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Allerlei. Pflanze« alS SchiffahrtShiudernifse. Die Schiffahrt auf dem Nil wird außerordentlich erschwert, ja zuzeiten ganz unmöglich gemacht durch eine seltsam kleine, kohlarttge N- Denkspruch. Unä nun <n!ch rur Lchlschl gewenckrt, üug' unö tzefr rum Licht hinzu!! ÜUe; lw'lche ist vollend«!, Unä rts; himmNrlich! geht suk. Zähl euch an, ihr öeutlchrn Lrüöak I«öef Nerve lei «in Heick! treu« Herren sehn lich wieä«: Lede wo KI Mr öiele Welt! hört ihr';? Schon jauchrl er unr «lonnernö entgegeni öiüäer hinein in öen blwenäen liegen! lvieäeNedn in öer helleren Äell. cd»»«», !(«'««». «Heiß ist die Liebe, kalt ist der Schnee." Kriegsnovelle von R. O. Gottschalk. (Schluß.) (Nachvr. verboten.) Lotte von Benkenfeld sah recht leidend aus. Ihr hatte der Krieg das Liebste, das Beste genommen, was sollte sie nun noch auf der Welt? Gedanken der Wehmut, Gedanken der stillen Trauer erfüllten ihr Herz, und wie ein düsterer Schatten kam's vor ihre Seele: Du, gerade du wurdest getroffen vom göttlichen Schicksalsspruche? Und doch: Gab es nicht so viele Tausende, denen es ebenso ging? Sollte daS ihr Trost sein, ihr einziger Trost in ihrer Seelennot? Nein, das vermochte sie nicht zu trösten; aber wie hatte sie doch gesagt, als Hans zum letzten Mal« Abschied nahm: „Sollte dir was Böses zusloßen, so will ich mich fügen. Für das Vaterland darf kein Opfer zu groß, sein." Damals . . . und jetzt? Ihr Herz krampfte sich zusammen, sie erschrak über^sich selbst. War dies das Beugen vor der Majestät des Todes? Ihr Busen bebte, Tränen rannen über ihre bleichen Wangen. Sie riß sich zusammen. Eine deut sche Jungfrau muß Schmerz ertragen können. Sie raffte sich auf: Der Kampf in ihrem Herzen hatte sich ent schieden; Ler Verlust schmerzte sie, aber darüber erhob sich eine lichte Gestalt und reichte dem Schmerze die Hand, welche sie still in die des Lebens legte, und segnend wies der lichte Engel ihr Gemüt in die neue Lebenszu- runft. Und dieser Engel war Vergessen. Ja, vergessen wollte sie, vergessen Ivas ihr Herz bewegte. Ihr Ge sicht verklärte sich, und ihren Münd umstrahlte ein Zug von jener Klarheit, welche das Erhabensein über des Lebens Leid (in ihrer kindlichen Unschuld) ausdrückt. Hatte sie wirklich ihr neues Lebensideal gefunden? 'Langsam durchschritt sie den schneebedeckten Pfad. Graue Wolken verhingen den Himmel und schienen schlechtes Wetter anzeigen zu wollen. Tief lagen ihre Augen in den Höhlen, und Atemnot beklomm sie. Sollten es auch Vorboten sein . . .? Lotte war am Schlosse angekommen. Bleiern lag es ihr im Kopfe, und so suchte sie bald ihr Zimmer auf, mn sich zu Bett zu legen. Wirklich schien es besser zu werden: sie schlief sanft ein und träumte, Hans stehe am Himmelstor und winke ihr zu: „Komm heraufl" Matt lächelnd gab sie zurück: „Meine Liebe dauert über dein Grab." Der Winter ging, es kam der Lenz. Sorte hatte sich etwas erholt, ja sie sah frischer dus denn je. Aber noch immer konnte sie ihn nicht vergessen. „Tein... auf ewig!" Sie zwang sich, aber die Sehnsucht . . .'die Sehnsucht! Frühlingsstürme brausten draußen in der Natur und wollten sie zu neuem Leben erwecken. Stütme durch heulten Lottes Herz: wollten sie auch zu neuem, ewigen Leben rufen? Heute war Hansens fünfundzwanzigstes Wiegen fest, und so ging denn Lotte gegen Mittag hinüber'nach Schloß Sitt zu seinem Grabe. . . Da saß sie nun feuchten Auges und ließ ihren Lebensweg vor ihrer Seele vorüberziehen, vom Ev- wachen der Liebe zu ihm bis jetzt. Ach, sie war ja so. glücklich gewesen, daß sie ihn besaß. Und dann — dann kam das Fürchterliche: er mußte fort, hinaus ins Feld, hinaus in den Tod. Nun ruhte er in kühler Erde, und sie sollte vergessen . . . Die Sehnsucht nach ihm zehrte an ihrem Herzen, und sie sollte diese bezwingen! „Vergiß!" raunte ihr di« Stimme der Vernunft zu. „Meine Liebe dauert über dein Grab!" flüsterte ihr Herz. Was sollte sie tun? Ein Kampf wogte in ihrem Innern; wie zwei Riesen rangen Vernunft und 'Herz; aber über dem Geistzev rüttenden winkte Ler Tod mrt der Palme des Friedens. Im Tode ist Ruhe, im Tode ist ewiges Wiedersehn! Sollte sie^der finsteren Gewalt der Vernunft gehorchen und seinem Andenken, seiner Liebe entsagen, oder sollte sie der seelischen Macht ihres Herzens Folge leisten und ihm die Treue halten? (Und wenn sie der Ver nunft anhangen würde, was würde es ihr helfen in ihrer Sellenqual? Sie entrisse ihm ihr Herz und schenkte -es einem andern und müßte sich ewig Vorwürfe machen.) Vor ihr raschelte es. War sie im Fieber, sah sie Wirklichkeit? Ein Gespenst schien auf dem Grab stein zu tanzen: der Tod... „Komm herauf", tönte eine Stimme von oben. Sie griff nach dem Herzen. „Ich komme." Ein Schrei . . . Ein kleiner Blutstrahl spritzte auS ihrem Munde und färbte den Märzschnee rot . . . Und ein junges Menschenherz hatte aufgehört zu schlagen. 1» * * Irgendwo im deutschen Lande ruhen zwei 'Grüber inmitten eines Parkes, umrauscht von den Wipfeln deut scher Eichen. Ein schwarzes, einfaches Eisengitter zäunt sie ein; ein Grabstein von schwarzem Marmor ziert sie; Efeu wächst darüber hin; ein schmaler Weg, mit weißem Kies, umsäumt die Stätte. Auf dem Marmor sind diese Worte eingemeißelt: „ Er erlitt in der Christnacht 1914 den Heldentod für sein geliebtes Vaterland, sie starb aus Sehnsucht nach ihm. . ." Der Abend senkte sich hernieder. Still« breitet sich ringsum aus; nur in den Wipfeln der Eichen säuselt der Wind sein trauriges Abendlied. Mein Blick fällt auf die Inschrift des Grabsteines. Ganz unten steht mit goldenen Lettern eingegraben der Anfang seines Lieblingsliedes. Ich ziehe meinen Hut, neige mein Haupt und spreche ein kurzes Gebet, daß Gott, der Allvater der Mensch heit, dem deutschen Volke solches Heldentum und solch« keusche Liebe und unerschütterliche Treu« bewahren möge. Die Nacht -ist hereingebrochen. Am Himmel glitzern Tausende von Sternen so zutraulich herab. In den Eichenw-ipfeln säuselt der Wind Noch immer seine ein tönige Weise, und wie ein fernes Sehnen dringt's an mein Ohr, wehmütig, ersterbend: „Heiß ist die Liebe, kalt ist der Schnee, Scheiden und Weiden und das tut weh .,.«