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(Schluß folgst) schwärmten in dieser Gegend pur kleine Trupps. Aus Zusammenstöße mußte man allerdings jederzeit ge faßt sein. Weit war der Weg, aber gegen Abend hatte man doch die Stelle erreicht, wo noch Vie niedergeschossenen Afrikaner lagen, schrecklich anzusehen mit den wett aufgerissenen verglasten Augen. Ohne Aufenthaltging's von hier aus weiter, tiefer in Feindesland-hinein. Wieder waren Stunden verstossen, da durchquerten sie ein Tal, das von steilansteigenden bewaldeten Höhen eingeschlossen war. Am Horizont machte sich Heller Feuerschein be merkbar, von Zeit zu Zeit erzitterte die-Erde- unter dumpfem Kanonendonner. „Da wird mitten in der Nacht gekämpft", fagte Hans, „vielleicht haben die Franzosen es schon heraus, daß sie dort in der Ueberzahl sind. Nur- vorwärts, vorwärts!" Es bedurfte der Anfeuerung kaum. Ungeduldig waren sie alle. Möglich, wahrscheinlich sogar, daß die Unserigen sehnsüchtig auf Hilfe warteten. Jetzt befanden sie sich am Fuße des Berges, der zu übersteigen war. Zwischen den Bäumen war es stockfinster. Nur schrittweise gelangten sie hinauf. Ihre an das Dunkel gewöhnten Augen suchten die Finsternis zu durch drin gen. Trotzdem man sich hinter der Linie der Deutschen befand, mußte man aufUeberraschungen gefaßt sein. Aber nichts Verdächtiges rührte sich. Bei jedem Rascheln der welken Blätter umschlossen dis Härten Kriegerhände die Gewehrkolben fester. Doch ohne Zwischenfall gelangte man zur Höhe hinauf. Da bot sich ihnen ein ebenso fesselndes wie grau siges Schauspiel. Es war, als seien Sonne, Mond und Sterne zur Erde herabgestiegen, ein solches Feuermeer hatten sie vor sich. Lichtsignals stiegen in Form von Raketen in den schwarzen Abendhimmel hinauf, ein wahrer Hagel von Eisen prasselte in die Stellung der Unserigen hinein. Man vernahm das furchtbare Geräusch der platzenden Granaten, das Knacken der Maschinengewehre, den Donner der Geschütze. Beim Schein der Leuchtsignale'sah mau Rauch und Dunst, zu Wolken zusammengeballt, über dem Erdboden, stellenweise loderten glutrote Flammen. Bis hierher drang kein Heller Schein. Sie stürmten den Berg hinunter und-schlichen dann, vorsichtig nach Deckung ausspähend, .zu Ler Stellung der Unserigen heran, die sich im Unterstasdhefanden. Vor dem Feuer waren sie dort sicher und geborgen. Aber jetzt schwiegen die feindlichen Geschosse. Wa das bedeutete, war-klar: - Es war ihre Absicht, im Nahkämpf unsere Stellung zu stürmen. Aber zur rechtem Zeit -erreichte Hans mit seiner Gruppe den Unterstand. Die Verständigung mit de» Kameraden war im Nu hergestellt. Nun konnten sie den Feind gebührend empfangen. Als die Franzosen nahe.genug waren, flogen ihnen unsere Handgranaten entgegen, Entsetzensschreie ertönten. Bestürzt wich der- Feind, zurück. „Keiner darf entkommen!" rief Steinberg. Flücht linge würden ihrem Regiment unsere Stellungen ver raten. Das giht's nicht!" Er richtete dem Feldwebel die- Befehle- des Haupt manns aus, gab ihm die schriftliche Order. In Nacht und Dunkel wurde die Verfolgung des Feindes ausgenommen. So eine richtige heilige Kriegs?- wut hatte Hans erfaßt. Sein Gewehrkolben verfehlte kein Ziel. Seine Raserei riß die anderen mit fort.. Aber dann, war es doch plötzlich, als erhalt?, er einen wuchtigen Schsqa aufLey-Kopf. Der Helm-flog nicht herunter, doch er schien sich -getockert^zu Habens Warm rann es in Stembechs- HÄsSiÄ>s->- dochö.eri fühlte weder Lies, noch den-dumpfomSchwttxäm Ktzpf-ä Nur noch erbitterter, gereizter stürmte---er -dcchjnF alle» voran. Wer hätte dem schlanken blassen Man» mtt dem« ruhigen, fast schüchternen Wesen, dieses HAdenmnrt^z diese Ausdauer und zähe Widerstandskraft Zugeirccut?-' Furchtbar war er als Krieger. BcmGrcfu«!-erfüllst« flohen die Feinde vor sein«» Waffen-, --die sie doch^ erreichten. Aber dann — was war Las -— Hans haöe chaLS Gefühl- als durchlohe «is HAlänbrsnK. fers H^n. Schwarz wurde es vor fMen Augen, er- sank-zu Boden, aber er wußte nichts mehr davon. Wohitustzde-^ Ohnmacht umfing seine erschöpften Sinnen Wohl eine Stunde tag er fo, .bis ein schmerzliches Stöhnen ihn weckte: Bis insMarkdurchkältet.schauerte er zusammen. - Als das Stöhne» nicht «schließ, - öffnete Hans dis. Augen. Er starrte vor sich Hirst Völlige Finsternis, umgabt ihn,-eine- schwarze Mauer- undurchdrsttslich^ grausig in ihrer Unzerstörbarkeit. i Nacht war es. Der. Wind strich klagend über die weiten Felder, feucht und schwer.sickerte der Nebel, aber furchtbarer als alte Schrecken Ler FirrstNnis?. war das Klagen und Jammers neben Hans,- dichte neben ihm. Ein dumpfer Druck beengte seirr Hirn- aber bald - kehrte ihm das volle Bewußtsein wieder. Er erinnerte sich des Kampfes und Sieges. Wilde- Freude durchglühte ihn. Ha! Es war doch ein« Lust, 7 eine Ehre, ein Deutscher zu sein. Das Feuer hoher Begeisterung hatte sie alle gleichermaßen durchflammt, dem konnte kein Feind standhalten. Aber freilich, die Opfer, welche die Kriegsfmie fordert, müssen Blut und Leben lassen. So mancher scheidet ungern. „Ich", dachte Hans, „wollte, ich, wäre nie wieder erwacht. Mir ist das Leben doch vergällt." „Kamerad", sagte er laut, „warte nur ein Weilchen, in meiner Feldflasche ist noch Kaffee, leidest du Durst?. Ich erlabe dich." Der da neben ihm stöhnte, schien nichts, zu hören. Man konnte glauben, seine Stimme ersticke -im Blute,- so entsetzlich war das Röcheln und schmerzliche Wimmern anzuhören. Hans versuchte sich, aufzurichten- aber dabei stei< gerte sich der Schmerz am Hinterkapf zu-einem -so höllischen Brennen, daß er selbst aufschreien mußte vor, - Qual. Am Hinterkopf also war er verwundest Vorsichtig löste er den Helm. Dann versuchte er nochmals, sich, zu erheben. Es gelang. Aber schwer war-ihm der Kopf, als müsse er wieder umsinken^ fast gewaltsam Lvg es ibn zu Boden. Er biß die.Zähne zusammen- holte mit zitterndem Händen sein Verbandzeug hervor, legte sich einen Rost- verband an und tastete nach Lem-Kameraden, vos..- dem er nichts sehen konnte, dessen brechende -Stimme-- ihm aber durch Mark und Bein ging.^ Er mutzte dem - Aermsten doch helfen. Indem er seine elektrische Taschenlampe hervor- suchte, mußte er ganz unvermittelt au Dora Lenken. Und nicht mehr grollend und hart verurteilend Lachte er ihrer, sondern verzeihend, herzliche so. als-sei etwas, das zwischen ihnen gestanden^ nicht mehr-vorhanden. Und wie von einer unsichtboron.Marht gezwungen, lauschte er aufmerksamer, nachdenklicher auf dieSürnme- neben ihm. Woran erinnerte. ihn LiesrUre, wo hat»? er ste früher gehört?