht wird es von keiner anderen Rasse übertroffen. Dazu besitzt es noch den Vor zug, daß es sich mit Leichtigkeit mästen läßt. Aller dings ist das Körpergewicht der La Bresse nicht so groß, als das mancher anderer Nassen, was aber wvhl im all gemeinen von dem kaufenden Publikum nicht gerade als Nachteil angesehen werden wird. Aber auch als Eier legerinnen stehen die La Bresse durchaus auf der Höhe. Den Durchscimittsertrag geben verschiedene Züchter auf 120 bis 140 Stück von ansehnlichem Gewicht an, vereinzelt auch . Turmgut bei Weg-M., am 17. 3. 15. Seit vorgestern sind wir im Stützpunkl, einem Gut, 1000 Meter hinter dem Graben, „Turmgut" haben wir» getauft. Wir müssen hier schanzen. Der zerstörte Ott W.-M. wird befestigt; in den Ruinen werden Schiessscharten angebracht, die Fenster zugesetzt, die Wände mit Sand- sacken verstärkt, Keller zu Unterständen eingerichtet usw. — Ich bin schon ein paarmal abgerückt und in den Häuser- trümmern umhergestretst. Was da alle» herumltegt: Kleider, Bücher, Karten, was für Metall aller Art. Dte Kirche ist durch die Engländer vollständig zerstört. Die Turmspitze steckt im Boden. x Abends gehis zurück in unsern Gutshof. E» ist zwar alles ausgeränmt. Wir haben aber wenigstens Stroh- lager und Feuer, da» wir in einem der alten, berühmten französischen Kamine anzünden. Dann sitzen alle wie die Indianer im Halbkreis am Feuer und singen Lieder von der Heimat, vom Erzgebirge. Man fühlt jich in eine and.re Zeit, in eine andere Welt versetzt: Dte gespensti schen Gestatten am Feuer, dte gedämpften Lieder und über uns weg da» Pfeifen der englischen Kugeln. (Ick.) „Jägergut" bei Peremhie», am 7. 3. 15. Nun find wir auf französischem Boden angekommen. Ls ging alles so schnell, datz man gar nicht zur Besinnung kam. Am Dirnrtag mittag nach dem Einrücken Hirtz -»: „Kompanie soll warten!" Wir ahnten schon, warum. 10.30 Uhr war Befehl gekommen: „Sofort einkleiden, 3. 3. abend» 6 Uhr steht da» Bataillon!" Folge: Rennen auf die Post, Einkäufen usw., den ganzen Tag bi» zum nächsten Abend, Einkleiden, Patronen fassen (150 Stück), Lebensmittel fassen (Rauchfleisch, Würste, Konserven, Kaffee, Salz). 5.30 Uhr letzte» Antreten. 7 Uhr: „Stillgestanden! Abzählen zu Vieren! Mit Gruppen rechts schwenkt, marsch!" Und hinaus ginge nach dem Bahnhof. Eine große Men- fchenmrng, stand Spalter, wie. selten je. 8 Uhr: Signal zum Einsteigen, ein letzter Händedruck. 10 Minuten später Abfahrt nach dem Westen, Tücher- schwenken, Tränen, letzte Rufe. Wann wirds rin Wieder sehen geben? Ob überhaupt? In Leisnig nahmen wir rin paar 179 er, in Leipzig I06er zu un». So waren wir über 1000 Mann. Die Fahrt ging über Eisleben, Nordhausen nach Hannover- Münden. 3/4 7 Uhr früh wurden wir dort gespeist: Erbsen, Hammrlfierich, Kaffee. Durch dar Weser-Bergland ging» nach Kassel. Unterwegs Schnee, viel kleine Dörfer mit roten Ziegeldächern, große und lange Tunnels, besonders im Sauerland. An der Ruhr begann das Industriegebiet, g oße Eisengießereien, Hochöfen, mächtige Bahnhöfe. In Hagen würben wir wtever gespeist. Nachmittags 5 Uhr kamen wir durch Barmen-Elberfeld, eine riesige Stadt, dann durch Düsseldorf. Ueberall unterweg», wie auch nachher, stürmische Begrüßung, obwohl in den letzten zwei Tagen über 30 Züge durchgekommen sein sotten. In Düsseldorf übrrsuyren wir unter brausendem Gesang des Donnerhack-Liedes den alten deutschen Rhein. Nachts 11 Uhe bekamen wir in Aachen nochmals Kassee. Am 5. 3. srüh I Uhr wurden wir aus der letzten deutschen Stalton, der Kriegsoerpslegungsanstalt Herbcs- thal, mit Erbsen und Wurst gespeist. 2 Stunden später betraten wir Fetndeslund: Belgien. Bet Beroiers große Eisenwerke. Lohenoe Flammen schlugen aus unzähligen Hochösen. Es zeigten sich schon dte ersten Spuren des Krieges: umgesturzle Lokomotiven, verbrannte Eisenbahn wagen, Ruinen, Heldenglaber. Ueber die Mans ging» weiter gen Lüttich, Landen, Löwen. Bi» hierher waren die Dörfer zum Teil wieder ausgebaut. Löwen aber bot ein Bild schrecklichster Zerstörung. Kern Haus mehr ganz, wenig Leute, nur hier und da ein Bauer mit zweiräd rigem Karren. In der Nähe Massengräber. 1/2II Uhr belamen wir in Brüssel Speck und Brot. Brüssel ist eine prächltge Stadl; große, schöne Gebäude, Ausstellungspalast. — Weiter ging», nun sttdllch nach Mon». In der vierten Stunde überschritten wir die belgisch-französische Grenze bei Bianc-Mueron. Ueberall zerstörte Häuser. Bewohner, lumpig angezogen, leben schauderhaft elend; kleine, nied rige Hauser. Tür führt von der Stratze gleich in die Stube. Kinder rannten neben dem Zug her und schrien nach Brot. Ueber Valencienner gtngs nach Litte. Abends 8 Uhr langten wir dort, unserem Bestimmungsort, an. Dte ganze Nacht funkten di« Geschütze. Bis zum Morgen blieben wir im Zug. Am nächsten Tag traten wir den Marsch an, im strö menden Negen und bepackt mit dem überschweren Assen. In die Hegend von L. gtngs. Noch einige Stunden Halt aus offener Landstraße. Wir wurden aus dte einzelnen Bataillone verteilt. Wir vom 2. kamen in ein leeres Ge- höst zu liegen, 300 Mann in Ställen, Scheunen usw. Nachts tsl» tüchtig kalt. Durchs Dach tropfl das Wasser auf unseren Manlel, unter dem wir uns zusammengerollt haben. Dte Geschütze donnern fortwährend. — ' Turmgut, am 18. 3.15. Heute ist ein herrlicher Tag, das reinste Frühlings- weiter. Da denkt man an die Heimat! Wie einzig schön wars doch daheim! Jeden Weg, den man gegangen ist, jede schöne Stunde, di« man erlebt, ruft man sich ins Ge- dächtnis zurück. Wenn doch die Zeit zurückkäme! Nur «inen Tag noch in der Heimat verleben dürfen! Gesund sind wir fast alle noch. Die Kleider haben wir, seit wir in Frankreich sind, noch nicht vom Leibe gebracht. Waschen tut man sich jetzt ab und zu mal, aber nicht in reinem Wasser. Das gibt unsre alte Plumpe nicht mehr. liegend. Vom roten Gesicht heben sich die rein weißen, vielfach auch bläulich angelaufenen Ohrscheiben vorteilhaft ab. Die Beinfarbe ist schiefergrau, Kralle» schwarz. Der Gefiederfarbe nach unterscheidet man zur Hauptsache einen schwarzen, einen weißen und einen grauen oder gespren kelten Farbenschlag. Ersterer (siche Abbildung) ist wohl der verbreitetste, während für Mastzwecke im allgemeinen der weiße vorgezogen wird. Die grauen La Bresse er- iinnen« in ihrem Aussehen an Silbermüven oder Brakel. SG. 102 kämpfen, in einer Zeit, wo alles grünt und b'üht, wo überall Leben entsteht, soll man Leben vernichten. Aber das eiserne Mutz gebietet! Unteroffizier Curt Paul. Schützengraben vor A, am 20. 4. 15. Wir sind seit gestern wieder Im Graben, nachdem wir 3 Tage in Reserve lagen. Ruhe gabs aber da nicht, wir mußten schanzen oder exerzieren. Am Sonntag war ich wieder mal auf dem Friedhof in L. Ein schöner, klarer Frühlingstag wars, der 3. und letzte der Reserve. Vom Morgen ab hatte warm die Sonne geschienen, und als sie sich am Abend im Westen senkte, da trieb» mich noch einmal zum Ruheplatz unsrer gefallenen Kameraden. Vom Eingang au» füh-t ein schnurgerader Weg zu einem hohen Bild de» Gekreuzigten. Zu beiden Setten stehen mächtige Wachholderbäume, kunst voll verschnitten, wie es zu Loui» XIV. Zeit üblich war. Was aber dem Deutschen unangenehm aufsälit, sind die großen plumpen Glaskästen, die sich über den Gräbern, wie an einen, Spalter, austürmen, oft 6 bi» 8. Sie ent halten Kränze au» künstlichen Blumen mit Inschriften: ä notre pöre, ä notre grancke-mere, ä mon oncie usw, Kränze von den Angehörigen de» Toten. Hier und da hat man auch ein Bild des Verstorbenen beigclegt. Ueber den Gräbern der Reichen sind kleine Kapellen errichtet, die durch grüne, rote oder blaue Scheiben farbiges Licht ins Innere satten lassen. Ueber dem Eingang die Worte: ttequiescat in psce oder ttecrets, usw. — Attes aber ist überladen mit Schmuck und Kränzen und Putz. — Welsche Art! Ander» bei den Ruhestätten, die unsre gefallenen Helden in einem Viertel de» französischen Friedhofes gefunden haben. An die 200 liegen dort begraben, 150 etwa kennt man mit Namen. Sie sind in den Geiechten bei Rue du Bois und in der Nähe gefallen oder ihren Wunden in Lazaretten erlegen. Meist ruhen 5—6 oder auch mehr in genietnsamem Grabe. Ein schlichtes Holzkreuz steht aus dem Hügel. Irgend ein Geschickter hat ein Eisernes Kreuz daraus genial«, darunter die Jahreszahl 1914/15 und die Namen der Tapferen: „Hier ruhen in Gott..." oder „Den Heldentod fürs Vaterland starken l l deutsche Krieger" oder „Den Heldentod starben ein Leutnant und 13 seiner Kameraden". Daneben sieht ein Kreuz mit den Worten: „D«n Tod für» Vaterland starben mehrere Tparkaffs,u Dippoldiswalde. Lepeditions-Stunden: Sonntag«: nur am letzten Sonnw- des Monats von >/-2 —>/-4 Uhr, an allen Wochentag«» von Ä'/, dis 12 Uhr und 2 bis 9-5 Uhr, Sonnabend» unu ubro. e vor V-? bl« 2 Uhr. 871 74k 926 ! 11k 382 6K1 j s (1000) Ü63 >0) 73920 »7 069 607 ! 741 137 481 «20 444 287 )53 10ü «K9 i41 269 0K4 >27 613 K03 24 KK1 132 !16 K71 470 j 62 929 281 114 403 679 - 69 670 K63 8L788 19k 93 K79 626 615 (3060) 35 626 601 43 848 «67 0) 8K758 I5 384 717 Kl 010 48S )4 965 666 . N 449 816 > >3 598 378 ' >8 301 954 8 839 445 ? 026 250 17170 787 - 3(500)698 IO 870 932 !3192190 >9 K43 897 5000) 657 '3 434 288 2 736145 5 72k 653 I 0) »8637 I 363 127 I »196 385 s 62 (1000) ! 237 641 I 50 (2000) 017 149 889 709 ! 404 452 - 596 687 - 036 875 434 157 s I 100) 521 S 049 164 I 572 303 13(2000) 1 741 612 Z )6(2OOO) 8 884 742 h In Körperfonn und Haltung erinnern die La Bresse unsere Minorka oder Nammelsloher. Die volle, tiefe Brust zeigt uns auf den ersten Blick das Flcischhuhn, wohl auch die Einkreuzung von Dorkingblut, welch letzteres durchweg für alle französischen Rassen zutrisst. Kamin und Kehllapprn sind von mittlerer Grüße, ersterer einfach, beim Hahn ausrechtstehend, bet der Vienne nm- n:ehr, was durchaus als ein befriedigendes Resultat angesehen werden muß. Wenn inan nun noch in Betracht zieht, daß dieses Huhn zudem ein eifriger Futtersucher ist, das bei geeignetem Auslauf den größten Teil seiner Nahrung selbst sucht, so kann es als vorzügliches Wirtschaftshuhn nur empfohlen werden, ganz besonders für Gegenden mit milderem Klima. Dann ist die Aufzucht auch nicht schwie-