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7^ TU sie mit sich beide kräftig die nachdem Hände zum Gruß geschüttelt Fenster, während Krüger das und morgen gehen; kommst laß es genug du lachst und Na schieß los, mit? Bitte bitte!" Er schüttelte schon mit dem Kopfe, als ein- und das Zimmer tretend, ein Telegramm hin, nicht eben kleinen hatten. Blume trat ans danken folgen zu können. Doch nun mit den klugen Reden sein, ich sehe, hast was gegen mich im Schilde. Kleines! „Väterchen, der Fritz und ich, wir Dinge, und da brauchst du dich nicht mehr so gehend um deine Sanitätskolonne zu kümmern, einmal wird's ja doch auch ohne dich gehen!" Sie strich ihm schmeichelnd die eine Wange sagte: „Gelt, Väterchen, mir zuliebe tust du es?" nicht mehr mit. Du hast von der seligen Mutters Seite so viel Weisheit und Bildung mitbekommen, daß ich manchmal meine liebe Not habe, deinen Ge- „Ei schenen guten Abend, kleines Marjellchen, hört^ der Steuersekretär oben die breite, „astpreißische Stimme des Eisenbahnassistenten Krüger sagen: so rief er dann gleich durch die halb offen stehenge bliebene Tür in seinem pommerscken Baß hinunter: „Immer heraufspaziert, alter Freund! 's ist gut, daß du kommst, denn in mir tobt etwas wie wild und verrückt, und nun hab' ich jemanden, dem ich's anvertrauen kann!" Die Stiege ächzte förmlich unter den Tritten des heraufsteigenden Mannes, und bald darauf erschien im Rahmen der Tür ein Niese, der selbst den hoch gewachsenen Steuersekretär noch um einige Zoll über ragte. Das war auch so 'ne richtige alte Kürassier- ihrem Betteln fortfuhr: „Wir wollen zum Franzosenkreuz hinauf. Fritz hat mir diesen Ausflug schon lange versprochen, morgen endlich ist er einmal den ganzen Tag dienstfrei und — Väterchen," schmeichelte sie, wie ein kleines, verwöhntes Miesekätzchen, „der Wald ist doch so wunderschön, und dir täte solch ein Spaziergang auch einmal sehr gut." „Hm, tja, euer Wauwau soll ich da sein, wie? Aber — Kleine, es geht nicht, ich muß morgen zur Sitzung des „Roten-Kreuz-Komitees." „Ach, Pappichen, einmal wird's auch ohne dich gehen." „Sonst ja, Kind, aber morgen, gerade morgen muß ich unbedingt dabei sein; bedenke, wenn es nun doch noch Krieg gibt, dann muß alles klappen, zudem diese französisch gesinnten Herren Mühtbäuser Fabrik herren darf man nicht aus dem Auge lassen." .„Ach, Väterchen," sagte sie schnell und schloß dem Alten mit ihrer kleinen nervigen Hand den Mund, „Krieg! Krieg gibt's nun Gott sei Dank nicht mehr, die Gefahr ist doch vorbei, die schweren Wetterwolken haben sich ja glücklich am Horizonte verzogen. Denke dir nur," setzte sie dann wichtig hinzu, „Fritz ist ordent lich böse auf die Franzosen; das sind lauter Hasen füße, sagte er. Siehst du, so stehen jetzt die politischen Der Alte gab keine Antwort; langsam wandte er sich ab und schritt, dichte Dampfwolken aus der Pfeife stoßend, im Zimmer auf und ab. Ernste Gedanken wälzten sich schwer hinter der breiten Stirn des urwüchsigen Pommern hin und her. Wie gern hätte er diesen Sonntagnachmittag seinem Kinde gewidmet, aber für ihn galt es: auf dem Posten zu sein! Er hatte noch eine andere Aufgabe, wie nur als Kolonnenführer der Sanitätsabteilung des Roten Kreuzes zu arbeiten. Er war ein Altdeutscher, der in das Elsaß versetzt worden war, um an seinem Teile mitzuhelfen, das noch immer mit den Französlingen kokettierende Land zu verdeutschen. Lotte wagte den sonst ihr gegenüber stets ge fügigen Vater in seinem jetzigen Gedankengange nicht zu stören, denn sie sah, wie ihn ein innerer Kampf durchtobte, von dem sie allerdings nur ahnte, daß er mit dererlei Dingen in Zusammenhang stand; so galt es denn für sie, zu schweigen; in solchen Augenblicken gestört zu werden, brachte den deutschen Beamten in große Erregung, denn in ihm kochte das altpreußische Soldatenblut, der ehemalige pommersche Kürassier- Wachtmeister, der keine Rücksichten aus sich oder seine Familie kennt, wenn es das Staatswohl erheischte. Und das war nach seiner Ansicht hier der Fall.— Im Zimmer war nun »nur noch der schwere Tritt des hin- und herschreitenden, großen Mannes zu hören, als unten die Hausglocke ihren schrillen Ton erklingen ließ; Lotte eilte leichtfüßig die Treppe hinab und schob den Riegel zurück. wollen am Sonntag hinauf in'den herrlichen Wald er hat keinen Dienst und — nicht wahr, du Telegramm aufriß und las: „Habe fünf Tage Urlaub erhalten, komme morgen früh. Gruß Konrad." Aufschauend sagte er, wie zur Bestätigung des Gelesenen: „Na, das ist schön! Hm, ach ja, du weißt ja noch nicht, um was es sich handelt: Also mein Junge, der Konrad bei den gelben Ulanen in Saar burg, kommt auf ein paar Tage her. Paßt mir übrigens ausgezeichnet in den Kram," und während er dies sagte, trat Lotte wieder ins Zimmer, so Haß er zu ihr gewendet noch hinzufügte, „so nun hast du auch einen Begleiter für euere Waldpartie, Konrad kommt morgen für ein paar Tage auf Urlaub," und damit reichte er ihr die Depesche. Lotte las das Telegramm und sagte: „Dennoch ist es schade, daß du uns nicht begleiten kannst," und 'in ihrem hellleuchtenden Gesicht war ein kleiner Schatten der Enttäuschung zu sehen, der aber bald wieder in Erinnerung an den stets lustigen Bruder verflog. Freund Krüger, der mit einem breiten Schmunzeln dem Mienenspiel der Kleinen zugeschaut hatte — er mochte übrigens das muntere, hübsche kleine Ding von einem Mädel sehr gern —, mischte sich nun auch in das Gespräch und sagte: „Gott, wer weist, Marjellchen, wofür es gut ist, daß der Vater morgen bei uns ist," — er betonte das „uns" ganz besonders stark — „und," wandte er sich an Blume, „mit dir habe ich noch etwas im Vertrauen zu besprechen. Da ist eine Sache, die mir nicht ganz hasenrein oorkommt " „Schon gut, Alter, ich verstehe," und zu Lotte ge wendet, die lauschend am Fenster stand, sagte er: „Kind, richte das Abendessen für uns drei; nach demselben gehen Krüger und ich noch au! ein Stündchen hinüber ins Exil." Die Tochter nickte freundlich und eilte hinaus; wenn der Bater ins Exil ging, so hieß das soviel als: Die altdeutschen Beamten und „Zugezogenen" — keine Schwaffen, wollten dort ihren, mit Recht be drängten Herzen wieder einmal Luft machen. Dort gab es manchmal so eine gewisse Geheimniskrämerei, so wenigstens dachten meist die kleinlich veranlagten Frauen dieser Männer, denen jede Ausgabe ein Dorn im Auge war, und die manchmal wegen ein paar Groschen für Bier mit ihren Männern Szenen machten, die jene in oft recht zweifelhafte Stimmung versetzten. (Fortsetzung folgt.) figur. „Na, da bän äch, mein Iongchen," begrüßte Krüger den oben Harrenden in seiner breiten Mund art. „Verdahmt noch ains, die Türen här, sand ja man blahß zu klaien für ans Astpreißen. Du, da hab äch aine Depäsche fo Drech," fügte er, nun vollends in hinzu und reichte dem Freunde