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KeLrzt m Dchtch Atilm,. Nr. 227 Freitag den 29. September 1916 abends 82. Jahrgang Staatliche Schlachtviehversicherung im Königreich Sachsen. Durchschnittpreise zur Berechnung der Entschädigung für die in der Zelt vom 1. bis 31. Okt, 1916 geschlachteten Tiere. Durchschnittspreise in Mark für je 50 Kilo Schlachtgewicht. Ochsen. 1. vollfleischige, ausgemäslete höchsten Schlachtwert«» bis zu 7 Jahren 205,— 2. junge fleischige nicht ausgemästete — ältere aus- gemästete 181,— 3 mätzig genährte junge, gut genährte ältere . .174,— 4. gering genährte jeden Alter» 162,— 5. n) magere. . . j 110,— d) abgemagerte, soweit sie nicht nach 8 1 Zffr. I b de» Gesetzes von der Versicherung ausgeschlossen sind. 65,— 8. Bullen. 1. vollfleischige ausgewachsene höchsten Schlacht wertes bi« zu 5 Jahren 198,— 2. vollfleischige jüngere und vollflelschige, ausge- mästete über 5 Jahre 177,50 3. mätzig genährte jüngere und gut genährte ältere 167,— 4. gering genährte 151,— 5. a) magere 105,— b) abgemagerte, soweit sie nicht nach § 1 Zlffr. I b des Gesetze» von der Versicherung ausgeschlossen sind 65,— L. kalben und Kühe. 1. vollfleischige, ausgemästete Kalben höchsten Schlachtwertes und vollfleischige, ausgemästete Kühe höchsten Schlachtwertes bis zu sieben Jahren ... .205,— 2. über 7 Jahre alte ausgemästete Kühe und gut entwickelte jüng« Kühe und Kaben. . . . 196,— 3. gut genährte Kühe und mätzig genährte Kalben 171,— 4. mägig bez. gering genährte Kühe und gering genährte Kalben . .144,— 5. 2) magere dergleichen .100,— b) abgemagerte dergleichen, soweit sie nicht nach 8 1 Zffr. Id des Gesetzes von der Versicherung ausgeschlossen sind .50,— v. Jungvieh im Alter von 3 Mon. bis zu 1 Jahr. 1. gut entwickeltes 180,— 2. mätzig gut entwickeltes 155,— 3. gering entwickeltes 130,— 4. erheblich in der Entwicklung zurückgebliebener, soweit es nicht nach 8 l Zissr. Id des Gesetzes von der Versicherung ausgeschlossen ist . . . 60,— Schweine. 1. a) Schweine mit über 110 kg Schlachtgewicht 172,50 b) - - 97—110 kg - 165,50 c) . - 89—96 kg - 158,50 ck) . . 81-88 kg - 151,50 2. s) . .. 73-80 kg - 138 — b) - - 65—72 kg - 125,— c) . - 57—64 kg - 112, cl) fette (gemästete) Sauen und Schnittrber über — 120 kg Schlachtgewicht! 151,— 3. 2) Schweine mit 50—56 kg Schlachtgewicht .105,— b) Schweine unter 45 kg Schlachtgewicht soweit sie nicht unter Ziffer 4 oder 5 fallen. . . 98,50 c) fette (gemästete) Sauen und Schnittrber mit 95—120 kg Schlachtgewicht 144,50 ch unter 93 kg Schlachtgewicht 118,— 4. nicht ausgemästete Sauen, Schnitteber (Alt- schneider), Zuchtsauen und Zuchteber, sowie sehr gering genährte oder mangelhaft entwickelte Mastschweine - - - - 92»— 5. 2) magere oder in der Entwicklung zurück gebliebene Tiere - - - ' d) abgemagerte oder erheblich in der Entwicklung zurückgebliebene Tiere, soweit sie nicht nach 81 Zffr. ib de» Gesetzes von der Versicherung ausgeschlossen sind ^0'— Unsere Sachsen im Felde. Von Georg Freiherrn von Ompteda. (Die Gartenlaube.) Bom Landser. (Fortsetzung.) Das Beispiel macht alles. Jene« unerklärliche Etwa«, das sich überträgt wie durch ein Wunder. Und dennoch kein Wunder, denn Stimme, Blick, die freudige Sicherheit, da« hohe Opfer dessen, der vielleicht mehr preiszugeben hat, al ber einfache Mann, wirkt wie ein loderndes Feuer. Man sagt dieser und jener Sieg sei mit den Fützen gewonnen worden. Nun: Vergesset die Seelen nicht, die der Fütze Versagen überwunden haben. Und doch hat schlietzltch kein Mensch mehr einzusetzen als sein Leben. Und jeder hat nur einer. Der General wie der einfachste Landser. Jedem ist doch sein Leben lieb. Wie da» Schmerzgefühl der Nerven den Menschen warnt, das irgendwo an der Oberfläche seines Lebens ein Unheil droht, so ist der Selbsterhaltungstrieb jedem eingepflanzt. Der Landser hängt am Leben, er drängt nicht etwa mit wilder Begeisterung zum Heldentode. Gott sei Dank, nicht, denn das bedeutete sinnlose Opfer, Nein, er weitz genau, was er hingibt, und hat im Laufe des Feld- zuge« sich decken gelernt. Aber jeden Augenblick ist er auch bereit, diese» sein eines Leben für die Kameraden, für sein Vaterland zu opfern. Wohl gibt es auch unter den Landsern hier und da einmal einen Feigling — schwache Menschen sind überall — aber er wird mitgerissen von den anderen, und datz, wie wir e» beim Gegner oft beobachtet haben, eine Grabenbesatzung nicht herauszubringen gewesen wäre, ist beim Landser nie geschehen. Wenn es galt, ist er vorge gangen, immer vorgegangen, nur nicht mildem „betrunkenen Elan" des Welschen, nicht mit der Herdenschlachtviehstumps- heit des Russen, auch nicht mit der bezahlten Opferdumm- heit her „Lornedberfs". Nein, beim Landser hat der Be fehl: „Es wird angegriffen" keine wilde Begeisterung er zeugt, keinen sentimentalen Abschied geboren sondern jenen stillen Ernst, der, auf allen Gesichtern gespiegelt, spricht: „Viele von uns kommen nicht wieder, darunter vielleicht auch ich, aber es mutz sein, und ich nehme jedenfalls soviel Gegner ins Jenseits mit, al» ich nur kann!" Dann Hai der Landser auch noch jedesmal seine Pflichten getan, ja meist ging er, wenn ihn blutige Arbeit erst warm gemacht, über die befohlene, ja über die erwünschte Llnie noch hinaus. Jene ständige Anstrengung, der sich der Landser mit Freude unterzieht, und die er mit Humor würzt, lätzt schwächliche Gedanken nicht aufkommen. Ein streng Ar beitender, nun gar einer, der stündlich vor dem Tode steht, wird notwendigerweise erst, denkt auch nicht wie mancher daheim er sich wohl ausmalen mag, ständig an die Lieben zu Haus. Dazu hat er nicht genug Zeit, wie denn jeder be schäftigte Mann mit allen seinen Gedanken zuerst bei seiner Arbeit ist, etwa», dem bisweilen die gar nicht oder nur in häuslichen Grenzen tätige Frau wenig Verständnis entgegenbringt. Danken wir dem Schicksal, datz diese» so ist, denn eben darin beruht unsere Stärke. Ein Landser, der nur Heimgedanken nachhinge, würde unsere Schlachten nicht gewinnen, unsere Angriffe nicht vortragen, wäre nicht fähig, im Graben auszuharren. Jene zeitweise Ausschaltung der Familie, ist nicht Gemülshärte, sondern notwendiges Gegen gewicht. In gewissem Sinn einseitig werden die Landser hier drautzen. Das pflegt aber der Durchschnitt erfolgreicher Menschen im Flieden auch zu sein. Diese einseitige Ge dankenrichtung teilt sich nun im Kriege allen mit, die mit höchster Krastanspannung ihre» Körpers wie ihrer Seels dem grotzen Endziele des Sieges Deutschland dienen. Allen liegt in weiter Ferne, was sie einst im Frieden beschäftigt hat. So kommt es, datz ein Leutnant, ursprünglich Kriegs freiwilliger und damit Landser, der von Berus Kunstge- lehrt» war, jedem Gespräch über Dürer oder Franz Hals auswich, war doch sein Gehirn nur mehr auf den Abschnitt eingestellt, in dem er lag. Durch Velasquez war dieser Mann nicht zu erwecken, aber wo der letzte Schutz seine» Haubitze gesessen hatte, und wie der nächste sein Werk der Zerstörung erfüllen würde: da« irrte durch seine Träume. Solch völliges Aufgehen in der Gegenwart erzeugt nun eine Art Gewöhnung, eine Abstumpfung gegen Dinge, die sonst einen Menschen erschüttern mützten. Da« darf aber nicht al» Roheit ausgelegt werden. Nun gibt es zwar unter den Landsern feine Jungen, . die dem -Tode mit der Abwehr geheimen Grauen» gegen- überstehen, aber die Mehrzahl, der einfache Mensch, sieht den Tod als etwa» so natürliche» an, wie geboren werden. Vorgänge, die ihm täglich begegnen, wo bei beschränktem Raum Kreisende, Kranke, Tote im gleichen Zimmer schlafen müssen. EtwasTierisches ist darin, etwa«, das Urverhältnissen nahekommt, wie sie eben der Krieg erzeugt. Sie haben den Tod so oft erblickt, haben so häufig begraben müssen oder gar nicht begraben können, datz sie sich gewöhnten, den leb- losen Körper nur al» eln abgetanes Ding anzusehen. Da» findet auch seinen Eindruck in der Art, wie seine gefallene Kameraden, die, in ihre Zeltbahn eingrlchlagen, bereitliegen, versenkt zu werden, betrachten, indem sie einen Zipfel auf- Heden, einer nach den anderem, der vorüberkommt, um die Art der Verwundung festzustellen. Der ermattete Landser, der auf dem Schlachtfelde biwakierend friert, zieht ruhig dem nächsten toten Russen den Mantel aus, um sich zuzu decken. Harte Notwendigkeit, nicht Mangel an Gefühl. Rührend enthüllt sich das, wenn einer dem gefallenen Kameraden die Stiefel abstrelft, weil er selbst seine im ver schütteten Unterstand verloren hat, und dann dem Toten zärtt ch die Wange streichelt, indem er spricht: „Sei mir nicht bees, mei lieber, ich kann doch nich anders!" So ist es auch nicht als Selbsterhaltungstrieb, als da» grausam Unumgängliche des Kriege», wenn den Gefallenen Muni tion und eiserne Portionen abgenommen werden. Gefühl hat d» Landser deswegen, nur tritt es nicht in Jammern, Augen- wischen und Schnäuzen zutage. Vielleicht ^zeigt sich, da» am besten in der Pfleg« der Gräber. Diese werden so liebevoll vom Landser betreut, wie gewitz nicht immer daheim in Friedenszeit. Das Kreuz wird, ost nur mühselig bei mangendem Werkzug, geschnitzt und gefügt. Steine werden abgeschliffen, um darauf oder gar in den Felsblock hinein Namen, Ort und Tag zu hauen. Unerschöpflich ist die Erfindung des Landsers. An einem Ort im Osten, wo die Helden im Walde liegen, haben die Baumstämme zu Häupten der müden Schläfer selbst gedient, ihr Andenken zu bewahren. Sie sind in Mannshöhe abgesägt — der obere Teil ergab, zu . Brettern verwertet, den Sarg — eingekerbt und beschrieben. I Nicht immer hat das ein Schriftgelehrtrr besorgt, um so - M rührender, wenn der Landser in seiner Lenkung- und Sprechweise des Kameraden Gedächtnis bewahrte, indem er etwa schrieb: „Hier ruht Jäger Mehlhorn I, 3. Kompanie, Jäger . . was soll ihm noch geschehen. Leb wohl Parole: Jenseits. Deine Landser." Oder einfach: „Hier ruht Ulan Döbbgen, I. Ul . . . nebst zwei hübschen Russen als De- sangen«." Nun, er wird seine Gesungenen wohl abliesern dort oben, und da es ganz hübsche Leute gewesen sind, ihnen als Landser, di« sie nach ihrer Weise auch sein mögen, zur Versöhnung die Hand schütteln, ehe sie «in- treten in den friedlichen Himmelssaal. Des LandsersGesühl zeigt sich nicht minder in der So:ge um die Lebenden, wenn er zum Beispiel den Eltern od» Ä der Frau seine» toten Mitlandsers au» seiner Gruppe mit ungefüger Hand einen Trostbrief schreibt, oder sobald er bet ruhigeren Augenblicken an der Front Heimaturlaub F bekommt, er von seinen paar Tagen zwei opfert, um den Eltern de« Gefallenen zu erzählen, wie und wo es war. - Gefühl spricht auch ost in unbehilflich» Weise au» den Liedern, die gesungen werden. Jene merkwürdige Eenti- mentaliiät, die nicht selten aus ihnen klingt, und zum erden- nahen, derben Naturwesen des Landser« wenig passen will, ist wohl dadurch zu erklären, datz sie meinen, das Poetische müsse autzerhalb der Wirklichkeit stehen. Sie fällt aber ohne Schaden von ihnen ab, sobald sie ausgelungen haben. Der gleiche Vorgang kehrt im Leben des Volkes wieder. Bei Enthüllung, Stiftungsfest, Einweihung oder anderen Un glücksfällen pflegt das einfache Wort nicht zu wirken. Lin Volksredner mutz lange sprechen, blumig, ein Gefühl breit tretend, da» wohl vorhanden ist, aber nicht in der Gestalt. So haben denn leider die Landser unsere schönsten Lieder Oer siegreiche Frieden ist das Ziel der Kriegsanleihe. Deshalb muß jeder zeichnen, soviel er kann. Das ist er seinem Vaterlands, seiner Familie und sich selbst schuldig.