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Beilage M WMerlh-AMmg. Nr 222 ' Sonnabend den 23. September 1916 abends 82 Jahrgang Aus Feldpostbriefen. kk. Aachen, Kurhaus „Forst", 14.8. 16. Sehr geehrter Herr Unger! Muh Ihnen hierdurch die Mitteilung machen, daß ich am II. 8. nacht» 1/43 Uhr beim Angriff im schweren Granatfeuer durch «inen Voll treffer bei Boscur Höhe 160 verschüttet wurde. Der Arzt stellte Quetschung des Brustkorbes, Rückgrates und rechten Knies fest. Vom Feldlazarett kam ich mittel» Sanitäts- autor nach Curtolrtte, von da nach Wullenkur und dann Eammelsteile Vel'n, von wo aus ich mit noch 240 Ver wundeten mittels Lazarettzugs am Sonntag vormittag 930 in Deutschland (Aachen) ankam. Bin hier in sehr guter ärztlicher Behandlung. 60 Mann von diesem Transport blieben in Aachen, die andern kamen nach Köln. Di« Verluste an der Somme sind auf beiden Seiten groß. E» ist nur gut, daß es sich bet uns meist um Verwundete handelt; wenig Tote.... Abend» 9 Uhr beginnt die feind- liche Artillerie mit ihrem Trommelfeuer, da» bis morgen» 5 Uhr andauert... An Ausbauen von Gräben ist nicht zu denken, denn sobald wir anfangen mit Schanzen, haben wir da» schönste Feuer da. — Will gern meine Schmerzen tragen, wenn ich nur nicht so kopsleidend wäre. In der Hossnung.... Schuldvucheintragungen. Der Entschluß, sich an der fünfte« Kriegs, «leihe durch Zeichnung zu beteiligen, wird jedem, er an das Wohl des Vaterlandes, das seiner Familie nd sein eigenes denkt, leicht fallen; denn es gibt kein« bessere Kapitalanlage ls sein Geld zum Schutze und Siegb des Reiches mit- rbeiten zu lassen. Zweifel werden nur bei manchen Kapitalisten oder Sparern darüber auftauchen, ob sie di« proz. Deutsche Reichsanleihe zeichnen sollen oder die V-proz. Reichsschatzanweifungen. Beide Anlageformen aben ihre besonderen Vorteile. Aber alle die Kapitalisten, Sparer, Vermögensverwaltungen ufw., die auf längere seit hinaus davon absehen möchten, das Geld anoev- oeitig unterzubringsn und die ferner sich nicht um eine luslosung ihrer Wertpapiere, wie sie bei den Reichsschatz' nweisungen in den Jahren 1S23—1932 vorgesehen ist, ümmern möchten, alle die werden die 5 proz. Reichs- nleihe wählen. Für die letztere ist der Zeichnungspreis, venn der Zeichner Anleihestücke ausgefolgt haben will, mf 98 für 100 festgesetzt, hingegen auf 97,80 F für 00 bei Schuldbucheintragungen. Warum stellt sich . Vie Schuldbnchelnlragung >em Preise nach günstiger für den Zeichner? Ist sie rtwa mit irgendwelchen Nachteilen verknüpft? Ganz ge- viß nicht! Sehr viele Kapitalisten und Kapitalverwalter empfinden >s als eine Unbequemlichkeit und unnütze Ausgabe, für Ine sichere Aufbewahrung der Anleihestücke sorgen zu nüssen. Ihnen ist es daher sehr willkommen, daß es eine Möglichkeit gibt, das Anleihekapital auf den Namen des kigentümers in das Reichsschuldbuch eintragen zu lassen, vomit die Gefahr von Verlusten durch Diebstahl, Feuer md dgl. entfällt. An die Stelle der Anleihestücke tritt ür den Eigentümer der in das Reichsfchuldbuch ringe- ragenen Deutschen Reichsanleihe ein einfachesBestätigungs» chreiben der Schuldbuchverwaltung. Dieses wird zwar eder ordentlich aufbewahren müssen, doch ist sein etwaiger !erlust ohne rechtliche Bedeutung. Ebenso wie die Aufbewahrung des Werkpapier» selbst ommt durch die Eintragung der Reicksanleihe in das sieichsschuldbuch die Aufbewahrung vou Ainsfchelnen n Fortfall. Das ist insbesondere deshalb wichtig, weil Pnsscheine bei Verlust nicht gerichtlich aufgeboten wer ten könne»; also schwer zu ersetzen sind. Wie kommt man aber, wenn man keine Zinsscheine >at. ru keinen Zinken? Die Beantwortung dieser Frage Aachen, 20. 8. 16. Sehr geehrter Herr Unger! Heule vormittag gelangte ich in Besitz...... Werde in Gipsverbände gepackt und komme dann tn» Gipsbett. Gern will ich alles in Geduld tragen, wenn ich nur fo wieder hergestellt werde, daß ich recht bald wieder hinaus nach Frankreich komme, damit ich mich wieder unter meinen Kameraden befinde. Gestern bekam ich einen Brief au« dem Felde Ja, da« ist die schlechteste Front, die Somme. Aber Nachlassen können und werden wir nicht; einfach immer feste drauf. Sie sollen es merken-, daß sie Sachsen vor sich haben. Die Engländer sind zu frech. Mein Kamerad, ein Vizefeld- webel, »chrieb mir, daß der freche Engländer etzt täglich dreimal käme, weil er weiß, daß wir keine richtigen Unter stände mehr haben... Von unserer Stellung bis zu ihnen sind nur noch einige Meter. Na, unsre lieben 42«r>Gra- naten werden ihnen schon die Frechheit austreiben, denn die Sorte können sie nicht vertragen Nun mutz ich meinen 30jähriqrn Geburtstag im Lazarett verleben.... E, verbleibt... Zwickau, 29. 8. 16. Werter Herr Unger! Besten Dank.... Teile Ihnen mit, daß ich auf Gesuch meiner Angehörigen verlegt wurde lst sehr einfach. Die Zinsen der vuchschuld werden dem Berechtigten ohne die geringsten Umstände nach seiner Wahl durch Postsendung oder Reichsbank- Giro-Konto ausgezahlt, und zwar für die fünfte Kriegs anleihe, da sie April-Oktober Zinsen trägt, jeweilig vom 18. März und 17. September ab. Die Zusendung der Zinsen im Postverkehr erfolgt innerhalb des Deutschen Reiches zum Betrage von 1500 «4! einschließlich portofrei und nur bei höheren Beträgen auf Kosten des Empfängers. Besitzt dieser ein Postscheck-Konto, so werden auch höhere Beträge gebührenfrei überwiesen. Atte kleinen Sparer, die bisher ihr Geld auf einer Sparkasse oder bei einer Genossenschaft liegen Hatton und jetzt dem Rufe des Vaterlandes folgend, die neue 5 proz. Reichsanleihe zeichnen, verfahren am richtigsten, wenn sie die gezeichnete Anleihe in das Schuldbuch ein- tragen lassen und bestimmen, daß die Zinsen fortlaufend der Sparkasse oder Genossenschaft, bei der sie ein Konto haben, überwiesen werden. Dort werden dann die Zinsen ohne weiteres dem Sparguthaben zugeschrieben, so daß das Sparbuch sich wieder von selbst ergänzt. Erwachsen dem, der eine Buchschuld eintragen läßt, irgendwelche Kosten? Nein! Weder für die Eintragung der Neichsanlelhe in das Reichsschuldbuch werden Ge bühren berechnet, noch für die laufende Verwaltung des eingetragenen Vermögens. Gebührenpflichtig ist nur die Austragung der Vuchschuld, d. h. die Löschung, und damit kommen wir zu der Frage, wie sich der Inhaber einer Schuldbuchforderung zu ver halten hat, wenn er sein Kapital zurückzuerhalten wünscht. Er braucht in einem solchen Falle nur einen entsprechen den Antrag beim Reichsschuldbuch zu stellen und erhält dann die wirklichen Schuldverschreibungen (nicht etwa bares Geld) gegen eine Löschungsgebühr von 75 Pfg. vom Tausend, mindestens aber 2 ausgefolgt. Aller dings würde eine solche Ausfolgung bei der fünften Kriegs anleihe nicht mit Erfolg vor dem 15. Oktober 1917 be antragt werden können, denn die oben erwähnte Ermäßi gung des Zeichnungspreise» für Schuldbuchzeichnungen soll ja gerade denen zuteil werden, die die Schuldbuch, eintragung bis zu dem erwähnten Zeitpunkte unangetastet lassen. Will jemand dann seine Schuldbuchforderung in bares Geld umwandeln, so läßt er sich zunächst die An- leihestücke augfertigen und kann diese jederzeit durch eine Bank oder ein Bankgeschäft veräußern. Eine Eintragung von Reichsschatzanweijungen in das Reichsschuldbuch findet nicht statt, weil die Neichsschatz- anweikunaen nicht in dem gleichen Maße wie die 5 proz. l und am 26. 8. hier im Reserve1azar«tt II ankam. Trotz- - dem ich im Gipsbett liegend tranrportiert und viermal umgeladen wurde, kam ich ohne Fieber und ohne besonder« Echm«rz«n ganz gut an. Mit Grütz....! sZwickau, 3. 9. 16.D W Sehr grrhrter Herr Unger! Ihren lieben Brief.... Meine Familie ist ganz glücklich, datz sie täglich am Bett ihre» Papas weilen kann. Mein Leiden hat sich ganz besonder» gebessert. Die Gipsverbände sind abgenommen. Nur mutz ich, wie ein Soldat stramm in der Front, stramm im Bett liegen. Ach, wenn man die Zeitungen liest, hat man keine Ruhe mehr im Bett, sondern ( immer wieder raus zu den Kameraden. Bekam soeben Nachricht von einem Unteroffizier au» dem Felde, datz mein Gefreiter und 8 Mann den Heldentod erlitten in der Nacht vom 25. zum 26. 8 bei Pozieres, wo ich verwundet wurde. Na, so Gott will, werde ich mich rächen... In meiner früheren Stellung östlich Armentiere» batte ich Gelegen heit, die Friedhöfe der gefallenen sächsischen Kameraden zu sehen. Die Angehörigen in der Heimat können in der Hinsicht beruhigt sein, datz ihre Tapferen eine würdige Ruhestätte haben... Bitte grüßen Sie alle Herren vom Militärverein.... U -O. Otto Göhler. Reichsanleihe Sie Eigenschaften einer vauernven Kapital anlage tragen. Vas Reichsfchuldbuch lst aber lediglich für die dauernde Kapitaiverwattung bestimm». Welchen Zuspruchs es sich erfreut, darauf mögen einige Zahlen die Antwort geben. Zum Anfäng des Jahre» 1900 bestanden beim Deutschen Reichsfchuldbuch 3889 Konten über zusammen 294 813 300 Kapital. Zu Beginn de» Monats Juli 1916 waren es 657 909 Konten über zu sammen 7 021536 200^! Kapital. Es waren mithin über 7 Milliarden Mark schon Anfang Juli im Reichsschuldbuch «ingetrageni Land und Leute. Die Trunksucht in Rußland. Die durch das Alkohol verbot bedingten Zustände in Rußland stellen die Regie rung vor überaus große Schwierigkeiten, deren Lösung im Interesse der Bevölkerung als eine Staatsnotwendig keit empfunden wird. Mit dem Alkoholproblem befasse«! sich die einzelnen politischen Parteien, die Presse, dis Re gierung und nicht zuletzt der hl. Synov, ohne daß ein Ausweg gefunden werden kann. Den „Rußkija Wje». domsti" wurde aus Samara berichtet, daß die Trunksucht^ einen erschreckenden Umfang angenommen habe, wobei die! Konsumenten keine Preise für denaturierten Spiritus oder! Kölnisch Wasser scheuen. Das Blatt führt eine Anzabl von Fällen an, die auf Verrohung der Sitte schließen lassen. Die Landbevölkerung vermisse Alkoholgetränke bei weitem! schwerer als die unentbehrlichsten Lebensmittel. So sei^ in einem Dorf der „Isprawnik" (Landespolizeichef) vergiftet worden, weil er einen Bauern, der eine geheime Schnaps» brennerei besaß, verhaften ließ. In dem Dorfe Tam- bowka, wo die Behörden die konfiszierte „Kisluschka" auf^ die Straßen ausgossen, haben die Bauern mit Mützen und Krügen geschöpft und getrunken. Aehnliche Nach richten — setzt das genannte Blatt fort — gelangen zu uns aus allen Gouvernements. Dabei ist es noch nicht lange her, daß die Trunksucht in jenen Orten in wüstester Weise zum Vorschein kommt, in denen die Behörden damit zu Beginn des Krieges gründlich aufgeräumt zu haben dachten. Es fehlt die geistige Nahrung, welche der Bevölkerung in dieser ernsten Zeit den Alkoholgenuß er»! setzen könnte, es fehlt die Freiheit zur tätigen Anteil»! nähme an der öffentlichen Organisierung der Kräfte. Dem „Rußkoje Slowo" wird aus Witebsk gemeldet: Im ersten Halbjahr 1916 wurden in unserer Stadt wegen des Verkaufs von alkoholischen Getränken 1650 Personen im administrativen Wege bestraft und 271 zur gericht lichen Verantwortung gezogen. Wegen der Herstellung von Hausbier wurden 456 und wegen heimlichen Schnaps brennens 12 Personen bestraft. 1.^ kuknrkw« ru jeck« 7i»E««it I. Lrvmxolt. ckork 12. Lruüü LeLstks Kotonnckwsren Tadale- «nckNKarren-blaacklung tterreoocirneickerei nach kckak QroSa» mockerner Stokke krüMMMstbitkU'! keste Verptteg., ^spkalt Kegelbahn Verancka. Tel.: Lckmieckederg-Kips- ätascdmonkabrik vippolckiswalcke Lä. 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